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In Wien treffen in diesen Tagen die Spitzenpolitiker Serbiens und der Albaner des Kosovo zusammen, um das künftige Statut dieses Landstriches einer Lösung zuzuführen.
Für Serbien stellt das historische Amselfeld eine Identitätsmarke dar. Es war einst das Kernland der serbische Besiedelung und "es berge die wichtigsten nationalen und religiösen Güter" (womit die serb.-orthodoxen Klöster gemeint sind) für die Serben". Diese beiden Argumente führen die serbischen Politiker auch heute noch an, um dem Kosovo maximal ein Statut als autonome Provinz innerhalb des Staates Serbien zu zu gewähren.
Mit der Kosovorede Slobodan Milosevic' und dem Verhalten Serbiens im Kosovokrieg wäre dieses Anrecht verwirkt worden, sagen die Führer der Albaner, die heute 90% der Bevölkerung des Amselfeldes darstellen.
Verwirkt und besser - verloren hat, nach historischer Betrachtung, Serbien diesen Anspruch allerdings schon im Jahre 1690, als es das einstige Herzstück serbischer Besiedelung von der serbischen Bevölkerung in einem nie dagewesenen Flüchtlingszug entblößen musste und verließ.
1683: Der Sieg der vereinigten kaiserlichen (österreichischen), reichsdeutschen und polnischen Truppen über das Heer Kara Mustafas vor Wien konnte in den Folgejahren reich genützt werden - so lange, bis Frankreichs nimmermüder Ludwig XIV mit dem Angriff des Rheinlandes dem Vorstoß Habsburgs am Balkan ein Ende setzte.
Im Winter 1689/90 war die Einnahme Belgrads gefestigt, Slawonien und Dalmatien (die Lika) mithilfe des Bündnispartners Venedig den Osmanen abgerungen und die kaiserlichen Truppen standen in Nis und Pec, dem alten Zentrum der serbisch-orthodoxen Kirche.
Jänner 1690. Womit niemand gerechnet hatte, war, dass der frisch gekürte Großwesir in Istanbul - wieder einer aus der beherzten Familie der Köprülü (welche albanischen Ursprungs waren) - gegen alle Usancen einen Winterfeldzug startete und mit der zuerst unterschätzten Vorhut (natürlich die klassisch im Vorfeld schweifenden Tartaren) bereits den Kacarik-Pass, das südl. Einfallstor in den Kosovo bedrohte.
Die Kriegsherren in Nis hatten zuerst nichts besseres zu tun, als Hilfsvölker der Albaner (Arnauten) aber auch christlicher Raitzen (Serben) zu beleidigen, welche die Armee verließen. Der Beleidiger, Oberst Strasser, bezahlte seine Unhöflichkeit mit seinem Tod und der fast gänzlichen Aufreibung der österr. Armee, die bei der Schlacht am Kacarik-Pass diese Stellung verlor und sich in einem gefechtsreichen Rückzug vor dem erbarmungslosen und seit fast 10 Jahren erstmals wieder siegreichen osmanischen Heer aus dem Amselfeld Richtung Belgrad zurückziehen musste.
Und die "verräterische Raja", die sich die Jahre zuvor gegen den Sultan erhoben hatte machte diese Schicksalstage durch:
Die schrecklichen Greueltaten der Türken, besonders der Tartaren, die Plünderungen und Massaker trieben die angsgepeinigten Bewohner zu panischer Flucht.
Arsenije III. Crnojevic raffte die Heiligtümer und Kleinode des Patriarchats von Pec zusammen und setzte sich an die Spitze eines schier endlosen Flüchtlingszugs, der immer mehr anschwoll.
37.000 Familien - weit über hunderttausend Menschen also - brachen Anfang Jänner 1690 von Pec auf, ihre Heimat zu verlassen (Anm.: was keine Schlacht am Amselfeld zw. 1389 und 1422 auslösen konnte!). "Nur vorübergehend, nur für kurze Zeit" versicherten ihnen die österr. Offiziere, die den Zug geleiteten und die Hoffnung nährten, dass die Türken im kommenden Sommerfeldzug wieder zurückgeschlagen werden würden.
