Also eine natürlich gewachsene Sprache und keine von außen aufgesetzte Kunstsprache wie das "woke Gendern" und dessen abenteuerlicher Gebrauch von Personalpronomen, welches vermutlich nicht lange Bestand haben wird.
Ob das Bestand haben wird, oder nicht, wird sich dann zeigen, auch das Wachsen von Sprachen setzt voraus, dass irgendwann mal jemand anfängt sie zu verändern, die Frage ist, ob das auf Dauer angenommen wird.
Was den "abenteuerlichen" Gebrauch von Personalpronomen angeht:
Die lateinische Sprache kannte/kennt ein Neutrum, in den sich daraus herleitenden romanischen Sprachen kommt das nicht mehr vor. Insofern dafür, dass Begrifflichkeiten im größeren Stil im Laufe der Zeit ihr Geschlecht ändern, gibt es Präzedenzfälle, dass hat es durchaus in der Entwicklung der europäischen Sprachen schon gegeben, insofern sämtliche Begriffe, die im Lateinischen ein Neutrum darstellten im Laufe der Entwicklung der romanischen Sprachen in Maskulina oder Feminina umgesetzt wurden.
Das hat offensichtlich Bestand, und offengstanden ob jüngere Entwicklungen, was Personalpronomen angeht abenteuerlicher sind, als der Gebrauch in der gewachsenen Sprache ("die Frau" aber "das Mädchen"), sei dahingestellt.
Unabhängig davon, was man persönlich davon hält, weiß ich nicht, ob man das unbedingt als absonderlich oder vollkommen verschieden von der "gewachsenen" Sprache abtun sollte.
Sprache bedeutet doch der Ausdruck von Begrifflichkeiten und gemeinsamen Vorstellungen einer Ethnie, die sich als solche versteht, oder ist das keine korrekte Definition?
Was hat das in irgendeiner Form mit Ethnien oder deren Vorstellungen zu tun?
Sprache ist ein System von Codes auf das sich eine Gruppe von Menschen unbeschadet ihres sonstigen Hintergrunds irgendwann mal geeinigt hat, dass in dieser Gruppe verstanden und benutzt wird.
Was also veranlasst eine Familie samt Verschwägerung, Sippe etc. ihre Sprache und ihre Begrifflichkeiten im Laufe von Generationen zu verändern?
Das kann alles Mögliche sein. Wenn man es verallgemeinern wollte, würde ich meinen umbrüche in ihrer Vorstellungswelt, die sowohl aus Austausch als auch aus Beobachtung, als auch aus Gedankenexperimenten herrühren können.
Oder ist es der biologisch-technische Fortschritt, der diese Veränderung treibt?
Grundsätzlich führt jeder Fortschritt oder jede Theorie auf egal welchem Gebiet und egal ob sie irgedwas mit Tatsachen zu tun hat in gewissem Maße zu der Notwendigkeit andere Ausdrücke zu finden oder bestehende Ausdrücke zu verändern.
Was allerdings "biologisch-technischer Fortschritt" sein soll, müsstest du mir erklären, meinst du damit Viehzucht?
Nehmen wir mal an, der germanische oder speziell cheruskische Begriff für Rinder sowie Besitzstand wäre Beest.
Ja Beest auf Niederdeusch heißt nicht unbedingt Rinder. Ist jetzt auch nur ein Konstrukt.
Angenommen.
Die Segestes-Sippe nennt ihre Rinder Beest, weil ihre Urväter, Großväter und Väter es auch so getan haben und es nicht die geringste Veranlassung gibt, diesen Begriff zu modifizieren.
Das würde allerdings Stillstand auf diversen Ebenen voraussetzen.
Jetzt wird verstärkt mit den Chauken und den Marsern Handel betrieben, deren lokale Landrassen von Zuchtbullen auf die heimischen Kühe und es entsteht eine neue Kreuzung, die in Milch- und Fleischleistung der autochthonen Rasse deutlich im Fortschritt ist.
Wäre das ein Grund, das Wort der Marser oder Chauken für Rind zu übernehmen oder ist das Bullshit, in diese Richtung zu übernehmen.
Wer sagt dir denn, in deinem Gedankenexperiment dass Wort, dass die Chauken und Marser für "Rind" verwenden in seinem Sinngehalt dem Begriff, denn die Cherusker nutzen überhaupt adäquat ist?
Vielleicht ist das von Chauken verwendete Wort für "Rind" ja z.B. eine Sammelbezeichnung für "Milchvieh", worunter möglicherweise auch Ziegen fallen, weil die Chauken irgendwann mal festgestellt haben dass auch Ziegenmilch trinkbar ist und sie es für sinnvoll hielten alle Tiere, die trinkbare Mich produzieren in einer Gruppe zusamen zu fassen?
Vielleicht wäre das Wort auch eine adäquate Bezeichnung für "Huftiere" , "Grasfresser" oder für Tiere mit deren Hilfe Felder gepflügt und Dinge transportiert werden, weil die Chauken es für daher für sinnvoll hielten sie in eine Gruppe mit Pferden und Eseln zusammen zu fassen.
Vielleicht kennen die Marser in ihren spirituellen Vorstellungen ja eine Gottheit mit den Eigenschaften einer Kuh oder eines Rindes im Allgemeinen, die den Cheruskernn unbekannt ist und der Begriff für "Rind" hat bei den Chauken gleichzeitig die Entsprechung der Begriffe "Heiliges Tier" oder "Göttliche Erscheinung"?
Vielleicht sind die Marser auch eine übermäßig auf Sauberkeit bedachte Gemeinschaft und der Begriff, der sich für Rind eingebürgert hat, würde in der direkten Übersetzung "Scheißvieh" bedeuten, in Anlehung an die relativ große Produktion von Exkrementen dieser Tiere, die möglicherweise in der Gemeinschaft für Ärger sorgt.
Kann ja hypothetisch alles sein und noch wesentlich viel mehr.
Ich denke, ob ein Begriff aus einer anderen Sprache übernommen wird, hängt sehr davon ab, ob man sich mit dem, was dieser Begriff möglicherweise alles insinuiert irgendwie einverstanden erklären kann oder nicht, bzw. ob man ihn für nützlich hält oder aber ob die damit verbundenen Vorstellungen möglicherweise als abwegig verstanden werden, weil sie in der eigenen Gemeinschaft so nicht vorkommen oder als zu unscharf/unpräzise wahrgenommen werden.
Einfach durch z.B. Viehhandel und weil man den neuen Begriff für schick hält.
Wie gesagt, es wird sehr davon abhängen ob man mit dem Begriff innerhalb der eigenen Gemeinschaft irgendetwas anfangen kann oder nicht. Begriffe werden nicht ausschließlich deswegen übernommen weil sie schick sind oder nicht.
Auch nicht zwangsläufig darum, weil sie etwas möglicherweise präziser beschreiben.
Beispiel:
Das Lateinische kennt die Begriffe "potestas" und "violentia". Beides lässt sich im Deutschen mit "Gewalt" übersetzen, wobei "potestats" legitime und "violentia" illegitime Gewalt insinuiert.
Diese Trennung war für die Römer offensichtlich sehr wichtig, insofern sie trotz entsprechendem Kontakts aber keinen Eingang in den deutschen Sprachgebrauch gefunden hat, in dem diese beiden Ebenen von Gewalt nicht durch verschiedene Begriffe unterschieden werden, wird man annehmen dürfen, dass man im späteren deutschsprachigen Raum mit dieser Vorstellung nichts anfangen konnte und sie sich deswegen nicht angeeignet hat, im Gegensatz zum späteren englischsprachigen Raum, wo diese Differenzierung aufgenommen wurde und in den modernen Begriffen "power" und "violence" im Sprachgebrauch erhaltenn geblieben ist, bzw. seine Fortsetzung fand.
Offensichtlich hat man auf den britischen Inseln also Grund genug gesehen, dieses Konzept zu übernehmen, im späteren deutschsprachigen Gebiet aber nicht.
Insofern wird man nicht verallgemeinern können, ob eine Entwicklung oder alternative Bezeichnung Grund genug ist, sie zu übernehmen.
Ideenwelten spielen da sicherlich eine Rolle, aber die müssen durchaus nicht mit ethnischen Grenzen, sofern die so genau überhaupt auszumachen sind, übereinstimmen.