Abrundung? "Die natürlichen Grenze am Rhein!" Das Frankreich Ludwig XIV. wollte die europäische Hegemonialmacht werden. Das war aber nicht das Ziel Bismarcks. Bismarcks ging es um die Sicherheit, um das Bewahren des Erreichten. Ludwig XIV. ging es um Expansion. Das ist doch ein bisschen was anderes.
Also wenn du mal vergleichst, was Bismarck und Louis XIV so in expansionstechnischer Hinsicht erreicht haben, dann läst sich da durchaus schon die Frage stellen, wer der erfolgreichere Expansionist war.
Schleswig-Holstein und Lauenburg, das Königreich Hannover, Kurhessen, Nassau, die Stadt Frankfurt, Elsass- und Lothringen, das konnte den Erobrungen Louis XIV. durchaus Konkurrenz machen.
Der Unterschies ist, dass dass Louis XIV. auf den Thron eines Landes kam, dass bereits vorher auf dem Sprung zur Europäischen Hegemonie oder jedenfalls ein ernsthafter Kandidat dafür war und dass die ärgsten Konkurrenten sich gerade anderswo aufrieben, während Bismarck durchaus klar war, dass mit den Reessourcen Preußens keine europäische Hegemonie zu machen war, weil ihm das die anderen Großmächte niemals erlauben würden.
Der späte Bismarck, wollte bewahren, was er erreicht hatte, der Frühe war anders drauf.
Nun ja, Frankreich hat ja im Dreißigjährigen am Ende in Deutschland ganz "munter" mitgemischt.
Nicht nur am Ende. Von französischer Seite her sind ja zum Teil bereits die Aufgebote der Dänen und Schweden zumindest mit Subsidien bedacht und mitfinanziert worden.
Nur das Motiv für das französische Engagement hier war in erster Linie die Verhinderung einer vollständigen Habsburgischen Dominanz im Reich und die Herausbildung einer effektiven auf Habsburg konzentrierten Zentralmacht dieses Reiches.
Es waren sechs Koalitionskriege nötig, um Europa von dem Usurpator namens Napoleon Bonaparte zu befreien.
Während des 1. Koalitionskrieges war Napoléon natürlich noch nicht de facto diktatorischer Herrscher Frankreichs (und zu Beginn des 2. Koalitionskrieges war er das nebenbei bemerkt auch noch nicht, da herrschte noch mehr schlecht als recht das Direktorium) und der Letzte Koalitionskrieg (wenn man den Feldzug von 1815 so bezeichnen möchte, allerdings verdient er den Namen "Koalitionskrieg" in meinen Augen eher als der Krieg von 1809) richtete sich gegen Napoléon als Herrscher Frankreichs, der aber weit davon entfernt war noch irgendwas von Europa zu unterjochen.
Im Übrigen, wenn 1805 vor Austerlitz nicht Zar Alexander I. gemeint hätte den Oberkommandierenden spielen zu müssen, sondern wenn er Kutusow einfach hätte machen lassen oder zumindest nicht beratungsresistent gewesen wäre, was den Zeitpunkt für eine Schlacht gegen Napoléon anging und man statt bei Austerlitz in Napoléons Falle zu gehen das Eintreffen der eigenen Verstärkungen abgewartet hätte und/oder König Friedrich Wilhelm III. v. Preußen weniger zögerlich geewesen wäre, was die Aufgabe der Neutralität angeht, dann hätte bereits der Dritte Koalitionskrieg die Wende bringen können.
apoleon beliebte es mit Soldaten der Besiegten Kriege zu führen.
Ich vermute, wenn ich darauf hinweise dass die Übernahme von Söldnern anderer Mächte unter die eigenen Fahnen nichts ungewöhnliches war, witterst du direkt wieder Relativierung.
Und wenn ich dich beispielhaft darauf hinweisen würde, dass Friedrich II. im Siebenjährigen Krieg, als er Sachsen besetzte, sofort einen großen Teil der Sächsischen Armee unter seine Fahnen presste (kannst du unter anderem bei Bremm nachlesen), wirst du das wieder für whataboutism erklären und das mit dem Einwand vom Tisch zu wischen versuchen, das Preußen und die schlesischen Kriege nicht das Thema seien?
Die besetzten Länder, ganz besonders Deutschlands wurden wie Zitronen ausgepresst, damit Napoleon das Ziel, was Ludwig XIV. verwehrt geblieben war, die europäische Hegemonie erreichen konnte.
Du übersiehst ein kleines Bisschen, dass de facto bereits das revolutionäre Frankreich nach der Bendigung des 1. Koalitionskrieges in Europa eine Hegemoniale Stellung einahm.
Da musste Napoléon eigentlich nicht mehr erreichen, als das, was er als General bereits erreicht hatte, als er Habsburg, mit seinem Italienfeldzug und dem Einfall in den Süden der Österreichischen Erblande, dazu zwang den Frieden von Campo Formio zu schlucken.
