Warum wurde die Schweiz nicht in die Verantwortung genommen?

Griffel

Mitglied
Und wieder möchte ich mal ein interessantes Thema anschneiden!

Nachdem verlorenen Weltkrieg war der "Neuanfang", alles andere als einfach! Und dennoch ist es der Tatkraft von Adenauer und anderen zu verdanken, dass die Sache relativ problemlos vonstattenging! :cool: Man mag ja über Adenauer denken, was man will, aber in dieser Hinsicht, hat er durch seinen Regierungsstil viel bewirkt.
Einer der wichtigsten Schritte, zur Anerkennung und zum Wiederaufbau, eines "Rufes", war ja die Wiedergutmachung gegenüber den Juden bzw. Israel.

Deshalb fanden ja im Jahr 1952 Verhandlungen statt.

https://www.konrad-adenauer.de/politikfelder/seite/luxemburger-abkommen/


Auch bei diesem Thema, bin ich auf eine Frage gestoßen, die man zwar am Rande gelegentlich erwähnt, aber nie richtig beantwortet! Aus diesem Grund, habe ich sie als Überschrift genommen.;) Ihr fragt euch jetzt wahrscheinlich: Was zum Teufel, hat die Schweiz mit der Sache zu tun? Und ihr habt recht! Auf den ersten Blick, eigentlich nichts! Aber auf den Zweiten, eine ganze Menge!
Es durfte ja bekannt sein, dass die Schweiz, auch während des 2. Weltkrieges, ihre Neutralität gewahrt hat. Was bei den Alliierten nicht so gut ankam. Dabei hat sie allerdings ihre eigenen Interessen, nicht vergessen! Auch die Schweiz bzw. verschiedene Personen und Institutionen haben mit dem 3. Reich, gute Geschäfte gemacht. Zu diesen Institutionen gehörten auch die diversen Schweizer Banken.:rolleyes:

Zwar haben die Alliierten schon während des Krieges versucht, geraubte Güter und Kunstgegenstände zu finden, aber das hat nur leidlich geklappt! Auch wenn, man nach dem Ende des Krieges in Deutschland und Österreich viel von der sogenannten Beutekunst aufgespürt hat, vieles blieb verschollen - zum Teil bis heute.
Allerdings, hatte man in Geheimdienstkreisen, schon relativ früh Hinweise darauf, dass sich eine unbekannte Anzahl von Werten, höchstwahrscheinlich in der Schweiz befinden musste. Zu diesen Werten, gehörten neben Bildern, Büsten, Plastiken usw. auch eine Menge Geld, Gold und Silber, das sich die Nazis mit den denkbar dreckigsten Tricks angeeignet hatten.

Und so frage ich mich, warum man A: Die Schweiz nicht gleich nach dem Krieg mit den Fakten konfrontiert hat und so die Herausgabe der Wertgegenstände erzwungen hat. Und B: Hätte man Adenauer mit diesem Wissen vertraut gemacht, hätte die deutsche Delegation, ein Pfund gehabt, mit welchem sie hätte "wuchern" können!:)

Klar sind doch 2 Fakten:
  1. Israel brauchte und wollte das Geld! Da es dringend für den Aufbau des Staates Israel benötigt wurde. An eine Entschädigung der Opfer hat man damals direkt noch gar nicht gedacht. Anderes war damals zunächst wichtiger.
  2. Die Bundesrepublik wollte das Geld bezahlen! Aus freien Stücken. Und war bereit dazu. Allerdings benötigte die BRD ja selbst eine Menge Geld, um eigene Probleme zu lösen. Fürsorge für Witwen und Waisen, Kriegsgeschädigte. Wohnungsbau etc. Hätte also die jüdische Delegation erfahren, dass sich eine Menge "Geld" in der Schweiz befindet, auf das der Staat der Israel oder vielmehr eine Menge seiner Bürger rechtmäßig Anspruch hat, dann hätte man 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen können.
Und Israel hätte die Summe, mindestens verdoppeln, wenn, nicht so gar verdreifachen können. Was bei der damaligen Ausgangslage sicherlich hochwillkommen gewesen wäre. Schließlich konnte der junge
Staat jede "Mark" oder besser jeden Schekel gut gebrauchen.

Wie immer freue ich mich auf eure Beiträge. Und hoffe, auf interessante Fakten.
 
Und wieder möchte ich mal ein interessantes Thema anschneiden!

Nachdem verlorenen Weltkrieg war der "Neuanfang", alles andere als einfach! Und dennoch ist es der Tatkraft von Adenauer und anderen zu verdanken, dass die Sache relativ problemlos vonstattenging! :cool: Man mag ja über Adenauer denken, was man will, aber in dieser Hinsicht, hat er durch seinen Regierungsstil viel bewirkt.
Einer der wichtigsten Schritte, zur Anerkennung und zum Wiederaufbau, eines "Rufes", war ja die Wiedergutmachung gegenüber den Juden bzw. Israel.

Deshalb fanden ja im Jahr 1952 Verhandlungen statt.

https://www.konrad-adenauer.de/politikfelder/seite/luxemburger-abkommen/


Auch bei diesem Thema, bin ich auf eine Frage gestoßen, die man zwar am Rande gelegentlich erwähnt, aber nie richtig beantwortet! Aus diesem Grund, habe ich sie als Überschrift genommen.;) Ihr fragt euch jetzt wahrscheinlich: Was zum Teufel, hat die Schweiz mit der Sache zu tun? Und ihr habt recht! Auf den ersten Blick, eigentlich nichts! Aber auf den Zweiten, eine ganze Menge!
Es durfte ja bekannt sein, dass die Schweiz, auch während des 2. Weltkrieges, ihre Neutralität gewahrt hat. Was bei den Alliierten nicht so gut ankam. Dabei hat sie allerdings ihre eigenen Interessen, nicht vergessen! Auch die Schweiz bzw. verschiedene Personen und Institutionen haben mit dem 3. Reich, gute Geschäfte gemacht. Zu diesen Institutionen gehörten auch die diversen Schweizer Banken.:rolleyes:

Zwar haben die Alliierten schon während des Krieges versucht, geraubte Güter und Kunstgegenstände zu finden, aber das hat nur leidlich geklappt! Auch wenn, man nach dem Ende des Krieges in Deutschland und Österreich viel von der sogenannten Beutekunst aufgespürt hat, vieles blieb verschollen - zum Teil bis heute.
Allerdings, hatte man in Geheimdienstkreisen, schon relativ früh Hinweise darauf, dass sich eine unbekannte Anzahl von Werten, höchstwahrscheinlich in der Schweiz befinden musste. Zu diesen Werten, gehörten neben Bildern, Büsten, Plastiken usw. auch eine Menge Geld, Gold und Silber, das sich die Nazis mit den denkbar dreckigsten Tricks angeeignet hatten.

