WK-1: "Deutschland trug zweifellos große Schuld am Kriegsausbruch"

Man könnte ja ketzerisch fragen, wer von Bismarcks Vätern im Brandenburgischen oder Pommerschen tatsächlich andauernd gegen Frankreich zu kämpfen hatte.
Wahrscheinlich hätte er da nicht allzuviele nennen können.
Den Umstand, dass das eine oder andere Mal die "Väter" dabei auch auf der französischen Seite standen, wenn man etwa Preußens Rolle im Österreichischen Erbfolgekrieg bedenkt, den übergeht er natürlich.

Dieses Geschwätz war schon damals großer Unfug.

Dafür, dass du keine einzige Quelle für deine Meinungen hast, lehnst du dich stark aus dem Fenster. Ich habe keine große Lust, um deine "es könnte so sein, aber auch ganz anders" Beiträge alle richtig zu stellen. Nur in aller Kürze, die Annahme, dass in Deutschland die Vorgeschichte völlig vergessen gewesen wäre ist von dir völlig unbelegt. Warum sollte das so sein? Hast du eine Studie zur Hand, die analysiert wie der Ruf Frankreichs in Süddeutschland war? Nein! Also lass diese überheblichen Auslassungen. Natürlich hatten die Menschen die Zerstörungen nicht vergessen. Solche Geschichten halten sich über eine lange Zeit. Sie waren ein Kern für die Entstehung einer deutschen Nationalentwicklung.
Abenteuerlich ist auch eine These, dass die französische Kriegsführung nicht besonders grausam für ihre Zeit war. Wenn ein Historiker wie Johannes Willms nach intensiver Forschung zu diesem Ergebnis kommt, kannst du das nicht einfach wegwischen weil du eine andere Meinung hast. Gründe hast du ja nicht hervorgebracht. Deine Beiträge macht es auch nicht besser, wenn du dir selbst alle drei Beiträge widersprichst.
 
Frankreich strebte nach der Herrschaft über Lothringen nicht, weil es so "französisch" war, sondern Frankreich strebte allgemein nach einer Expansion nach Osten.
Ich könnte jetzt antworten Frankreich strebte nicht allgemein nach einer Expansion nach Ostn, sondern nach Abrundung der eigenen Grenzen (also genau das, was dan auch später Bismarck tat, wenn man Metz nahm) und ging ansonsten, was das Ventil für seine expansiven Energien betrifft, einfach den Weg des geringsten Widerstands.

In Übersee kam man nicht weiter, wegen des Widerstands der Seemächte, auf der iberischen oder der italischen Halbinsel jenseits von Pyrenäen und Seealpen Krieg zu führen, musste sich vergleichsweise kompliziert gestalten (auf der iberischen Halbinsel machte es auch nach dem spanischen Erbfolgekrieg keinen Sinn mehr), im Bereich der schwächeren Kleinstaaten im Westen des Reiches und im Bereich der militärisch zum Teil eher schwer erreichbaren Nebenlande der Habsburger, war das sicherlich wesentlich einfacher.

Ins Visier genommen wurde dabei nicht die Sprachgrenze, sondern die Rheingrenze - und westlich des Rheins liegen nun einmal auch Gebiete, die definitiv etwas mit "Deutschland" und einer "deutschen Nation" zu tun haben.
Aber darum ging nunmal der größte Teil der Kriege über die Bismarck schwadronierte nicht oder jedenfalls nicht konkret. Wenn er 1870 was davon erzählt, dass seit 300 Jahren................ dann konstruiert er damit einn Konflikt bis ins ausgehendene 15. Jahrhundert zurück.

Zu der Zeit schwadronierte niemand irgendwas von wegen "Rheingrenze" zu der Zeit ging es um Positionen in Italien, im Besonderen Mailand und um die Konursmasse des Burgundischen Reiches, aber nicht einmal im Entferntesten um irgendwie deutsche Territorien.

Das kommt erst unter Louis XIV. auf, wird aber auch nach ihm nicht konsequent verfolgt.


Lothringen kam am Ende nicht über kriegerische Eroberung an Frankreich, sondern qua politischem Ausgleich und Entschädigung für den Herzog Franz-Stephan in Gestalt der Toskana.

Ich weiß nicht, ob es während des Österreichischen Erbfolgekrieges auf französischer Seite Zielsetzungen gab, die territorial Vergrößerungen auf Kosten des Reiches außerhalb der Östrreichischen Niederlande und Luxemburgs, als habsburgische Territorien anvisiert hätten, da habe ich zugegebenermaßen eine Bildungslücke, lasse mich aber sehr gern belehren.

Nach Friedrich II. Konvention v. Westminster mit Großbritannien kam es zu einer förmlichen Allianz zwischen Frankreich und Habsburg und damit in gewissem Ausmaß auch zu einer faktischen Allianz Frankreichs mit dem Heiligen Römischen Reich.
Wir erinnern uns daran dass im Siebenjährigen Krieg die französischen Truppen unter Soubise gemeinsam mit der "Reichsarmee" gegen Preußen ziehen und dann auch gemeinsam an das militärische Debakel von Roßbach stolpern.

Spätestens seit dem Ende des Österreichischen und dem Bündnis Frankreichs mit Habsburg, wenn nicht sogar schon früher, spielten militärische Abenteuer zur Eroberung irgendwelcher Territorien in der Pfalz oder dem, was dann später die preußische Rheinprovinz werden sollte, aber keine Rolle mehr bis zu den Revolutionskriegen und in die Napoléonik.

Damit das wieder auf die Agenda kam, benötigte es nichts geringeres, als den radikalstmöglichen Bruch in der französischen Geschichte und Politik, nämlich die Revolution.


Im Zuge der Revolutionskriege und unter Napoleon fielen sie dann vorübergehend tatsächlich unter französische Herrschaft.
Naja, das ist zwar richtig, aber es ist ja nicht so, dass damals das revolutionäre Frankreich unprovoziert mal eben halb Europa oder speziell das Reich mit ausufernden Annexionsabsichten überfallen hätte.

Es war zwar Frankreich, dass offiziell den 1. Koalitionskrieg lostrat, in dem es es dem "König von Böhmen und Ungarn" den Krieg erklärte, allerdings wird man kaum umhinkommn zu bemerken, dass da beide Seiten Aktien drann hatten.

Frankreich genau so durch seine Ultimaten an die Habsburger Adresse, an der Grenze abzurüsten und teilweise gegen die Emigranten vorzugehen, Habsburg (und Preußen) durch die Pillnitzer Deklaration (auch wenn man über die eigentliche Absicht streiten kann, Blanning etwa hat darin wohl einen Akt der Bluff-Politik gesehen, wie er in "The pursuit of Glory" schreibt) und eben den Aufbau einer großen Koalition, was man zusammengenommen in Frankreich jedenfalls als direkte Kriegsabsicht auffassen und sich deswegen zum Präveniere veranlasst sehen konnte.

Ich bin - allerdings muss ich zugeben, dass hier meine Kenntnisse eher begrenzt sind, weil ich das immer für sekundär gehalten habe - schon der Auffassung (ich mein dass in ähnlicher Interpretation bei Blanning gelesen zu haben), dass Euopa in den 1. Koalitionskrieg eher "hineinstolperte", weil die Wahrnehmung auf beiden Seiten durchaus nicht unbedingt der Absicht der Sender der entsprechenden politischen Signale entsprochen haben dürfte, was man in den Details sicherlich anderswo diskutieren könnte.

Jedenfalls war aber Erste Koalitionskrieg, an dessen Ende die Annexion der linksrheinischen Gebiete durch Frankreich stand, nicht auf Einseitiger Agression Frankreichs mit dem eindeutigen Ziel der Eroberung deutschen Landes begründet.


Insofern ja, Territorien, die Louis XIV. gern gehabt hätte kamen mit dem 1. Koalitionsrieg an Frankreich.
Ich sehe aber jede Menge Grund dazu das Postulat, die Erste Republik habe hier die Politik Louis. XIV. wieder aufgegriffen, nicht zu teilen:

Louis XIV. hatte sich erbfolgetechnische Gründe konstruiert um einen Krieg um die Pfalz beginnen zu können. Die französische Republik hatte demgegenüber Habsburg Ultimaten gestellt, die eher defensiven Charakter hatten und deren Problm eher war, dass sie auf Fehlwahrnehung (Emigrantenheer) beruhten und die Erste Republik erklärte auch zunächst den rheinischen Fürstentümern überhaupt nicht den Krieg.

Am Ende nahm Frankreich die Territorien.

