Mein Kelten Roman-Niedergang des Glaubergs

Ein Roman über Kampf, Freundschaft, Blut und den Mythen unserer keltischen Ahnen.

Doch es gibt so viele Fragen, die ich habe und so wenige verlässliche Antworten....
Daher würde ich mich freuen, wenn wir gemeinsam etwas "spinnen" könnten.

Welche Stämme dominierten das angesprochene Gebiet, wenn der Glauberg selbst kein Stammessitz sondern nur religiöse Stätte war? (die Treverer im Westen, aber wer noch? Etwa die Volcae? )
Welche Fragen und News gab es eurer Meinung nach an den Brunnen/ Marktflecken der Region? ( "Treverer- Heerestruppen/ Händler ziehen gerade wieder nach Süden, um sich den Reichtum der Ertrusker zu sichern")
Könnte meine Einschätzung passen, dass der Niedergang des Glaubergs bei einem Fürsten zu finden ist, der weltliche Macht suchte, die ihm nicht gebührte? (wie ein Papst/Bischoff der mitreden und sich darstellen will?)
Lasst uns tolle mögliche Kriegertruppen (von Druiden geführt) dieser Zeit erfinden, die wie der Mithras Kult der Römer gewesen könnten (Die Eismänner vom Dornberg -> dort gibt es eine Höhle in der es beinahe immer Eis gibt)
Was macht den Kampf dieser Zeit aus? Wie gut waren die keltischen Krieger wirklich? (dominiert der Angstfaktor-a la Gaesatae? Gab es Kampftrupps nach Waffengattungen? (Plänkler, schwere Infanterie...))
Zu 1. Stämme am Glauberg: da es sich um das Frühlatène handelt, in der dein Roman spielt, gibt es darüber keine schriftlichen Quellen. Die bekannte Auswanderung des Biturigen Segovesus in den Hercynischen Wald ist eine gallische Sage, von Titus Livius überliefert, urbe condita libri CXLII, die möglicherweise einen wahren Kern hat, aber keine historische Geschichtsschreibung ist.
Zu 2..: Neuigkeiten und Gesprächsthemen: Handel it den Etruskern, Eintreffen von Händlern, wäre eine Möglichkeit: aber - die berühmten Schnabelkannen können auch diplomatische Geschenke gewesen sein, um Beziehungen aufzubauen und Handelswege zu sichern.
Zu 3.: Grund des Niedergangs?: bleibt spekulativ und die gesellschaftlichen Veränderungen im Frühlatène sind viel diskutiert aber natürlich alles Hypothesen. Im Roman hast du eine gewisse künstlerische Freiheit, solange es nicht allzusehr vom Forschungsstand abweicht.
Zu 4.: Druiden und Krieg: gab es sie schon im Frühlatène? Und rechtsrheinisch? Auch das ist sehr hypothetisch. Historisch gesichert sind Druiden im 2.Jahrhundert BC, in Gallien und Britannien. Literarische Quellen erwähnen sie im 3.Jahrhundert v.Chr.


Zu Druiden im Krieg, Cäsar schreibt, dass sie noch kurz vor dem Kampf zwischen den Parteien Frieden vermitteln konnten (aber: Spätlatène!) - soweit mir bekann waren Druiden nichtgleichzeitig Anführer der Krieger - sie hatten eine andere gesellschaftliche Rolle.
Zu 5.: dazu hat Reinecke schon Hinweise gegeben. Cäsar schildert die Kampfweise der britannischen Kelten als altertümlich, ihren Einsatz von Streitwagen. Wie diese im Mitteleuropa des 5.Jahrhunderts BC eingesetzt wurden, fehlt jede gesicherte Erkenntnis.
Bei einer Einteilung der Krieger spricht nach den Grabbeigaben vieles dafür, dass Wagenfahrer und Reiter der Elite zugeordnet werden müssen,
während die Vollbewaffnung (Schild, Schwert, Speer) einer wohlhabenden Grundbesitzerschicht entsprechen kann, die zu Fuß kämpfte.
 
Danke Reineke und Biturigos, für das reindenken in die Thematik. Das ist mega hilfreich. So ähnlich sehe ich das alles auch.