Und so frage ich mich, warum man A: Die Schweiz nicht gleich nach dem Krieg mit den Fakten konfrontiert hat und so die Herausgabe der Wertgegenstände erzwungen hat. Und B: Hätte man Adenauer mit diesem Wissen vertraut gemacht, hätte die deutsche Delegation, ein Pfund gehabt, mit welchem sie hätte "wuchern" können!:)

Klar sind doch 2 Fakten:
  1. Israel brauchte und wollte das Geld! Da es dringend für den Aufbau des Staates Israel benötigt wurde. An eine Entschädigung der Opfer hat man damals direkt noch gar nicht gedacht. Anderes war damals zunächst wichtiger.
  2. Die Bundesrepublik wollte das Geld bezahlen! Aus freien Stücken. Und war bereit dazu. Allerdings benötigte die BRD ja selbst eine Menge Geld, um eigene Probleme zu lösen. Fürsorge für Witwen und Waisen, Kriegsgeschädigte. Wohnungsbau etc. Hätte also die jüdische Delegation erfahren, dass sich eine Menge "Geld" in der Schweiz befindet, auf das der Staat der Israel oder vielmehr eine Menge seiner Bürger rechtmäßig Anspruch hat, dann hätte man 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen können.
Und Israel hätte die Summe, mindestens verdoppeln, wenn, nicht so gar verdreifachen können. Was bei der damaligen Ausgangslage sicherlich hochwillkommen gewesen wäre. Schließlich konnte der junge
Staat jede "Mark" oder besser jeden Schekel gut gebrauchen.

Wie immer freue ich mich auf eure Beiträge. Und hoffe, auf interessante Fakten.


Du meinst warum die Alliierten es "versäumt" haben, nicht sogleich in die neutralen Staaten Schweden, die Schweiz, nach Spanien und Portugal einzumarschieren, um die staatliche Souveränität anerkannter Staaten mal eben außer Kraft zu setzen, sich mal kurz über das Bankgeheimnis souveräner Staaten hinwegzusetzen weil verschiedene Neutrale sich mit Nazi-Deutschland arrangiert haben oder arrangieren mussten? Da wären dann noch natürlich noch Argentinien und Paraguay, nicht zu vergessen der Vatikan zu besetzen gewesen.

Das alles nur auf Gerüchte hin von Nazigold auf Schweizer Nummernkontos, weil der ein oder andere Nazi ein Konto in der Schweiz hatte?

Das ist vor allem ein Szenario, was surrealistisch ist.
 
Die Schweiz hat doch 1946 das Washingtoner Abkommen mit den USA, Großbritannien und Frankreich geschlossen. Die Schweiz zahlte damals 250 Mio Franken. Die Hälfte des Geldes wurde für Schweizer Kriegsopfer (welche genau das waren bin ich überfragt - vielleicht kann mir da jemand helfen), die andere Hälfte für den Wiederaufbau Europas verwendet. Ursprünglich scheinen die West-Alliierten, erheblich größere Forderungen gegenüber der Schweiz gehabt zu haben. Insbesondere der Ankauf von Raubgold der Nazis legten die West-Alliierten der Schweizer Nationalbank zur Last.
 
Und wieder möchte ich mal ein interessantes Thema anschneiden!

Nachdem verlorenen Weltkrieg war der "Neuanfang", alles andere als einfach! Und dennoch ist es der Tatkraft von Adenauer und anderen zu verdanken, dass die Sache relativ problemlos vonstattenging! :cool: Man mag ja über Adenauer denken, was man will, aber in dieser Hinsicht, hat er durch seinen Regierungsstil viel bewirkt.
Einer der wichtigsten Schritte, zur Anerkennung und zum Wiederaufbau, eines "Rufes", war ja die Wiedergutmachung gegenüber den Juden bzw. Israel.

Deshalb fanden ja im Jahr 1952 Verhandlungen statt.

https://www.konrad-adenauer.de/politikfelder/seite/luxemburger-abkommen/


Auch bei diesem Thema, bin ich auf eine Frage gestoßen, die man zwar am Rande gelegentlich erwähnt, aber nie richtig beantwortet! Aus diesem Grund, habe ich sie als Überschrift genommen.;) Ihr fragt euch jetzt wahrscheinlich: Was zum Teufel, hat die Schweiz mit der Sache zu tun? Und ihr habt recht! Auf den ersten Blick, eigentlich nichts! Aber auf den Zweiten, eine ganze Menge!
Es durfte ja bekannt sein, dass die Schweiz, auch während des 2. Weltkrieges, ihre Neutralität gewahrt hat. Was bei den Alliierten nicht so gut ankam. Dabei hat sie allerdings ihre eigenen Interessen, nicht vergessen! Auch die Schweiz bzw. verschiedene Personen und Institutionen haben mit dem 3. Reich, gute Geschäfte gemacht. Zu diesen Institutionen gehörten auch die diversen Schweizer Banken.:rolleyes:

Zwar haben die Alliierten schon während des Krieges versucht, geraubte Güter und Kunstgegenstände zu finden, aber das hat nur leidlich geklappt! Auch wenn, man nach dem Ende des Krieges in Deutschland und Österreich viel von der sogenannten Beutekunst aufgespürt hat, vieles blieb verschollen - zum Teil bis heute.
Allerdings, hatte man in Geheimdienstkreisen, schon relativ früh Hinweise darauf, dass sich eine unbekannte Anzahl von Werten, höchstwahrscheinlich in der Schweiz befinden musste. Zu diesen Werten, gehörten neben Bildern, Büsten, Plastiken usw. auch eine Menge Geld, Gold und Silber, das sich die Nazis mit den denkbar dreckigsten Tricks angeeignet hatten.

Und so frage ich mich, warum man A: Die Schweiz nicht gleich nach dem Krieg mit den Fakten konfrontiert hat und so die Herausgabe der Wertgegenstände erzwungen hat. Und B: Hätte man Adenauer mit diesem Wissen vertraut gemacht, hätte die deutsche Delegation, ein Pfund gehabt, mit welchem sie hätte "wuchern" können!:)

Klar sind doch 2 Fakten:
  1. Israel brauchte und wollte das Geld! Da es dringend für den Aufbau des Staates Israel benötigt wurde. An eine Entschädigung der Opfer hat man damals direkt noch gar nicht gedacht. Anderes war damals zunächst wichtiger.
  2. Die Bundesrepublik wollte das Geld bezahlen! Aus freien Stücken. Und war bereit dazu. Allerdings benötigte die BRD ja selbst eine Menge Geld, um eigene Probleme zu lösen. Fürsorge für Witwen und Waisen, Kriegsgeschädigte. Wohnungsbau etc. Hätte also die jüdische Delegation erfahren, dass sich eine Menge "Geld" in der Schweiz befindet, auf das der Staat der Israel oder vielmehr eine Menge seiner Bürger rechtmäßig Anspruch hat, dann hätte man 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen können.
Und Israel hätte die Summe, mindestens verdoppeln, wenn, nicht so gar verdreifachen können. Was bei der damaligen Ausgangslage sicherlich hochwillkommen gewesen wäre. Schließlich konnte der junge
Staat jede "Mark" oder besser jeden Schekel gut gebrauchen.