Da sollte man aber berücksichtigen, dass das nach einem Jahrelangenn Krieg passierte, den Frankreich gegen so ziemlich alle seine Nachbarn geführt hatte von denen Teile von sich aus Frankreich selbst den Krieg erklärt hatten und von denen andere durch die Pillnitzer Deklaration von französischer Seite jdenfalls als potentielle Agressoren wahrgenommen werden konnten (auch wenn das möglicherweise eine Fehlwahrnehmung war).
Das man nach der Erfahrung in Europa zunächst völlig isoliert gwesen zu sein, mit dem vereindlichen Beweis auf dem Tisch, dass sich die Nachhbarn zu einem Agressionskrieg verschworen hatten, irgendwo nach Absicherung der Grenzen strebte, ist aber, denke ich schon verständlich.

Es kommen natürlich noch die finanziellen Sachzwänge hinzu, in der Frankreichs Regierung mittlerweile nach Jahren des Krieges steckte und vor deren Hintergrund sich natürlich aufdrängte Frankreichs Staatsfinanzen durch Kriegseute und die Vergrößerung des Landes und damit die Erhöhung des Steueraufkommens zu konsolidieren.
Da sehe ich durchaus erhebliche Unterschiede zu Louis XIV.
 
Nur in aller Kürze, die Annahme, dass in Deutschland die Vorgeschichte völlig vergessen gewesen wäre ist von dir völlig unbelegt. Warum sollte das so sein?
Ganz einfach deswegen, weil diese Vorgeschichte, sofern sie den Pfälzischen Erbfolgekrieg betrifft für den Löwenanteil des späteren Deutschlands keine Relevanz hatte.

Was interessierte es um 1700 herum irgendwen in der einfachen Bevölkerung Sachsens, Pommerns oder gar Posens oder Ostpreußens wenn der französische König in der Pfalz Krieg führte?
Das war aus Sicht der einfachen Bevölkerung, sofern die überhaupt wussste, wo das eigentlich lag, (zum Teil fernes) Ausland und ganz sicher nicht die eigene Angelegenheit.
Entsprechend gering musste der Niederschlag dieses Krieges in der Erinnerungskultur außerhalb der betroffenen und der direkt angrenzenden Gebiete ausfallen. Und die lokale mündliche Erinnerungskultur war einmal das Hauptmedium, was das betrifft.

Eine moderne Geschichtswissenschaft, die die Vergangenheit systematisch erforscht und die Ergebnisse popularisiert hätte, die steckte Mitte des 19. Jahrhunderts noch in den Kinderschuhen und war in weiten Teilen noch Erforschung der Regionalen Geschichte, kaum aber Erforschung der Geschichte des Heiligen Römischen Reiches in ihrem Gesamtzusammenhang oder der Europäischen Geschichte insgesamt.

Es gab sicherlich Werke, aus denen man 1870 ein Wenig über die Vorgeschichte erfahren konnte, z.B. Leopold v. Rankes Darstellung der Geschichte Frankreichs im 16. und 17. Jahrhundert.
Das ist sicherlich in einem Teil des Bildungsbürgertums auch gelesen worden.
Nur ein Teil der Massen der unterbürgerlichen Schichten, war noch immer nicht alphabetisiert (lass das mal um 1870 noch 20-25% der Bevölkerung gewesen sein) oder hatte lediglich einige Jahre Elementarschulbildung und steckte täglich im wirtschaftlichen Überlebenskampf als Teil der agrarischen oder industriellen Unterschichten, was nur begrenzt Zeit und Geldmittel ließ sich umfassender historischer Bildung überhaupt zu widtmen.

Provokant gefragt, woher hätte die Erinnerung an den pfälzischen Erbfolgekrieg beim gemeinen westfälischen oder schlesischen Bergarbeiter, beim Landarbeiter oder Kleinbauern in Masuren, Pommern oder Brandenburg denn kommen sollen?
Geschweigedenn bei den polnischsprachigen Teilen der Bevölkerung Ostelbiens, die der deutschen Sprache nicht mächtig waren und dementsprechend mal so überhaupt keinen Bezug zur Geschichtsreflektion aus deutscher Perspektive hatten?

Hast du eine Studie zur Hand, die analysiert wie der Ruf Frankreichs in Süddeutschland war?
Ich rede nicht von Süddeutschland, falls dir das entgangen sein sollte, ich rede von Deutschland.
Ja, in Süddeutschland, oder mindestens im Südwesten (sagen wir mal in den Gebieten des heutigen Baden-Würtemberg, von Rheinland-Pfalz und des Saarlandes erinnrte man sich mit Sicherheit an die Kriege Ludwig XIV.

Die Bismarcks Rede wurde aber nicht vor dem würtembergischen Landtag gehalten und an die Bwohner des Südwestens gerichtet sondern das ging an die Abgeordneten und über die Presse an die Einwohnerschaft des gesamten Reichsgebiets und darüber hinaus.

Für einen Großteil der Rezepienten vor allem im Norden und im Osten, sicherlich auch in Bayern und das war einmal der Löwenanteil der Bevölkerung wird dieser Rekus nicht wirklich nachvollziehbar gewesen sein, was historisches Wissen angeht.
Es mag vielleicht mit einem Sentiment, dass aus der jüngesten Vergangenheit herrührte korrespondiert haben, was seine Zustimmungsfähigkeit angeht, dann aber ab dem Niveau von "..... ja weil, was der Bismarck gesagt hat", nicht mit einem tatsächlichen historischen Wissen.

Also lass diese überheblichen Auslassungen.
Du wirst es mir zu überlassen haben, worüber ich mich auslasse und wie ich das tue.

Natürlich hatten die Menschen die Zerstörungen nicht vergessen. Solche Geschichten halten sich über eine lange Zeit. Sie waren ein Kern für die Entstehung einer deutschen Nationalentwicklung.
Der Kern für die Herausbildung der deutschen Nationalbewegung im 19. Jahrhundert war, sofern es Abgrenzungsbedürfnisse betrifft die Erfahrung der napoléonischen Zeit und das damals aktuelle chauvinistische Gebahren Frankreichs, nicht ein seit 150 Jahren toter französischer Monarch.
Auf den musste man nicht mehr reagieren.


Abenteuerlich ist auch eine These, dass die französische Kriegsführung nicht besonders grausam für ihre Zeit war.
Das mag ja sein. Ich würde dich aber darum bitten solche Kritiken vielleicht besser an Leute zu richten, die so etwas postulieren.
Ich für meinen Teil habe nirgendwo infrage gestellt, dass sie, auch gemessen an der Zeit grausam war. Ich habe nur bestritten, dass sie in ihrer Dimension, was die Leiden der Zivilbevölkerung betrifft in ihrer Zeit einzigartig gewesen wäre, so wie das postuliert wurde.

Wenn ein Historiker wie Johannes Willms nach intensiver Forschung zu diesem Ergebnis kommt, kannst du das nicht einfach wegwischen weil du eine andere Meinung hast.
Wenn ein Historiker wie Johannes Willms nach intensiver Forschung zum Thema Frankreich zu der These kommt, dass die französische Kriegsführung in ihrer Grausamkeit/Übergriffigkeit im Punkto Zivilbevölkerung einmalig gewesen wäre, dann wüsste ich erstmal gern, was ihn denn zu dieser Schlussfolgerung berechtigt.

Johannes Willms ist als Historiker vorwiegend mit Biographien und mit Werken zum Thema der französischen Geschichte ausgefallen.
Das sind so weit ich das konsumiert habe* ziemlich solide Werke, die ich persönlich sehr schätze und aus denen (im Besonderen aus "Tugend und Terror, Geschichte der Französischen Revolution") ich auch einiges über Frankreich und die französische Geschichte gelernt habe.

Er hat aber soweit ich das überblicke nie in irgendeiner Form vergleichende translationale oder globalgeschichtliche/kulturhistorische Studien in Sachen Kriegsbräuche oder im größeren Stil zur Militärgeschichte überhaupt publiziert.
Natürlich beeinhalten seine Biographien die Beschreibung von Kriegen, aber nicht aus militärgeschichtlichem Blickwinkel.

Von dem her sehe ich erstmal nicht, was Willms in Sachen Kriegsbräuche und Militärhistorie zu irgendeiner unanfechtbaren Autorität machen würde und ich persönlich kann nur zu dem Schluss kommen, dass sein Postulat, dass dass gezielte Inkaufnehmen der Leiden der Zivilbevölkerung dadurch dass ihre Lebensgrundlage durch den Krieg geschädigt wurde, etwas einzigartiges gewesen sei, unzutreffend ist.