Nehme mir dann ggf aber künstlerische Freiheiten die theoretisch möglich wären (die Verlandung des Alt-Neckars müsste in diese Zeitspanne treffen und tiefe Veränderungen geborgen haben/ einem Rheinhessen-sehr eben und mit Sicherheit schnell abgeholzt- gestehe ich den nutzbaren Einsatz einiger Wagen zu).
Wenn die Druiden zu Cäsars Zeiten dabei waren, kann ich mir das auch bei einigen wichtigen Kriegszügen davor vorstellen.

Diese Sage Segovesus muss ich mir mal anschauen, dass könnte ja was Wichtiges sein..... Hat aber nichts mit der Volcae Zuwanderung in den h. Wald zu tun, oder?

Denkt ihr, dass die Mistelzweig Statuen in verschiedenen Regionen etwas miteinander gemein haben könnten?
 
Weiterhin: wie denkt ihr könnte (hypothetisch) der ‚Untergang‘ (zumindest die Feuerbrunst und folgende Änderung) der Heuneburg mit dem Zug der Biturigen in Verbindung stehen? Und wäre es möglich, das Segovesus auch mit dem Glauberg in Verbinding stehen könnte?
Habe damals bei Beginn des Buches die Idee gehabt, das südliche Stämme für die erste Feuersbrunst am Glauberg stehen könnten. Und damit auch die Installation dieses religiösen Zentrums.
Auch weil es zu den ‚älteren Varianten‘ der Mistelzweig Statuen aus dem Süden passte, die praktisch ihre Prime und Degenerieren dort hatte.
 
Auch weil es zu den ‚älteren Varianten‘ der Mistelzweig Statuen aus dem Süden passte, die praktisch ihre Prime und Degenerieren dort hatte.
Meinst du mit "Mistelzweistatue" die seltsamen "Micky-Maus-Ohren", die als (dann freilich überdimensionierte) Mistelblätter interpretiert werden? Wie beim Fürsten von Glauberg oder der Pfalzfelder Säule?
 
Ja, genau.
Bzgl. der Biturigen gehe ich ehrlicherweise eigtl nicht davon aus, dass sie wirklich de facto Herrscher der Kelten waren. Besonders nicht im ‚gallischen Norden‘ in dem wir in der Geschichte beheimatet wären. Aber Verschiebungen hätte so ein Zug natürlich mit sich bringen müssen.
 
Danke Reineke und Biturigos, für das reindenken in die Thematik. Das ist mega hilfreich. So ähnlich sehe ich das alles auch.

Nehme mir dann ggf aber künstlerische Freiheiten die theoretisch möglich wären (die Verlandung des Alt-Neckars müsste in diese Zeitspanne treffen und tiefe Veränderungen geborgen haben/ einem Rheinhessen-sehr eben und mit Sicherheit schnell abgeholzt- gestehe ich den nutzbaren Einsatz einiger Wagen zu).
Wenn die Druiden zu Cäsars Zeiten dabei waren, kann ich mir das auch bei einigen wichtigen Kriegszügen davor vorstellen.

Diese Sage Segovesus muss ich mir mal anschauen, dass könnte ja was Wichtiges sein..... Hat aber nichts mit der Volcae Zuwanderung in den h. Wald zu tun, oder?

Denkt ihr, dass die Mistelzweig Statuen in verschiedenen Regionen etwas miteinander gemein haben könnten?
Grundsätzlich: es ist mühselig, alle literarischen Inspirationen und Ideen auf historische Plausibilität zu prüfen. Vor einigen (5-6) Jahren,wurden "wir" ebenfalls mit immer neuen Fragen eines Romanautors konfrontiert. Falls du deine Romanidee auf historische Plausibilität prüfen willst, empfehle ich zuerst wissenschaftliche Literatur zu lesen: immer noch empfehlenswert das alte Standardwerk von Birkhan, Kelten.
Spezifisch zur Relgion empfehle ich Bernhard Maier, "Die Religion der Kelten", und Jean Luis Brunaux, "Die Weisheit der Kelten".
Zu 1.: Wanderungssage: wie gesagt, es ist keine historische Überlieferung. Es besteht nur die Vermutung, dass die Sage insofern authentisch ist, weil sie wahrschenlich eine keltische Sage zu Grunde legt: dafür spricht zum Beispiel der matrilineare Kern (Aussenden der Schwestersöhne) der Sage.
Nur: aufgrund der archäologischen Forschung entwickelte sich die rechtsrheinische Nordostgruppe aus der Koberstädter Kultur, der Einfluss des süddeutschen Hallstattkreises lässt nach, d.h. von der Bronzezeit zur Eisenzeit besteht eine kulturelle und siedlungsgeschichtliche Kontinuität.
Einen Bruch gibt es im Frühlatène, eine größere Aufsiedlung des Mittelgebirgsraums erfolgt im 3.Jahrhundert v.Chr. Auch mit der Erschließung der Eisenlagerstätten. So sehr verkürzt und grob.
Zu 2: Statuen mit Mistelzweig: ja, soweit ich mich erinnere gibt es Vermutungen von einer Werkstatt (Heidelberger Fund, Stele aus der Pfalz).
 
