Konnten Kriegselefanten eine Schlacht entscheiden?

Pausanias (1.12.3) zufolge erbeutete Pyrrhos seine Elefanten von Demetrios Poliorketes.
Iustinus (17,2) hingegen berichtet, dass Pyrrhos für 2 Jahre 50 Elefanten von Ptolemaios (gemeint allerdings offenbar: Ptolemaios Keraunos) erhielt.
 
@Scorpio hat die Nachteile eines militärischen Einsatzes von Elefanten gut beschrieben.

Es gilt aber auch etwas anderes: Der Besitz von Elefanten war ein Statussymbol, und vor allem ein Symbol militärischer Größe. Wer Elefanten hatte, hatte eine ungeheure Waffe, die der Gegner nicht hatte und nicht kannte.



Die Elefanten hatten die Wirkung einer "Fleet in being", allein ihre Anwesenheit erschütterte die Siegeszuversicht des Gegners.
Ich denke, du sprichst da ganz wichtigen Punkt an, Status- und Prestige. Mal ganz abgesehen vom militärischen Wert von Kriegselefanten, von dem psychologischen Schock, den sie verursachen konnten, war der Besitz von (Kriegs)-Elefanten auch eine Demonstration. Eine Demonstration, dass man sozusagen Weltpolitik betreiben konnte, dass man exotische, schreckliche Tiere, die man zuvor nie gesehen hatte im Waffenarsenal hatte, dass man Kontrolle über die Länder hatte, wo man solche Kampftiere herbekam oder dass man mit deren Herrschern auf Augenhöhe verhandelte, sonst hätte man die Elefanten nicht bekommen und dass man Kontrolle über die Handelswege hatte, woher man solche Tiere importierte.

Der militärische Wert von exotischen Tieren wie dem Elefant des Kaisers Friedrich wird letzten Endes recht beschränkt gewesen sein. Aber das Gepränge mit exotischen Tieren, die Löwen, Panther und der Elefant die werden ihren Eindruck nicht verfehlt haben.
Als Mittel der Panegyrik und Apotheose von Herrschern haben Elefanten oft noch eine Rolle gespielt, als sie von den Schlachtfeldern der Antike schon verschwunden waren.
 
Asiatische Elefanten gab es in der Antike noch in Mesopotamien und Syrien. In Ägypten wurden Elefanten aber schon im 4. Jhd. ausgerottet. Thutmosis III. reiste zur Elefantenjagd nach Syrien Assyrische Königsinschriften berichten über Elefantenjagd in Mesopotamien. Der Elefant war königliches Wild.
Wie der Bestand zu Zeiten der Seleukiden aussah weiß ich nicht, aber sie mussten zumindest nicht unbedingt bis nach Indien fahren.
Dass Thutmosis noch am Euphrat Elefanten jagte, ist mir bekannt. Aber das und die Zeit der Assyrer waren zur Zeit der Diadochen lange her. Gibt es irgendwelche Belege, dass es noch im 4. Jhdt. in Mesopotamien Elefanten gab? Falls ja, frage ich mich, wieso Seleukos Chandragupta 500 Elefanten abkaufte und ihm im Gegenzug riesige Territorien überließ, wenn er Elefanten auch aus seinem eigenen Gebiet hätte haben können.

Von den 15 Elefanten, die die Perser bei Gaugamela einsetzten, heißt es jedenfalls bei Arrian (III 8), sie stammten von den Indern, die westlich des Indus lebten. D.h. sie stammten demzufolge gerade nicht aus Mesopotamien. Die Elefanten wurden von den Makedoniern erbeutet. Später erhielt Alexander mehrmals von indischen Fürsten Elefanten. Dass er sonstwoher aus Mesopotamien oder dem Iran Elefanten aus dortigen Vorkommen bezogen hätte, finde ich nicht.
Es ist natürlich möglich, dass die Seleukiden Elefanten gezüchtet haben, doch dazu brauchte man auch eine größere Zahl von weiblichen Elefanten. Ich weiß natürlich nicht, ob man als Kriegselefanten auch weibliche Tiere verwendet hat.
Ob unter den 500 Elefanten, die Seleukos von Chandragupta erhielt, Tiere beiderlei Geschlechts waren, scheint aus den Quellen nicht hervorzugehen.
 