Wie immer freue ich mich auf eure Beiträge. Und hoffe, auf interessante Fakten.

1941 froren die USA alle Goldbestände neutraler Staaten ein, die in Fort Knox deponiert waren. Das war eine Menge, schätzungsweise 3/4 der Schweizer Goldbestände. Diese Bestände der Schweiz gaben die USA erst frei, nachdem die Schweiz 1946 250 Millionen CHF Kompensation bezahlt hatte für die Beteiligung der Schweizer Nationalbank am Raub der Belgischen Nationalbank.

Das Deutsche Reich wickelte gut 75% ihrer Goldgeschäfte für Devisenankäufe über Schweizer Banken ab. Ein großer Teil der deutschen Goldbestände in der Schweiz war illegales "Raubgold", dass aus der Belgischen und Niederländischen Zentralbank stammte oder das Holocaust Opfern abgenommen worden war. Ersteres wusste die Leitung der Schweizer Nationalbank spätestens seit Anfang 1942, letzteres vermutete sie selbst im November 1943.

Nach dem Krieg war die Schweiz zunächst außenpolitisch isoliert. Die Schweiz galt bei den Alliierten als Kriegsgewinnler und Profiteur, die eng mit den Nazis kooperiert hatte. Mit dem

https://de.wikipedia.org.wiki/Abkommen_von_Washington_über_deutsche_Vermögenswerte_in_der_Schweiz

zahlte die Schweiz 250 Millionen Franken, die für den Aufbau Europas verwendet wurden. Im Gegenzug verzichteten die Alliierten auf weitere Forderungen gegen die Schweiz und gaben die Schweizer Goldreserven frei.

Dazu Linus von Castelmor, Schweizerisch-alliierte Finanzbeziehungen im Übergang vom Zweiten Weltkrieg zum Kalten Krieg

Daniel Frei, Das Washingtor Abkommen von 1946

Wenig bekannt ist, dass mehr als 2000 Schweizer Mitglieder der SS oder Waffen SS waren. Der Schweizer Johannes Pauli war sogar stellvertretender Lager-Kommandant des KZ Binsingen. Nach Kriegsende floh Pauli in die Schweiz, er wurde in Basel verhaftet und zu 12 Jahren verurteilt. Damit gehört er zu einem von vier Kriegsverbrechern in der Schweizer Geschichte, die verurteilt wurden als Kriegsverbrecher.

Die Schweiz schloss 1942 ihre Grenzen. 1938 war sie beteiligt daran, dass Pässe deutscher Juden mit J gekennzeichnet wurden. 1942 schloss die Schweiz ihre Grenzen für Personen, die "nur aus Rasse-Gründen" verfolgt wurden. Flüchtlinge konnten nur noch über den Süden im Schweizer Jura in die Schweiz gelangen, wo dem Bundesbeschluss allerdings nicht Folge geleistet wurde. Eine Studie des Genfer Staatsarchivs ermittelte, dass in Genf 87 % der Flüchtlinge und 92% der jüdischen Flüchtlinge aufgenommen wurden.

In den letzten Kriegsmonaten gelangten durch Initiative verschiedener Schweizer Organisationen 4300 Gefangene aus Theresienstadt in die Schweiz. Reczo Kasttner konnte 1944 durch Vermittlung Schweizer Stellen über 1700 Juden aus Budapest retten, die von Budapest über Bergen-Belsen in die Schweiz ausreisen durften.

https://de.wikipedia.org.wiki/Schweiz_im_Zweiten_Weltkrieg
 
Zuletzt bearbeitet:
Und wieder möchte ich mal ein interessantes Thema anschneiden!

Nachdem verlorenen Weltkrieg war der "Neuanfang", alles andere als einfach! Und dennoch ist es der Tatkraft von Adenauer und anderen zu verdanken, dass die Sache relativ problemlos vonstattenging! :cool: Man mag ja über Adenauer denken, was man will, aber in dieser Hinsicht, hat er durch seinen Regierungsstil viel bewirkt.
Einer der wichtigsten Schritte, zur Anerkennung und zum Wiederaufbau, eines "Rufes", war ja die Wiedergutmachung gegenüber den Juden bzw. Israel.

Deshalb fanden ja im Jahr 1952 Verhandlungen statt.

https://www.konrad-adenauer.de/politikfelder/seite/luxemburger-abkommen/


Auch bei diesem Thema, bin ich auf eine Frage gestoßen, die man zwar am Rande gelegentlich erwähnt, aber nie richtig beantwortet! Aus diesem Grund, habe ich sie als Überschrift genommen.;) Ihr fragt euch jetzt wahrscheinlich: Was zum Teufel, hat die Schweiz mit der Sache zu tun? Und ihr habt recht! Auf den ersten Blick, eigentlich nichts! Aber auf den Zweiten, eine ganze Menge!
Es durfte ja bekannt sein, dass die Schweiz, auch während des 2. Weltkrieges, ihre Neutralität gewahrt hat. Was bei den Alliierten nicht so gut ankam. Dabei hat sie allerdings ihre eigenen Interessen, nicht vergessen! Auch die Schweiz bzw. verschiedene Personen und Institutionen haben mit dem 3. Reich, gute Geschäfte gemacht. Zu diesen Institutionen gehörten auch die diversen Schweizer Banken.:rolleyes:

Zwar haben die Alliierten schon während des Krieges versucht, geraubte Güter und Kunstgegenstände zu finden, aber das hat nur leidlich geklappt! Auch wenn, man nach dem Ende des Krieges in Deutschland und Österreich viel von der sogenannten Beutekunst aufgespürt hat, vieles blieb verschollen - zum Teil bis heute.
Allerdings, hatte man in Geheimdienstkreisen, schon relativ früh Hinweise darauf, dass sich eine unbekannte Anzahl von Werten, höchstwahrscheinlich in der Schweiz befinden musste. Zu diesen Werten, gehörten neben Bildern, Büsten, Plastiken usw. auch eine Menge Geld, Gold und Silber, das sich die Nazis mit den denkbar dreckigsten Tricks angeeignet hatten.