Weiterhin: wie denkt ihr könnte (hypothetisch) der ‚Untergang‘ (zumindest die Feuerbrunst und folgende Änderung) der Heuneburg mit dem Zug der Biturigen in Verbindung stehen? Und wäre es möglich, das Segovesus auch mit dem Glauberg in Verbinding stehen könnte?
Habe damals bei Beginn des Buches die Idee gehabt, das südliche Stämme für die erste Feuersbrunst am Glauberg stehen könnten. Und damit auch die Installation dieses religiösen Zentrums.
Auch weil es zu den ‚älteren Varianten‘ der Mistelzweig Statuen aus dem Süden passte, die praktisch ihre Prime und Degenerieren dort hatte.
Du hast künstlerische Freiheit: dir wird hier niemand sagen, auf keinen Fall haben die Hochdorfer Kelten die Glauberger Kelten überfallen!

Bei Nachrichten aus viel späteren Zeiten (Cäsar, Tacitus, auch auf Poseidonius beruhend) wäre ich vorsichtig. Die Volcae werden nur in einer Stelle von Cäsar erwähnt, beim ersten Rheinübergang schildert Cäsar dummerweise nur pauschal, dass Gesandte rechtsrheinischer Stämme zu ihm kamen, um Geiseln zu stellen, und nennt keine Namen. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass Volcae in der keltisch-germanischen Kontaktzone gesiedelt haben, der germanische Name für die Kelten leitet sich von Volcae ab (Walhôz).
 
Du kannst als Phantasy-Autor ja letztlich schreiben was Du willst. Es kommt in dieser Preisklasse darauf an, die Erwartungen Deines Publikums zu erfüllen. Fesselnder Stil, gelungener Spannungsaufbau, guter "Plot" sind die Voraussetzungen.

Wenn Du aber über den Glauberg schreibst, dann musst Du grobe Fehler vermeiden. Denn an diesen Fehlern wirst Du gemessen und kritisiert.
Es ist aber sehr sehr dünnes Eis. 500 v.Chr., das ist Frühlatène bzw. Übergang von der Hallstattzeit, keine literarischen Quellen. Und dann musst Du Dich notgedrungen damit beschäftigen, was den wirtschaftlichen Aufschwung des Glaubergs bestimmte:

Lokale Produktion in Eisenerz, Buntmetall, lokale Schmiede- und Handwerkskunst. Aber auch Fernhandel. Am Glauberg gab's nichts zu rauben, nichts zu streiten, davon hätte dieser Wohlstand nicht kommen können. Aber was waren die Güter, die diesen Prunk ermöglichten? Fernhandel mit Zinn, Kontrolle des keltischen Tuchhandels, Waffenproduktion, Pferdehandel, Sklavenhandel (wie später in Manching nachgewiesen), begehrte Schmuckwaren wie Fibeln und Broschen, oder hochwertiges Pferdegeschirr? Oder doch auch Kontrolle der Salinen bei Bad Nauheim, und des Handels mit Salz?
Es ist sehr viel Wirtschaftsgeographie. Und da haben selbst Archäologen schmerzliche Defizite.

Wenn Du den Glauberg zum Thema hast, musst Du inhaltlich und literarisch schlüssige Antworten geben.
Und dann bist Du immer noch nicht besser als die lokale und lokalpatriotische Literatur der 1920er und 1930er Jahre. Wie gesagt, dünnes Eis.
 
