AEIOU - Kaiser Friedrich III.

Das AEIOU hat rund 300 Deutungen erfahren. Die meisten dieser Deutungen gab es zur Zeit Friedrichs III. nicht. Das bedarf einer Begründung. Die Begründung liegt darin, dass Akronyme, wie alle Wörter und sprachlichen Zeichen, arbiträrer Natur sind. Jeder kann hineindeuten, was er will. Jeder hat auch eine andere Vorstellung davon, was ein Wort bedeutet als derjenige, der es "aussendet". Der Kopf ist in Wirklichkeit z.B. kein menschliches Haupt, sondern ein Trinkgefäß. Es ist nur der "Glaube", dass damit der menschliche Hirnkasten bezeichnet wird. Man nennt das in der Sprachwissenschaft die "Arbitrarität des Zeichens".

Das Problem beim AEIOU ist, dass zu viel "geglaubt" und "gemeint" wird. Indem man eine weitere abiträre Meinung hinzufügt, überseht man, dass eine Nadel im Nadelhaufen nur schwer gefunden werden kann, wenn man weitere Nadeln hinzufügt. Friedrich III. wollte das nicht. Die Frage, wie die Zeitgenossen eigentlich das AEIOU sahen, gerät dabei in den Hintergrund. Antwort: Sie sahen in ihm einen stinknormalen Wappenspruch. So wie FERT oder ADCIP. Der Herold des Kaisers hat das ADCIP und das AEIOU gleichermaßen notiert. Er sah in beiden dasselbe Phänomen, nämlich ein Akronym. Der Unterschied lag im Bedeutungsinhalt, nicht aber in der Form. Auch das FERT und das ADCIP haben verschiedene Deutungen erfahren (die meisten sind spielerischer Art). Beim ADCIP ist allerdings belegt, dass Ladislaus nur eine Deutung für sich selber gelten ließ.

Man erfindet keine Akronyme, die inhaltsleer sind und man erfindet sie auch nicht, um die Betrachter vor Rätsel zu stellen. Wieso das Besondere annehmen, wenn das Naheliegende viel plausibler ist?
 
Das AEIOU hat rund 300 Deutungen erfahren. Die meisten dieser Deutungen gab es zur Zeit Friedrichs III. nicht. Das bedarf einer Begründung.
Das verstehe ich nicht: Wieso bedarf es einer Begründung für Deutungen, die zu Friedrichs Zeiten noch nicht umgelaufen sind?

(Jetzt bitte keine Vorlesung zum Strukturalismus, zum sprl. Zeichen oder zu de Saussure.)
 
Das Problem beim AEIOU ist, dass zu viel "geglaubt" und "gemeint" wird.

Ich glaube gar nichts und habe mich bisher auch keiner Meinung angeschlossen. Ich bin bestrebt, mich an die Fakten zu halten.

Friedrich III. wollte das nicht.
Das einzige, was Friedrich III. nachweislich nicht wollte, war eine Schmähinschrift, die ein unbekannter Scherzkeks angebracht hatte: "Aller Erst Ist Osterreich Verdorben", diese ließ er nämlich entfernen.

Sein Notizbuch enthält drei Deutungen:
- austrie est imperare orbi universo
- als erdreich ist osterreich vnderthan
- en, amor ellectis, iniustis ordinor ultor

Eine vierte Deutung befindet sich auf einem Silberbecher des Kaisers:
- aquila eius iuste omnia vincet
 
@El Quijote Es bedarf der Begründung, weil der Automatismus der willkürlichen Deutungen der neuen These zufolge bereits unter Friedrich begonnen hatte. Man liest aus dem späteren Vorgang ab, wie er zu einem früheren Zeitpunkt gewesen sein muss.

