Vorweg Dank für den "Grünen", der zeigt, daß die Mühe, die Möglichkeit früher transatlantischer Überfahrt näher zu beleuchten, nicht ganz ungelesen im Sommerloch stecken bleibt.
Einen hab ich noch, nämlich einen genaueren Blick auf Küstenverläufe und Inseln zur fraglichen Zeit. Die angehängte Karte (Quelle: What’s down there? Mapping the ocean floor , von mir leicht beschnitten und mit Namen versehen) gibt einen ersten Überblick, was sich unter dem Atlantik so alles an ridges und seamounts findet. Wer näher an Details hernzoomen möchte, sei verwiesen auf http://www.arcgis.com/home/webmap/viewer.html?services=6348e67824504fc9a62976434bf0d8d5. Potentiell noch besser, in der Praxis aber leider speicherfressend und etwas instabil, die "amtliche" Karte der EU EMODnet Bathymetry Portal
Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, daß während des Jüngeren Dryas der globale Meeresspiegel etwa 80m unter heutigem Niveau lag (vgl. angehängte Wikipedia-Grafik - der dort markierte "Meltwater Pulse 1a" stammt aus der starken Erwärmung des dem Dryas vorangehenden Meiendorf-Interstadials. Schöne Animation im nachfolgenden Link).
Eisschilde und Meeresspiegel
Hinzu kommen lokale/ regionale Zu-/Abschläge, u.a. aus isostatischen Effekten. Die Gletscherlast "dellt" die darunterliegende Erdkruste ein. im Ausgleich beulen sich eisfreie Regionen aus. Das Ausmaß kann beträchtlich sein: Für die Elbmündung wird von über 50m Anhebung ausgegangen, allerdings erfuhr sie auch Ausbeulung von gleich drei Seiten (Skandinavien, Alpen, Schottland). Die Modellierung ist komplex und vielfach noch verbesserungsfähig (das British Ice Model 1 passte z.B. für die Nordsee, versagte aber in der Irischen See). Für den Atlantik sind mir, mit Ausnahme Grönlands und Ansätzen für Irland, bislang keine Modellierungen bekannt. Grundsätzlich wurde der Atlantik durch die Vergletscherung auf beiden Seiten wohl isostatisch angehoben, die Größenordnung mag 20-40m betragen.
Noch schlechter bekannt/ erforscht sind tektonische Effekte. Diese umfassen Auffaltung bzw. Subduktion an den Rändern der Kontinentalplatten - da kommen selbst bei Jahreswerten unter einem mm pro Jahr in 13.000 Jahren einige Meter zusammen. Könnte insbesondere für die Subduktionszone der europäischen unter die afrikanische Platte (Azores–Gibraltar Transform Fault) eine Rolle spielen, aber Zahlen dazu konnte ich nicht finden.
Hebungen/ Senkungen über vulkanischen plumes / hot spots können ebenfalls ganz ordentlich ausfallen. Wenn der hotspot bzw. die ihn überstreichende Kontinentalplatte wandert, kühlt die vorher aufgeheizte Kruste ab, zieht sich zusammen und sinkt entsprechend ein. Für ehemalige Seevulkane vor Hawaii wurden 4,3m Absenkung / Jtsd. ermittelt - seit dem Dryas kamen da knapp 60m zusammen.
http://www.researchgate.net/profile...5248a2e397001000000.pdf?disableCoverPage=true
Leider ist bislang weder der Einfluß isostatischer "Dellen" auf weiträumigere Magmazirkulation befriedigend geklärt, noch die Frage, was die Magma so machte, als Vergletscherung den "Druckablaß" über isländische Vulkane weitgehend verschloss. [Materialfluß aus dem isländischen plume wurde bis in mindestens 1.350 km Entfernung nachgewiesen, von 1.800 km Radius wird ausgegangen. A joint geochemical–geophysical record of time-dependent mantle convection south of Iceland - ResearchGate ].
Schließlich, zusammenhängend mit den tektonischen Platten, noch das Thema Seebeben/ unterirdische Bergrutsche/ Tsunamis. Vorkommen solcher Tsunamis ist gut belegt (u.a. Erdbeben von Lissabon 1755) - welche seamounts da jeweils kollabierten, und wie hoch sie vorher aufragten, ist aber, trotz einiger Forschungsanstrengung, immer noch unbekannt.
Unterm Strich heißt dies, daß alles bis etwa 100m unter dem heutigen Meeresspiegel (beige-braun in der angehängten Karte) während des Dryas vohl noch Land war. Bis 250m (rotbraune Tönung) lohnt ein genauerer Blick auf die Tektonik. Alles, was heute tiefer liegt (gelbe bis grünliche Tönung) ragte höchstwahrscheinlich auch im Dryas nicht über den Meeresspiegel. Insbesondere zeigt ein genauerer Blick auf den Mittelatlantischen Rücken zwischen Island und den Azoren, daß selbst die höchsten seamounts dort so tief unter dem Meeresspiegel (500-800m) liegen, daß die von mir weiter oben aufgebrachte Möglichkeit, dort hätte sich Land gebildet, wohl wieder verworfen werden kann.
Wie sieht es nun mit dem round trip Portugal-Azoren-Neufundland-Island aus?
Portugiesische Küste: Der Kontinentalschelf fällt relativ steil ab, d.h., die damalige Küste lag etwa 15-25 km weiter westlich als heute, was für die Überfahrt nicht wirklich einen Unterschied macht. Des Namens wegen (ob sie damals als Insel herausragten, oder gerade eben noch vom Meer bedeckt war, konnte ich nicht klären) lasse ich die Reise an den Descobridores Hills, etwa 30 km westlich von Odernira bzw. 30 km NW von Sagres, beginnen.
Gorringe-Bank:Hier hat man auf etwa 120-140m Tiefe eine Sedimentterasse gefunden, die belegt, daß dieser vulkanische Rücken während der Eiszeit eine Inselkette bildete. Während des Jüngeren Dryas dürften zumindest die beiden höchsten Gipfel, Ormonde und Gettysburg, heute jeweils knapp 40m unter NN, noch Inseln gewesen sein. Ormonde liegt etwa 180 km SW der Decobrides Hills, nach Gettysburg sinds von dort noch mal 45 km.
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/0031018280900346
Die späteiszeitliche Inselgröße ist, bei bathymetryscher Auflösung auf 100m-Tiefenstufen, schwer abzuschätzen, aber jeweils 20-30 km² mögen drin gewesen sein. Preislage Amrum, oder La Graciosa (Kanaren), also durchaus besiedelbar. Die Gorringe-Bank ist, wie fast alle seamounts, sehr fischreich (Strömungsverwirbelung, Sauerstoffeintrag in kühles Tiefenwasser fördert Plankton-/Krillwachstum, etc.), bietet so prinzipiell ausreichend Anreiz für paläolithische Besiedlung.
[Schöne ökologische Diskussion, mit tollen Photos, hier: http://oceana.org/sites/default/files/reports/seamounts_gorringe_bank_eng.pdf]
Etwa 200 km SSW folgt der Ampère Seamount (60m u. NN, ebenfalls Sedimentterasse auf 120-140m Seetiefe, "flank affected by massive erosion in the form of some collapse scars that suggest sudden landslides"). Der Seine Seamount nach weiteren 180 km ist etwas mysteriös - für ihn konkurrieren ein älteres Meßergebnis von 90m unter NN (1989) und ein neueres von 165m (2005). Noch wilder wird es beim nahelegelegenen Unicorn Seamount 90 km nördlich - 20m Seetiefe im Admirality Chart von 1995, 330m lt. Messung aus 2005. Entweder saßen da zeitweise Besoffene am Echolot, oder es gab vor nicht allzu langer Zeit enorme Bergrutsche. Abtragung durch Schleppnetzfischerei ist an anderen seamounts dokumentiert, aber 300m Berggipfel schleppt wohl keiner mal so eben weg.
http://ricerca.ismar.cnr.it/CRUISE_REPORTS/2005/URANIA_HORSESHOE_05_REP/node27.html
200 km weiter, jetzt WSW, vom Seine Seamount liegt Porto Santo, dann sinds noch mal 42 km bis Madeira. Na ja, Madeira bringt uns jetzt nicht soo viel näher an die Azoren. Aber wenn man eine "Trainingsroute" sucht, auf der zukünftige Atlantiküberfahrer sich in kleineren Etappen auf die große Überfahrt vorbereiten können, macht sich die vorbeschriebene Route gar nicht schlecht (fand u.a. ein gewisser C. Kolumbus, dessen Sohn bekanntermaßen auf Porto Santo geboren wurde).
Zurück zur Gorringe-Bank: Knapp 250 km westlich folgt mit der Josephine Bank die nächste "Wundertüte" - internationale Gewässer, kaum erforscht, Höhe, je nach Quelle, 90/130/150 m unt. NN. Geologisch junge, vulkanische Bildung, teilweise erst vor 450.000 Jahren. Bei Bildung noch über dem Meeresspiegel liegende Gipfel/Krater sind inzwischen auf 1.200-1.900 m abgesackt.
Origin and geochemical evolution of the Madeira-Tore Rise (eastern North Atlantic) - Geldmacher - 2006 - Journal of Geophysical Research: Solid Earth (1978–2012) - Wiley Online Library
Solche Subsidenz durch langsames "Weiterwandern" des hotspots ist vor Hawaii dokumentiert, und die dortige Subsidenzrate von 4,3 m/Jtsd. passt gut zu den Beobachtungen auf der Josephine Bank. Seit dem Dryas hätten wir dort also:
Vor dem "Meltwater Pulse 1a" bzw. dem Meiendorf-Interstadial lag dort aber mit ziemlicher Sicherheit eine ordentlich große Insel - das Gipfelplateau misst etwa 10 x 40 km.
Halten wir als Zwischenfazit fest: Per "island-hopping" war es in der Eiszeit möglich, von Portugal aus Madeira und/oder die knapp 500 km westlich des heutigen Festlands gelegene Josephine Bank zu erreichen - sicher im Solutrean, vermutlich trotz zwischenzeitlichen Meeresspiegelanstiegs auch noch im Jüngeren Dryas. Reiche Fischgründe um die auf dem Weg liegenden Inseln/ seamounts boten hinreichend Anreiz für Ausbreitung/ Besiedlung. Die beim "island hopping" maximal zu überbrückenden Distanzen von knapp 200 km bzw. gut 100 sm wären wohl innerhalb einer guten Woche zu bewältigen gewesen (heutige Strömungsgeschwindigkeit ca. 0,5 kn). Sie hätten sowohl Anlaß als auch Möglichkeit geboten, nautische und Bootsbau-Fertigkeiten zu entwickeln, mittels derer dann vielleicht auch längere Distanzen bewältigt werden konnten.
Fortsetzg. folgt.
Einen hab ich noch, nämlich einen genaueren Blick auf Küstenverläufe und Inseln zur fraglichen Zeit. Die angehängte Karte (Quelle: What’s down there? Mapping the ocean floor , von mir leicht beschnitten und mit Namen versehen) gibt einen ersten Überblick, was sich unter dem Atlantik so alles an ridges und seamounts findet. Wer näher an Details hernzoomen möchte, sei verwiesen auf http://www.arcgis.com/home/webmap/viewer.html?services=6348e67824504fc9a62976434bf0d8d5. Potentiell noch besser, in der Praxis aber leider speicherfressend und etwas instabil, die "amtliche" Karte der EU EMODnet Bathymetry Portal
Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, daß während des Jüngeren Dryas der globale Meeresspiegel etwa 80m unter heutigem Niveau lag (vgl. angehängte Wikipedia-Grafik - der dort markierte "Meltwater Pulse 1a" stammt aus der starken Erwärmung des dem Dryas vorangehenden Meiendorf-Interstadials. Schöne Animation im nachfolgenden Link).
Eisschilde und Meeresspiegel
Hinzu kommen lokale/ regionale Zu-/Abschläge, u.a. aus isostatischen Effekten. Die Gletscherlast "dellt" die darunterliegende Erdkruste ein. im Ausgleich beulen sich eisfreie Regionen aus. Das Ausmaß kann beträchtlich sein: Für die Elbmündung wird von über 50m Anhebung ausgegangen, allerdings erfuhr sie auch Ausbeulung von gleich drei Seiten (Skandinavien, Alpen, Schottland). Die Modellierung ist komplex und vielfach noch verbesserungsfähig (das British Ice Model 1 passte z.B. für die Nordsee, versagte aber in der Irischen See). Für den Atlantik sind mir, mit Ausnahme Grönlands und Ansätzen für Irland, bislang keine Modellierungen bekannt. Grundsätzlich wurde der Atlantik durch die Vergletscherung auf beiden Seiten wohl isostatisch angehoben, die Größenordnung mag 20-40m betragen.
Noch schlechter bekannt/ erforscht sind tektonische Effekte. Diese umfassen Auffaltung bzw. Subduktion an den Rändern der Kontinentalplatten - da kommen selbst bei Jahreswerten unter einem mm pro Jahr in 13.000 Jahren einige Meter zusammen. Könnte insbesondere für die Subduktionszone der europäischen unter die afrikanische Platte (Azores–Gibraltar Transform Fault) eine Rolle spielen, aber Zahlen dazu konnte ich nicht finden.
Hebungen/ Senkungen über vulkanischen plumes / hot spots können ebenfalls ganz ordentlich ausfallen. Wenn der hotspot bzw. die ihn überstreichende Kontinentalplatte wandert, kühlt die vorher aufgeheizte Kruste ab, zieht sich zusammen und sinkt entsprechend ein. Für ehemalige Seevulkane vor Hawaii wurden 4,3m Absenkung / Jtsd. ermittelt - seit dem Dryas kamen da knapp 60m zusammen.
http://www.researchgate.net/profile...5248a2e397001000000.pdf?disableCoverPage=true
Leider ist bislang weder der Einfluß isostatischer "Dellen" auf weiträumigere Magmazirkulation befriedigend geklärt, noch die Frage, was die Magma so machte, als Vergletscherung den "Druckablaß" über isländische Vulkane weitgehend verschloss. [Materialfluß aus dem isländischen plume wurde bis in mindestens 1.350 km Entfernung nachgewiesen, von 1.800 km Radius wird ausgegangen. A joint geochemical–geophysical record of time-dependent mantle convection south of Iceland - ResearchGate ].
Schließlich, zusammenhängend mit den tektonischen Platten, noch das Thema Seebeben/ unterirdische Bergrutsche/ Tsunamis. Vorkommen solcher Tsunamis ist gut belegt (u.a. Erdbeben von Lissabon 1755) - welche seamounts da jeweils kollabierten, und wie hoch sie vorher aufragten, ist aber, trotz einiger Forschungsanstrengung, immer noch unbekannt.
Unterm Strich heißt dies, daß alles bis etwa 100m unter dem heutigen Meeresspiegel (beige-braun in der angehängten Karte) während des Dryas vohl noch Land war. Bis 250m (rotbraune Tönung) lohnt ein genauerer Blick auf die Tektonik. Alles, was heute tiefer liegt (gelbe bis grünliche Tönung) ragte höchstwahrscheinlich auch im Dryas nicht über den Meeresspiegel. Insbesondere zeigt ein genauerer Blick auf den Mittelatlantischen Rücken zwischen Island und den Azoren, daß selbst die höchsten seamounts dort so tief unter dem Meeresspiegel (500-800m) liegen, daß die von mir weiter oben aufgebrachte Möglichkeit, dort hätte sich Land gebildet, wohl wieder verworfen werden kann.
Wie sieht es nun mit dem round trip Portugal-Azoren-Neufundland-Island aus?
Portugiesische Küste: Der Kontinentalschelf fällt relativ steil ab, d.h., die damalige Küste lag etwa 15-25 km weiter westlich als heute, was für die Überfahrt nicht wirklich einen Unterschied macht. Des Namens wegen (ob sie damals als Insel herausragten, oder gerade eben noch vom Meer bedeckt war, konnte ich nicht klären) lasse ich die Reise an den Descobridores Hills, etwa 30 km westlich von Odernira bzw. 30 km NW von Sagres, beginnen.
Gorringe-Bank:Hier hat man auf etwa 120-140m Tiefe eine Sedimentterasse gefunden, die belegt, daß dieser vulkanische Rücken während der Eiszeit eine Inselkette bildete. Während des Jüngeren Dryas dürften zumindest die beiden höchsten Gipfel, Ormonde und Gettysburg, heute jeweils knapp 40m unter NN, noch Inseln gewesen sein. Ormonde liegt etwa 180 km SW der Decobrides Hills, nach Gettysburg sinds von dort noch mal 45 km.
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/0031018280900346
Die späteiszeitliche Inselgröße ist, bei bathymetryscher Auflösung auf 100m-Tiefenstufen, schwer abzuschätzen, aber jeweils 20-30 km² mögen drin gewesen sein. Preislage Amrum, oder La Graciosa (Kanaren), also durchaus besiedelbar. Die Gorringe-Bank ist, wie fast alle seamounts, sehr fischreich (Strömungsverwirbelung, Sauerstoffeintrag in kühles Tiefenwasser fördert Plankton-/Krillwachstum, etc.), bietet so prinzipiell ausreichend Anreiz für paläolithische Besiedlung.
[Schöne ökologische Diskussion, mit tollen Photos, hier: http://oceana.org/sites/default/files/reports/seamounts_gorringe_bank_eng.pdf]
Etwa 200 km SSW folgt der Ampère Seamount (60m u. NN, ebenfalls Sedimentterasse auf 120-140m Seetiefe, "flank affected by massive erosion in the form of some collapse scars that suggest sudden landslides"). Der Seine Seamount nach weiteren 180 km ist etwas mysteriös - für ihn konkurrieren ein älteres Meßergebnis von 90m unter NN (1989) und ein neueres von 165m (2005). Noch wilder wird es beim nahelegelegenen Unicorn Seamount 90 km nördlich - 20m Seetiefe im Admirality Chart von 1995, 330m lt. Messung aus 2005. Entweder saßen da zeitweise Besoffene am Echolot, oder es gab vor nicht allzu langer Zeit enorme Bergrutsche. Abtragung durch Schleppnetzfischerei ist an anderen seamounts dokumentiert, aber 300m Berggipfel schleppt wohl keiner mal so eben weg.
http://ricerca.ismar.cnr.it/CRUISE_REPORTS/2005/URANIA_HORSESHOE_05_REP/node27.html
200 km weiter, jetzt WSW, vom Seine Seamount liegt Porto Santo, dann sinds noch mal 42 km bis Madeira. Na ja, Madeira bringt uns jetzt nicht soo viel näher an die Azoren. Aber wenn man eine "Trainingsroute" sucht, auf der zukünftige Atlantiküberfahrer sich in kleineren Etappen auf die große Überfahrt vorbereiten können, macht sich die vorbeschriebene Route gar nicht schlecht (fand u.a. ein gewisser C. Kolumbus, dessen Sohn bekanntermaßen auf Porto Santo geboren wurde).
Zurück zur Gorringe-Bank: Knapp 250 km westlich folgt mit der Josephine Bank die nächste "Wundertüte" - internationale Gewässer, kaum erforscht, Höhe, je nach Quelle, 90/130/150 m unt. NN. Geologisch junge, vulkanische Bildung, teilweise erst vor 450.000 Jahren. Bei Bildung noch über dem Meeresspiegel liegende Gipfel/Krater sind inzwischen auf 1.200-1.900 m abgesackt.
Origin and geochemical evolution of the Madeira-Tore Rise (eastern North Atlantic) - Geldmacher - 2006 - Journal of Geophysical Research: Solid Earth (1978–2012) - Wiley Online Library
Solche Subsidenz durch langsames "Weiterwandern" des hotspots ist vor Hawaii dokumentiert, und die dortige Subsidenzrate von 4,3 m/Jtsd. passt gut zu den Beobachtungen auf der Josephine Bank. Seit dem Dryas hätten wir dort also:
- 60-80 m globaler Meeresspiegelanstieg,
- 20-40 m isostatische Senkung, hervorgerufen durch das Abschmelzen europäischer und amerikanischer Gletscher,
- knapp 60 m Subsidenz durch "Wanderung" des hotspots,
- plus unbekannte Absenkung durch die Subduktion der europäischen unter die afrikanische Kontinentalplatte,
- plus unbekannter Gipfelabtrag durch Erdrutsche, Erosion, und/oder Schleppnetzfischerei.
Vor dem "Meltwater Pulse 1a" bzw. dem Meiendorf-Interstadial lag dort aber mit ziemlicher Sicherheit eine ordentlich große Insel - das Gipfelplateau misst etwa 10 x 40 km.
Halten wir als Zwischenfazit fest: Per "island-hopping" war es in der Eiszeit möglich, von Portugal aus Madeira und/oder die knapp 500 km westlich des heutigen Festlands gelegene Josephine Bank zu erreichen - sicher im Solutrean, vermutlich trotz zwischenzeitlichen Meeresspiegelanstiegs auch noch im Jüngeren Dryas. Reiche Fischgründe um die auf dem Weg liegenden Inseln/ seamounts boten hinreichend Anreiz für Ausbreitung/ Besiedlung. Die beim "island hopping" maximal zu überbrückenden Distanzen von knapp 200 km bzw. gut 100 sm wären wohl innerhalb einer guten Woche zu bewältigen gewesen (heutige Strömungsgeschwindigkeit ca. 0,5 kn). Sie hätten sowohl Anlaß als auch Möglichkeit geboten, nautische und Bootsbau-Fertigkeiten zu entwickeln, mittels derer dann vielleicht auch längere Distanzen bewältigt werden konnten.
Fortsetzg. folgt.