Und so frage ich mich, warum man A: Die Schweiz nicht gleich nach dem Krieg mit den Fakten konfrontiert hat und so die Herausgabe der Wertgegenstände erzwungen hat. Und B: Hätte man Adenauer mit diesem Wissen vertraut gemacht, hätte die deutsche Delegation, ein Pfund gehabt, mit welchem sie hätte "wuchern" können!:)

Klar sind doch 2 Fakten:
  1. Israel brauchte und wollte das Geld! Da es dringend für den Aufbau des Staates Israel benötigt wurde. An eine Entschädigung der Opfer hat man damals direkt noch gar nicht gedacht. Anderes war damals zunächst wichtiger.
  2. Die Bundesrepublik wollte das Geld bezahlen! Aus freien Stücken. Und war bereit dazu. Allerdings benötigte die BRD ja selbst eine Menge Geld, um eigene Probleme zu lösen. Fürsorge für Witwen und Waisen, Kriegsgeschädigte. Wohnungsbau etc. Hätte also die jüdische Delegation erfahren, dass sich eine Menge "Geld" in der Schweiz befindet, auf das der Staat der Israel oder vielmehr eine Menge seiner Bürger rechtmäßig Anspruch hat, dann hätte man 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen können.
Und Israel hätte die Summe, mindestens verdoppeln, wenn, nicht so gar verdreifachen können. Was bei der damaligen Ausgangslage sicherlich hochwillkommen gewesen wäre. Schließlich konnte der junge
Staat jede "Mark" oder besser jeden Schekel gut gebrauchen.

Wie immer freue ich mich auf eure Beiträge. Und hoffe, auf interessante Fakten.


Die Schweiz im 2. Weltkrieg ist tatsächlich ein interessantes Thema. Von den Neutralen hatte mancher Staat auf die eine oder andere Weise mit Nazi-Deutschland kooperiert. Schweden fürchtete zeitweise eine sowjetische Invasion wie in Finnland und war bereit mit Deutschland zusammenzuarbeiten. Eisenerz-Lieferungen aus Schweden spielten eine durchaus wichtige Rolle für die deutsche Kriegsindustrie.

Der Vatikan betätigte sich nach dem Krieg als Fluchthelfer für bekannte Kriegsverbrecher wie Walter Rauff und Erich Priebke. Vor allem Alois Hudal war sehr aktiv.

Allerdings war die politische Lage von neutralen Staaten wie die Schweiz und Schweden auch nicht unproblematisch. Schweden war umgeben von Staaten, die entweder von Deutschland besetzt waren, und es lag in Nachbarschaft der Sowjetunion.

Die Schweiz war bis auf einen kleinen Streifen fast vollständig von Achsenmächten umgeben, die Einfuhr von Lebensmitteln war schwierig, und es konnte unter diesen Umständen nicht ausbleiben, dass die Schweiz sich auf die eine oder andere Weise mit einem Nachbarn wie Deutschland arrangieren musste.

Bekannt war bei den Alliierten die Beteiligung der Schweizer Nationalbank am Raub der Goldbestände aus der Belgischen und Niederländischen Zentralbank.
Mit dem einfrieren der Schweizer Goldbestände in Fort Knox konnten die USA erheblich Druck auf die Schweiz ausüben.

Die USA verzichteten aber auf weitere Forderungen, als die 250 Millionen Franken, die die Schweiz als Kompensation für die Nummer mit der Belgischen Zentralbank zahlte. Das Geld wurde in den Aufbau Europas investiert.

Die Schweiz hatte aber selbst ein Interesse an einer Aufarbeitung der eigenen Geschichte und ein Interesse, wegzukommen von dem Ruf eines Kriegsgewinnlers, Profiteurs und Kolloborateurs.
Schon während des Krieges hat die Schweiz sich mehrfach engagiert, Gefangene aus Theresienstadt freizukaufen und es war u. a. dem Engagement von Schweizer Diplomaten und Geschäftsleuten zu verdanken, dass 1944/45 Juden aus Ungarn gerettet werden konnten.
Wie gesagt, konnten 4300 Gefangene aus Belsen, Theresienstadt, Ravensbrück und Mauthausen freigekauft werden, die in der Schweiz Aufnahme fanden. Durch den Kasztner-Transport konnten 1400 Juden gerettet werden.

Die Bevölkerung der Schweiz hat von 1944 durch die "Schweizer Spende" für die Kriegsgeschädigten und die Kindernotspende des Schweizer Roten Kreuzes viel getan, Bedürftigen wieder auf die Beine zu helfen.

https://de.wikipedia.org.wiki/Schweizer_Spende
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenig bekannt ist, dass mehr als 2000 Schweizer Mitglieder der SS oder Waffen SS waren. Der Schweizer Johannes Pauli war sogar stellvertretender Lager-Kommandant des KZ Binsingen. Nach Kriegsende floh Pauli in die Schweiz, er wurde in Basel verhaftet und zu 12 Jahren verurteilt. Damit gehört er zu einem von vier Kriegsverbrechern in der Schweizer Geschichte, die verurteilt wurden als Kriegsverbrecher.
Der "höchste" Schweizer in der Waffen-SS war der Luzerner Arzt Franz Riedweg. Er trat am 13. Juni 1938 in die SS ein und später dann in die Waffen-SS. (1938 lebte er nicht mehr in der Schweiz und hatte die Reichsbürgerschaft angenommen, den Schweizerpass schickte er 1938 dem Luzerner Regierungsrat zurück) Er hatte den Rang eines SS-Obersturmbannführers. Verheiratet war er mit der Tochter des Generalfeldmarschalls Werner von Blomberg.

Seine Aufgabe war es Freiwillige aus den germanischen Ländern für die Waffen-SS zu rekrutieren. Der Befehl dazu erhielt er von Himmler Ende 1940. In Stuttgart wurde die Germanische Leitstelle und ein Panoramaheim gegründet. Das Panoramaheim war ein Auffanglager für Schweizer Freiwillige die in die SS wollten. Hier wurden sie politisch geschult und es sollte dann ein Schweizer Freiwilligenkorps entstehen (dies kam aber nie zu Stande). Nachdem er Himmler kritisiert hatte, wurde er an die Ostfront versetzt, wo er hinter den Linien als Arzt arbeitete. Nach dem Krieg zog er nach München und praktizierte weiter als Arzt. In der Schweiz wurde Riedweg und andere zu 16 Jahren Zuchthaus verurteilt. Da er nicht an den Prozess reiste kam er nie ins Gefängnis und blieb bis zu seinem Tot 2005 seiner Ideologie treu.