Die Tatsache, dass es schon früh mehrere Auslegungen gab, sorgte für Verwirrung. Sie förderte immer neue Deutungen. Die Frage danach, welche die von Friedrich eigentlich bevorzugte Auslegung war, konnte bald nicht mehr von Außenstehenden, sondern nur noch von Eingeweihten beantwortet werden. Man darf annehmen, dass deshalb immer mehr spielerische Deutungen hinzugefügt wurden. Dieses Spielen und Experimentieren mit Formen ist typisch für die Heraldik. Das AEIOU war eine Einladung zum Sprücheklopfen.

Friedrich tolerierte offensichtlich sehr früh alternative Auslegungen, aber gewiss nicht alle, die zu seinen Lebzeiten kursierten. Die Auslegung "Austriae est imperare omni universo" gefiehl ihm, so dass er sie übernahm. Dass der Herold "Österreich" trotzdem nur die eine Auslegung auf das erste Blatt seines Wappenbuches notierte, ist deshalb bemerkenswert, weil es ja eigentlich seine Aufgabe gewesen wäre, den Ruhm und die Ehre der "Casa d'Austria" zu verkünden. Tat er jedoch nicht. Weshalb eigentlich? Wieso die langweilige und komplizierte Auslegung? Zufall? Eher nicht, denn die Erfindung heraldischer Sprüche ist die Aufgabe von Herolden. Heraldische Motti kamen aus Westeuropa, wie der Herold Friedrichs III.

Ob diese These aufrecht erhalten werden kann, wird sich zeigen. Man muss dieser neuen Meinung gewiss nicht in allen Details zustimmen, sie hat aber den Vorteil, dass sie nicht auf Vermutungen beruht, sondern auf begründeten Indizien.
 
@Sepiola Die Variabilität wird ja auch nicht in der These abgestritten.

Es ist ein Rezeptionsvorgang. Eine Person a erfindet eine Devise bzw. eine Buchstabenfolge b. Der Zeitpunkt der Erfindung, der Inhalt und die Person ist dabei von Interesse. Alle späteren Deutungen x y z, auch zur Zeit Friedrichs, sind von sekundären Bedeutung. Das ist der methodische Ansatz.
Dass die älteste und am meisten verbreitete Auslegung die präferierte Deutung Friedrichs ist, darf zumindest vermutet werden. D.h. nicht, dass er andere nicht gelten liess. Da ist kein Beweis, aber auch keine Plausibilitätslücke. Meinungen sind keine Fakten. Indizien auch nicht, aber methodisch von größerem Wert.
Dass ein Wandel bei der Präferenz der Auslegung stattgefunden hat, ist sehr gut möglich, da Friedrich seit 1440 Herrscher war, die Devise aber seit 1437 nachgewiesen werden kann.

Aus meiner Sicht ist die Frage, ob es sich um ein heraldisches Prachtstück handelt oder nicht, wichtiger. Wer war ihr Erfinder?
 
[UEine Person a erfindet eine Devise bzw. eine Buchstabenfolge b. Der Zeitpunkt der Erfindung, der Inhalt und die Person ist dabei von Interesse.
Die Buchstabenfolge AEIOU als solche hat niemand "erfunden", das ist halt die Reihenfolge der Vokale des lateinischen Alphabets, einer Weiterentwicklung des etruskischen Alphabets, dieses orientiert sich an der Reihenfolge des griechischen Alphabets (dort mit sieben Vokalen Alpha-Epsilon-Eta-Iota-Omikron-Ypsilon-Omega), und dieses wiederum plus minus an der Reihenfolge des phönizischen Alphabets (da waren die entsprechenden Buchstaben noch Konsonanten: ʔālep, Hē, Wāw, Jōd, ʕajin).

Die Idee, den fünf Buchstaben einen Sinn zu unterlegen, hatten verschiedene Personen vor, und wie man sieht, sind ganz unterschiedliche Dinge dabei herausgekommen. Wer in welchem Jahr (vor, während oder nach Friedrich III.) welche Idee gehabt hat, wird sich in den allermeisten Fällen nicht herausfinden lassen.