Weiterhin übersieht das, dass von Frankreich danach durchaus Frieedensbereitschaft ausging, während der Akteur, der einen dauerhaften Frieden nicht wollte viel mehr Großbritannien war.
Und natürlich den Umstand, dass die folgenden Kriege, die am Ende zu territorialen Erweiterungen Frankreichs führten durchaus nicht allein durch Frankreich verschuldet waren.
Napoléon hatte natürlich die Verantwortung für die Auseinandersetzungen auf der iberischen Halbinsel, er hatte erheblichen Anteil daran Preußen in die 4. Koalition zu treiben und mit diesem in Kriegszustand zu geraten und natürlich am Krieg von 1812-1814.
Den 2. und den 3. Koalitionskrieg, ebenso wie denn Krieg von 1809 hatten Frankreichs Gegner vom Zaun gebrochen und es ist durchaus denkbar, dass Europa die weiteren Verwicklungen, möglicherweise sogar Napoléon als Diktatorischer Herrscher vollständig erspart geblieben wären, wenn sie auf den 2. Koalitionskrieg einfach verzichtet oder den 3. nicht verdaddelt hätte.
Zurückhaltung bei den Friedensverträgen legte sich das Frankreich Napoleon I. auch nicht gerade auf.
Tat es für wahr nicht.
Allerdings, dürfte man da auf französischer Seite auch irgendwann keine Veranlassung mehr gesehen haben, wenn etwa Österreich sich mittlerweile 4 oder 5 mal einer Koalition gegen Frankreich angeschlossen und verschiedene Reichsstände teilweise mitgezogen hatte, da noch zurüchaltend zu sein
Aber Frankreich selbst wurde nach dem es endlich endgültig besiegt war, unfassbar milde behandelt.
Das war weder unfassbar, noch war das ein Akt übermäßiger Großzügigkeit. Das war einfach die Einsicht darin, wie explosiv die Stimmung in Frankreich war und dass eine dauerhafte Restaureation und Einhegung nur dann möglich sein konnte, wenn man Frankreich keine übermäßig harten Bedingungen auferlegte, die jede Regierung, die sie zu erfüllen hatte in Misskredit bringen und den Bonapartisten wieder Zulauf bescheren musste.
Davon ab war es für die Siegermächte ja nicht nötig Frankreich irgendwas weg zu nehmen, um selbst einen Gewinn zu haben. Gab ja noch genügend mediatisierte Kleinfürstenten, deren Ex Herrsschaften zur Verfügung standen und enteignetes Kirchenland im Gebiet des alten Reichs, dass man umverteilen konnte.
Und dann kam schon 33 Jahre später der nächste Napoleon und wollte in seinem Sinne umgestalten.
Was wollte Napoleon III. konkret in den deutschen Gebieten umgestalten? Er wollte eine Kompensation dafür, dass er anlässlich des innerdeutschen Krieges die Füße still hielt. Die versprach ihm Wien, auf Kosten Preußens, für den Fall eines Sieges über das letztere, wozu es dann aber nicht kam.
Allerdings hätte sich Napoléon III. selbst wahrscheinlich damit zufrieden gegeben, wenn Preußen seine Kompensationswünsche in Luxemburg oder Belgien unterstützt hätte.
Das jetzt ausgerechnet der die Krampfhafte Vorstellung gehabt hätte, unbedingt die innerdeutschen Verhältnisse umgestalten zu müssen, wäre mir neu.
Diese Meinung scheinen Teile der französischen Öffentlichkeit vertreten zu haben, von wegen "revanche pour Sadowa" und so weiter, aber Napoléon III?
Eher nicht.
Und da hatte Frankreich am Ende mit Elsass und Lothringen territoriale Verluste erlitten, über die man meinte in Frankreich nicht hinwegkommen zu können, obwohl man den Krieg selbst begonnen hatte.
Das es sich damit nie wirklich abfinden würde, war allerdings 1870 nicht absehbar.
Ich habe so ein bisschen das Gefühl, das du mit deinen umfänglichen Ausführungen Nebelkerzen wirfst, um von dem zentralen Aspekt, Sicherheit vor den Franzosen, ein wenig abzulenken.
Ich habe so ein Bisschen das Gefühl dass du neuerdings gerne Strohmänner konstruierst, denn ich denke, dass ich mich zum Sicherheitsaspekt sehr klar geäußert hatte:
Konnte man angesichts Rheinkrise, französischem Italienkrieg, dem Versuch sich Neutralität mit preußischem Territorium bezahlen zu lassen und den Expansionswünschen hinsichtlich Luxemburg und der Wallonie, die innerhalb der vergagenen 30-40 Jahre die europäische Politik in Atem gehalten hatten durchaus als legitim betrachten.
Aber nicht wegen irgendwelchen Unsinns, aus der Zeit Kaiser Maximilian I., Karl V. oder Louis XIV.
Diese Argumentation war an allen Ecken und Enden Murks, der sachliche Kern der dahinterstehnden Absicht war es nicht.