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Wenn Du aber über den Glauberg schreibst, dann musst Du grobe Fehler vermeiden. Denn an diesen Fehlern wirst Du gemessen und kritisiert.
Ist halt auch die Frage, was für ein Publikum man erreicht. Historiker lesen eher selten Historische Romane (eher historische Romane). Es mag sein, dass der ein oder die andere Leser/in eines Historischen Romans dadruch getriggert wird und schließlich zum/zur Historiker/in wird. Zu den erfolgreichsten Autoren Historischer Romane in Deutschland gehören Tanja Kinkel, die Andalusier vor 1492 schon mal Kakao naschen lässt (oder waren es Tomaten? Ich erinnere mich nicht mehr genau) und Iny Lorentz (eine Kunstperson, die tatsächlich ein Ehepaar ist); Iny Lorentz wirft gefühlt (ich beobachte das nicht wirklich) ein bis zwei Historische Romane pro Jahr auf den Markt, die dann teilweise auch bei RTL oder SAT1 als Fernsehverfilmungen laufen - also eine sehr große Reichweite haben - wobei die Sachen inhaltlich-anachronistischer Schrott sind. Aber sie treffen halt bei einem historisch ungebildeten, nur vordergründig emanzipiert denkenden, weil nach heldischen Vorbildern strebenden, vorwiegend wohl weiblichen Publikum einen Nerv.
Gerade bei den Kelten dürfte ein Laienpublikum eher esoterisch Angehauchtes mit Druiden, Großsteingräbern* und Mistelzweigen erwarten, als einen Roman über Umweltkatastrophen, der im historischen Gewand (also in diesem Falle in der Karomusterhose) daherschreitet.

*ist vielen nicht bewusst, dass das ein Anachronismus ist
 
wie denkt ihr könnte (hypothetisch) der ‚Untergang‘ (zumindest die Feuerbrunst und folgende Änderung) der Heuneburg
zwar eine andere Gegend und ungefähr im Zeitraum der römischen Eroberung Britanniens, aber sehr wahrscheinlich ein Zeugnis innerkeltischer (allerdings britisch-keltischer) Konflikte, die wohl exzessiv eskalierten:
 
Mega aufregende Bericht. Danke D.
Auch an die anderen.
Natürlich muss ich diese Handelseinfuhren bedenken. Vllt sollte ich nicht mehr unbedingt in Stämmen denken, sondern in Einflusssphären. Immerhin gab es vermutlich keine klar umrissene Grenze, die geschützt und ‚versteuert’ wurde.
 
Wenn Du aber über den Glauberg schreibst, dann musst Du grobe Fehler vermeiden. Denn an diesen Fehlern wirst Du gemessen und kritisiert.
Es ist aber sehr sehr dünnes Eis. 500 v.Chr., das ist Frühlatène bzw. Übergang von der Hallstattzeit, keine literarischen Quellen. Und dann musst Du Dich notgedrungen damit beschäftigen, was den wirtschaftlichen Aufschwung des Glaubergs bestimmte:

Lokale Produktion in Eisenerz, Buntmetall, lokale Schmiede- und Handwerkskunst. Aber auch Fernhandel. Am Glauberg gab's nichts zu rauben, nichts zu streiten, davon hätte dieser Wohlstand nicht kommen können. Aber was waren die Güter, die diesen Prunk ermöglichten? Fernhandel mit Zinn, Kontrolle des keltischen Tuchhandels, Waffenproduktion, Pferdehandel, Sklavenhandel (wie später in Manching nachgewiesen), begehrte Schmuckwaren wie Fibeln und Broschen, oder hochwertiges Pferdegeschirr? Oder doch auch Kontrolle der Salinen bei Bad Nauheim, und des Handels mit Salz?
Es ist sehr viel Wirtschaftsgeographie. Und da haben selbst Archäologen schmerzliche Defizite.
Grundsätzlich sehe ich dies genauso wie Pandela-cenicienta:
Salz: zur Saline in Bad Nauheim: Betriebsbeginn der Salinensiedlung ist nach der Auswertung der Funde der Übergang Latène B2/C1, d.h. um die Mitte des dritten Jahrhunderts (Leif Hansen, Die Latènezeitliche Saline in Bad Nauheim, 2016). Der Glauberg hatte seine größte Bedeutung jedoch im 6. und 5. Jahrhundert BC. Aus dem Frühlatène gibt es Hinweise auf Salzgewinnung aus Bad Nauheim und einer frühlatènezeitlichen Siedlung in Münzenberg (Wetterau), diese erklären aber möglicherweise nicht den Reichtum der Glauberger Prunkgräber.
Metallverarbeitung: Eisen: die reichsten Funde aus dem Frühlatène sind aus der Höhensiedlung "Burg" bei Dietzhölztal-Rittershausen (Lahn-Dill-Kreis) mit dem Geräteinventar einer Schmiede, und der Baubefund einer Schmiede bei Lahnau-Atzbach (Das Rätsel der Kelten vom Glauberg, 2002).Andere Funde von Eisenschlacken in Siedlungen scheinen eher für Schmiedearbeiten für den Eigenbedarf eines Dorfes zu sprechen, im Nebenerwerb oder saisonal.
Wir müssen jedoch von der Anwesenheit von Werkstätten ausgehen, die im Frühlatène auf herausragende Metallerzeugnisse (Statussymbole) spezialisiert waren, und die Bilderwelten der hochbegehrten italischen Importe kopierten und neu interpretierten. In der Mittelgebirgszone zeigte sich in Latène A ein technologischer Aufschwung der Metallverarbeitung: Treiben, Ziselieren, Metall drehen, Gravieren, Löten, Einlage und Durchbruchsarbeiten sind neue Techniken, die in Hallstatt C regional nicht präsent waren.
Reichtum: Fernhandel mit Zinn scheidet für den Glauberg aus, Bernstein ist für das Spätlatène in Bad Nauheim (Verarbeitung?) nachgewiesen, die klasssiche Bernsteinstraße verläuft weiter östlich. Möglich ist jedoch eine Fernhandelsroute von West nach Ost über den Glauberg. Viele Prunkgräber der Mittelgebirgszone aus dem Frühlatène sprechen eher von einer lokalen Grundbesitzerelite, die sich die etruskische Schnabelkanne (oder einheimische Nachbildung) leisten wollte und konnte - was dagegen getauscht wurde? Landwirtschaftliche Produkte (Vieh?) vielleicht in einem Nahhandel oder suzessiven Fernhandel. Es muss dann kein für Etrurien attraktive Ware gegeben haben, wenn es keinen direkten Fernhandel gegeben hat. Unten Karte: mögliche Verkehr-Handelswege in der Nähe des Glaubergs, aufbauend auf der Verbreitung strichverzierter Keramik vom Hunsrück bis zum Harz.

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Aber wenn die Volcae-Aufsplitterung aus einem für mich interessanten Gebiet (herkynischen Wald, also vllt auch bis Thüringer Wald) erst um 260/270 vChr stattfindet ist ein Eindringen der Germanenvölker in dieses Gebiet ehrlicherweise auch erst ab dann wirklich anzunehmen, oder? Da diese Gruppe ja schon ein Machtfaktor gewesen sein dürfte.
Oder gar einer der Gründe für ihren Weggang?
Ich fände es aber unrealistisch, da sie ja gen Osten vmtl. wegen der Beute gegangen sind. Spricht nicht für ein gebrochenes Selbstbewusstsein oder Flucht.
 
Oh, wir hatten beinahe parallel geschrieben. Da war ich schon beim nächsten Punkt.

Aber ja, die Burg und Bad Nauheim (zumindest als mögliche anlaufende Salzherstellung) habe ich bei meinem Buch (ist ja eigtl schon fertig, bin nur nicht zufrieden) als wichtige Handelspartner und zwei der Gründe für den Reichtum des Glaubergs bereits eingebunden.
 
Ich persönlich kann mir gut vorstellen, dass in einer Zeit in der Opferungen noch an der Tagesordnung waren, auch Zeichendeuter o.ä. mit zu den Kriegszügen kamen. Seien es jetzt Druiden oder Vaten/ Barden oder ähnlich gebildete Personen, die ihre Wissen abseits der reinen Kriegsstrategie hatten. Oder denkt ihr nicht?

Sozu sollte man sie brauchen?