All die Schreckensbilder der Flüchtlingstrecks im 2. Weltkrieg hatten anno 1690 im Kosovo ihr Vorbild - es sich auszumalen, möchte ich dem einfühlsamen Leser überlassen.
Es kam aber umgekehrt, als die Österreicher glaubten: Am 18. September 1690 fiel Nis, die verteidigende serbische Hayduken-Armee wurde massakriert. Einen Monat später stand das türkische Heer vor Belgrad, weitere 70.000 Einwohner vor sich her und mit zahllosen Opfern über die Donau treibend. Und Belgrad fiel.
Noch über acht Jahre tobte dieser schreckliche Krieg, den erst der Friede von Karlowitz 1699 beendete. Erst 1717 konnte Prinz Eugen jener "edle Ritter" werden, der wieder nach Belgrad "hinüberrucken" kommte, ein übermächtiges türkisches Entsatzheer vor den Toren der Stadt schlug und Belgrad einnahm. Aber 1739 wendete sich das Blatt erneut und über Belgrad wehte wieder der Sichelmond - den die Serben später in eigenständiger Befreiung herunterholten.
Und die aus dem Kosovo ausgewanderten Serben oder "Raitzen", die Bevölkerung der alten "Raja", was wurde aus ihnen?:
Keiner von ihnen kehrte mehr zurück.
Die wenigen, die sich mit der - tatsächlich seit 100 Jahren erstmals wieder ihre Versprechungen der Vergebung und Toleranz nun ausübenden - Sultansherrschaft arrangierten, sind die Nachfahren jener Minderheit, die sich in den Schlusstagen des Kosovokrieges wiederum zu den Verfolgten zählen muss.
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Der aktuelle Anlass:
http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=p&ressort=a&id=574037
Milosevic Amselfeldrede:
http://de.wikipedia.org/wiki/Amselfeld-Rede
Die Schlachten auf dem Amselfeld im 14. und 15. Jh. (zur Info):
http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_auf_dem_Amselfeld
NB!: Unsachliche, revanchistische und historisch blödsinnige Beiträge werden "streng moderiert".
Für Serbien stellt das historische Amselfeld eine Identitätsmarke dar. Es war einst das Kernland der serbische Besiedelung und "es berge die wichtigsten nationalen und religiösen Güter" (womit die serb.-orthodoxen Klöster gemeint sind) für die Serben". Diese beiden Argumente führen die serbischen Politiker auch heute noch an, um dem Kosovo maximal ein Statut als autonome Provinz innerhalb des Staates Serbien zu zu gewähren.
Mit der Kosovorede Slobodan Milosevic' und dem Verhalten Serbiens im Kosovokrieg wäre dieses Anrecht verwirkt worden, sagen die Führer der Albaner, die heute 90% der Bevölkerung des Amselfeldes darstellen.
Verwirkt und besser - verloren hat, nach historischer Betrachtung, Serbien diesen Anspruch allerdings schon im Jahre 1690, als es das einstige Herzstück serbischer Besiedelung von der serbischen Bevölkerung in einem nie dagewesenen Flüchtlingszug entblößen musste und verließ.
1683: Der Sieg der vereinigten kaiserlichen (österreichischen), reichsdeutschen und polnischen Truppen über das Heer Kara Mustafas vor Wien konnte in den Folgejahren reich genützt werden - so lange, bis Frankreichs nimmermüder Ludwig XIV mit dem Angriff des Rheinlandes dem Vorstoß Habsburgs am Balkan ein Ende setzte.
Im Winter 1689/90 war die Einnahme Belgrads gefestigt, Slawonien und Dalmatien (die Lika) mithilfe des Bündnispartners Venedig den Osmanen abgerungen und die kaiserlichen Truppen standen in Nis und Pec, dem alten Zentrum der serbisch-orthodoxen Kirche.