Die Idee, die Buchstabenfolge als "Eigentums- und Urhebermarke" zu verwenden, wird auf Friedrich zurückgehen. Nur macht ihn das weder zum Erfinder der Buchstabenfolge noch zum Urheber einer der vielen Ideen, der Folge einen bestimmten Sinn zu unterlegen. Und ob Friedrich dabei an eine "Devise" gedacht hat, ist doch zumindest zweifelhaft.
 
@Sepiola Ein inhaltsleeres Symbol, das dutzende Male über ein oder unter ein Wappen gestellt wird? Unwahrscheinlich. Ohne den ausdrücklichen Willen der Mächtigen? Ebenso unwahrscheinlich. Wurde das Symbol von jemandem erdacht, der dazu authorisiert war? Warum nicht von einem Herold, der den französischen Brauch, Motti über Wappen anzubringen, nach Österreich gebracht hat? Was spricht dagegen? Weshalb nicht einfach schauen, was man in anderen Herrscherhäusern gemacht hat? Warum nicht vergleichen?
 
Es bleibt noch immer die Frage, warum sich diese Buchstabenkombination an allem, was ihm gehört hat, was er erbauen ließ, was er umbauen ließ etc. findet. Hinzu kommt, dass er sie erstmals verwendet, als er gerade die Herrschaft als Herzog übernommen hatte. Warum soll er keine Devise dahinter gehabt haben und warum soll er sich die Buchstabenkombination nicht selbst ausgedacht haben?
 
und dieses wiederum plus minus an der Reihenfolge des phönizischen Alphabets (da waren die entsprechenden Buchstaben noch Konsonanten: ʔālep, Hē, Wāw, Jōd, ʕajin).
Wobei ʕajin[/] eigentlich kein Vokal ist (von Europäern wird es allerdings so empfunden und im Modernhebräischen ist es meistens ein E).

Es bleibt noch immer die Frage, warum sich diese Buchstabenkombination an allem, was ihm gehört hat, was er erbauen ließ, was er umbauen ließ etc. findet. Hinzu kommt, dass er sie erstmals verwendet, als er gerade die Herrschaft als Herzog übernommen hatte. Warum soll er keine Devise dahinter gehabt haben
Richtig, er wird sich etwas dabei "gedacht" haben. Dürfen wir unterstellen.

und warum soll er sich die Buchstabenkombination nicht selbst ausgedacht haben?
Es ist eben die Folge der Vokale im lateinischen Alphabet, so wie sie auch bereits im griechischen Alphabet vorgegeben war und davor im punischen. Das ist also nicht selbst ausgedacht.
 
@Sepiola Ein inhaltsleeres Symbol, das dutzende Male über ein oder unter ein Wappen gestellt wird?

Wie kommst Du auf "inhaltsleer"? Eine Buchstabenfolge kann auch dann einen Sinn haben, wenn es sich nicht um die Abkürzung einer Devise handelt.

1748628343565.png

(https://stadtgeschichte-muenchen.de/friedhof/symbole/bilder/alpha_3.jpg)

Hier steht keiner der beiden Buchstaben für ein bestimmtes Wort, der Sinn ergibt sich allein aus der Stellung der Buchstaben im Alphabet.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Teresa C. Dass er eine Devise verwendete, hängt damit zusammen, dass der Bindenschild nicht aussagekräftig genug war. Er musste sich von verfeindeten Mitgliedern seiner Dynastie abgrenzen. Der Wahlspruch allein wäre nicht medienwirksam gewesen, also wurde er verkürzt, um ins Auge zu fallen. Natürlich kann das AEIOU irgendeine mystische Bedeutung haben, nur wäre das im Vergleich zu anderen Devisen/Wappensprüchen sehr ungewöhnlich. Die Frage ist doch eigentlich, in welche Tradition der Selbstdarstellung er sich damit einreihte.
 