* Das betrifft seine Biographie Napoléon I., seine Talleyrand-Biographie, sein "Werk Tugend und Terror, Geschichte der Französischen Revolution", seine Biographi zu Louis XIV. habe ich angelesen
 
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Willms hatte geäußert

„Ganze Landstriche systematisch auszubrennen, ihren Bewohnern die Lebensgrundlagen zu vernichten, war in der vornapoleonischen Zeit beispiellos“, urteilt Willms

Wie er darauf kommt, wo er doch Frankreichs Krieg mit den Niederlanden offensichtlich auf dem Schirm hatte, ist mir schleierhaft, denn wie gesagt, auch die niederländische Kriegsführung die Deiche zu durchstechen und das Land zu fluten, war eine systematische Vernichtung der Lebensgrundlagen der Bevölkerung der betroffenen Gebiete im Kontext des Krieges und im Kontext der Strategie.

Das Wüten von Cromwells Armee in Irland, könnte man sicherlich auch für vergleichbar halten.

Und da haben wir über die koloniale Sphäre noch nicht gesprochen.

Einzigartig für diese Zeit in Europa oder sagen wir mal, innerhalb des lateinischen Europas wäre es gewesen wenn solche Maßnahmen ohne militärischen Zweck als ein Akt reiner Vernichtungspolitik betrieben worden wären.
Wurden sie aber nicht, denn wie ausweislich deines vorherigen Zitats von Willms in #1415 belegt ist, folgten sie militärischen Überlegungen/Zwecken.

Ausweislich dieses Zitats ging es in den Niederlanden darum die Versorgung der feindlichen Armee in diesem Gebiet unmöglich zu machen, in Deutschland ging es ausweislich des Zitats darum militärisch relevante Positionen in einem künftigen Krieg oder spätere Feldzügen von vorn herein auszuschalten und darum militärische Bewegungen zu blockieren:

Schon bei Kriegsausbruch 1688 wurde der französische Generalstabschef Jules-Louis Bolé de Chamlay gegenüber Louvois konkret: Speyer, Neustadt, Alzey, Kreuznach, Oppenheim, Kaiserslautern und Frankenthal, die sich widerstandslos ergeben hatten, seien „zu zerstören, damit sie bei einem anderen Krieg nicht erneut hinderlich sind“. (....)
Dass Ludwig dabei keineswegs ein Getriebener seiner Militärs war, belegt Willms mit einem Schreiben von Louvois an einen Befehlshaber: „Seine Majestät legt Ihnen nahe, alle Orte entlang des Neckar, die sie verlassen, gründlich zu zerstören, damit die Feinde hier weder Futter noch Lebensmittel finden und deshalb auch gar nicht versucht werden, sich ihnen zu nähern.“ Auf einer Landkarte wurden einige künftige Opfer markiert: Mannheim, Heidelberg, Worms und Bingen.

Eine solche Politik war grausam, allerdings in einer Zeit in der sich Kriege in Feldzügen abspielten, weil winters in der Regel nicht gekämpft wurde nur konsequent.
Durch Versorgungsprobleme und Zerstörungen bedingt, mussten die Armeen dieser Zeit, wenn es in die Winterquartiere ging, oft bereits eingenommene Gebiete zeitweise wider räumen, weil sie von Kämpfen so sehr in Mitleidenschaft gezogen wurden, dass die Umgebung die befriedigende Versorgung der Truppen nicht hergab.

Dann konnten in militärisch relevanten Positionen zum Teil nur kleine Besatzungen zurückgelassen werden, was immer die Gefahr mit sich bringen musste, dass diese Positionen durch Revolte der Bewohner, sofern es sich um befestigte Städte handelte oder durch Handstreich am Beginn der kommenden Kriegssaison, falls der Gegner schneller in er Lage sein sollte seine Truppen wieder ins Feld zu führen, wieder in die Hand des Gegners überwechseln konnten.

Aus diesen Gegebenheiten heraus machte es militärisch durchaus Sinn, mindestens Festungswerke (und dazu konnten auch Stadtbefestigungen gehören) systematisch zu zerstören.

Der Akt Gebiete dadurch zu sichern den Gegner am Vorrücken zu hindern, entspricht dem, was die Niederländer taten, wenn sie die Deiche Öffneten.
In beiden Fällen ging das auf Kosten der lokalen Bevölkerung.

Es war aber keine systematische Vernichtungspolitik ohne militärische Bedeutung und damit in Europa durchaus nicht singulär.


Gründe hast du ja nicht hervorgebracht.
Wenn du nicht willens oder in der Lage bist wahrzunehmen, was ich vorgebracht habe, ist das jetzt nicht meine Schuld.
Kommt eigntlich noch eine Antwort auf meine Rückfrage?

Deine Beiträge macht es auch nicht besser, wenn du dir selbst alle drei Beiträge widersprichst.
Ich wüsste nicht wo ich mir widerspreche.
Vielleicht liegt es eher an deinem Leseverständnis? Der Verdacht liegt nahe, denn ansonsten müsste ich unterstellen, das du ganz bewusst Strohmänner konstuierst und mir Dinge in den Mund legst, die ich nicht geschrieben habe, wie etwa deine Behauptung, ich hätte Postuliert, die französische Kriegsführung sei nicht grausam gewesen.

Das habe ich nirgendwo geschrieben und es ist auch völlig abwegig, dass in meinen Beitrag hinein zu lesen.

Liegt es also an Problemen mit dem Leseverständnis oder an der Absicht mich abseits meiner tatsächlichen Inhalte anzugreifen und dafür etwas herbei zu konstruieren?
Falls an Ersterem würde ich anregen die Gründe für meine angeblichen Widersprüche zunächst dort zu suchen, falls an letzterem........... naja gut, jeder hat ein Recht darauf sich selbst zu blamieren und ins Abseits zu schießen.
 
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Ich könnte jetzt antworten Frankreich strebte nicht allgemein nach einer Expansion nach Ostn, sondern nach Abrundung der eigenen Grenzen (also genau das, was dan auch später Bismarck tat, wenn man Metz nahm) und ging ansonsten, was das Ventil für seine expansiven Energien betrifft, einfach den Weg des geringsten Widerstands.

Abrundung? "Die natürlichen Grenze am Rhein!" Das Frankreich Ludwig XIV. wollte die europäische Hegemonialmacht werden. Das war aber nicht das Ziel Bismarcks. Bismarcks ging es um die Sicherheit, um das Bewahren des Erreichten. Ludwig XIV. ging es um Expansion. Das ist doch ein bisschen was anderes.
Aber darum ging nunmal der größte Teil der Kriege über die Bismarck schwadronierte nicht oder jedenfalls nicht konkret. Wenn er 1870 was davon erzählt, dass seit 300 Jahren................ dann konstruiert er damit einn Konflikt bis ins ausgehendene 15. Jahrhundert zurück.

Nun ja, Frankreich hat ja im Dreißigjährigen am Ende in Deutschland ganz "munter" mitgemischt.

Es waren sechs Koalitionskriege nötig, um Europa von dem Usurpator namens Napoleon Bonaparte zu befreien. Napoleon beliebte es mit Soldaten der Besiegten Kriege zu führen. Die besetzten Länder, ganz besonders Deutschlands wurden wie Zitronen ausgepresst, damit Napoleon das Ziel, was Ludwig XIV. verwehrt geblieben war, die europäische Hegemonie erreichen konnte. 23 Jahre Krieg, entsetzliches Leid, unzählige Tote imd Kriegsversehrte, Familien, die ihren Ernährer verloren hatten, Verwüstungen, Ausplünderungen, Armut, Hunger, entsetzliches Elend etc.etc. Zurückhaltung bei den Friedensverträgen legte sich das Frankreich Napoleon I. auch nicht gerade auf.
Aber Frankreich selbst wurde nach dem es endlich endgültig besiegt war, unfassbar milde behandelt. Ich denke, das den Menschen in Deutschland so einiges von dem Elend. im Gedächtnis präsent war. Und dann kam schon 33 Jahre später der nächste Napoleon und wollte in seinem Sinne umgestalten. Und da hatte Frankreich am Ende mit Elsass und Lothringen territoriale Verluste erlitten, über die man meinte in Frankreich nicht hinwegkommen zu können, obwohl man den Krieg selbst begonnen hatte. Komplett übersehen wird, was man seinen Nachbarn alles in der Vergangenheit angetan hatte.

Ich habe so ein bisschen das Gefühl, das du mit deinen umfänglichen Ausführungen Nebelkerzen wirfst, um von dem zentralen Aspekt, Sicherheit vor den Franzosen, ein wenig abzulenken.:)
 
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... Usurpator namens Napoleon Bonaparte ...
Warum so polemisch? Napoleons Herrschaft war auch nicht legitimer oder illegitimer als andre, aber immerhin mehrfach durch Volksabstimmungen bestätigt.