Der Unterschied zwischen Riedweg und Pauli ist, das Pauli ein deutsch-schweizerischer Doppelbürger war und nicht in der Schweiz aufgewachsen ist, sondern in Niederschlesien. Er kämpfte im ersten Weltkrieg im kaiserlichen Heer und schloss sich nach dem Krieg einem rechten Freikorps an. Riedweg ist in Luzern aufgewachsen, studierte Medizin in Bern, Berlin und Rostock. Er war zwischen 1934 und 1936 Mitglied der Nationalen Front. Nach 1936 bis 1937 V er Sekretär und politischer Berater des ehemaligen Bundesrates Jean-Mari Musy. Was sie gemeinsam haben, war ihre Ideologie

Literatur:
Marco Wyss: Un Suisse au service de la SS: Franz Riedweg (1907-2005). Alphil Verlag. Neuenburg. 2010.


In den letzten Kriegsmonaten gelangten durch Initiative verschiedener Schweizer Organisationen 4300 Gefangene aus Theresienstadt in die Schweiz. Reczo Kasttner konnte 1944 durch Vermittlung Schweizer Stellen über 1700 Juden aus Budapest retten, die von Budapest über Bergen-Belsen in die Schweiz ausreisen durften.

https://de.wikipedia.org.wiki/Schweiz_im_Zweiten_Weltkrieg

Wenn man von Budapest spricht, darf man die Rettungsaktion des Schweizer Diplomaten Carl Lutz nicht vergessen. Zwischen März 1944 bis Januar 1945 stellte Carl Lutz ca. 50 000 Schutzbriefe für Juden und brachte sie in den Schweizer Schutzhäusern unter. Mit diesen Schutzbriefen bewahrte er die Juden vor der Deportation nach Auschwitz. Insgesamt rette er 62 000 ungarische Juden. Seine Tätigkeit geht immer wieder unter, da das Schicksal des schwedischen Diplomaten Raoul Wallenberg weltweit bekannter ist.

Carl Lutz wurde erst sehr spät geehrt, sein Verhalten und das Ausstellen der Schutzbriefe wurden als Kompetenzüberschreitung gewertet, sein Leben lang kämpfte er für eine Staatliche Anerkennung. Er starb 1975 in Bern.
Carl Lutz und seine erste Frau wurden 1964 in Yad Vashem gehrt.
1991 wurde in Budapest ein Denkmal errichtet.
1995 Postum von den Schweizer Behörden rehabilitiert.

Literatur:

Agnes Hirschi und Charlotte Schallié: Unter Schweizer Schutz. Die Rettungsaktion von Carl Lutz während des Zweiten Weltkriegs in Budapes. Zeitzeugen berichten. Limmat Verlag Zürich. 2020. 507 Seiten.

N.B Agnes Hirschi wurde zusammen mit ihrer Mutter durch Carl Lutz gerettet. Er heiratete nach dem Krieg ihre Mutter und er adoptierte sie.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Schweiz im 2. Weltkrieg ist tatsächlich ein interessantes Thema. Von den Neutralen hatte mancher Staat auf die eine oder andere Weise mit Nazi-Deutschland kooperiert. Schweden fürchtete zeitweise eine sowjetische Invasion wie in Finnland und war bereit mit Deutschland zusammenzuarbeiten. Eisenerz-Lieferungen aus Schweden spielten eine durchaus wichtige Rolle für die deutsche Kriegsindustrie.

Die Schweiz war bis auf einen kleinen Streifen fast vollständig von Achsenmächten umgeben, die Einfuhr von Lebensmitteln war schwierig, und es konnte unter diesen Umständen nicht ausbleiben, dass die Schweiz sich auf die eine oder andere Weise mit einem Nachbarn wie Deutschland arrangieren musste.

In der Schweiz gab es den Plan Wahlen. Dies war ein Programm zur Förderung der innerschweizerischen Lebensmittelanbaus - auch bekannt als Anbauschlacht.

1939 und 1940 verfügte der Bund eine erste Ausweitung der Ackerfläche um 25 000 bzw. 12 500 ha. Mit dem Plan Wahlen ging es darum die landwirtschaftliche Produktion auf Ackerbau umzuorientieren, damit bei einer völligen Versiegen der Einfuhren von Nahrungsmittel die Schweiz sich selber versorgen konnte. Dazu wurden vier Grundforderungen aufgestellt. 1. sparsame Bewirtschaftung der Vorräte, 2. Ausnützung aller Ressourcen in Anbau und Wiederwertung, 3. organisierter Einsatz der Produktionsmittel wie der menschlichen Arbeitskraft, 4. rücksichtslose Einschränkung aller nicht lebenswichtiger Tätigkeiten.

Die Bevölkerung unterstütze in weiten Kreisen den Plan, dies führte dazu das die zunächst widerstrebenden Führungskräfte im Bund und Wirtschaft sich überzeugen liessen. Das Ziel war es 500 000 ha zusätzliche Anbaufläche zu schaffen. Dies sollte durch Umwandlung von Wiesen zu Äckern, Rodung von Wäldern und Förderung der Kleinpflanzer geschehen. Das erstrebte Ziel wurde nicht erreicht, die Anbaufläche wurde von 183 000 ha auf 352 000 ha im Jahr 1945 ausgeweitet. Grund dafür war das in den Viehwirtschaftsregionen Widerstand gab und es fehlten Arbeitskräfte. Eine Selbstversorgung der Schweiz wurde nicht erreicht der Selbstversorgungsgrad stieg von 52% auf 59%. Wenn man Foto aus der Zeit anschaut, sieht man das auf dem Sechseläutenplatz in Zürich Kartoffeln angebaut wurden, ebenso vor dem Bundeshaus in Bern um zwei Beispiele zu nennen.
 
Wer sich weiter für das Thema die Schweiz im zweiten Weltkrieg interessiert hier noch ein paar Literaturtipps:

  • Hans Ulrich Jost: Politik und Wirtschaft im Krieg. Die Schweiz 1938 -1948. Chronos Verlag. 1998. 286 Seiten
  • Jürg Schoch: Mit Aug' und Ohr für's Vaterland. Der Schweizer Aufklärungsdienst von Heer & Haus im Zweiten Weltkrieg. NZZ Verlag. 2015. 347 Seiten
  • Peter Huber: In der Résistance. Schweizer Freiwillige auf der Seite Frankreichs (1940 - 1945). Chronos Verlag. 2020. 297 Seiten
  • Balz Spörri, René Staubli, Benno Tuchschmid: Die Schweizer KZ-Häftlinge. Vergessene Opfer des Dritten Reichs. NZZ Verlag. 2019. 318 Seiten.
Und natürlich die 25 Bände der Unabhängigen Expertenkommission Schweiz - Zweiter Weltkrieg (die als Grundlage für weitere Forschungen dienen).
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei meinem letzten Beitrag hatte ich leider die Bearbeitungszeit überschritten. Ich wollte darin noch auf den Bergier-Report eingehen. 1948 hatte der Schweizer Historiker Edgar Bonjour in einer Studie 100 Jahre Bundesverfassung noch die Ansicht geäußert, dass die Schweiz Flüchtlingen im Rahmen völkerrechtlicher Normen Asyl gewährt habe. 1962 beauftragte ihn die Bundesversammlung damit, die Schweizer Neutralitätspolitik zu untersuchen, was er mit dem 9 Bände umfassenden Bonjour-Report auch tat.

