Beim Barte des Proph.... Cid Campeador!

El Quijote

Moderator
Teammitglied
Im Poema de Mio Cid, dem spanischen Nationalepos, wird in allen drei Cantares immer wieder auf den Bart des Cid rekurriert.

Etwa die Abschiedsszene relativ am Anfang des ersten Cantars, wo er erstmals von seiner Frau ehrenvoll als Bartträger angesprochen wird, dann vom Erzähler als Träger eines buschigen Barts beschrieben wird:

Ant'el Campeador | doña Ximena finco los inojos amos,
lorava de los ojos, | quisol besar las manos:
«¡Merçed, Campeador, | en ora buena fuestes nado!
Por malos mestureros | de tierra sodes echado.
¡Merçed, ya Çid, | barba tan complida!
Fem ante vos | yo e vuestras fijas
- iffantes son | e de dias chicas -
con aquestas mis dueñas | de quien so yo servida.
Yo lo veo | que estades vos en ida
e nos de vos | partir nos hemos en vida:
¡Da(n)d nos consejo | por amor de Santa Maria!»
Enclino las manos | [el de] la barba velida,
a las sus fijas | en braço' las prendia,
legolas al coraçon | ca mucho las queria.​
Doña Ximena kniete vor dem Campeador nieder
sie weinte und wollte ihm die Hände küssen.
"Gnade Campeador, der ihr in guter Stunde geboren wurdet.
Wegen Intriganten (malos mestureros) wurdet ihr aus dem Land geworfen!
Gnade ya Cid, so ein vollständiger Bart!
Ich stelle vor euch: mich und eure Töchter.
Kinder sind sie und an Tagen jung!
Mit diesen meinen Besitzerinnen, denen ich dienstbar bin.
Ich sehe, dass ihr auf dem Sprung seid
und wir uns von euch trennen müssen.
Gebt uns Rat aus Liebe zur Muttergottes!"
Der vom buschigen Bart senkte die Hand
zu seinen Töchtern und nahm sie in den Arm,
er zog sei an sein Herz, so sehe liebte er sie.

Nach einer Schlacht heißt es:

Tantos moros yazen muertos | que pocos vivos a dexados,ca en alcaz | sin dubda les fueron dando. Yas tornan | los del que en buen ora nasco. Andava mio Çid | sobre so buen cavallo, la cofia fronzida: | ¡Dios, commo es bien barbado! Almofar a cuestas, | la espada en la mano.So fiele Mauren liegen tot auf dem Schlachtfeld, wie wenige sind lebendig im Alcazar zurückgelieben; ohne Zweifel haben sie es ihnen gegeben!
Schon kehren die dessen zurück, der in guter Stunde geboren wurd. Es ritt mein Cid auf seinem guten Pferd, der Helm fest geschnürt - Gott wie gut ist er mit einem Bart ausgestattet! Das Kettenhemd auf den Rippen, das Schwert in der Hand.

Von der Beute aus der Schlacht bestellt Alvar Háñez 1000 Messen in Kastilien und bringt dem Cid Grüße von seiner Familie:

¡Dios, commo es alegre | la barba velida
que Albar Fañez | pago las mill missas
e quel dixo saludes | de su mugier e de sus fijas!
Gott! Wie fröhlich ist der buschige Bart,
dass Alvar Háñez tausend Messen bezahlt hat
und ihm Grüße von seiner Frau und seinen Töchtern ausrichtete.

Eine weitere Schlacht gegen Raimund Berengar II. (Flachskopf), der später bei einem Jagdausflug (auf Geheiß seines (Zwillings?)-Bruders?) getötet wurde:

Vençido a esta batalla | el que en buen ora nasco; al conde don Remont | a preson le an tomado. Hi gaño a Colada | que mas vale de mill marcos de plata ,i bençio esta batalla | por o ondro su barba; priso lo al conde, | pora su tie[nd]a lo levava, a sos creenderos | guardar lo mandava.Die Schlacht hatte der zu guter Stunde geborene gewonnen. Den Grafen Raimund hatte er gefangen genommen. Hier gewann er die Colada (eines der beiden berühmten Schwerter des Cid), die mehr als 1000 Silbermark wert ist und er gewann diese Schlacht zu Ehren seines Bartes; den Grafen nahm er gefangen und führte ihn sein Zelt, seinen Getreuen befahl er ihn zu bewachen.

Weitere Stellen lauten:
  • mio Çid | el de la luenga barba; - mein Cid, der mit dem langen Bart
  • Yal creçe la barba | e vale allongando. - schon wächst sein Bart, und ist wachsend (mehr) wert
  • luenga trahe la barba; - den Bart trägt er lang
  • el Çid | el de la barba grant, - der vom großen Bart
  • Alço la mano, | a la barba se tomo - er hob die Hand und legt sie an seinen Bart
Der Cid schwört

¡Par aquesta barba | que nadi non messo non la lograran | los ifantes de Carrion, que a mis fijas | bien las casare yo!»"Bei diesem Bart, den niemand ergriff, die Infanten von Carrión werden ihn nicht erreichen, meine Töchter werde ich gut verheiraten."

xxx​

Alegros le tod el cuerpo, | sonrrisos de coraçon, 3185 alçava la mano, | a la barba se tomo: «¡Par aquesta barba | que nadi non messo f.64r assis iran vengando | don Elvira e doña Sol!»

García Ordóñez - bei Ibn Bassām 'Schiefmaul' genannt - einer der engsten Vertrauten von Alfonso VI. Trauzeuge und Konkurrenz des Cid, starb bei der Schlacht von Úcles 1109, nach einigen Quellen, als er vergeblich versuchte Sancho Alfonsez, Alfonsos einzigen Sohn, zu retten. Wir wissen jedenfalls, dass García in dieser Schlacht umkam, der Thronfolger in der Schlacht oder den darauffolgenden Tagen, eine besonders dramatische Erzählung berichtet, dass García umkehrte und sich schützend über den vom Pferd gefallenen Prinzen warf, der zu diesem Zeitpunkt zwischen 10 und 15 Jahren alt war. In der cidianischen Tradition, sowohl im Epos wie auch in der Historiographie, ist García Ordóñez eine negative Figur. Der historische García Ordóñez ist aber der spanische Adelige, der am häufigtsen in Dokumente Alfons' VI. als Zeuge auftritt. Hier tritt er als Verteidiger der Condes de Carrión auf

El conde don Garçia | en pie se levantava:
«¡Merçed, ya rey | el mejor de toda España!
Vezos mio Çid | a llas cortes pregonadas;
dexola creçer | e luenga trae la barba,
los unos le han miedo | e los otros espanta.
Los de Carrion | son de natura tal
non gelas devien querer | sus fijas por varraganas
¡o quien gelas diera | por parejas o por veladas!
Derecho fizieron | por que las han dexadas.
¡Quanto el dize | non gelo preçiamos nada!»
Essora el Campeador | prisos a la barba:
«¡Grado a Dios | que çielo e tierra manda!
Por esso es luenga | que a deliçio fue criada.
¿Que avedes vos, conde, | por retraer la mi barba?

Ca de quando nasco | a deliçio fue criada,
ca non me priso a ella | fijo de mugier nada,
nimbla messo | fijo de moro nin de christiana
¡commo yo a vos, conde, | en el castiello de Cabra!
Quando pris a Cabra | e a vos por la barba
non i ovo rapaz | que non messo su pulgada;
¡la que yo messe | aun non es eguada!»
Der Graf Don García stand auf.
"Euer Gnaden, König, der Beste von Spanien!"
Seht meinen Cid, von dem an allen Höfen gesprochen wird:
er ließ ihn wachsen und lang trägt er den Bart
die einen haben Angst vor ihm, andere erschreckt er.
Die (Grafen) von Carrión sind von solcher Art,
dass sie seine Töchter nicht als Gefährtinnen lieben sollten
Oh! wer sie ihnen als Ehefrauen gäbe!
Sie taten Recht, als sie sie zurückließen.
Was auch immer er sagt: Wir schätzen es nicht!
Nun ergriff der Campeador seinen Bart:
"Ich danke Gott, der Himmel und Erde befiehlt!"
Deshalb ist [mein Bart] lang, weil er mit Freude gepflegt wurde.
Was ist mit euch, Graf, dass ihr meinen Bart geringschätzt?
Denn seitdem [der Bart] "geboren" wurde, wurde er mit Freude gepflegt,
Es hat mich kein Sohn einer Frau an ihm gepackt, kein Sohn eines Mauren oder einer Christin
so, wie ich euch, Graf, in der Burg von Cabra!
Als ich Cabra nahm - und euch am Barte zog -
gab es keinen jungen Mann, der nicht eine Daumenlänge maß

Was ich getan habe, das ist von noch keinem erreicht worden.

Kontext: Nach den ersten Erfolgen des Cid kamen die Condes de Carrión nach Valencia, mit dem Plan, die Töchter des Cid zu heiraten und eine gewaltige MItgift einzuheimsen. Der Cid wollte seine Töchter erst nicht den Condes de Carrión geben, aber der König hat ihn mehr oder weniger dazu genötigt. Die Grafen sind in einer Schlacht feige, aber dem Cid erzählt man, sie hätten tapfer gekämpft. Letztlich gibt er ihnen seine Töchter zur Frau und sie verabschieden sich nach Hause, in ihre Ländereien. Im Wald von Corpes lassen die Grafen ihre gedemütigten Frauen zurück (sie werden halb tot liegen gelassen, eine Vergewaltigung liegt nahe). Ihr Cousin, der der Gruppe folgt, findet die Mädchen und rettet sie.
Der Cid wendet sich nun vor versammelten Hofe an den König, und García Ordóñez tritt gewissermaßen als Anwalt der Condes de Carrión auf, sagt, dass die Töchter eines einfachen Ritters und Müllersohnes (eine Diffamierung des Cid, dessen Mutter wohl höher gestellt war, als sein Vater, Diego Lainez) doch wohl kaum standesgemäß für die Grafen von Carrión gewesen seien. Eben bloß varraganas. Dies wird noch mal von Fernando González bekräftigt, einem der Condes de Carrión, der sagt:

¡De natura somos | de condes de Carrion!
Deviemos casar con fijas | de reyes o de enperadores
ca non perteneçien | fijes de ifançones.
Wir sind Grafen von Carrión!
Wir sollten Töchter von Königen oder Kaisern heiraten,
dazu gehören keine Töchter von Rittern.
 
Am Ende wird das ganze als ein Gottesurteil ausgefochten, in dem die Stellvertreter des Cid die Condes de Carrión besiegen. Die Töchter des Cid heiraten nun ihrerseits
die Thronfolger von Navarra und Aragón und sind schließlich Verwandte von Königen.

Die Szene der Gefangennahme von García Ordóñez kommt im Poema de Mio Cid nicht vor, wobei zu sagen ist, dass der Anfang verloren ist, in der älteren Historia Roderici aber wird das erwähnt. Rodrigo Díaz und García Ordóñez waren beide bei andalusischen Taifa-Königen, um tribute für Alfonso VI. abzuholen. Granada, wo García Ordóñez war, so die Historia Roderici, habe die Gelegenheit genutzt, um Sevilla, wo der Cid war, anzugreifen, Rodrigo Díaz habe Briefe an García Ordóñez und seine Begleiter geschrieben, um den Angriff abzuwenden, aber schließlich sei das Heer von Granada mit den leonesischen Rittern in das Territorium von Sevilla eingedrungen und der Cid habe das Heer von Sevilla angeführt und bei Cabra habe es sich den Granadinern entgegen gestellt und Granada besiegt, die leonesischen Adeligen wurden gefangen genommen und wurden ohne Pferd und Waffen nach Hause geschickt.
Der Haken an dieser Geschichte ist: Das aggressive Taifa-Königreich schlechthin war Sevilla, nicht Granada und wir wissen, dass Cabra zu Granada gehörte und nicht zu Sevilla, die Schlacht fand also, im Widerspruch zur Darstellung der Historia Roderici, auf dem Territorium von Granada und nicht von Sevilla statt.

So, aber nun zurück zum Bart: Der Bart - meist der des Cid, wird 5 mal im ersten Cantar, 6 mal im zweiten Cantar und 15 Mal im dritten Cantar erwähnt (davon 14x der Bart des Cid und 1x der Bart von García Ordóñez, an den der Cid gegriffen hat): Klar, es hat etwas mit Ehre zu tun. Aber warum?!
 
Spielen Bärte denn in anderen (höfischen) mittelalterlichen spanischen Dichtungen eine auffällige (metaphorische?) Rolle, oder nur hier?
(((ganz anders: in der spanischen Malerei (Renaissance bis teils Romantik) sind Spitzbärte auffällig)))
 
Der Text stammt natürlich aus dem 13. Jhdt.:

Per Abbat le escrivio | en el mes de mayo​
en era de mill e .cc xlv. años.​
Per Abbat schreib dies im Monat Mai​
der Ära (Hispanica) 1245​
Die hispanische Ära geht der AD-Rechnung 38 Jahre voraus, also 1207. Ramón Menéndez Pidal - der Übervater der spanischen Geschichtswissenschaft, der bis zu seinem 99. Lebensjahr veröffentlichte, hat dies so interpretiert, dass nur der Verfasser des Textzeugen, der Kopist, Per Abbat war und dies 1207 geschrieben habe, der Text an sich bereits um 1140 entstanden sei, ich habe mich dafür nie erwärmen können. Wenn aber Per Abbat tatsächlich nicht der Verfasser, sondern nur ein Kopist war, dann ist der Text natürlich älter als 1207.

Ich wüsste nicht, dass anderswo so auf den Bart rekurriert würde.
 
@El Quijote

Ich meine mich zu erinnern, dass Du in der Kunst der iberischen Halbinsel des Früh- und Hochmittelalters recht firm bist, daher eine Frage: Sind Vollbärte bei Männern in jener Zeit in Mode? Sind sie womöglich verpönt?

Der Grund meiner Frage: In Nordwest- und Mitteleuropa sind Vollbärte bis ins Spätmittelalter eine haarige Angelegenheit (Kalauer). Ältere Männer und Herrscher können sich mit langem Bart zeigen, bei jungen Männern erregen sie Aufsehen oder gar Anstoß.

Wenn das "Poema de Mio Cid" gleich zu Anfang den üppigen Bartwuchs des Rodrigo hervorhebt, könnte das eine Chiffre dafür sein, dass er zu Großem bestimmt ist und ihn bereits die Aura eines großen, weisen Mannes umgibt.
 
Hm... Ich habe jetzt mal ein paar HSS des Beato de Liébana angesehen, im Beato de Osma manchmal ein gruseliger Zombie-Jesus oder Kiffer-Jesus mit Bart dargestellt. Jesus hat Bart. In den Cantigas de Santa María werden die Muslime bärtig dargestellt, bei den Christen nur hin und wieder ein Herrscher, aber auch nicht jeder. In den Gemälden von San Isidro de León, eine Kirche, ist Jesus nicht der einzige, der mit Bart dargestellt wird, es gibt einen Soldaten(?), der einen Spieß durch ein Kind treibt (ob das der herodianische Kindermord von Bethlehem sein soll?), der ebenfalls bärtig ist.
 
Zu speziell spanischen Bärten im Mittelalter finde ich nichts. Dennoch zitiere ich
Nicht nur Gregor von Tours berichtet zudem vom Abschneiden der Haare als Zeichen der Unterwerfung unter die Gewalt eines Anderen, speziell bei der obnoxatio, der Ergebung in die Knechtschaft. Später genügte meist ein Fassen des Herrn an den Bart des neuen Knechtes. Auf der anderen Seite konnte einem freigelassenen Knecht eine Locke abgeschnitten werden.
aus Von langen Bärten und geschorenen Köpfen
Über Haare, Bärte, Frisuren sehr interessant zu lesen.
 
Zurück
Oben