Die Rheingrenze inkl. Pfalz, Mainz, Köln und auch Belgien war über mehrere Jahrzehnte eine akzeptable Grenze für Preussen und Österreich.
Sogar nach den napoleonischen Kriegen hat man das Elsass bei Frankreich belassen.
Eine französische Vorherrschaft in Europa ist doch dadurch nicht gegeben, sie gab es nur durch die Expansion darüber hinaus, insbesondere durch die Bildung von Satelliten-Staaten.
Mir sind keine anti-französischen Aufstände aufgrund der "Verwüstungen, Ausplünderungen, Armut, Hunger, entsetzliches Elend etc.etc." auf der linken Rheinseite bekannt, im Gegenteil:
"Aus uns Pfälzern wären gute Franzosen geworden", so ein Zitat eines Bekannten meines pfälzischen Schwiegervaters - da ist m.E. viel dran,
hätte die Rheingrenze länger bestand gehabt.
 
Abrundung? "Die natürlichen Grenze am Rhein!" Das Frankreich Ludwig XIV. wollte die europäische Hegemonialmacht werden. Das war aber nicht das Ziel Bismarcks. Bismarcks ging es um die Sicherheit, um das Bewahren des Erreichten. Ludwig XIV. ging es um Expansion. Das ist doch ein bisschen was anderes.
Also wenn du mal vergleichst, was Bismarck und Louis XIV so in expansionstechnischer Hinsicht erreicht haben, dann läst sich da durchaus schon die Frage stellen, wer der erfolgreichere Expansionist war.

Schleswig-Holstein und Lauenburg, das Königreich Hannover, Kurhessen, Nassau, die Stadt Frankfurt, Elsass- und Lothringen, das konnte den Erobrungen Louis XIV. durchaus Konkurrenz machen.
Der Unterschies ist, dass dass Louis XIV. auf den Thron eines Landes kam, dass bereits vorher auf dem Sprung zur Europäischen Hegemonie oder jedenfalls ein ernsthafter Kandidat dafür war und dass die ärgsten Konkurrenten sich gerade anderswo aufrieben, während Bismarck durchaus klar war, dass mit den Reessourcen Preußens keine europäische Hegemonie zu machen war, weil ihm das die anderen Großmächte niemals erlauben würden.

Der späte Bismarck, wollte bewahren, was er erreicht hatte, der Frühe war anders drauf.

Nun ja, Frankreich hat ja im Dreißigjährigen am Ende in Deutschland ganz "munter" mitgemischt.
Nicht nur am Ende. Von französischer Seite her sind ja zum Teil bereits die Aufgebote der Dänen und Schweden zumindest mit Subsidien bedacht und mitfinanziert worden.

Nur das Motiv für das französische Engagement hier war in erster Linie die Verhinderung einer vollständigen Habsburgischen Dominanz im Reich und die Herausbildung einer effektiven auf Habsburg konzentrierten Zentralmacht dieses Reiches.

Es waren sechs Koalitionskriege nötig, um Europa von dem Usurpator namens Napoleon Bonaparte zu befreien.

Während des 1. Koalitionskrieges war Napoléon natürlich noch nicht de facto diktatorischer Herrscher Frankreichs (und zu Beginn des 2. Koalitionskrieges war er das nebenbei bemerkt auch noch nicht, da herrschte noch mehr schlecht als recht das Direktorium) und der Letzte Koalitionskrieg (wenn man den Feldzug von 1815 so bezeichnen möchte, allerdings verdient er den Namen "Koalitionskrieg" in meinen Augen eher als der Krieg von 1809) richtete sich gegen Napoléon als Herrscher Frankreichs, der aber weit davon entfernt war noch irgendwas von Europa zu unterjochen.

Im Übrigen, wenn 1805 vor Austerlitz nicht Zar Alexander I. gemeint hätte den Oberkommandierenden spielen zu müssen, sondern wenn er Kutusow einfach hätte machen lassen oder zumindest nicht beratungsresistent gewesen wäre, was den Zeitpunkt für eine Schlacht gegen Napoléon anging und man statt bei Austerlitz in Napoléons Falle zu gehen das Eintreffen der eigenen Verstärkungen abgewartet hätte und/oder König Friedrich Wilhelm III. v. Preußen weniger zögerlich geewesen wäre, was die Aufgabe der Neutralität angeht, dann hätte bereits der Dritte Koalitionskrieg die Wende bringen können.

apoleon beliebte es mit Soldaten der Besiegten Kriege zu führen.
Ich vermute, wenn ich darauf hinweise dass die Übernahme von Söldnern anderer Mächte unter die eigenen Fahnen nichts ungewöhnliches war, witterst du direkt wieder Relativierung.
Und wenn ich dich beispielhaft darauf hinweisen würde, dass Friedrich II. im Siebenjährigen Krieg, als er Sachsen besetzte, sofort einen großen Teil der Sächsischen Armee unter seine Fahnen presste (kannst du unter anderem bei Bremm nachlesen), wirst du das wieder für whataboutism erklären und das mit dem Einwand vom Tisch zu wischen versuchen, das Preußen und die schlesischen Kriege nicht das Thema seien?

Die besetzten Länder, ganz besonders Deutschlands wurden wie Zitronen ausgepresst, damit Napoleon das Ziel, was Ludwig XIV. verwehrt geblieben war, die europäische Hegemonie erreichen konnte.
Du übersiehst ein kleines Bisschen, dass de facto bereits das revolutionäre Frankreich nach der Bendigung des 1. Koalitionskrieges in Europa eine Hegemoniale Stellung einahm.
Da musste Napoléon eigentlich nicht mehr erreichen, als das, was er als General bereits erreicht hatte, als er Habsburg, mit seinem Italienfeldzug und dem Einfall in den Süden der Österreichischen Erblande, dazu zwang den Frieden von Campo Formio zu schlucken.

Weiterhin übersieht das, dass von Frankreich danach durchaus Frieedensbereitschaft ausging, während der Akteur, der einen dauerhaften Frieden nicht wollte viel mehr Großbritannien war.
Und natürlich den Umstand, dass die folgenden Kriege, die am Ende zu territorialen Erweiterungen Frankreichs führten durchaus nicht allein durch Frankreich verschuldet waren.

Napoléon hatte natürlich die Verantwortung für die Auseinandersetzungen auf der iberischen Halbinsel, er hatte erheblichen Anteil daran Preußen in die 4. Koalition zu treiben und mit diesem in Kriegszustand zu geraten und natürlich am Krieg von 1812-1814.

Den 2. und den 3. Koalitionskrieg, ebenso wie denn Krieg von 1809 hatten Frankreichs Gegner vom Zaun gebrochen und es ist durchaus denkbar, dass Europa die weiteren Verwicklungen, möglicherweise sogar Napoléon als Diktatorischer Herrscher vollständig erspart geblieben wären, wenn sie auf den 2. Koalitionskrieg einfach verzichtet oder den 3. nicht verdaddelt hätte.

Zurückhaltung bei den Friedensverträgen legte sich das Frankreich Napoleon I. auch nicht gerade auf.
Tat es für wahr nicht.
Allerdings, dürfte man da auf französischer Seite auch irgendwann keine Veranlassung mehr gesehen haben, wenn etwa Österreich sich mittlerweile 4 oder 5 mal einer Koalition gegen Frankreich angeschlossen und verschiedene Reichsstände teilweise mitgezogen hatte, da noch zurüchaltend zu sein

Aber Frankreich selbst wurde nach dem es endlich endgültig besiegt war, unfassbar milde behandelt.
Das war weder unfassbar, noch war das ein Akt übermäßiger Großzügigkeit. Das war einfach die Einsicht darin, wie explosiv die Stimmung in Frankreich war und dass eine dauerhafte Restaureation und Einhegung nur dann möglich sein konnte, wenn man Frankreich keine übermäßig harten Bedingungen auferlegte, die jede Regierung, die sie zu erfüllen hatte in Misskredit bringen und den Bonapartisten wieder Zulauf bescheren musste.
Davon ab war es für die Siegermächte ja nicht nötig Frankreich irgendwas weg zu nehmen, um selbst einen Gewinn zu haben. Gab ja noch genügend mediatisierte Kleinfürstenten, deren Ex Herrsschaften zur Verfügung standen und enteignetes Kirchenland im Gebiet des alten Reichs, dass man umverteilen konnte.