Jänner 1690. Womit niemand gerechnet hatte, war, dass der frisch gekürte Großwesir in Istanbul - wieder einer aus der beherzten Familie der Köprülü (welche albanischen Ursprungs waren) - gegen alle Usancen einen Winterfeldzug startete und mit der zuerst unterschätzten Vorhut (natürlich die klassisch im Vorfeld schweifenden Tartaren) bereits den Kacarik-Pass, das südl. Einfallstor in den Kosovo bedrohte.
Die Kriegsherren in Nis hatten zuerst nichts besseres zu tun, als Hilfsvölker der Albaner (Arnauten) aber auch christlicher Raitzen (Serben) zu beleidigen, welche die Armee verließen. Der Beleidiger, Oberst Strasser, bezahlte seine Unhöflichkeit mit seinem Tod und der fast gänzlichen Aufreibung der österr. Armee, die bei der Schlacht am Kacarik-Pass diese Stellung verlor und sich in einem gefechtsreichen Rückzug vor dem erbarmungslosen und seit fast 10 Jahren erstmals wieder siegreichen osmanischen Heer aus dem Amselfeld Richtung Belgrad zurückziehen musste.
Und die "verräterische Raja", die sich die Jahre zuvor gegen den Sultan erhoben hatte machte diese Schicksalstage durch:
Die schrecklichen Greueltaten der Türken, besonders der Tartaren, die Plünderungen und Massaker trieben die angsgepeinigten Bewohner zu panischer Flucht.
Arsenije III. Crnojevic raffte die Heiligtümer und Kleinode des Patriarchats von Pec zusammen und setzte sich an die Spitze eines schier endlosen Flüchtlingszugs, der immer mehr anschwoll.
37.000 Familien - weit über hunderttausend Menschen also - brachen Anfang Jänner 1690 von Pec auf, ihre Heimat zu verlassen (Anm.: was keine Schlacht am Amselfeld zw. 1389 und 1422 auslösen konnte!). "Nur vorübergehend, nur für kurze Zeit" versicherten ihnen die österr. Offiziere, die den Zug geleiteten und die Hoffnung nährten, dass die Türken im kommenden Sommerfeldzug wieder zurückgeschlagen werden würden.
All die Schreckensbilder der Flüchtlingstrecks im 2. Weltkrieg hatten anno 1690 im Kosovo ihr Vorbild - es sich auszumalen, möchte ich dem einfühlsamen Leser überlassen.
Es kam aber umgekehrt, als die Österreicher glaubten: Am 18. September 1690 fiel Nis, die verteidigende serbische Hayduken-Armee wurde massakriert. Einen Monat später stand das türkische Heer vor Belgrad, weitere 70.000 Einwohner vor sich her und mit zahllosen Opfern über die Donau treibend. Und Belgrad fiel.
Noch über acht Jahre tobte dieser schreckliche Krieg, den erst der Friede von Karlowitz 1699 beendete. Erst 1717 konnte Prinz Eugen jener "edle Ritter" werden, der wieder nach Belgrad "hinüberrucken" kommte, ein übermächtiges türkisches Entsatzheer vor den Toren der Stadt schlug und Belgrad einnahm. Aber 1739 wendete sich das Blatt erneut und über Belgrad wehte wieder der Sichelmond - den die Serben später in eigenständiger Befreiung herunterholten.
Und die aus dem Kosovo ausgewanderten Serben oder "Raitzen", die Bevölkerung der alten "Raja", was wurde aus ihnen?:
Keiner von ihnen kehrte mehr zurück.
Die wenigen, die sich mit der - tatsächlich seit 100 Jahren erstmals wieder ihre Versprechungen der Vergebung und Toleranz nun ausübenden - Sultansherrschaft arrangierten, sind die Nachfahren jener Minderheit, die sich in den Schlusstagen des Kosovokrieges wiederum zu den Verfolgten zählen muss.
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Der aktuelle Anlass:
http://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=p&ressort=a&id=574037
Milosevic Amselfeldrede:
http://de.wikipedia.org/wiki/Amselfeld-Rede
Die Schlachten auf dem Amselfeld im 14. und 15. Jh. (zur Info):
http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_auf_dem_Amselfeld
NB!: Unsachliche, revanchistische und historisch blödsinnige Beiträge werden "streng moderiert".