Ich habe die Hypothese von Likritzis et al. so verstanden: Der Saturn benötigt ca. 29,5 Jahre für eine Sonnenumrundung, in diesem Rhythmus durchwandert er die Sternbilder der Tierkreiszeichen. Für die Rückreise auf offener See hätten die alten Griechen für eine bestimmte Jahreszeit alle 30 Jahre entlang der Saturnposition zu den Sternbildern nachts die Gewissheit gehabt, dass sie sicher auf ihre Fernziele Iberische Halbinsel und Taurus zusteuern.
"Die beschriebenen eigentümlichen, wiederkehrenden Reisen finden alle 30 Jahre (wenn der Planet Saturn die Taurus-Konstellation erreicht) vom Mittelmeer bis zum kronischen offenen Meer statt, das mit den Küsten des nördlichen Atlantiks identifiziert wird. Es wurde vermutet, dass die letzte Mission im April 56 n. Chr. in die Heimat zurückgekehrt war." (abstract)
Möglicherweise absoluter Mumpitz den ich, absolut unkundig in puncto Astronomie, mir zusammenreime.
Naja, wenn man alle 29.5 Jahre eine Reise machte, wäre man stets zu anderen Jahreszeiten unterwegs und Leute, welche als „Schiffsjungen“ mit 14-20 ... die Reise erstmals mitgebracht hätten, hätten dann mit 44-50 ... die Reise als die „erfahrenen“ Segler gemacht. Hardy likely. Was sollte das auch, eine Reise nur alle 29.5 Jahre zu unternehmen?
Die Autoren dieser „Studie“ betreiben auch Cherrypicking. Lamprias (der Erzähler) fabuliert (Abschnitt 25) über See- und Landbewohner und deduziert aus der Tatsache, dass Meerwasser bitter und ungenießbar sei und trotzdem belebt, so unwahrscheinlich das auch sei, dass der Mond, der von anderen Teilnehmern des Dialogs für Aether gehalten wird, auch von Menschen besiedelt sei, welche, wenn sie die homerischen Epen kennten bei sich den Hades etc. verorteten und nicht etwa auf der Erde. Lamprias wird da von Sylla unterbrochen (Abschnitt 26). Sylla spricht vom Meer des Kronos (in der englischen ÜS Saturn) und dass 5000 Stadien/5 Tagesreisen westlich der britischen Inseln die Insel Ogygian liege, außerdem drei weitere Inseln, die laut der englischen Übersetzung gleich weit von einander entfernt liegen, wie von Britannien. Außerdem gebe es einen den Ozean umfassenden Kontinent. Wir haben hier also eine erweiterte Vorstellung des Randmeeres. Eigentlich gibt es ja die Vorstellung, dass die bewohnte Welt mit dem Mittelmeer im Zentrum, vom Ozean umgeben ist und nun ergänzt Sylla dje Vorstellung des die Welt umgebenen Randozeans von einem diesen wiederum umgebenden Kontinenten (wie gesagt, ich rekurriere hier auf die engl. ÜS.); dieser Kontinent sei von
Griechen besiedelt, aber die Kommunikation zwischen diesem Kontinent und der bekannten Welt sei schwierig,
weil der Ozean schlammig und fast solide sei (und von dem fremden Kontinent verschiedene Strömungen ausgingen).
Der Dialog endet damit, dass Sylla seine Quellen preisgibt (Abschnitt 30):
“All this,” said Sylla, “I heard the stranger recounting; and the chamberlains and ministers of Saturn had related it, as he said, to him. You, Lamprias, are at liberty to make what use you please of the story.”
„All dies hörte ich einen Fremden wiedergeben, und die Priester und Diener des Kronos hatten dies, wie er sagte, ihm erzählt.“
Das erinnert doch an Platons
Timaios, wo Platon dem Sprecher, der von Atlantis erzählt in den Mund legt, er habe die Geschichte als kleiner Junge von seinem Großvater gehört, der diese wiederum von Perikles(?) habe, der die Geschichte in Ägypten gehört habe, wo sie seit 9.000 Jahren von Priestern tradiert würde. Plutarch hat hier dieselbe Verfremdungstechnik wie Platon angewandt, eine Verfremdungstechnik, die später von Cervantes im
Quijote, von Montesquieu in den
Lettres persanes und von Cadalso in den
Cartas marruecas aufgegriffen wurde.