Und dann kam schon 33 Jahre später der nächste Napoleon und wollte in seinem Sinne umgestalten.
Was wollte Napoleon III. konkret in den deutschen Gebieten umgestalten? Er wollte eine Kompensation dafür, dass er anlässlich des innerdeutschen Krieges die Füße still hielt. Die versprach ihm Wien, auf Kosten Preußens, für den Fall eines Sieges über das letztere, wozu es dann aber nicht kam.

Allerdings hätte sich Napoléon III. selbst wahrscheinlich damit zufrieden gegeben, wenn Preußen seine Kompensationswünsche in Luxemburg oder Belgien unterstützt hätte.
Das jetzt ausgerechnet der die Krampfhafte Vorstellung gehabt hätte, unbedingt die innerdeutschen Verhältnisse umgestalten zu müssen, wäre mir neu.
Diese Meinung scheinen Teile der französischen Öffentlichkeit vertreten zu haben, von wegen "revanche pour Sadowa" und so weiter, aber Napoléon III?
Eher nicht.

Und da hatte Frankreich am Ende mit Elsass und Lothringen territoriale Verluste erlitten, über die man meinte in Frankreich nicht hinwegkommen zu können, obwohl man den Krieg selbst begonnen hatte.
Das es sich damit nie wirklich abfinden würde, war allerdings 1870 nicht absehbar.

Ich habe so ein bisschen das Gefühl, das du mit deinen umfänglichen Ausführungen Nebelkerzen wirfst, um von dem zentralen Aspekt, Sicherheit vor den Franzosen, ein wenig abzulenken.:)
Ich habe so ein Bisschen das Gefühl dass du neuerdings gerne Strohmänner konstruierst, denn ich denke, dass ich mich zum Sicherheitsaspekt sehr klar geäußert hatte:

Konnte man angesichts Rheinkrise, französischem Italienkrieg, dem Versuch sich Neutralität mit preußischem Territorium bezahlen zu lassen und den Expansionswünschen hinsichtlich Luxemburg und der Wallonie, die innerhalb der vergagenen 30-40 Jahre die europäische Politik in Atem gehalten hatten durchaus als legitim betrachten.

Aber nicht wegen irgendwelchen Unsinns, aus der Zeit Kaiser Maximilian I., Karl V. oder Louis XIV.
Diese Argumentation war an allen Ecken und Enden Murks, der sachliche Kern der dahinterstehnden Absicht war es nicht.
 
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Die Rheingrenze inkl. Pfalz, Mainz, Köln und auch Belgien war über mehrere Jahrzehnte eine akzeptable Grenze für Preussen und Österreich.
Sogar nach den napoleonischen Kriegen hat man das Elsass bei Frankreich belassen.
Metternich war noch 1813 der Meinung, dass man Frankreich die Rheingrenze durchaus zugestehen könnte, wenn man ansonsten wieder zu einem einigermaßen austarierten europäischen Gleichgewicht zurückfinden könnte und das sagte der Mann als jemand, der ursprünglich im Rheinischen verwurzelt war und dessen Familie dort (Winneburg und Beilstein) ihre Besitzungen gehabt hatte.


Ist unter anderem in Siemanns: "Metternich, Stratege und Visionär" nachzulesen.
 
Mir sind keine anti-französischen Aufstände aufgrund der "Verwüstungen, Ausplünderungen, Armut, Hunger, entsetzliches Elend etc.etc." auf der linken Rheinseite bekannt, im Gegenteil:
Allerdings hatten die linksrheinischen Gebiete das Glück, dass sie direkt zu Frankreich kamen, während die Lasten von Napoléon ja ganz Bewusst vor allem auf die Satelitenstaaten verteilt wurden um die eigene innenpolitische Situation in Frankreich ruhig zu halten.
 
Also wenn du mal vergleichst, was Bismarck und Louis XIV so in expansionstechnischer Hinsicht erreicht haben, dann läst sich da durchaus schon die Frage stellen, wer der erfolgreichere Expansionist war.

Schleswig-Holstein und Lauenburg, das Königreich Hannover, Kurhessen, Nassau, die Stadt Frankfurt, Elsass- und Lothringen, das konnte den Erobrungen Louis XIV. durchaus Konkurrenz machen.
Der Unterschies ist, dass dass Louis XIV. auf den Thron eines Landes kam, dass bereits vorher auf dem Sprung zur Europäischen Hegemonie oder jedenfalls ein ernsthafter Kandidat dafür war und dass die ärgsten Konkurrenten sich gerade anderswo aufrieben, während Bismarck durchaus klar war, dass mit den Reessourcen Preußens keine europäische Hegemonie zu machen war, weil ihm das die anderen Großmächte niemals erlauben würden.

Du schmeisst schon wieder Nebelkerzen!

Thema ist der Schutz vor Frankreich. Ich bekommen immer mehr den Eindruck, das du hier sehr bemüht bist, das expansionistische Frankreich als den lieben Onkel von nebenan zu verkaufen, der nur irrtümlich deutsches Gebiet annektiert und/oder mehrfach verwüstet hatte. So eine Art von Betreibsunfall. über den es sich gar nicht zu reden lohnt.

Aha: Ludwig XIV. stellst du auf die gleiche Ebene wie Otto von Bismarck. Ich wußte gar nicht, das Ludwig für sein Volk ein segensreiches Sozialversicherungssystem geschaffen hatte. Ludwig hat sein Volk, wie schon ein Vater, ausgeplündert, um Frankreich zur europäische Hegemonialmacht zu machen. Mit ist neu, das Bismarck Preußen oder Deutschland zur europäischen Hegemonialmacht machen wollte.

Muss ich dir wirklich die Einzelheiten und vor allem die Ursachen für die Kriege benennen? Wer die Kriege und warum begonnen hat? Das habe ich hier im Forum so einige Male bereits getan? Die Motive Bismarck lagen jedoch ganz anders, wie du eigentlich wissen solltest. Ich denke, es bedarf da keiner Wiederholung.

Der späte Bismarck, wollte bewahren, was er erreicht hatte, der Frühe war anders drauf.

Vielleicht solltest du dich ein wenig mehr mit der Person Bismarcks beschäftigen. Es lohnt sich.

Was wollte Napoleon III. konkret in den deutschen Gebieten umgestalten? Er wollte eine Kompensation dafür, dass er anlässlich des innerdeutschen Krieges die Füße still hielt. Die versprach ihm Wien, auf Kosten Preußens, für den Fall eines Sieges über das letztere, wozu es dann aber nicht kam.

Allerdings hätte sich Napoléon III. selbst wahrscheinlich damit zufrieden gegeben, wenn Preußen seine Kompensationswünsche in Luxemburg oder Belgien unterstützt hätte.
Das jetzt ausgerechnet der die Krampfhafte Vorstellung gehabt hätte, unbedingt die innerdeutschen Verhältnisse umgestalten zu müssen, wäre mir neu.
Diese Meinung scheinen Teile der französischen Öffentlichkeit vertreten zu haben, von wegen "revanche pour Sadowa" und so weiter, aber Napoléon III?
Eher nicht.

habe ich nicht von der Umgestaltung Europas gesprochen? Und zu Deutschland: Napoleon III. verweigerte nur mal so ganz nebenbei bemerkt den Deutschen das Selbstbestimmungsrecht. Er war nicht willens zu dulden, das die Süddeutschen Staaten sich den Norddeutschen Bund anschlossen. Was ging das Napoleon III. eigentlich an? Was er in Italien mit Nachdruck gefördert hatte, das war er nicht willens den Deutschen einzuräumen.

Was ging Napoleon III. eigentlich der spanische Thron an. In Sachen spanischer Thron hatte sich Frankreich schon eine blutige Nase geholt. Es war Sache der Spanier, genauer der Cortes, zu befinden, wer auf ihren Thron Platz nimmt. Nicht die Napoleons III. .

Napoleon III. hat die Kompensationsfrage äußert unklug angefasst. Auch hierüber habe ich schon hier im Forum geschrieben. Mit ein wenig mehr Fingerspitzengefühl, hätte diese Frage für Frankreich zufriedenstellend gelöst werden können.

Napoleon III. benötige die Zustimmung der Öffentlichkeit für seine Herrschaft.
 
bekommen immer mehr den Eindruck, das(s) du hier sehr bemüht bist, das expansionistische Frankreich als den lieben Onkel von nebenan zu verkaufen
:D :D:D:D:D
nachdem sich herumgesprochen hat, dass Gott kulinarisch nicht im Inselreich, sondern in Frankreich heimisch geworden ist, muss Frankreich moralisch und sittlich das gelobte Land sein.