Da er alles, was er irgendwann in die Pfoten bekam, damit kennzeichnete, dürfte dies für ihn eine Wichtigkeit gehabt haben. (Vielleicht war es seine "kostengünstige" Variante, sich den Dialog mit der Nachwelt zu sichern, wa Kaiser Maximilian später mit wesentlich kostspieligeren Aktivitäten sehr erfolgreich gelungen ist. Dass Ladislaus Postumus ebenfalls eine solche Buchstabenfolge verwendete, könnte er sich übrigens von Friedrich III. abgeschaut haben. Immerhin verbrachte er viele Jahre an dessen Hof. Auffallend ist jedenfalls, dass nicht nur nur Ladislaus Postumus, sondern auch Friedrichs Cousin Siegmund, der ebenfalls in dessen Umwelt aufwachsen musste, später so eine Buchstabenfolge verwendet hat. Da ist ein Zusammenhang naheliegend. Von anderen zeitgenössischen Herrscher ist bisher nichts Vergleichbares überliefert. (Hier wäre natürlich noch zu prüfen, ob das bei ihnen tatsächlich nicht der Fall ist oder ob solches bei ihnen bisher von der Forschung nicht beachtet wurde.)
 
Um sich von anderen Mitgliedern seiner Familie abzuhaben, hätte es aber auch gereicht, neben dem Bindenschild den "steirischen Panther" zu verwenden, was Friedrich übrigens tatsächlich getan hat. Das AEIOV /AEIOU findet sich aber oft genug auch ohne Wappen.
Beispiele: Taschenuhr (findet sich heute im Innsbrucker Zeughaus), Wiener Neustädter Altar (gleich an zwei Seiten AEIOV) (findet sich heute im Wiener Stephansdom oder Inschrift in der Wiener Rupprechtskirche.
 
Interessant. Nur dürfte er in Österreich, also nicht in der Steiermark, den Panther vermieden haben. Österreicher und Steirer galten als Feinde. Ein Grund mehr, das Akronym zu verwenden und das Wappen nach Möglichkeit wegzulassen. Das AEIOU erscheint am häufigsten auf Siegeln und auf Gebäuden, nicht auf Gegenständen und Manuskripten. Dort sehr oft in Kombination mit dem Wappen. Die Verwendung von Akronymen als Wappendevisen ist ein Brauch, der aus Frankreich kommt, aber auch in Italien praktiziert wurde. Der Herold des Ladislaus, "Ungerland" war? Antwort: Franzose. Hendrik van Heessel, der Herold "Österreich" war? Niederländer. Er war der angesehenste Fachmann für Heraldik im ganzem Reich und wurde vom Kaiser sogar als "ganz besonderer Getreuer" bezeichnet. Auch er hat einen klaren Frankreichbezug.
Was Langmaier nicht berücksichtigt hat: Gewisse Praktiken der Besiegelung deuten ebenfalls auf französische Vorbilder hin.
Zufall? Die deutsche Forschung hat heraldische Themen seit 1945 vernachlässigt, was in der Diskussion um das AEIOU eine Rolle spielt. Derartige Bezüge wurden jüngst noch von Zajic und Schwarz zurückgewiesen. Das Problem: Das umstrittene FERT ähnelt strukturell dem AEIOU sehr stark. Damit dürfte eine neue Diskussionsgrundlage in der Forschung geschaffen sein. Frage deshalb: Wer waren Hendryk van Heessel und Henri de Riche? Woher stammte Henri?
 
Interessant. Nur dürfte er in Österreich, also nicht in der Steiermark, den Panther vermieden haben. Österreicher und Steirer galten als Feinde. Ein Grund mehr, das Akronym zu verwenden und das Wappen nach Möglichkeit wegzulassen. Das AEIOU erscheint am häufigsten auf Siegeln und auf Gebäuden, nicht auf Gegenständen und Manuskripten. Dort sehr oft in Kombination mit dem Wappen. ....

Zumindest die Gebetsbücher von Friedrich III., die erhalten sind, hat er mit AEIOV / AEIOU gekennzeichnet, und noch weitere Bücher, die ihm gehörten oder die er sich angeeignet hat. (Für die Geschichtswissenschaft nebenbei recht hilfreich, wenn es um unsicherer Datierungen geht.)