Tacitus (ann. 14,30) beschreibt eine Schlacht gegen die aufständischen Britannier:

"Da stand am Ufer entlang die gegnerische Schlachtreihe, dichtgedrängt von Waffen und Männern; dazwischen liefen Frauen hin und her, die in der Art von Furien im Totengewand und mit herabfallenden Haaren Fackeln vor sich hertrugen; die Druiden ringsum stießen mit zum Himmel erhobenen Händen schreckliche Verwünschungen aus. Dieser neuartige Anblick versetzte die Soldaten in Bestürzung, so daß sie sich, wie reglose Körper mit schlaffen Gliedern, den Verwundungen aussetzten. Erst als der Feldherr sie ermunterte und sie sich selbst anspornten, doch nicht vor einem Haufen von Weibern und Fanatikern in Angst zu geraten, griffen sie an, warfen alle Entgegenkommenden nieder und trieben sie in das Feuer der eigenen Fackeln. Hernach wurde bei den Besiegten ein Besatzungsposten stationiert und die Haine, die den Riten eines grausamen Aberglaubens geweiht waren, wurden umgehauen: Denn mit dem Blut von Gefangenen die Altäre zu besprengen und die Götter mittels menschlicher Eingeweide zu befragen, hielten sie für eine heilige Pflicht."​
zit. nach Andreas Hofeneder, Die Religion der Kelten in den antiken literarischen Zeugnissen, Band II (Wien 2008), S. 493

Die Druiden waren also bei der Schlacht anwesend, um die Gegner zu verfluchen, und das in psychologisch durchaus wirkungsvoller Weise, wenn wir Tacitus Glauben schenken wollen.

Wohl nicht unmittelbar im Angesicht des Gegners, aber jedenfalls bevor kriegswichtige Entscheidungen getroffen wurden, wurde das Orakel mittels Menschenopfern befragt. Diese Sitte wird durch Poseidonios (überliefert bei Diodor 5,31) näher beschrieben:

Vor allem wenn sie über gewichtige Angelegenheiten Untersuchungen anstellen, haben sie eine befremdliche und unglaubliche Sitte: Sie weihen einen Menschen dem Tod und stoßen ihm an der über dem Zwerchfell liegenden Stelle ein Messer in den Leib, und während dieser getroffen niederstürzt, erkennen sie aus der Art des Falles, dem Zucken der Glieder und überdies aus dem Fluß des Blutes die Zukunft, im Vertrauen auf eine alte und langgeübte Beobachtung in diesen Dingen.​
zit. nach Hofeneder, Band I (Wien 2005), S. 147
 
Aber wenn die Volcae-Aufsplitterung aus einem für mich interessanten Gebiet (herkynischen Wald, also vllt auch bis Thüringer Wald) erst um 260/270 vChr stattfindet ist ein Eindringen der Germanenvölker in dieses Gebiet ehrlicherweise auch erst ab dann wirklich anzunehmen, oder? Da diese Gruppe ja schon ein Machtfaktor gewesen sein dürfte.
Oder gar einer der Gründe für ihren Weggang?
Ich fände es aber unrealistisch, da sie ja gen Osten vmtl. wegen der Beute gegangen sind. Spricht nicht für ein gebrochenes Selbstbewusstsein oder Flucht
Erst vor kurzem hatte ich eine Herleitung des Namens der Volcae aus dem englischen Wikipedia eingestellt. Falls der Name "Falken" zutrifft,
ist dies wahrscheinlich ein populärer Prunkname, den mehrere Stämme getragen haben können. Genau verstanden habe ich dich jedoch nicht:
denkst du an die Volcae Tectosages, die sich in Galatien niederließen?

Cäsar trifft keine genaue Lokalisierung, aber er lässt sie zu seiner Zeit am Hercynischen Wald leben:"2) So besetzten Tektosagen aus dem Stamm der Volken die fruchtbarsten Gegenden Germaniens am herkynischen Wald, den, wie ich sehe, schon Eratosthenes und andere Griechen unter dem Namen des orkynischen vom Hörensagen kannten. (3) Sie wohnen auch noch bis zur Stunde dort und genießen wegen ihrer Gerechtigkeit und Tapferkeit sehr großes Ansehen. (de Bello gallico Kap VI, 24)