Schau mal @Turgot : das dumpf rassistische, autoritäre, antisemitische, kulinarisch erbärmliche "Deutschland" (in seinen undurchsichtigen Entwicklungsstufen) schickte seine intellektuelle Elite nach Frankreich ins Exil (Heine), wohingegen - weil im gelobten Land wenn nicht gar im Paradies ansässig - die französische intellektuelle Elite niemalen ins Exil flüchten musste: Victor Hugo war im (boah: inselreich'schen) Jersey natürlich nur auf Urlaub :D:D:D:D:D:D:D
Merk dir das @Turgot und lass' ab von deinen antifranzösischen Ketzereien samt Götzenanbetung des diabolischen Bismarck, erweiche dein hartes Herz und konvertiere zu Moulin Rouge und Cul de Paris
 
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Zurückhaltung bei den Friedensverträgen legte sich das Frankreich Napoleon I. auch nicht gerade auf.
In der Tat. Man sollte sich vielleicht noch mal daran erinnern, dass Napoleon Frankreich nicht nur bis zum Rhein erweiterte, sondern 1810/11 auch die gesamte deutsche Nordseeküste einschließlich Hinterland bis zur Elbe und mit Hamburg, Lauenburg und Lübeck auch einige Gebiete darüber hinaus annektierte. Wäre Holstein damals nicht dänisch gewesen, hätte er es sicher auch annektiert.

Das waren nun wirklich Gebiete, auf die Frankreich keinen irgendwie gearteten historischen Anspruch konstruieren konnte (es sei denn, man ginge bis zu den Karolingern zurück), die z. T. mehrere hundert Kilometer von der Sprachgrenze entfernt lagen und wo man auch nicht mehr mit einer "natürlichen Grenze" oder legitimen Sicherheitsinteressen Frankreichs argumentieren konnte.

In anderen Ländern wie Italien, Kroatien und Katalonien hat er ähnlich großzügig annektiert.

 
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Die Rheingrenze inkl. Pfalz, Mainz, Köln und auch Belgien war über mehrere Jahrzehnte eine akzeptable Grenze für Preussen und Österreich.
Sogar nach den napoleonischen Kriegen hat man das Elsass bei Frankreich belassen.
Was heißt hier "akzeptable Grenze"? Man hatte aufgrund der Niederlagen in den Kriegen gegen Frankreich halt keine andere Wahl, als das hinzunehmen.

Metternich war noch 1813 der Meinung, dass man Frankreich die Rheingrenze durchaus zugestehen könnte, wenn man ansonsten wieder zu einem einigermaßen austarierten europäischen Gleichgewicht zurückfinden könnte und das sagte der Mann als jemand, der ursprünglich im Rheinischen verwurzelt war und dessen Familie dort (Winneburg und Beilstein) ihre Besitzungen gehabt hatte.


Ist unter anderem in Siemanns: "Metternich, Stratege und Visionär" nachzulesen.
War das vor oder nach der Völkerschlacht bei Leipzig? In welchem Kontext und an welchen Empfänger hat er das geäußert?

Solange Napoleons Macht noch nicht gebrochen war, konnte man aus österreichscher Sicht sicher darüber nachdenken, ob die Rheingrenze ein akzeptabler Preis für einen Frieden mit Frankreich sein könnte, wenn Frankreich sich ansonsten aus Deutschland zurückziehen und Österreich und Preußen wieder soweit an Macht gewinnen würden, sodass sie ein Gegengewicht zu Frankreich bilden könnten, wenn die Alternative ein möglicherweise sehr langer Krieg mit ungewissem Ausgang war.

Es kam dann bekanntlich anders.
 
War das vor oder nach der Völkerschlacht bei Leipzig? In welchem Kontext und an welchen Empfänger hat er das geäußert?

Solange Napoleons Macht noch nicht gebrochen war, konnte man aus österreichscher Sicht sicher darüber nachdenken, ob die Rheingrenze ein akzeptabler Preis für einen Frieden mit Frankreich sein könnte, wenn Frankreich sich ansonsten aus Deutschland zurückziehen und Österreich und Preußen wieder soweit an Macht gewinnen würden, sodass sie ein Gegengewicht zu Frankreich bilden könnten, wenn die Alternative ein möglicherweise sehr langer Krieg mit ungewissem Ausgang war.
Das war, sofern ich mich recht erinnere, durchaus auch noch nach der "Völkerschlacht" bei Leipzig.

Hintergrund war wohl, dass Metternich befürchtete vom Regen in die Traufe zu geraten, da eine vollständige Niederlage Frankreichs und ein Triumpf Russlands, geeignet hätte sein können eine russsische Hegemonie zu begründen und in diesem Sinne für Österreich zu einem Problem zu werden, jedenfalls fürchtete er das wohl.

Angesichts des Umstands, dass sich seit Tilsit Preußen bereits in einer einigermaßen umfassenden Abhängigkeit von Russland befand und klar war, dass Russland bei einer vollständigen Niederlage Frankreichs jedenfalls Polen vollständig schlucken würde, war diese Perspektive auch durchaus nicht unrealistisch und auf dem Wiener Kongress blitzte dieses Szenario auch einmal kurz auf, als sich die Mächte wegen der sächsischen Frage zerstritten und Preußen voll im russischen Fahrwasser blieb.
Die damalige Krise, die zu einem neuen Krieg gegen Russland und Preußen hätte führen können, entschärfte sich am Ende vor allem dadurch, dass Napoléon von Elba entkam und angesichts dessen, die volle Aufmerksamkeit aller wieder auf Frankreich lag, während in den anderen Fragen eilig ein Modus vivendi herbeigeführt wurde, der dann nach Waterloo nicht mehr verändert wurde.

Folgt man der Darstellung, bei Siemanns (genaue Literaturangabe müsste ich heraussuchen, leider habe ich das Buch gerade nicht hier) hätte Metternich wohl durchaus gern den Krieg gegen Frankreich nicht bis zum bitteren Ende und zum vollständigen Zusammenbruch Frankreichs durchgezogen, sondern vorher abgebrochen um Frankreich im Spiel zu halten und damit ein Gegengewicht gegen Russland, bzw. einen Russisch-Preußischen Block zu haben.

Vor Leipzig hatte er das und andere Dinge Napoléon angeboten, wahrscheinlich in dem Wissen, dass dieser ohnehin ablehnen würde, um einen formalen Grund zu haben endgültig aus dem Bündnis mit Napoléon auszuscheren und sich der Koalition anzuschließen.
Ich weiß aus dem Kopf nicht mehr, ob er die Überlegungen danach, die die Einhegung Russlands betrafen nach außen hin kommunizierte oder ob das intern blieb, da es natürlich Gedankengut war, dass die Koalition potentiell unterminierte und den Partnern das Misstrauen aussprach, war das natürlich eine ziemlich sensible Angelegenheit.
 
Ich weiß aus dem Kopf nicht mehr, ob er die Überlegungen danach, die die Einhegung Russlands betrafen nach außen hin kommunizierte oder ob das intern blieb, da es natürlich Gedankengut war, dass die Koalition potentiell unterminierte und den Partnern das Misstrauen aussprach, war das natürlich eine ziemlich sensible Angelegenheit.
Präzisierung hierzu: Scheint tatsächlich offen ventiliert worden zu sein:

 
Du schmeisst schon wieder Nebelkerzen!
Wie du meinst.

Thema ist der Schutz vor Frankreich.
Ich dachte eigentlich dass das Thema dieses Fadens die Kriegsschuldfrage bezüglich des ersten Weltkriegs betriffts.
Nun scheinst du ein gesteigertes Bedürfnis zu haben über die Annexion Elsass-und Lothringens, Napoléon und Ludwig XIV. zu reden. Damit habe ich von meiner Seeite her kein Problem, kann man gerne auch drüber sprechen.

Ich muss allerdings sagen, dass ich mich sehr darüber wundere, dass du, während du selbst in einem Faden zur Kriegsschuldfrage zum 1. Weltkrieg konsequent auf Napoléon und Ludwig XIV herumreitest, mir vorwirfst Nebelkerzen zu werfen und vom Thema abzuweichen.

Offenbar, nimm das bitte nicht persönlich, ist dein Problem also nicht die Abweichung an und für sich, sondern dass dir die Inhalte der Abweichung nicht gefallen.

Ich bekommen immer mehr den Eindruck, das du hier sehr bemüht bist, das expansionistische Frankreich als den lieben Onkel von nebenan zu verkaufen, der nur irrtümlich deutsches Gebiet annektiert und/oder mehrfach verwüstet hatte. So eine Art von Betreibsunfall. über den es sich gar nicht zu reden lohnt.
Wenn du diesen Eindruck hast, kann ich dir leider nicht helfen, weil mir völlig schleierhaft ist, wie du zu diesem Eindruck kommst. Aus meinen Beiträgen lässt der sich jedenfalls nicht herleiten.

