Das Schwertmotiv in den Evangelien

Sepiola

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Ja, ich kenne das. Jesus spricht hier zu seinen Jüngern, um sie auf die kommenden Kämpfe mit den Ungläubigen einzustimmen. Er verlangt von ihnen, alles zu verlassen, was ihnen lieb und teuer ist und für ihn (im Kampf mit dem Schwert) zu sterben, denn nur dann würden sie das wahre Leben (im Himmel) gewinnen.
Ist das jetzt ein Versuch, ironisch zu sein oder glaubst Du das allen Ernstes?
 
Sorry, @Sepiola, ich habe das von Lukas verwechselt mit den Aussagen bei Matthäus 10,34, wo Folgendes steht – Zitat:

Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen! Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter; und die Hausgenossen eines Menschen werden seine Feinde sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert. Wer das Leben findet, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es finden.
 
Ja, ich kenne das. Jesus spricht hier zu seinen Jüngern, um sie auf die kommenden Kämpfe mit den Ungläubigen einzustimmen. Er verlangt von ihnen, alles zu verlassen, was ihnen lieb und teuer ist und für ihn (im Kampf mit dem Schwert) zu sterben, denn nur dann würden sie das wahre Leben (im Himmel) gewinnen. Das war eine beliebte Begründung für die Kreuzzüge. Und die Zahl derer, die für den Glauben gestorben sind, ist Legion; der ganze Heiligenkalender ist voll davon: Dass kleine Kinder mit diesen Schauergeschichten aufwachsen, kümmert niemand - ist halt die Sache der Religion, in die sich der Staat nicht einzumischen habe.

Das ist ausschließlich Deine Interpretation, die des Schwert-Motivs in Matt 10:34 ist umstritten.
 
Wenn „meine“ Interpretation des Schwert-Motivs umstritten ist, dann gibt es sicher auch andere Interpretationen – mich würde es freuen, wenn wir „meine“ und diese anderen, die ich nicht kenne, hier diskutieren könnten.
Zum Beispiel:


France, NIC Matthew, zu 10:34
The “sword” can hardly be understood literally, as the literal use of the sword is explicitly forbidden in 26:51-52; it is a metaphor for conflict and suffering, as in Luke 2:35. Cf. the saying about Jesus coming to “throw fire on the earth” in Luke 12:49, which is followed by a parallel to the present saying in Luke 12:51 but with “division” in place of the metaphor of the “sword.”

Luz, Matt 10:34-36
The unusual formulation and the unusual statement demand an explanation that is given in v. 35 with language from Mic 7:6. Jesus uses the “short sword” or “saber” to “sever” the families. In contrast to Rev 6:4, the explanation of “sword” does not suggest war. “Peace” (......) is more than the opposite of “war.” The split in the families is carried out drastically, in extreme formulations. The three appearances of “against” and the location of “hostile” early in the sentence intensify the enmity that the mission of Jesus creates in families.

Black: Not peace but a sword: Matt 10:34ff; Luke 12:5 ff. in: Bammel/Moule, Jesus and the Politics of His Day
They are found in the 'double tradition', the source Q - which seems to have weathered continuous criticism - and appear in a variant form in Luke: 'do you suppose I came to establish peace on earth? No, indeed, I have come to bring division'' (NEB) (... for ..., 'sword'). In both Matthew and Luke this saying is followed by an adaptation of Mic. 7: 6,2 so that, for the common source of both evangelists, the conflict of division, which Christ here declares he had come to bring, was not one within nations, or even within a single nation, but within families - a situation all too familiar in Christian missionary history.

Im Rundumschlag aller möglichen Verständnisse/damaligen Verwendungen siehe Sim, The sword motif in Matthew 10:34, HTS 56(1) 2000, S. 84, ...Contrary to the views of most scholars, this study has argued that the motif of the sword in Matthew 10:34 does not reflect the original wording of Q but is more probably the result of Matthean redaction. In determining the meaning of this symbol for the evangelist, it was found that Matthew's intentions were perhaps more nuanced and more complex than scholars have recognised. As is normally acknowledged, the sword is not a literal sword which the Matthean Jesus brandishes to call his followers to an uprising against the Romans; on the contrary, it is a symbol which has eschatological overtones.
 
The “sword” can hardly be understood literally, as the literal use of the sword is explicitly forbidden in 26:51-52;
Warum sollte die eine Aussage „wahrer“ sein als die andere?

