Danke, El Quijote, wir wissen alle, daß die Quellen nicht eindeutig sind, sie lassen die Möglichkeit der Interpretation.
Richtig ist, dass die Quellen Interpretationsspielräume offen lassen. Aber warum die eine misstönende Stimme aus dem Chor der Quellen heranziehen von dem Autor, der von allen anderen abweicht und bekannt dafür ist, dass er gerne mal von seinen Quellen abweicht?
Lassen wir mal den Niederländer de Boer (1965) sprechen:
Eines der ältesten dieser allgemeinen kurzgefassten Geschichtsbücher ist die Epitome des L. Annaeus Florus. Ohne Senatstraditionen, Geschichten der Equites und imposante, das Volk ansprechende Einzelheiten ist sein Geschichtswerk undenkbar. Es bot ,,für jeden etwas". Dies erklärt vielleicht zum Teil seine Popularität in der Kaiserzeit und später. Mit Recht kann man hier vom erstenWerk sprechen, das das Geschichtsbild des Durchschnittsrömers im zweiten Jahrhundert nach Christus zeigt und für spätere Zeiten bestimmt hat.
Es ist schwierig, ein gutes Wort über dieses Schulbuch zu sagen, das im Altertum, dem Mittelalter und der Neuzeit bis ins 18. Jahrhundert ein grosses Ansehen genoss. Joseph Scaligers preisende Worte "un très bel auteur" sind jedoch verklungen. Der Titel des Werkes nach der besten Handschrift, der Bambergensis, fasst viel Kritik moderner Geschichtsschreiber zusammen: "Epitoma de Tito Livio Bellorum Omnium Annorum DCC" "Condensed Livy" schreibt Ronald Syme, der in seinem Buch über Tacitus ein scharfes Urteil über Florus fällt.
Selten hält man ihn der Ehre würdig, als Quelle von einiger Bedeutung zitiert zu werden.
[...]
Mit diesen vier Beispielen ist grosso modo angedeutet, wo Florus nicht nur als eine Quelle dritten oder vierten Ranges betrachtet wird, sondern ihm wirklich einige Bedeutung um seiner selbst willen zuerkannt wird. Aber auch dann, sogar bei der letztgenannten Stelle, dem Lob Trajans, sind die Historiker, die sie verwenden, niemals - soweit mir bekannt ist - auf den Gedanken gekommen, den Autor als Vertreter der rhetorischen Geschichtsschreibung des zweiten Jahrhunderts zu sehen. Dies fällt um so mehr auf, da unsere Quellen über diese Periode sehr spärlich sind. Die geringe Qualität dieses Werkes, das auch ich am allerwenigsten bewundere, ist wahrscheinlich die Ursache dafür gewesen, dass man sich selten oder niemals die Frage gestellt hat: was ist in diesem Buch typisch für das zweite Jahrhundert?
Noch vernichtender als de Boer ist Jared M. Hudson (2019):
Florus’ Tableau (Jal's chosen title) simply doesn't read as mere paraphrase of Ab urbe condita. He frequently reshuffles, omits, or contradicts material found in Livy, or covers content that Livy does not include, or does not reach chronologically. Alongside Livy, Cato, Caesar, Sallust, Virgil, Seneca the Elder, Lucan, and (seemingly) Tacitus are conspicuous presences in Florus. Much has been said about how Florus fails to be a proper epitome. However, and perhaps more significantly as regards the reception of Florus’ quirky historiography, Goodyear's emphatic non-definition reinforces a summary dismissal of Florus’ value as a text. That is to say, in such a portrayal (and in that of many others), Florus suffers double punishment. He ‘has little to say which is new or remarkable’, but at the same time definitely fails as a reliable compiler. Derivative, and yet faithless: whatever Florus may be, he is something worse than epitome.
Ich habe mir in der Zwischenzeit die Kommentare zu den pontes longi durchgelesen.Viele Kommentare sind in sich logisch, manche verbesserungswürdig, aber sie bringen, was die Örtlichkeit als Erkenntnisobjekt beschreiben soll, 0 Ergebnis.
Geschichte ist eben kein Wunschkonzert. Wir können nur mit den Quellen arbeiten, die wir haben. Wir können uns keine Quellen nach unserem Gusto backen.