Wikipedia: "Die meisten modernen Keltologen gehen davon aus, dass der Stammesname Uolcae ( Singular: Uolcos ) von dem gallischen Substantiv uolcos , uolca („Falke“) abstammt, das mit dem walisischen gwalch („Falke, Schurke“ > „Kämpfer“) verglichen werden kann. Insbesondere hat der gallische Personenname Catu-uolcos eine genaue Entsprechung im walisischen cadwalch („Held, Champion, Krieger“), das wiederum von einem früheren altbritanischen * katu-wealkos („Kampffalke“) abstammt. Der gallische Stamm uolc- findet sich auch in den Personennamen Uolcius , Uolcenius , Uolcenia , Uolcinius , Uolcacius , Uolciani und Uolcanus . [ 6 ] [ 7 ] [ 8 ] Das altenglische wealc - (‚Falke‘), das in anderen germanischen Sprachen kein bekanntes verwandtes Wort hat, wurde höchstwahrscheinlich aus dem altbritanischen *wealkos entlehnt . [ 9 ] Die Etymologie dieser Formen ist unklar. Xavier Delamarre hat vorgeschlagen, das gallische uolcos – neben lateinischen falcō (‚Falke‘) und falx , falcis (‚Haken, Sichel‘) – von einem Stamm * ǵhwol-k - abzuleiten, der selbst auf der proto-indoeuropäischen (PIE) Wurzel * ǵʷhel- (‚Biegung, Krümmung‘) basiert. Nach dieser Ansicht könnte das Tier nach der Form seines Schnabels benannt worden sein, genau wie das altgriechische harpē sowohl eine Sichel als auch einen Raubvogel bezeichnet."
 
Ist das südwestliche Handelszentrum auf der Karte der Donnersberg und die Trevererzentren?
Der Donnersberg ist erst im Spätlatène ein Zentralort (Oppidum). Für die späte Hallstattzeit wird eine unbefestigte Siedlung angenommen (im südlichen Areal), es fehlen jedoch Funde für das Frühlatène und Mittellatène (Sabine Hornung, 2016, Zeeb-Lanz, 2008).

Ich wage für Latène A nicht von den Treverern zu sprechen. Die Treverer können durchaus eine Stammesbildung des Spätlatène sein, in dem sich mehrere Teilstämme zusammenschlossen.
 
Tacitus (ann. 14,30) beschreibt eine Schlacht gegen die aufständischen Britannier: (...)
Das ist aber die Beschreibung der Eroberung der Insel Mona, die ein Zentrum des druidischen Kultes gewesen sein soll. Da ist die Anwesenheit von Druiden natürlich wesentlich nahe liegender als bei einer Schlacht irgendwo anders. Ich fänds ja auch spannend, wenn das keine Ausnahme gewesen wäre (schon weil es sich so gut in Romanen uä macht...), aber antike Quellen, die das von anderen Gelegenheiten berichtet, kenn ich auch keine.

Tacitus (ann. 14,29), Auszug:
"Now, however, Britain was in the hands of Suetonius Paulinus, who in military knowledge and in popular favour, which allows no one to be without a rival, vied with Corbulo, and aspired to equal the glory of the recovery of Armenia by the subjugation of Rome's enemies. He therefore prepared to attack the island of Mona which had a powerful population and was a refuge for fugitives. He built flat-bottomed vessels to cope with the shallows, and uncertain depths of the sea."

Zur Insel Mona (heute Anglesey):
"Am Ende der Vorzeit war Anglesey ein Zentrum der Druiden, weshalb sie „Insel der Druiden“ genannt wurde. Im Jahre 61 n. Chr. zerstörten die Römer unter Gaius Suetonius Paulinus das dortige Heiligtum, um den anhaltenden, durch die Priesterschaft geförderten Widerstand der keltischen Bevölkerung zu brechen.[2]"

Die Druiden waren also bei der Schlacht anwesend, um die Gegner zu verfluchen, und das in psychologisch durchaus wirkungsvoller Weise, wenn wir Tacitus Glauben schenken wollen.
Naja, nicht nachhaltig, würd ich sagen. Die römische Disziplin scheint da sehr schnell über druidische Furchtzauber gesiegt zu haben, und in Folge dann die Römer über die Britannier...

Ich kann mir vorstellen, dass sowas gegen weniger disziplinierte Gegner durchaus Wirkung zeigen kann (andere Kelten bspw), aber wie gesagt, Nachweise für solche "psychologische Kriegsführung" fehlen, zumindest mWn.
 
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