Dass Thutmosis noch am Euphrat Elefanten jagte, ist mir bekannt. Aber das und die Zeit der Assyrer waren zur Zeit der Diadochen lange her. Gibt es irgendwelche Belege, dass es noch im 4. Jhdt. in Mesopotamien Elefanten gab? Falls ja, frage ich mich, wieso Seleukos Chandragupta 500 Elefanten abkaufte und ihm im Gegenzug riesige Territorien überließ, wenn er Elefanten auch aus seinem eigenen Gebiet hätte haben können.

Von den 15 Elefanten, die die Perser bei Gaugamela einsetzten, heißt es jedenfalls bei Arrian (III 8), sie stammten von den Indern, die westlich des Indus lebten. D.h. sie stammten demzufolge gerade nicht aus Mesopotamien. Die Elefanten wurden von den Makedoniern erbeutet. Später erhielt Alexander mehrmals von indischen Fürsten Elefanten. Dass er sonstwoher aus Mesopotamien oder dem Iran Elefanten aus dortigen Vorkommen bezogen hätte, finde ich nicht.

Ob unter den 500 Elefanten, die Seleukos von Chandragupta erhielt, Tiere beiderlei Geschlechts waren, scheint aus den Quellen nicht hervorzugehen.

In dem Artikel zu Elefant in meiner Ausgabe des Kleinen Pauly Bd 2. schreiben die Autoren, dass Elefanten in Ägypten im 4. Jahrhundert ausgerottet wurden, zu Mesopotamien und Syrien macht der Artikel keine Angaben.

In den Venationes (auch als Trainingstiere) wurden im Imperium Romanum schon viele Wildtiere erlebt. Viele Arten haben aber noch Jahrhunderte überlebt. Die letzten Auerochsen wurden im 17. Jahrhundert ausgerottet, Der Berberlöwe der Kaspische Tiger lebten noch im 20. Jahrhundert.

Ich würde aber es auch für eher weniger wahrscheinlich halten, dass die Seleukiden aus Wildfängen aus Mesopotamien und Syrien ihr Elefantenkorps ergänzten. Ähnlich wie Afrikanische Waldelefanten waren die Tiere in Syrien und Mesopotamien deutlich kleiner als die Indischen Elefanten.

Wie gesagt, in Indien gab es eine jahrhundertealte Kontinuität der Elefantenhaltung, wenn man gut ausgebildete Kriegselefanten und ausgebildete Mahouts anwerben wollte, war Indien einfach die erste Adresse.

Das Nachzuchten in Gefangenschaft gelangen, halte ich keineswegs für unwahrscheinlich. Das kam sicher vor. Aber wie gesagt, in Indien gab es eine jahrhundertealte Erfahrung der Elefantenhaltung. Die Regierung nahm sich der Sache an, u. a. das Forstministerium, Elefanten waren in der Waldarbeit beschäftigt, und noch in den Kolonialkriegen Ende des 19. Jahrhunderts setzten die Briten Elefanten zum Ziehen der Geschütze ein. In der schon erwähnten Geschichte von Kipling Toomai of the Elephants wird der Elefant Kala Nag erwähnt, der mit seinem Mahout Toomai dem Älteren den Feldzug der Briten in Äthiopien gegen den Negus Theodor mitmachte.