Die Flüchtlings- und Asylpolitik der Schweiz wurde ab den 1990er Jahren untersucht im https://de.wikipedia.org.wiki/Bergier_Bericht

Dieser wurde nach dem Lausanner Wirtschaftsjournalisten Jean Francois Bergier benannt. Anlass für den Bericht waren Vorwürfe des Jüdischen Weltkongresses und des US-Außenministeriums. Die Unabhängige Expertenkommission Schweiz-Zweiter Weltkrieg https://dewikipedia.org.wiki/Unabhängige_Expertenkommission_Schweiz_Zweiter_Weltkrieg

wurde vom Bundesrat der Schweiz 1996 beauftragt, die Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg aufzuarbeiten. Sie kam 2002 in ihrem Abschlussbericht zum Ergebnis, dass "die Flüchtlings- und Asylpolitik der Schweiz nicht mit den Prinzipien eines Rechtstaats vereinbar war."

Literatur:

Walter Hofer, Herbert Reginbogin, Hitler, der Westen und die Schweiz 1936-1945 Zürich 2002.

Thomas Maissen, Verweigerte Erinnerung, nachrichtenlose Vermögen und die Schweizer Weltkriegsdebatte 1989-2004 Zürich 2005.

Barbara Bonhage u. a. Hinchauen und Nachfragen-Die Schweiz und die Zeit des Nationalsozialismus im Licht aktueller Fragen Zürich 2006.
 
Bei meinem letzten Beitrag hatte ich leider die Bearbeitungszeit überschritten. Ich wollte darin noch auf den Bergier-Report eingehen. 1948 hatte der Schweizer Historiker Edgar Bonjour in einer Studie 100 Jahre Bundesverfassung noch die Ansicht geäußert, dass die Schweiz Flüchtlingen im Rahmen völkerrechtlicher Normen Asyl gewährt habe. 1962 beauftragte ihn die Bundesversammlung damit, die Schweizer Neutralitätspolitik zu untersuchen, was er mit dem 9 Bände umfassenden Bonjour-Report auch tat.

Die Flüchtlings- und Asylpolitik der Schweiz wurde ab den 1990er Jahren untersucht im https://de.wikipedia.org.wiki/Bergier_Bericht

Dieser wurde nach dem Lausanner Wirtschaftsjournalisten Jean Francois Bergier benannt. Anlass für den Bericht waren Vorwürfe des Jüdischen Weltkongresses und des US-Außenministeriums. Die Unabhängige Expertenkommission Schweiz-Zweiter Weltkrieg https://dewikipedia.org.wiki/Unabhängige_Expertenkommission_Schweiz_Zweiter_Weltkrieg

wurde vom Bundesrat der Schweiz 1996 beauftragt, die Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg aufzuarbeiten. Sie kam 2002 in ihrem Abschlussbericht zum Ergebnis, dass "die Flüchtlings- und Asylpolitik der Schweiz nicht mit den Prinzipien eines Rechtstaats vereinbar war."

Literatur:

Walter Hofer, Herbert Reginbogin, Hitler, der Westen und die Schweiz 1936-1945 Zürich 2002.

Thomas Maissen, Verweigerte Erinnerung, nachrichtenlose Vermögen und die Schweizer Weltkriegsdebatte 1989-2004 Zürich 2005.

Barbara Bonhage u. a. Hinchauen und Nachfragen-Die Schweiz und die Zeit des Nationalsozialismus im Licht aktueller Fragen Zürich 2006.

Wenn jemand von euch am 16. März in Zürich ist, dann findet eine Podiumsdiskussion zur UEK-Schweiz- Zweiter Weltkrieg statt. Ort Uni Zürich.
Titel der Veranstaltung: Erinnern, forschen, vermitteln 20 Jahre UEK Schweiz – Zweiter Weltkrieg: Alles gleich? Alles anders?

https://www.agenda.uzh.ch/record.php?id=50168
 
Und wieder möchte ich mal ein interessantes Thema anschneiden!

Nachdem verlorenen Weltkrieg war der "Neuanfang", alles andere als einfach! Und dennoch ist es der Tatkraft von Adenauer und anderen zu verdanken, dass die Sache relativ problemlos vonstattenging! :cool: Man mag ja über Adenauer denken, was man will, aber in dieser Hinsicht, hat er durch seinen Regierungsstil viel bewirkt.
Einer der wichtigsten Schritte, zur Anerkennung und zum Wiederaufbau, eines "Rufes", war ja die Wiedergutmachung gegenüber den Juden bzw. Israel.

Deshalb fanden ja im Jahr 1952 Verhandlungen statt.

https://www.konrad-adenauer.de/politikfelder/seite/luxemburger-abkommen/


Und so frage ich mich, warum man A: Die Schweiz nicht gleich nach dem Krieg mit den Fakten konfrontiert hat und so die Herausgabe der Wertgegenstände erzwungen hat. Und B: Hätte man Adenauer mit diesem Wissen vertraut gemacht, hätte die deutsche Delegation, ein Pfund gehabt, mit welchem sie hätte "wuchern" können!:)

Klar sind doch 2 Fakten:
  1. Israel brauchte und wollte das Geld! Da es dringend für den Aufbau des Staates Israel benötigt wurde. An eine Entschädigung der Opfer hat man damals direkt noch gar nicht gedacht. Anderes war damals zunächst wichtiger.
  2. Die Bundesrepublik wollte das Geld bezahlen! Aus freien Stücken. Und war bereit dazu. Allerdings benötigte die BRD ja selbst eine Menge Geld, um eigene Probleme zu lösen. Fürsorge für Witwen und Waisen, Kriegsgeschädigte. Wohnungsbau etc. Hätte also die jüdische Delegation erfahren, dass sich eine Menge "Geld" in der Schweiz befindet, auf das der Staat der Israel oder vielmehr eine Menge seiner Bürger rechtmäßig Anspruch hat, dann hätte man 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen können.
Und Israel hätte die Summe, mindestens verdoppeln, wenn, nicht so gar verdreifachen können. Was bei der damaligen Ausgangslage sicherlich hochwillkommen gewesen wäre. Schließlich konnte der junge
Staat jede "Mark" oder besser jeden Schekel gut gebrauchen.
.