Aha: Ludwig XIV. stellst du auf die gleiche Ebene wie Otto von Bismarck.
Hör bitte auf die Inhalte meiner Beiträge zu verdrehen. Ich habe mich zu überhaupt keiner umfassenden Bewertung beider Persönlichkeiten eingelassen. Stünde mir auch überhaupt nicht zu, weil ich über Ludwig XIV. defenitiv auch zu wenig weiß, um mir eine Solche erlauben zu können. Ein wenig über die Kriege, den Schlösserbau und den Absolutheitsanspruch seiner Regierungsführung, aber da erschöpft sich mein Wissen (jedenfalls der einigermaßen solide Teil) dann auch weitgehend, ist einfach nicht so ganz meine Epoche (jedenfalls sofern das grob vor 1700 liegt).

Du hattest Bismarck in Gegensatz zur Expansionspolitik Ludwig XIV. gestellt und ihn politisch als "Bewahrer des Erreichten", charakterisiert.
Dabei aber allerdings den Umstand unterschlagen, dass er erstmal ordentlich expandieren musste, damit es überhaupt außenpolitische Erfolge zu bewahren gab.

Du lobst regelmäßig den späten Bismarck für seine besonnene Politik, was man ja durchaus machen kann, blendest aber regelmäßig den frühen Bismarck mit seiner Kriegstreiberei aus.

Das führt dann regelmäßig in deiner Gesamtbetrachtung Europas zu der Ansicht, dass in deiner Bewertung Expansion und Territorialveränderungen vor dem Stichjahr 1871 als legitime Mittel der Politik betrachtet werden, was dann dazu führt, dass du das französische sich-nicht-abfinden mit dem Status von Elsass-Lothringen als etwas illegitimes betrachtest.

Nun benötigt jede Staatenordnung in irgendeiner Weise einen Termin, der ihren Beginn markiert um in irgendeiner Form den Normalzustand zu markieren und Abweichungen von diesem Normalzustand irgendwie greifbar zu machen, so dass diese Vorstellung grundsätzlich ja etwas legitimes ist.
Problematisch wird es aber natürlich da wo verschiedene Modelle ins Spiel kommen, wann dieser Termin den sein könnte und hier ist natürlich die von französischer Seite präferierte Vorstellung, dass dies ein Termin vor 1871 sein müsste erstmal nicht grundsätzlich illegitimer, als die von dir präferierte Vorstellung, dass das 1871 oder später sein müsste.

Ich wußte gar nicht, das Ludwig für sein Volk ein segensreiches Sozialversicherungssystem geschaffen hatte. Ludwig hat sein Volk, wie schon ein Vater, ausgeplündert, um Frankreich zur europäische Hegemonialmacht zu machen. Mit ist neu, das Bismarck Preußen oder Deutschland zur europäischen Hegemonialmacht machen wollte.
Können wir bitte mit den Überhöhungen Bismarcks aufhören? Wir wissen doch beide, dass Bismarck seine Sozialpolitik vor allem deswegen betrieb, weil er das zunehemend stärkere politische Gewicht der Sozialdemokratie, bzw. der Arbeiterbewegung allgeimein fürchtete und weil es in seinem Naturell lag, eben lieber kontrolliert Reform von Oben machen zu wollen um Revolution zu verhindern.
Ludwig XIV. hatte nicht mit organisierter Massenpolitik, Revolution und Sozialdemokratie umzugehen, also auch weit weniger Anlass zu solchen Überlegungen.

Bismarck strebte nie nach einer Hegemonie Preußens oder Deutschlands über Europa, dass ist richtig, aber insofern er erfolgreich eine Hegemonie Preußens in Deutschland anstrebte, war ihm Hegemonialstreben an und für sich qualitativ nicht fremd.
Der Unterschied ist hier eher quantitativer Natur und das wiederrum ist in den vorhandenen Mitteln begründet. Wenn jemand aus der zweiten Reihe der Mächte realistisch genug ist, einzusehen nicht die Mittel zu haben um zur Hegemonialmacht des Kontinents zu werden, sondern wahrscheinlich nicht mehr erreichen zu können, als in die erste Reihe der Großmächte vorzustoßen, ist das kein Nachweis dafür, dass er sich damit begnügt hätte, hätten ihm größere Mittel zur Verfügung gestanden, sondern nur einer für ein gewisses Maß an Besonnenheit und Vorsicht und ein Gespühr dafür Fortuna nicht über Gebühr heraus zu fordern.


Vielleicht solltest du dich ein wenig mehr mit der Person Bismarcks beschäftigen. Es lohnt sich.
Ich denke, dass ich mich mit dieser Person recht ausgiebig beschäftigt habe und das es sich lohnt, ist mir bewusst.
Allerdings finde ich es, ehrlich geagt etwas anmaßend, wenn mir aus der Tatsache resultierend, dass ich auf diese Person vielleicht einen etwas anderen Blickwinkel habe, vorgehalten wird, ich würde mich damit nicht hinreichend beschäftigt haben.

habe ich nicht von der Umgestaltung Europas gesprochen?
Mag sein, ich habe dich falsch versstanden.
Ist aber die Umgestaltung Europas an und für sich etwas ungehöriges gewesen? Kann man so betrachten, dann allerdings würde sich natürlich auch Bismarck der gleichen Ungehörigkeit schuldig gemacht haben, denn eine gewaltätige, machtpolitische Umgesstaltung Europas war Bismarcks Hegemonialpolitik in Deutschland ja nun auch.
Und es ist ja nicht so, dass diese Politik lediglich innerhalb des Deutschen Bundes Konsequenzen zeitigte. natürlich hatte das auch gewisse Rückwirkungen auf Dänemark und den Norden, und Italien und natürlich hatte das Verschwinden des Deutschen Bundes und das Erscheinen des kleindeutschen Nationalstaats Rückwirkungen auf das gesamte politische System Europas und zwar durchaus gravierende.
 
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Und zu Deutschland: Napoleon III. verweigerte nur mal so ganz nebenbei bemerkt den Deutschen das Selbstbestimmungsrecht. Er war nicht willens zu dulden, das die Süddeutschen Staaten sich den Norddeutschen Bund anschlossen. Was ging das Napoleon III. eigentlich an? Was er in Italien mit Nachdruck gefördert hatte, das war er nicht willens den Deutschen einzuräumen.
Ja das ist natürlich ein Punkt, den man kritisieren kann, dass ging Napoléon III. eigentlich nichts an, sofern die Bevölkerung in den Süddeutschen Staaten selbst das beführwortete (tat sie das?).

Aber das war kein Versuch den deuschsprachigen Raum nach seinen Wünschen umzugestalten, sondern lediglich der Versuch die bereits bestehende Ordnung dort zu zenmentieren, bzw. wenigstens einen Teil der überlieferten Ordnung zu bewahren.
Dazwischen auf dem Status Quo zu bestehen und sich Veränderungen zu widersetzen, also darin ein negarives Ziel zu verfolgen und dazwischen etwas nach eigenem Gusto nach Lust und Laune umbauen zu wollen, also ein positives Ziel zu verfolgen, besteht schon durchaus ein qualitativer Unterschied.


Was ging Napoleon III. eigentlich der spanische Thron an. In Sachen spanischer Thron hatte sich Frankreich schon eine blutige Nase geholt. Es war Sache der Spanier, genauer der Cortes, zu befinden, wer auf ihren Thron Platz nimmt. Nicht die Napoleons III. .
Das ist etwas diffizil würde ich meinen.

Erstmal hatten die Spanier natürlich das Recht dazu sich ihren Monarchen selbst auszusuchen.
Selbstredend hatten allerdings auch Napoleon III. und die französische Öffentlichkeit das Recht darauf sich eine Meinung dazu zu bilden und diese anderen Parteien gegenüber zu ventilieren.

