Der Beitrag (weil digital verfügbar)
http://www.geschichtsforum.de/705845-post337.html
weist auf einen Ausschnitt aus einer laufenden Diskussion hin, der sich auf die Kontroverse Provisioning (Kith/Kin) vs. Signaling (Kin) richtet. Deshalb "zB". Zum Kontext: Die Replik von
Hawkes (die als Exponent des signaling vorwiegend "angegriffen" wird)/
O'Connel/Coxworth ist wiederum von Gurven/Hill zurückgewiesen worden. Beide kontroverse Ansätze sind in der Literatur weiter diskutiert worden. Das nur vorab, mit dem Hinweis, dass ich mir ein Zuneigen zu einer Seite dieses Streites verkneifen werde, mangels Expertise, über Plausibilitäten dieser Theorien urteilen zu können. Von daher kann ich nur versuchen, zu inventarisieren:
1. Gurven/Hill haben jedenfalls klargestellt, dass sie das "signaling" als Erträgnis nicht rundherum ablehnen ...
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kein Verwerfen der signaling-Theorie als Teil der Erklärung, insofern verstehe ich das auch anders als das hier von Luziv zugespitzt dargestellt wurde: Verwerfen der Theorie) ---
... sondern den Blickwinkel des Nutzen dieser Arbeitsteilung und der Männer-Präferenz von Jagd ggü. Sammeln neben dem innerfamiliären "signaling" auf die Erträgnisse eines interfamiliäres "Provisioning" des Stammes/der Gemeinschaft
erweitern. Hawkes etc. würden die Komplexität der Gemeinschaften verkennen, und nur auf die Nahrungsversorgung der Familien abstellen.
ergo: "Signaling" wäre demnach (nach Gurven/Hill) e
in nach innen in die Familie gerichtetes "Benefit", das zur Erklärung (des Jagens als Männerdomäne)
allein nicht ausreichen würde und zwingend ergänzt werden muß: durch direktes "Provisioning" der Familie und darüber hinaus der Gemeinschaft. Das versuchen sie, anhand der Kalorien-Return-Rates zu belegen, wobei hier das Problem auftaucht (sepiola hat es gerade direkt angesprochen), wie die Lernkosten da einzukalkulieren sind (das wird wiederum von Hawkes etc. kritisiert: Kalorienraten/je Stunde im Vergleich Jagen/Sammeln sind zu adjustieren, wenn dafür zB 5 "Lernjahre" im Vorlauf anfallen, mit dem Erträgnis=Null, weshalb sie die ganze Rechnung von Gurven/Hill verwerfen). Sie gehen dabei so weit, Nahrung (Spitzen-Erträgnisse aus der Jagd auf Fleisch) als "Tauschgut" innerhalb der Gruppe anzusehen, wobei Tauschen und Gut ganz weit gefasst wird, bis hin zu sozialen Bindungen etc.
2. Deshalb oben der Hinweis auf die weitere Publikation zum einem weiteren Beispielfall (Befürwortung der signaling-Theorie), die über die zugespitzte Kontroverse der Motive für
Jagen (Männer) vs. Sammeln (Frauen) hinausgeht.
In dieser Diskussion geht es nur ums Jagen von drei hauptsächlichen Beutetieren (Sammeln als Alternative ist ausgeblendet), wobei nun wieder die "Beutespitze" eine Männerdomäne darstellt, obwohl in den Kalorien-Return-Rates (auch ohne adjustments wegen Lernzeiten) die "Beutespitze" schlechter abschneidet als die beiden Kalorienbringer, die in der gemischten Männer/Frauen-Gemeinschaft gejagd werden. Das ist insofern bemerkenswert, als hier der oben genannte Provisioning/Signaling-Streit, sozusagen die grundsätzliche Kontroverse zur Aufgabenteilung Männer/Frauen und Jagen/Sammeln, keine Rolle spielt.
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Die Literatur-Kontroverse erschien mir jedenfalls interessant genug, um sie der laufenden Diskussion hinzuzufügen. Ob man den Zwischenstand der Fachdiskussion nun beispielsweise so werten mag, dass 20 Jahre massiv verfochtenes "signaling" von Hawkes und anderen als dominierende Erklärung überholt ist, oder nur verfeinert wurde, mag jeder für sich beurteilen.:winke:
Die Literaturkontroverse erschien mir auch interessant, um sie zuspitzend den oben erwähnten, höflich ausgedrückt etwas "schmaleren" Erklärungsversuchen (Bott?) gegenüber zu stellen.