Das Buch geht deutlich darüber hinaus, das ist nur der Angelpunkt.
Nachgezeichnet wird die permanente Schlechterzeichnung der byzantinischen Lage mit steigendem zeitlichen Abstand.
Unbestritten ist nach meiner Meinung, dass Byzanz unter den Komnenen seine Kräfte bis zum äußersten angespannt, wenn nicht gar überspannt hat. Durch die Schlacht bei Manzikert verlor Byzanz etwa Zweidrittel seines kleinasiatischen Staatsgebietes. Die anatolische Hochfläche bestand vorwiegend nur aus Weideland, sodass sich turkmenische Hirten dort ansiedelten. Strategisch gesehen war der Verlust nahezu ganz Kleinasiens eine Katastrophe.
"Die Lage, in der die byzantinischen Kaiser sich im 12. Jh. befanden, gestaltete sich weitaus komplizierter als je zuvor. Einerseits war mit Kleinasien die alte Machtbasis des Reichs erschüttert bzw. ganz verloren, während man sich andererseits auf dem Balkan nun den Ungarn und den Kumanen gegenübersah ... Folgenreich war auch, dass sich das Schwergewicht des Reiches notgedrungen auf den Balkan verlagert hatte."
(Ralph-Johannes Lilie, Geschichte des oströmischen Reiches, München 1999, S. 84)
Zur Anspannung aller Ressourcen schreibt Lilie:
""Insgesamt kann man wohl sagen, dass das Reich im 12. Jh. eine ambitionierte Gtoßmachtpolitik betrieb, um seine Position im östlichen Mittelmeer zu halten. Diese Politik war zwar im wesentlichen erfolgreich, beanspruchte aber die tatsächlich vorhandenen Ressourcen in gefährlicher Weise. Als Manuel I. 1180 starb, hatte er zwar mehr ooder weniger die Position ddes Reichs gehalten, aber eben nur unter Anspannung aller Kräfte und nicht ohne Risiko"
(Ralph-Johannes Lilie, a.a.O., S. 87)
Viel negativer sieht Georg Ostrogorsky die Lage von Byzanz, vor allem innenpolitisch. Obwohl sein Werk bereits viele Jahrzehnte auf dem Buckel hat und in vieler Hinsicht veraltet ist, lohnt sich doch ein Blick auf seine Sichtweise.
"Schwerer noch als die außenpolitischen waren die inneren Folgen der maßlosen Überanstrengung. Diie Opfer, welche die großartigen Unternehmungen und die ständigen Kriege erforderten, überstiegen die Kräfte und Mittel des damaligen byzantinischen Reiches. Ökonomisch und militärisch war das Kaiserreich völlig verbraucht ... Das Heer verschlang die Kräfte des Reiches. Die Bevölkerung verelendete unter den übermäßigen Lasten ... Aber es lag begründet in der gesamten Entwicklung, in dem Anwachsen der Grundherrschaft einerseits und in der Verelendung und Verschuldung der niederen Stände andererseits, dass immer breitere Schichten die Freiheit einbüßten ... Noch war Byzanz fähig, unter Anspannung aller Kräfte nach außen hin gelegentliche Siege zu erfechten. Es fehlte ihm aber die Kraft, Rückschläge und Niederlagen zu ertragen. Auf die Epoche des Scheinglanzes unter Manuel folgte bald der innere Zusammenbruch des byzantinischen Staates."
(Georg Ostrogorsky, Geschichte des byzantinische Staates S. 297 ff.)
Was die Schlacht bei Manzikert angeht, so war sie nach meiner Meinung eine Katastrophe für Byzanz. Rund Zweidrittel seines Staatsgebiets in Kkeinasien wurden besetzt. Auch wenn die anatolische Hochfläche wirtschaftlich von geringer Bedeutung war und die Küstengebiete ökonomische Schwerpunkte bildeten, so hatte sie doch unzweifelhaft strategische Bedeutung. Zugleich begannen dort Turkstämme zu siedeln, was den Beginn einer ethnischen Überformung oder auch Verdrängung der christlichen Bevölkerung einläutete.