Nun beging Napoléon III., jedenfalls so weit mir bekannt (hier mag ich aber irren und wenn er Madrid unter Druck gesetzt haben sollte, muss ich das Postulat selbstredend zurücknehmen) , nicht die Anmaßung Spanien selbst die Wahl eines Hohenzollern zu verbieten, sondern versuchte Wilhelm I. mittels politischem Druck zu einer Selbstverpflichtung zu bringen, die diese Perspektive vom Tisch nahm, ohne dabei direkt in die Souveränität Spaniens hineinregieren zu müssen, denn wenn der Kandidat von sich aus zurückzog und Madrid eine Absage erteilte, war natürlich Spaniens Souveränität grundsätzlich gewahrt.
Die Spanier hatten ein Recht darauf sich ihren Monarchen selbst auszusuchen, aber keines darauf irgendjemanden gegen dessen erklärten Willen dafür auszusuchen.
Und insofern Wilhelm I. dieses erste französische Ansuchen betreffs der Kandidatur auch akzeptierte und ihm entsprach, scheint der König von Preußen das grundsätztlich nicht als unmäßig, unvernünftig oder impertinent empfunden zu haben.

Als impertinent und anmaßend wurde es erst erfunden, als dann Benedetti mit weiteren Forderungen auftauchte.
Darüber hatten wir uns ja schonmal ausgetauscht.
Es ist evident, dass Gramont den Benedetti dementsprechend instruiert hatte, bisher haben wir aber nicht feststellen können, dass Gramont hierbei im expliziten Auftrag Napoléon III, mit dessen Billigung oder auch nur dessen Wissen hadelte.

Von dem her, sehe ich nicht unbedingt, Napoléon III. große Verfehlung in dieser Angelegeheit gegeben, weil es durchaus denkbar ist, dass Gramont eigenmächtig ohne Instruktion handelte und in diesem Fall wäre er, nicht Napoléon III. der Missetäter gewesen.
Das Napolén III. den folgenden Krieg eigentlich nicht wollte, sondern mehr die französische Öffentlichkeit danach schrie (nicht das er grundsätzlich was gegen Kriege gehabt hätte, siehe 1859, siehe Mexiko), scheint Stand der Forschung zu sein, wenn ich recht informiert bin, was dann allerdings einigen Grund zum Zweifel daran lässt, dass er hinter der Instruktion an Benedetti steckte, denn die musste zu einer gefährlichen Zuspitzung der Krise führen.

Napoleon III. hat die Kompensationsfrage äußert unklug angefasst.
Zweifelllos.
 
ch dachte eigentlich dass das Thema dieses Fadens die Kriegsschuldfrage bezüglich des ersten Weltkriegs betriffts.
Nun scheinst du ein gesteigertes Bedürfnis zu haben über die Annexion Elsass-und Lothringens, Napoléon und Ludwig XIV. zu reden. Damit habe ich von meiner Seeite her kein Problem, kann man gerne auch drüber sprechen.

Kurzer Einwand: Ich habe Elsass und Lothringen hier zuletzt nicht auf das Tapet gebracht. Das gleiche gilt auch für den "Sonnenkönig".
 
Mag sein, ich habe dich falsch versstanden.
Danke.

Können wir bitte mit den Überhöhungen Bismarcks aufhören?

Überhöhung? Ich habe ganz einfach eine Tatsache benannt. Nicht mehr, nicht weniger.
Ist aber die Umgestaltung Europas an und für sich etwas ungehöriges gewesen?

Ja selbstverständlich, nämlich dann, wenn diese über den Köpfen der Betroffenen, der Staaten hinweg vorweggenommen wird. Wir müssen nun nicht so tun, als ob Napoleon III. sich Heilsbringer betätigte. Ihm ging es um Macht. Was glaubst du wohl, weshalb er den Italienern seine militärische Unterstützung gewährte? Nur, haben sich diese von ihm schnell emanzipiert, was spätestens 1870 in Bezug auf Rom sehr deutlich geworden war.

Ludwig XIV. hatte nicht mit organisierter Massenpolitik, Revolution und Sozialdemokratie umzugehen, also auch weit weniger Anlass zu solchen Überlegungen.

Ludwig XIV. plünderte seine Bevölkerung aus. Siehe beispielsweise den Bau von Versailles und sein Bestreben Frankreich zur Hegemonialmacht Europas zu machen.

Erstmal hatten die Spanier natürlich das Recht dazu sich ihren Monarchen selbst auszusuchen.
Selbstredend hatten allerdings auch Napoleon III. und die französische Öffentlichkeit das Recht darauf sich eine Meinung dazu zu bilden und diese anderen Parteien gegenüber zu ventilieren.

Napoleon III. ist bekanntermaßen über die Bildung einer Meinung zu Leopolds Thronkandidatur deutlich hinausgegangen. Er mischte sich direkt in die inneren Angelegenheiten Spaniens ein.

Es ist evident, dass Gramont den Benedetti dementsprechend instruiert hatte, bisher haben wir aber nicht feststellen können, dass Gramont hierbei im expliziten Auftrag Napoléon III, mit dessen Billigung oder auch nur dessen Wissen hadelte.

Ist auch nicht soo wichtig, denn Gramont war für Wilhelm I. und den preußischen Diplomaten der Außenminister des französischen Kaiserreichs. Es war wohl nicht diplomatische Sitte, den Außenminister zu fragen, ob der Kaiser mit seiner Vorgehensweise einverstanden sei. Ob er nun im Einverständnis Napoleon III. handelte, ist hierbei sekundär. Napoleon III. war kein Idiot, er wußte, wen er zum Außenminister befördert hatte. So viel ich weiß, war Ministerpräsident Ollivier im Bilde.

Bismarck strebte nie nach einer Hegemonie Preußens oder Deutschlands über Europa, dass ist richtig, aber insofern er erfolgreich eine Hegemonie Preußens in Deutschland anstrebte, war ihm Hegemonialstreben an und für sich qualitativ nicht fremd.

Österreich war nicht willen, eine Gleichberechtigung Preußens zu akzeptieren.

Allerdings finde ich es, ehrlich geagt etwas anmaßend, wenn mir aus der Tatsache resultierend, dass ich auf diese Person vielleicht einen etwas anderen Blickwinkel habe, vorgehalten wird, ich würde mich damit nicht hinreichend beschäftigt haben.

Dann bin ich doch überrascht, das du Bismarck mit Ludwig XIV. vergleichst.

Und es ist ja nicht so, dass diese Politik lediglich innerhalb des Deutschen Bundes Konsequenzen zeitigte. natürlich hatte das auch gewisse Rückwirkungen auf Dänemark und den Norden, und Italien und natürlich hatte das Verschwinden des Deutschen Bundes und das Erscheinen des kleindeutschen Nationalstaats Rückwirkungen auf das gesamte politische System Europas und zwar durchaus gravierende.

Und deshalb sollte den Deutschen der Nationalstaat verweigert werden? Weil es den einen oder anderen Nachbarn nicht gefallen könnte?
 
Du lobst regelmäßig den späten Bismarck für seine besonnene Politik, was man ja durchaus machen kann, blendest aber regelmäßig den frühen Bismarck mit seiner Kriegstreiberei aus.

Du unterstellst mir also nicht anderes als Geschichtsklitterung. Das ist ein starkes Stück.
Bevor du solche gewagten Unterstellungen tätigst, solltest du vielleicht einmal prüfen, wie viele umfängliche Beiträge, mit reichlichen Quellenangaben, die bei dir Seltenheitswert haben, ich hier schon zu 1864, 1866 und 1870/71 geschrieben habe. Dort wurde auch ausgiebig von mir die Frage der Kriegsschuld beleuchtet.

Wenn du du diese meine Beiträge gelesen hättest, in diesen Kontext gestatte ich mir hier einmal den Hinweis auf die bosnische Anexionskrise, die du in der Vergangenheit x-Mal für die unseriöse Außenpolitik Österreich-Ungarn herangezogen hast, dich ich meinem Faden, in dem ich diese Krise umfassend dargestellt habe, nicht ein einziges Wort geäußert hast.


Als, wenn du meine entsprechenden Beiträge gelesen hättest, dann wüsstest du, das deine These unhaltbar ist. Aber an dieser Stelle gebe ich deinen Vorwurf zurück. Was nicht sein darf, das ist auch nicht. Und Bismarck soll/darf auf keinen Fall etwas positives geleistet haben. Er ist der "Dämon" Deutschlands. Ist im Schulunterricht sehr gut zu beobachten; ich bin da bei meinen Kindern bis zum Kultusministerium wegen so einer Darstellung gegangen. Das hat richtig gekracht.

Offenkundig hast du meinen Hinweis weiter oben nicht gelesen. Wenn du Bedarf hast, über diese Kriege zu diskutieren, nur zu. Aber hier einfach Bismarck salopp mal eben enpassant der "Kriegstreiberei" zu bezichtigen, das hat schon Geschmäckle.

Die Gegenüberstellung Bismarck mit Ludwig XIV. ist nicht von mir gekommen. Ich bin darauf eingegangen bzw. habe reagiert.
 
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