Auf einem der Stadttore in Krems (bereits im Mittelalter eine der wichtigsten Städte im heutigen Niederösterreich, damals Herzogtum Österreich) findet sich zum Beispiel der steirische Panther neben dem Bindenschild. Rivalitäten zwischen den damaligen Herzogtümern Österreich und Steier(mark) mag es gegeben haben, Kriege miteinander sind für beide Länder seit dem Mittelalter aber nicht mehr belegt.

Der Adel in beiden Ländern und im Herzogtum Kärnten war durch Heiraten miteinander bereits seit dem 14. Jahrhundert gut verbandelt. Dass Steirer und Österreicher (also Menschen aus den Herzogtümern Steier(mark) und Österreich) als Feinde gegolten habe sollen, lässt sich eigentlich nicht nachvollziehen. (Seriöse Bücher und Aufsätze, wo das behauptet wird, sind mir allerdings bisher nicht untergekommen.) Überlieferte Polemiken wie "Steirer, scherr dich nach Graz" (angeblich "liebenswürdige" Abschiedsworte der Einwohnerschaft der Stadt Wien (damals die wichtigste Stadt im Herzogtum Österreich) für Friedrichs Vater Ernst und später auch für ihn) dürften wohl eher auf einen Habsburger mit Sitz im Herzogtum Steier bzw. als Herzog von Steier gemünzt gewesen sein, als auf die dortige Bevölkerung).
 
Das würde ich z.T. anders sehen. Österreich war zum Zeitpunkt als das AEIOU erfunden wurde, fremdes Territorium. Es gab scharfe Auseinandersetzungen zwischen dem Kaiser und einem Teil der österreichischen Stände. Vor allem darf man nicht vergessen, dass Ladislaus der eigentliche Landesherr dort war und nicht Friedrich. Die Anbringung des AEIOU an der Hofburg durch den Kaiser wurde deshalb als Provokation aufgefasst.
Alle diese Beobachtungen ändern an der grundsätzlichen Frage nichts, ob es sich um ein heraldisches Symbol handelt. Der Panther ist genauso Teil davon wie das Bindenschild oder der Wahlspruch. Die Wappenbücher sind da eindeutig. Auch Albrecht VI. hatte einen Wahlspruch unter seinem Wappen. Und der war: französisch. Zufall? Ein bisschen viel Zufälle.
 
Ein französischer Herold, ein burgundischer Herold, eine französische Devise beim Bruder, eine französische Art zu besiegeln beim Kaiser, ein französischer Brauch, Wappensprüche über oder unter Wappen zu setzen. Ladislaus war verlobt mit Magdalena von Frankreich, Herzog Sigmund mit Eleonore von Schottland. Französische Einflüsse gab es genug. Theobald IV. von Champagne hatte nach Klössel-Luckhardt bereits im 13. Jahrhundert exakt ähnlich gesiegelt wie Friedrich III. Auf einer französischen Inschrift in Troyes stand: "Anglica regna rego Rex venerandus ego". Klingt schon sehr nach: "Sic Fridericus ego rex mea iura regno". Wer hätte das am kaiserlichen Hof wissen sollen? Derartiges Spezialwissen ist Mitte des 15. Jahrhunderts eigentlich nur einem Herold zuzutrauen, der sich in Frankreich bestens auskannte.
 
Das würde ich z.T. anders sehen. Österreich war zum Zeitpunkt als das AEIOU erfunden wurde, fremdes Territorium. Es gab scharfe Auseinandersetzungen zwischen dem Kaiser und einem Teil der österreichischen Stände. Vor allem darf man nicht vergessen, dass Ladislaus der eigentliche Landesherr dort war und nicht Friedrich. Die Anbringung des AEIOU an der Hofburg durch den Kaiser wurde deshalb als Provokation aufgefasst.
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Nur eine kleine Bitte - könntest du mir die Quellen bzw. deine Literatur dazu auflisten, damit ich sie selbst mir ansehen kann?
 