Adenauer war sich bewusst, dass es nicht nur für die Westintegration unumgänglich war, dass die Bundesrepublik zu ihrer Verantwortung stand, dass sie aus freien Stücken Entschädigungszahlungen leisten musste, wollte sie jemals wieder in die Staatengemeinschaft aufgenommen werden. Selbst in der eigenen Partei war diese Einschätzung keineswegs Allgemeingut, und Adenauer hatte das nur durchsetzen können, weil die SPD ihn darin unterstützt hatte.

Die Annahme der deutschen Entschädigungszahlung war in Israel überaus umstritten. Es gab vor der Knesset teilweise tumultartige Szenen, und es war durchaus in großen Teilen umstritten, ob Israel diese Zahlungen überhaupt annehmen sollte oder durfte. Schon die Formulierung "Wiedergutmachung" wirkte auf viele Holocaust-Überlebende außerordentlich provozierend. Die Ermordung und systematische Ausplünderung von 6 Millionen Juden konnte natürlich nicht durch Geldzahlungen "wiedergutgemacht" werden.

Auch die Person von Adenauers Staatssekretär Hans Globke, der gemeinsam mit Wilhelm Stuckart die Nürnberger Gesetze verfasst hatte, musste in Israel zu Kritik herausfordern. Große Teile der israelischen Gesellschaft waren nicht überzeugt davon, dass die Bundesrepublik zahlen würde. Ein nicht unerheblicher Teil der israelischen Gesellschaft war gegen die Annahme von deutschen Zahlungen. Es trugen Demonstranten Transparente mit der Aufschrift "Was sollen unsere ermordeten Eltern und Großeltern pro Stück kosten?

Israels Premierminister Ben Gurion war allerdings bewusst, dass der junge Staat Israel auf die deutsche Entschädigung angewiesen war. Es gibt durchaus gute Gründe, anzunehmen, dass Israel die beiden ersten Nahostkriege ohne deutsche Entschädigungszahlungen und ohne deutsches Kriegsgerät möglicherweise nicht überlebt hätte.

Israel konnte dieses Geld nicht "gut gebrauchen", es war dringend auf Investitionen angewiesen. Das war dann auch der Grund, weshalb die Regierung Ben Gurion über Hans Globke höflich hinwegsah und bemüht war, die deutsche Delegation nicht vor den Kopf zu stoßen oder zu beleidigen. Es war auf beiden Seiten Pragmatismus, der Adenauer motivierte, aus eigener Initiative Entschädigungszahlungen anzubieten und Ben Gurion diese Zahlungen anzunehmen.

Israel benötigte einerseits dringend Devisen zum Aufbau des jungen israelischen Staates, die Annahme deutscher Entschädigungszahlungen war aber in Israel hoch umstritten, es gab in den Medien des Landes eine breit geführte Diskussion, ob es überhaupt aus moralischer Sicht akzeptabel war, deutsche "Wiedergutmachungszahlungen" anzunehmen.

Die Formulierung, dass Israel das Geld "gut gebrauchen" konnte, ist nicht falsch, aber etwas salopp. Israel konnte nicht "jede Mark gebrauchen"- es war schlichtweg dringend auf Aufbau- und Militärhilfe angewiesen. Das war Israels Premier Ben Gurion nur zu bewusst, der sich daher auch Adenauers Staatssekretär Hans Globke gefallen ließ.

In der Öffentlichkeit Israels wurde diese "Wiedergutmachung" sehr kontrovers diskutiert, Israel war einerseits dringend auf Aufbauhilfe angewiesen, andererseits hatte die Annahme dieser "Wiedergutmachung" ein negatives Geschmäckle. Es war bekannt, dass in Adenauers Kabinett Hans Globke keine Einzelerscheinung war.

Adenauer war sich bewusst, dass die Entschädigungszahlungen an Israel nicht mehr, als eine moralische Geste sein konnte. Angesichts der Leichenberge und angesichts auch der unzureichenden Aufarbeitung der NS-Vergangenheit in der Adenauer-Ära war die Bundesrepublik überhaupt nicht in der Lage, mit irgendetwas zu wuchern.

Selbst wenn Adenauer umfangreiche Kenntnisse über Schweizer "Raubgold" und Kunstschätze gehabt hätte, angesichts der nur sehr unzureichend aufgearbeiteten NS-Vergangenheit während der Adenauer-Ära bestand überhaupt kein Anlass, mit dem Finger auf die Schweiz zu zeigen.
Ein nicht unerheblicher Teil der Bundesbürger bewohnte Häuser, die "arisiert" wurden, betrieb Firmen die man Juden abgenommen hatte, schmückte sich mit Schmuck und Pelzen, die man von Juden "beschlagnahmt" hatte. Viele Holocaust-Überlebende sahen sich mit den gleichen Beamten konfrontiert, die sie enteignet hatten.

Solange Adenauer nicht das "Dreckwasser wegschüttete", solange Leute wie Hans Globke, Kurt Kiesinger, Hans Martin Schleyer, Hans Filbinger und wie sie alle hießen, in der BRD hohe Ämter bekleideten, bestand durchaus kein Anlass, auf Verfehlungen der Schweiz zu verweisen. Hätte Adenauer das getan, es wäre allenfalls als Versuch interpretiert worden, deutsche Verbrechen zu relativieren.

Es wäre auch als Beleidigung von Holocaust-Opfern interpretiert worden, indem es suggeriert hätte, dass es diesen nur ums Geld ging, da ja "Israel jede Mark brauchen konnte". Keine Entschädigungssumme konnte "Wiedergutmachung" sein. Die Ermordeten wurden dadurch nicht wieder lebendig.

Die Annahme der Entschädigungszahlungen wurde in Israel extrem kontrovers diskutiert, auch ob die Annahme überhaupt moralisch zu rechtfertigen sei.

Die Entschädigung an Israel konnte daher nicht mehr sein, als eine Geste guten Willens. Ein Anfang, um die eigene Vergangenheit aufzuarbeiten, notwendig, damit Deutschland überhaupt wieder in die Staatengemeinschaft aufgenommen werden konnte. Adenauer war das bewusst, ein nicht unerheblicher Teil der deutschen Bevölkerung, auch in der eigenen Partei, wollte davon nicht wissen, war davon überzeugt, dass "endlich mal Schluss sein muss".

Es konnte daher auch keine Rede davon sein, dass die Kenntnis von Schweizer Verfehlungen ein Pfund gewesen wäre, mit dem Adenauer oder irgendein deutscher Politiker hätte "wuchern" können. Es wäre bestenfalls ein Fettnäpfchen gewesen.

Helmut Kohl ist seinerzeit heftig kritisiert worden, als er in Israel von der "Gnade der späten Geburt" faselte.
 
