Caesar

Ogrim

Aktives Mitglied
Hallo liebes Forum,

ich bin mir durchaus bewusst, dass in diesem forum keine aktuellen politischen Ereignisse diskutiert werden sollen. Dennoch möchte ich mich aus aktuellem Anlass auf eine Diskussion einlassen:

Wie geht der Staat mit Menschen um, die ausserhalb stehen und eine Straftat begangen haben, die jenseits der Vorstellungskraft des Systems liegt?

Zum aktuellen Anlass habe ich folgende Stelle von Caesar beizutragen, die er laut Sallust in einer Rede vor dem Senat gehalten hat:

"Die Lakedaimonier haben nach ihrem Sieg über die Athener dreissig Männer eingesetzt, die deren Staat verwalten sollten. Diese fingen zuerst damit an, die Schlechtesten und allgemein Verhassten ohne Urteilsspruch hinrichten zu lassen, darüber freute sich das Volk und sagte, es geschehe zu Recht. Später aber, als ihre Willkür allmählich zunahm, brachten Sie nach Belieben Gute und Schlechte gleichermassen um, die Übrigen schüchterten Sie durch Terror ein. So musste das geknechtete, unterdrückte Volk für seine törrichte Freude schwer büssen."
Sallust, Die Verschwörung Cattilinas, "Das Ende der Verschwörer in Rom", 28

Ich würde euch bitten, nicht mit Allgemeinplätzen zu antworten, sondern mit historischen Zitaten, die zum gleichen Thema sprechen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ohne Zitat muß ich erstmal zurückfragen (die Überschrift Caesar war nämlich dergestalt, daß sie jamenden wie mich natürlich angelockt hat), weil ich Probleme mit Deiner Frage habe:

Nun ist der Staatsbegriff in der Antike ja so eine Sache. Jemand, der außerhalb eines Staates steht, steht dann ja meist eben wieder innerhalb eines anderen Staates? Du meinst also keine "Ausländer"? Peregrine im römischen Sinne, also Menschen, die im römischen Reich leben, aber aufgrund ihrer Herkunft kein Bürgerrecht haben, stehen ja auch nicht außerhalb des Staates, sondern mit eigenem Rechtsstatus innerhalb des Reiches.

Du meinst also Staatsbürger, die ausgebürgert werden? Da fallen natürlich erstmal die Proskriptionen im ersten Jahrhundert ein, aber denen lagen ja keine Verbrechen zugrunde? Nach der Argumentation Marc Antons dagegen hat Cicero, der ja zum Staatsfeind durch die Proskriptionsliste aus der Sicht der Triumviri wird, ein Verbrechen begangen, das mit dem Tod geahndet werden muß.

Aber wann steht ein Verbrechen "jenseits der Vorstellungskraft des Systems"? Ich weiß zwar gar nicht, was der Anlaß für Deine Frage war :pfeif:, aber Mord steht innerhalb der Vorstellungskraft, weshalb er ja auch gesetzlich sanktioniert werden kann.

Und um meiner Antwort noch das Deckmäntelchen des Zitats umzuhängen:

Sueton, Caesar I 1

"Deshalb bestrafte man ihn damit, daß er sein Priesteramt und die MItgift seiner Frau sowie Erbansprüche gegenüber seinem geschlecht verlor; darauf zählte man ihn unter die Anhänger der gegenpartei, so daß er sich sogar gezwungen sah, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen und fast jede Nacht seinen Schlupfwinkel zu wechseln - und das obwohl er an viertägigem Wechselfieber litt und diese Krankheit sich noch verschlimmerte - und sich von seinen Verfolgern mit Geld loszukaufen, ..."

Sein Verbrechen? Er hatte sich nicht von seiner Frau scheiden lassen, obwohl Sulla darauf drängte.
 
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