Ladislaus Postumus war der Urenkel des Großonkels Friedrichs III., keine gerade enge Verwandtschaft. Die habsburgischen Dynastien waren seit 1379 getrennt und damit auch die Österreich und die Steiermark. Erst 1457 änderte sich das. Die wichtigsten Vorgänge und Quellen sind übersichtlich zusammengestellt bei Opll: Nachrichten aus dem mittelalterlichen Wien
 
Danke für die Quellenangabe, es handelt sich also um ein Buch, dass ich schon mehrmals gelesen haben und nicht um neue Forschungs-Ergebnisse. Leider kann ich Deine Auslegungen nach Textmaterial bei Ferdinand Opll nicht wirklich nachvollziehen. (Abgesehen davon, dass die dort zitierten Quellen vor allem Chroniken und Historien sind, also die Sicht von Zeitgenossen wiedergeben, geht es bei ihm doch um die Stadt Wien, worauf auch der Titel verweist. Die Stadt Wien ist aber nicht ident mit dem gesamten Herzogtum Österreich, über das Ladislaus Postumus geherrscht hat. Hinzu kommt noch, dass die Herrschaft Steyr erst um 1416 endgültig zum Herzogtum Österreich kam und sich zu dieser Zeit bereits eine Teilung des Herzogtums in das Land ob und das Land unter der Enns abzeichnete.

Auch der Vertrag von Neuberg aus dem Jahr 1379 war nicht strikt, auch nicht die weiteren Verträge Wie die Titulaturen der Habsburger zeigen, verwendete sie alle im Wesentlichen dieselbe Titulatur. Das war auch im Vertrag festgelegt. Daraus ergibt sich aber - sie führten also weiterhin den selben "Familiennamen", keiner von ihnen benannte sich nur nach seinem tatsächlichen Herrschaftsgebiet oder setzte dieses in der Titulatur an die erste Stelle, sie waren weiterhin die Herzöge von Österreich etc.
Die Teilung von 1379 war zudem eine Verwaltungsteilung und keine Realteilung der damaligen Lande, die sie in Besitz hatten. Die Neuberger Teilung wurden einige Jahre später wieder vorübergehend aufgehoben, für ihr Weiterbestehen nach dem Tod von Albrecht III. waren in den 1390er-Jahren weitere Verträge erforderlich. Diese wiederum waren alle zeitlich befristet und wurden nach Ablauf der Fristen erneut geschlossen oder verlängert.
Erst unter Ladislaus' Vater kam es 1410 zu einer tatsächlichen Realteilung. Das ergibt sich jedenfalls aus den Urkunden.

Diese Realteilung wurde in der Geschichtsforschung lange nicht als solche erkannt, wahrscheinlich, da die Albrechtiner bereits in der folgenden Generation in "männlicher" Linie ausstarben und die habsburgischen Lande danach zur Gänze bei den Habsburgern blieben. Seit Mitte der 1420er-Jahre lässt sich in politischer Hinsicht, zumindest nach außen, häufig eine einheitliche Linie beobachten.

Was die ferne Verwandtschaft mit Blick auf die damalige Zeit betrifft:
Nach dem Tod von Ladislaus waren Friedrich III., sein Bruder Albrecht VI. und sein Cousin Siegmund seine Erben für das Herzogtum Österreich (mit der Herrschaft Steyr), was auch in den Verträgen seit 1379 festgelegt war. Entscheidender scheint mir allerdings, dass der Anspruch der drei Habsburger auf sogenannten "donau"- bzw. "niederösterreichischen" Lande von niemanden, auch nicht von den Landständen, bestritten wurde. Es ging da nur mehr um die Aufteilung.
Da für eine Heirat bei einer Verwandtschaft 2. Grades im Mittelalter eine Dispens erforderlich war, wurde diese damals noch als sehr nahe Verwandtschaft eingestuft.
 
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