Die Annahme der deutschen Entschädigungszahlung war in Israel überaus umstritten. Es gab vor der Knesset teilweise tumultartige Szenen, und es war durchaus in großen Teilen umstritten, ob Israel diese Zahlungen überhaupt annehmen sollte oder durfte. Schon die Formulierung "Wiedergutmachung" wirkte auf viele Holocaust-Überlebende außerordentlich provozierend. Die Ermordung und systematische Ausplünderung von 6 Millionen Juden konnte natürlich nicht durch Geldzahlungen "wiedergutgemacht" werden.
In der Villa ten Hompel in Münster gab es (gibt es?) eine Ausstellung zum Thema Wiedergutmachung, darin ging es um verschiedene Aspekte: Wiedergutmachung enteigneter deutscher Bürger (in erster Linie Juden und Sinti und Roma), Wiedergutmachung von Kriegsschäden zwischen Staaten etc.
In dieser Ausstellung wurde das Video eines deutschsprachigen Israeli gezeigt (ich schätze aus den Spätsiebzigern oder Frühachtzigern) der den Interviewer fragte: "Ja wie viel ist denn mein Sohn oder meine Tochter, mein Vater oder meine Mutter wert? Wie viel ist denn ein Menschenleben wert?"
Einen ökonomischen Schaden kann man berechnen, ein Menschenleben aber nicht.
 
Und so frage ich mich, warum man A: Die Schweiz nicht gleich nach dem Krieg mit den Fakten konfrontiert hat und so die Herausgabe der Wertgegenstände erzwungen hat. Und B: Hätte man Adenauer mit diesem Wissen vertraut gemacht, hätte die deutsche Delegation, ein Pfund gehabt, mit welchem sie hätte "wuchern" können!:)

Klar sind doch 2 Fakten:
  1. Israel brauchte und wollte das Geld! Da es dringend für den Aufbau des Staates Israel benötigt wurde. An eine Entschädigung der Opfer hat man damals direkt noch gar nicht gedacht. Anderes war damals zunächst wichtiger.
  2. Die Bundesrepublik wollte das Geld bezahlen! Aus freien Stücken. Und war bereit dazu. Allerdings benötigte die BRD ja selbst eine Menge Geld, um eigene Probleme zu lösen. Fürsorge für Witwen und Waisen, Kriegsgeschädigte. Wohnungsbau etc. Hätte also die jüdische Delegation erfahren, dass sich eine Menge "Geld" in der Schweiz befindet, auf das der Staat der Israel oder vielmehr eine Menge seiner Bürger rechtmäßig Anspruch hat, dann hätte man 2 Fliegen mit einer Klappe schlagen können.
Und Israel hätte die Summe, mindestens verdoppeln, wenn, nicht so gar verdreifachen können. Was bei der damaligen Ausgangslage sicherlich hochwillkommen gewesen wäre. Schließlich konnte der junge
Staat jede "Mark" oder besser jeden Schekel gut gebrauchen.

Wie immer freue ich mich auf eure Beiträge. Und hoffe, auf interessante Fakten.

Zum Washingtoner Abkommen wurde denke ich schon genug geschrieben. Wenn man sich die Mühe macht und die Protokolle des Bundesrates aus der Zeit von 1945 durchliest, kommt ganz klar heraus, dass die Schweizer Bundesrat mit den Fakten konfrontiert wurden. Zu Adenauer hat Scorpio schon ausführlich geschrieben.

Zu den Beziehungen Schweiz - Israel. Diese Beziehungen bestehen schon sehr lange. So fand der erste Zionistenkongress 1897 in Basel statt, 16 weitere folgten , ein Konsulat gab es ab 1927 in Jaffa (1942 wurde das Konsulat nach Jerusalem verlegt). Als Israel 14. Mai 1948 seine Unabhängigkeit ausrief, reagierte der Bundesrat mit Vorsicht bei der Anerkennung des neuen Staates. Der Historiker Sacha Zala schreibt dazu: ""Für die Schweiz war es aus Gründen der Neutralitätspolitik wichtig, den richtigen Moment zu finden, Israel anzuerkennen. Bern machte seinen Entscheid von den Absichten der anderen westeuropäischen Staaten abhängig. Der Bundesrat befürchtete auch Auswirkungen auf wichtige Handelsbeziehungen mit arabischen Ländern, besonders mit Ägypten, und mögliche Repressalien gegen die Schweizerkolonie am Nil. Zudem stand das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten den sozialistischen Tendenzen Israels skeptisch gegenüber und befürchtete, der neue Staat könnte eine zu enge Verbindung zum Ostblock haben".1
Die Schweiz anerkannte dann Israel am 28. Januar 1949 faktisch an und zwei Monate später juristisch. Im gleichen Jahr eröffnete die Schweiz eine diplomatische Vertretung in Tel Aviv, das 1951 in eine Gesandtschaft umgewandelt wurde und nach der Schliessung vom Konsulat in Jerusalem 1952, wurde die Gesandtschaft 1958 in eine Botschaft umgewandelt -
1951 war die Schweiz bereits an der dritten Stelle der Warenlieferanten nach Israel . USA und Grossbritannien waren auf den Plätzen 1 und 2. Israel gehörte zu den bedeutendsten Wirtschaftspartner der Schweiz.

Hier noch eine Auflistung der Abkommen zwischen den Beiden Staaten (ein Handelsabkommen gab es zunächst nicht):
  • Ein erstes Abkommen zwischen der Schweiz und Israel regelte 1951 die Besteuerung der Fluggesellschaften beider Länder. Im Jahr darauf folgte ein weiterer Luftfahrtvertrag.
  • 1956 regelten die beiden Länder ihre Handelsbeziehungen durch den Austausch diplomatischer Noten.
  • 1965 schlossen die Schweiz und Israel ein Schlichtungs-, Vergleichs- und Schiedsabkommen, seit 1967 verzichten sie auf eine Visumspflicht.
  • 1992 regelten die beiden Länder den Handel mit landwirtschaftlichen Produkten.
  • Seit 1993 werden die Handelsbeziehungen zwischen der Schweiz und Israel im Rahmen des Freihandels-Abkommens zwischen Israel und Ländern der Europäischen Freihandelsassoziation EFTA geführt.
  • 2003 schliesslich folgte ein Doppelbesteuerungs-Abkommen
  • Quelle: Seco
1. Steiner Yves, Zala Sacha: La Suisse, le Moyen-Orient et le conflit israélo-arabe (1945 - 1975) In: Relations internationales. Le Moyen-Orient dans les relations internationales – II. 2017/4 (Nr. 172) S. 67 - 80

Man kann natürlich auch mal ein Buch zur Hand nehmen, wie wäre es damit:
Kreutner Jonathan: Die Schweiz und Israel. Auf dem Weg zu einem differenzierten historischen Bewusstsein. Chronos Verlag 2013. 224 Seiten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben