nun, die möglichkeiten damals, sich wie Innuit auszustaffieren, waren auch im Solutreen gegeben. Das Maximum an Kälte war nach Wikipedia vor 21 000 Jahren, man hatte also 3000 Jahre technische Entwicklung Zeit.
Daß die Menschen damals den Temperaturen mit Kleidung begegneten, hat ja auch niemand bestritten. Obwohl: "wie die Inuit" - die Eisbärfellhose würde ich schon mal bestreiten wollen.
Hier geht es aber um eine Spekulation, daß die Menschen dieser Zeit eine Wanderungsbewegung von übern Daumen 5.500 km absolviert haben - und dies in so ausreichender Zahl, daß die Überlebenden der Reise anschließend eine Population etablieren konnten, die mehrere Tausend Jahre Bestand hatte und sich dann mit den Menschen der Clovis-Kultur vermischen konnte.
Während an Land solche Migrationen kein Problem sind, geht es hier aber darum, daß die Reise entweder entlang einer Packeisgrenze führte (im Boot) oder auf dem Packeis (zu Fuß).
Im Meer gibts Robben , Wale und Fische, an Land gibts wenig? oder besser kaum was?
Klar, Küstenbewohner kommen da schon auf Ideen - man muß ja nehmen, was verfügbar ist, um den Bauch zu füllen. Aber schau dir mal die Karte (zweite Abbildung) hier an:
Solutrean - Wikipedia, the free encyclopedia
Es gab nur zwei Siedlungsgebiete des Solutréen, die Zugang zum Atlantik hatten, davon eine zu einem Randmeer des Atlantik.
Wir sprachen aber über eine Migrationsbewegung. Was heißt da:
an Land gibts wenig? oder besser kaum was?
Welches Land? Packeis - und da gibt es oben drauf gar nix.
Ernährung kann also nur durch Fischfang und Jagd auf Meeressäuger gewährleistet werden, Trinkwasser ist schon ein Problem (auch Wasser mit geringerem Salzgehalt ist auf längere Zeit der Gesundheit nicht förderlich). Außerdem bist du da fünfeinhalbtausend km unterwegs, ohne große Möglichkeit, zerschlissene Kleidung zu erneuern oder auszubessern - du kannst unterwegs nicht groß Felle gerben etc. Hast du dir also an einer scharfen Eiskante eine Klinke in die Hose gerissen, wird es ordentlich schattig. Wie lange dauert es unter solchen Bedingungen, bis die Fellschuhe durch sind? Dann gibts Frostbeulen an den Zehen.
Sieht man sich an, mit was für abenteuerlichen Konstruktionen Menschen in geschichtlicher Zeit die Meere befahren haben, ist ein "entlanghangeln" am "Eisrand" garnicht so abwegig.
Und das man mit nem "Leder curragh" über den Nordatlantik kommen kann, hat Timothy Severin bewiesen.
Der ist ja auch nicht am Packeisrand lang... Der Eisrand sah ja nicht so aus wie mit dem Lineal gezogen: hier Eis - da Wasser. Da bröckelt es hier und da, Schollen und Eisstücke bis -berge treiben, können sich auftürmen - und zwischendrin eine Kleingruppe Menschen (wir sprechen hier immerhin von altsteinzeitlichen Bedingungen, da gabs keine Städte, nicht einmal größere Gruppen) in Fellbooten.
Wie lange wird es wohl dauern, bis das erste Boot undicht wird? Abgesehen davon, daß ein ordentlicher Riß im Fell erstmal für ein Bad am Samstagabend sorgt, zu Eiszeitbedingungen. Erstmal wärmen - aber wer sucht wo Holz fürs Feuer oben auf dem Packeisrand? (Im übrigen ist das bereits für die Trinkwasseraufbereitung ein Aspekt!) Ersatz für gerissene Felle beschaffen heißt dann jagen, Fell abziehen, Fell ins Holzgerüst spannen zum Abkratzen von Fell und Fleischresten - oh, Holz.... - längerer Gerbungsprozeß ohne die an Land zur Verfügung stehenden Hilfsmittel und Pflanzen, und erst, wenn das Fell dann endlich soweit ist, kann es heißen: Weiterpaddeln. Und in der Zwischenzeit hockt man auf dem Packeis ab?
So, und damit am anderen Ufer eine ausreichende Population entstehen kann, die so ca 5-7.000 Jahre durchhält, reicht vermutlich nur eine Kleingruppe nicht wirklich aus.
Wenn es nur darum ginge, daß eine solche Reise vielleicht ein- oder zweimal vorgekommen sein kann - ohne Rückticket, würde ich da auch noch sagen: jau, Schiet passiert und es ist schon manch einem Gaul direkt vor der Apotheke ganz doll übel geworden. Und meintswegen hat dann auch einer der Überlebenden irgendwo in Amerika seine Steinspitzen liegenlassen bzw ist erneut in die Produktion gegangen, natürlich wie zu Hause gelernt. Alles soweit denkbar.
Soweit der Inhalt des Films hier wiedergegeben wurde, soll sich diese Kleingruppe von Solutréen-Leuten ja zusätzlich drüben etabliert und ausgebreitet haben, sodann 5-7.000 Jahre fröhlich weitergelebt, bei den Clovis-Leuten eingeheiratet und obendrein noch bei nur einer! indigenen Ethnie in Kanada! genetische Spuren hinterlassen haben? Da kann ich den Drehbuchautoren nur bitten, er möge mir mal kurz eine Kneifzange anreichen, ich möchte mir die Hose anziehen.