Dann sieht es in allem doch eher so aus, als ginge das Reich geschwächt aus diesen Konflikten hervor, oder?
Du übersiehst dabei, dass sich die zeitweise bestehenden Abhängikeitsverhältnisse der polnischen, bömischen und ungarischen Herrscher nicht so sehr aus der äußeren Politik der jerweiligen Könige/Kaiser des Heiligen Römischen Reiches herleiteten, als viel mehr aus dem Umstand, dass ihre Herrschaftsbereiche noch ungefestigt waren und sie sich vor allem auch nach innen noch durchsetzen mussten.
Polen und Böhmen waren zwei Reiche, die sich gerade erst zusammenfanden und wo der Prozess der Ausdifferenzierung der Hierarchie zwischen der jeweiligen Herrscherdynastie und dem übrigen Adel noch im vollen Gange war.
Insofern brachten die jeweiligen Herrscher dort Unterstützung, um sich gegen den eigenen Adel von der Rolle eines Primus inter pares weg zur Rolle eines hierarchisch übergeordneten Landesherren entwickeln zu können.
So lange wie sie das benötigten um innenpolitisch fertig zu werden, waren sie i.d.R. bereit als Austausch für ihre eigene Anerkennung ein Abhängigkeitsverhältnis zum römisch-deutschen König/Kaiser zu akzeptieren um sich dessen Unterstützung für die innenpolitischen Auseinandersetzungen zu sichern.
Das war aber kein Verhältniss, dass die Könige/Kaiser des Heiligen Römischen Reiches mit Gewalt und planvoll durchgesetzt hätten, sondern das war ein Verhältnis, dass von den Böhmischen, Polnischen und Ungarischen Herrschern zeitweise durchaus erwünscht war um ihre eigene Position nach innen zu sichern und aufgegeben wurde, als diese gesichert schien.
Vor allem in Polen kam hierbei noch die Senioratsverfassung als verstärkender Faktor ins Spiel, die dafür sorgte dass auch die jüngeren Brüder des Herrschers mitunter mit einer beachtlichen Hausmacht ausgestattet wurden, ohne aber relle Aussicht zu haben einem, möglicherweise nur wenige Jahre älteren Senior irgendwann nachzufolgen.
Diese Art der Nachfolgeregelung und vor allem auch der Umstand mehr oder weniger das gesamte Reichsgebiet unter den Brüdern der jeweiligen Herrscher aufzuteilen, verhinderte weitgehend handlungsunfähige Kinderkönige.
Sie schuf auf der anderen Seite aber auch in jeder Generation mächtige undzufridene Thronprätendenten, was immer wieder zu inneren Schwierigkeiten führte, die auch auswärtige Herrscher mit in die polnischen Angelegenheiten hineinzogen sofern sie sich mit dem Senior, den irgender zu stürzen versuchte oder einem der Prätendenten verbündet hatten.
Im Bezug auf Böhmen spielt daneben auch die Rivalität der böhmischen und polnischen Herrscher untereinander eine Rolle, so wie die mehrfache Belehnung der böhmischen Herrscher mit Reichsterritorien, im Besonderen im Bereich der Lausitz, die dazu führte, dass sich die Könige und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches immerwieder in Angelegenheiten lehensrechtlicher Natur mit den böhmischen Herrschern zu befassen hatten, weil das Reichsterritorien betraf und auf diese Weise kam es auch immer wieder zu Lehensbahängigkeiten der böhmischen Herrscher von den Kaisern und Königen des Reiches, die sich allerdings zunächst mal nicht auf Böhmen und die Nebenländer selbst bezogen, sondern auf die Reichsterritorien mit denen die böhmischen Herrscher zeitweise belehnt waren.
Das Böhmen dann nach und nach langsam in das Heilige Römische Reich hineindiffundierte hat vor allem auch etwas mit der böhmisch-polnischen Rivalität und den jeweiligen Ansprüchen auf Schlesien etwas zu tun.
Nicht unbedingt mit einer zwingenden äußeren Politik der römisch-deutschen Könige und Kaiser.