Gaffer und Katastrophentourismus

dekumatland

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1826 Gründung des Seebads Helgoland durch Jacob Andresen Siemens.
1840 schon doppelt so viele Badegäste wie Norderney.
Heinrich Heine war zweimal auf Helgoland, Julius Campe regelmäßig jeden Sommer, Fallersleben auf Helgoland bedarf keiner Erläuterung - - die Insel wurde mondänes Kurziel und romantischer Sehnsuchtsort.

Britisch war der Sehnsuchtsort, hatte britische Gouverneure, zeitweilig auch mehr oder weniger Militär (allerdings bauten die Briten hier keine Festung, nur 2 Kasernen)

1864 bot sich dann den Kur/Badegästen die sehr bekannt gewordene Gelegenheit, so richtig spektalulär in traumhaft schöner Kulisse zu gaffen! Da waren die Badegäste dann Katastrophentouristen und genossen das Spektakel, welches sich ihrem Blick vom Hochplateau etwas links der Nordspitze (heute lange Anna) bot: das Seegefecht am 9.Mai 1864 im deutsch-dänischen Krieg.
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(nicht weit von der damaligen Aussichtsstelle der bädertouristischen "Gaffer")
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Ein "geschichtlicher" Themenweg auf der Insel, der sich lohnt!
 

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Bei der ersten Schlacht am Bull Run am 21.07.1861 hat es Gaffer aus der Washingtoner high society an den Rand des Schlachtfeldes gezogen, die dort picknickten und den Sieg der Union beobachten wollten. Die Schlacht endete aber in einer Niederlage der Union. Ein Artillerietreffer auf einer Brücke ließ den Rückzug der Unionstruppen zur panikartigen Flucht werden, von der auch die Gaffer ergriffen wurden. Die Kutschen der panischen Zivilisten blockierten den Rückweg der Unionstruppen nach Washington.
 
Helgoland die Schicksalsinsel der Likedeeler

Der Erwerb des deutschen Kaiserreiches am 01.07.1890 vom Vereinigten Königreich ist ja allseits bekannt (Tauschgeschäft- Sansibar).
Aus Gründen des Protokolls kam aber Kaiser Wilhelm II. erstmalig erst am 10.08.1890 auf die Insel, mit der „Langen Anna“ (ca. 47 m hoch).

Helgoland ist ja auch der Ort wo die Kriegsflotte der Hansestädter im Sommer 1401 die Vitalienbrüder/Likedeeler unter Führung von Klaus Störtebecker auflauerten und ihn samt seiner Leute gefangen nahmen (Hamburg-Grasbrook).
Der Künstler Johannes Gehrts (1855 St. Pauli – 1921 Düsseldorf) hielt dies ja in einem Gemälde fest.

Und wenn ich an Helgoland denke...
Oft höre ich mir von Anton Bruckner dessen Kantate für Männerchor und großen Orchester in g-moll an. Der Text nach einen Gedicht von August Silberstein.
Eine Komposition voller Kraft und Enthusiasmus. Anton Bruckner bestand deshalb auch auf dem Titelzusatz „Symphonischer Chor“.
1. Strophe:

„Hoch auf der Nordsee, am fernesten Rand,
erscheinen die Schiffe, gleich Wolken gesenkt;
in wogenden Wellen, die Segel gespannt,
zum Eiland der Sachsen der Römer sich lenkt!“​

Übrigens, das Alfred Wegener Institut (AWI) hat dort eine Außenstelle. Da beschäftigt man sich u.a. auch mit der berühmten Helgoländer - Hummer.
Alfred Wegener -> Grönland und Kontinental Verschiebung
 
Und wenn ich an Helgoland denke...
Oft höre ich mir von Anton Bruckner dessen Kantate für Männerchor und großen Orchester in g-moll an.
Bruckner war keusch, erzkatholisch und glühender Wagnerianer - aber als Gaffer ist weder auf Helgoland noch andernorts in Erscheinung getreten. Insofern ist er im Faden über Gaffer und Katastrophentourismus eher fehl am Platz ;) aber @Ralf.M weil du ihn erwähnt hast, ein kleines Souvenir vom Eiland:
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Eine ganz andere Sorte "Gaffer" hat allerdings ihren Ursprung auf Helgoland: man sieht sie dort auffallend oft mit monströsen Teleobjektiven, sie fotografieren Vögel und verschwenden keinen Blick und keinen Knips auf die Betontrümmer der gesprengten Festungsanlagen... das geht auf Heinrich Gätke 1814-97, Maler & Ornithologe, zurück, der den Begriff Vogelwarte prägte und eine erste solche auf Helgoland installierte.
 
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