Wie viele seiner Gefährten ist auch Kala Nag in Gefangenschaft geboren. Aber wie gesagt: Elefanten haben einen ähnlichen Lebenszyklus wie Menschen, werden spät erst geschlechtsreif, sie haben eine niedrige Reproduktionsrate, und sie sind nie wirklich domestiziert worden, und man kann sie nicht so einfach züchten wie Pferde oder Hunde. Bis ins 20. Jahrhundert wurden daher Elefanten gefangen, und Arbeitselefanten durch Wildfänge ergänzt.

Ich halte Elefantenzucht durch die Seleukiden keineswegs für unwahrscheinlich, ich habe nur meine Zweifel, ob Zucht in Gefangenschaft so regelmäßig gelang, dass man damit Verluste problemlos ausgleichen konnte und völlig unabhängig von Importen aus Indien war.

Es ist ja auch durchaus möglich, dass die Seleukiden das eine taten (Gefangenschafts-Nachzuchten) ohne das andere zu lassen, nämlich fertig ausgebildete Kriegselefanten samt Trainern und Mahouts zu importieren auf dem Seeweg.
 
Vielleicht noch ein paar Worte zur Musht und warum Elefantenzucht schwierig ist. Elefantenbullen kommen einmal jährlich in die Musht. Die Brunft ist bei Elefantenbullen nicht jahreszeitlich geregelt, sie kann zu unterschiedlichen Zyklen im Jahr erfolgen. Die Elefantenbullen werden durch extrem erhöhten Testosteron-Spiegel u. U. extrem aggressiv gegen andere Bullen, aber auch gegen andere Tiere und Menschen. Von einem jungen Elefantenbullen wurde bekannt, dass er in der Musht mehrere Nashörner angriff. Die Musht ist erkennbar am Austritt eines öligen Sekrets nahe des Ohres.

Die Musht verläuft in zwei Phasen, und tritt einmal bis mehrmals im Jahr auf, und es kann die Phase, in der Elefantenbullen extrem aggressiv werden können, mehrere Monate anhalten. Elefantenbullen in der Musht müssen in dieser Zeit separiert und angebunden werden, und man kann in dieser Zeit gar nicht oder nur schwer mit ihnen arbeiten.

Wie bereits erwähnt tritt die Brunft bei Elefantenbullen nicht zu einem jahreszeitlichen Zyklus auf, sondern kann variieren.

Bei Indischen Elefanten ist die Musht durch Erfahrungen mit Arbeitselefanten gut erforscht, während sie bei Afrikanischen Elefanten erst seit den 1990ern erforscht ist.

Durch Elefanten in der Musht haben sich die meisten tödlichen Unfälle mit Zoo- und Zirkustieren ereignet, und auf das Konto von Elefanten gehen mehr Unglücksfälle als mit Tigern, Löwen oder Leoparden.

Das hat mit großer Wahrscheinlichkeit die Nachzucht von Elefanten stark erschwert, zumal man in Europa auch kaum auf Fachliteratur oder Erfahrungswerte zurückgreifen konnte.

 
Eine kleine Korrektur:

Der Link funktioniert so nicht.

Die korrekte Schreibweise ist Musth.


Aus meinem Biostudium habe ich noch den Spruch in Erinnerung, dass auf jeden Elefantenbullen in Gefangenschaft ein toter Pfleger komme.

Das mag etwas übertrieben sein, aber es besteht wohl kein Zweifel daran, dass die Haltung von Elefantenbullen sehr gefährlich ist.
 
Das berichten Dionysios von Halikarnassos, Florus und Zonaras:
Ein junger Elefant wurde von einem Speer am Kopf getroffen, warf seinen Reiter ab, drehte sich um und suchte seine Mutter. Die Mutter wurde darauf auch unruhig und lief los, um ihr Junges zu verteidigen, wodurch sie Chaos um sich herum verursachte und auch die anderen Elefanten unruhig wurden.

Demzufolge war das Jungtier anscheinend schon alt und groß genug, um in der Schlacht als Kriegselefant eingesetzt zu werden, aber noch jung genug, um bei seiner Mutter den Beschützerinstinkt auszulösen.
 
Zurück
Oben