“Peace” (......) is more than the opposite of “war.” The split in the families is carried out drastically, in extreme formulations. The three appearances of “against” and the location of “hostile” early in the sentence intensify the enmity that the mission of Jesus creates in families.
Einverstanden – denn man weiß ja, dass die Bürgerkriege, in dem u.U. der Sohn/Bruder gegen Vater/Brüder kämpft, die grausamsten sind. Und Bürgerkriege sind eindeutig Kriege und kein Frieden.

In both Matthew and Luke this saying is followed by an adaptation of Mic. 7: 6,2 so that, for the common source of both evangelists, the conflict of division, which Christ here declares he had come to bring, was not one within nations, or even within a single nation, but within families - a situation all too familiar in Christian missionary history.
Eben die “Christian missionary history” zeigt uns, dass die Worte Jesu als Voraussagen über die zukünftigen gewaltsamen Ausseinandersetzungen wahrgenommen wurden, die seine Lehre verursachen wird.

The sword motif in Matthew 10:34, HTS 56(1) 2000, S. 84, ...Contrary to the views of most scholars, this study has argued that the motif of the sword in Matthew 10:34 does not reflect the original wording of Q but is more probably the result of Matthean redaction.
Das spielt keine Rolle, denn das Schwert-Wort war in der Welt und wurde so verstanden wie es verstanden wurde.

Außerdem geht keins der oben zitierten Autoren auf das eigentliche ein, das z.B. im Mt 10, 38 steht – Zitat:

Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert. 39 Wer das Leben findet, wird es verlieren; wer aber das Leben um meinetwillen verliert, wird es finden.

Ähnliches steht auch bei Lukas Lukas 9,23 – Zitat:

Zu allen sagte er: Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten.

„Das Kreuz nehmen“, war ein geflügeltes Wort – wer das gelobte, aber nicht umsetzte, wurde exkommuniziert. Mit Aussicht auf das (ewige) Leben nach dem Märtyrertod (d.h. für den Glauben bewusst den Tod in kaufgenommen) haben sehr viele Gläubige diesem Aufruf gefolgt – und die Kirche hat sich erkenntlich gezeigt und sie im Helden-, pardon Heiligenkalender aufgenommen, damit sie u.a. auch als Beispiel für andere dienten und dienen. Das geschieht auch heute noch.
 
Wenn „meine“ Interpretation des Schwert-Motivs umstritten ist
"Deine Interpretation" (Jesus ruft seine Jünger auf, die Ungläubigen mit dem Schwert zu bekämpfen) ist - zumindest auf wissenschaftlicher Ebene - wohl kaum "umstritten", ich halte sie für indiskutabel.

In dieser "Interpretation" offenbarst Du dasselbe fundamentalistische Denkmuster, wie ich es von Kreationisten kenne, die ihrem großen Buhmann Darwin die Schuld an Euthanasie und Holocaust in die Schuhe schieben zu versuchen.
 
"Deine Interpretation" (Jesus ruft seine Jünger auf, die Ungläubigen mit dem Schwert zu bekämpfen) ist - zumindest auf wissenschaftlicher Ebene - wohl kaum "umstritten", ich halte sie für indiskutabel.
Ich habe mir „meine“ Interpretation nicht ausgedacht, sondern im Gymnasium beim Religionsunterricht serviert bekommen. Das ist zwar schon etliche Jahrzehnte her, aber ich weiß das genau, weil ich schon damals kritisch gegenüber dem Christentum stand – insbesondere gegenüber der katholischen Variante – und mich die Antwort nicht befriedigte. Sie implizierte, dass Jesus da seine Jünger vor Widerstand der Andersgläubigen warnen und ihnen nahelegen will, keine Angst zu haben, für ihn bzw. für den Glauben zu sterben, denn sie würden damit ewiges Leben gewinnen.

Aber okay, wenn das für dich indiskutabel ist, dann ist halt so.
 
Ich habe mir „meine“ Interpretation nicht ausgedacht, sondern im Gymnasium beim Religionsunterricht serviert bekommen.

Das ist tragisch. Da hat der wohl folgenreichen Blödsinn erzählt, bzw. sein persönliches Verständnis serviert.

Wie man oben an der Literatur sieht, gab/gibt es dazu eine andere Auffassung. Ganz abgesehen von der Frage, wie das zeitgenössisch verstanden worden ist. Bei allem Respekt kann Dein Religionslehrer dafür keinen Massstab bieten.
 
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