Clan- Sippenstruktur, soziologisch, geschichtlich

Ich gebe zu das ich mich wenn es um die Urzeit geht ein bisschen laienhaft nur für die evolution des Menschen (wobei ist das Geschichte oder Biologie) und die Vinca Kultur die nach Gimbutas ja ein Matriarchat war (wie sie darauf kommt wurde mir nie klar).

Also ein Experte bin ich sicher nicht wenn es darum geht. Trotzdem wäre mir sehr gelegen zu wissen welche Völker das genau sind auf die sich die Idee von Ehelosigkeit im Neolitikum.


Matriliniarität scheint es relativ häufig zu geben, aber sehr selten Völker ohne Ehen. Swohl die Khasi als auch die Garo kennen die Ehe nach dem was auf Wikipedia steht. Auch wenn Khasi scheinbar häufig die Frauen wieder verlassen.

Die Mosuo kommen diesem Ideal doch sehr Nahe auch wenn die politische Entscheidungen von Männern getroffen werden.

Mosuo ? Wikipedia

Also selbst die meisten matrilineraen Völker kennen Ehen, also wie kommen die Leute darauf das es im Neolithikum zugegangen ist wie in einer 68er Kommune auf Gras???

Wobei die marinalität ja auch bei "usprünglichen" Völkern zwar vorkommt aber nicht dominiert. Von den 900 Völkern Papua Guines scheint es nur die Tolai zus ein und da sind es nach Wikipedia die Männer welche Führungspersönlichkeiten sind, auch wenn die Frauen wirtschaftlich frei sind. Vielweiberei wird erwähnt, mehrere Männer für eine Frau nicht.

Nach diesem youtube Video "Drei Frauen von Papua Neuginea" ist die Stellung der Frauen in Neuguinea aber insgesamt sehr prekär. Väter verhandeln über den Brautpreis.

Also nach dem was ich gefunden habe gibt es ein Volk welches sehr Nahe an der Beschreibung ist das sind die Mosuo sonst gibt es teilweise matrilineare und matrilokale Gesellschaften, wo Frauen mehr oder weniger Rechte haben. Selbst bei matrilinearen Gesellschaften führen die Männer die Sippe politisch, politische Entscheidungen werden auch bei den Mosuo gefällt (wobei in Wikipedia nicht steht was das genau sein soll).

Also um ein Matriarchat wie es angeblich im Neolitikum gegeben haben soll zu konstruieren muss man einer Minderheit von indigenen Völkern bestimmte Aspekte kombinieren. Jedenfalls sieht es für mich derzeit so aus, wenn du chan dich doch hinreisen würdest einige Völker noch zu nennen wäre ich dankbar. Es sollte wenn du so belesen bist eigentlich auch kein Problem sein.

Angesichts der Tatsache das du das Thema in diese Richtung gedrängt hast, finde ich es ein wenig bescheuert das du diese nicht verteidigen willst. Solltest du nicht können wäre der Post einfach nur daneben.
 
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Also selbst die meisten matrilineraen Völker kennen Ehen, also wie kommen die Leute darauf das es im Neolithikum zugegangen ist wie in einer 68er Kommune auf Gras???
:yes::yes::D
...vielleicht ist da der Wunsch der Vater des Gedankens bei dieser sehr speziellen Darstellung der goldenen Urzeit, aurea prima...
 
Einigen Usern in diesem Thread fehlt die Sachkompetenz für Themen der Paläoanthropologie. Es ist offensichtlich, dass sie sich mit diesem Bereich nie näher beschäftigt haben und mit dem aktuellen Forschungsstand überhaupt nicht vertraut sind. Das zeigten schon die ersten, sehr laienhaft wirkenden Stellungnahmen zu meinem Beitrag. Zudem verfolgen sie die Strategie, Andersdenkende als ideologisch zu verdächtigen, ohne sich selbst unter diesem Aspekt zu hinterfragen. Ich ziehe mich deshalb aus der Debatte zurück.
Und warum erklärst Du uns Laien nicht, was für Argumente Du hast? Darum geht es doch in diesem Forum immer. :grübel:
 
Chan, ich stimme Zoki55 voll zu. Was Du da z. B. über die Sexualität und das Familienleben in prähistorischen "Bands" schreibst, kann man doch gar nicht wissen. Das gilt ebenso für die prähistorischen Stämme.

Das ist so.

Chan vermengt hier den soziologischen Typisierungsversuch von Elman Service (oder genauer: deren zwei von 1962 und 1968) im Rahmen der Politischen Anthropologie zur Entstehung von Hierarchien mit Behauptungen, dieser Typologisierungsansatz sei (archäologisch etc.) konkret nachzuweisen (Neoevolutionäre Theorie, Entstehung von Hierarchien):

If anthropologists still discuss neoevolutionary theory today, it is probably because of the evolutionary sequences it proposes (see Table 4.1). These sequences, which are claimed to cover all human societies, are unquestionably the most influential and most disputed legacy of neo-evolutionism. They are of specific interest for us because they are primarily (though not exclusively) oriented toward politics. Service’s (1962) four evolutionary stages (Band, Tribe, Chiedom, State) – with which neoevolutionism is often equated – largely centered on political leadership.
Dubreuil: Human evolution and the origins of hierarchies : the state of nature

"Clan" beschreibt dagegen soziologisch eine "kooperierende Gruppe", zB anhand der von Rena genannten Kriterien (wobei zB die Kenntnis der Verwandtschaft auch kontrovers diskutiert wird, von lose bis konkret), und steht somit "neben" diesen Typisierungen von Hierarchien.

Zu den Kulturstufenmodellen siehe auch hier und folgende Beiträge:
http://www.geschichtsforum.de/f72/adel-aus-reichen-warlords-47511/index6.html#post697462
 
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Der Begriff ´Clan´ ist nicht eindeutig definiert und daher nur bedingt brauchbar. Anthropologisch unumstritten sind aber die Begriffe Horde (engl. band), Stamm, Chiefdom und Staat.

Keineswegs, und umgekehrt.

Die Anthropologie hat auch mit dem Begriff Clan keine Probleme, sondern variiert lediglich in Abgrenzungsdetails (Artikel Clan in: Encyclopedia of Anthropology, sozusagen statt Wikipedia):

"In anthropological usage, a clan is a social group whose members share a doctrine of common ancestry but who do not necessarily trace descent from a common ancestor by known genealogical links. A clan may consist of more than one lineage whose members trace descent from a common ancestor by known (but possibly fictive) genealogical links. The group may be recruited by patrifiliation to form a patrilineal clan, by matrifiliation to form a matrilineal clan, or by a combination of these to form a cognatic clan. Adoptive links may be important. ...
Clans may be exogamous; that is, a member ought to marry someone from a clan other than his or her own. Clan organization may articulate with other forms: Two or more clans may cluster into phratries; clans may be distributed between two moieties; or clans may be distributed between four semimoieties. A number of clans may form a larger entity, such as a phratry, tribe, or language group. ...
Societies vary in the predominant lineality of clans; in some societies, patrilineal or patrifilial groups are predominant, while in others (though more rarely) matrilineal groups are the most common form. Some societies combine patrilineal and matrilineal clans in a system of double descent. ...
Clans and other kinds of groups coexist with kinship, which is normally bilateral. The form of kin classification, however, may be strongly shaped to fit lineage and moiety identities. In the case of unilineal groups, each individual is often connected to the other parent’s clan through complementary filiation, yielding rights that are not transmitted to the next generation."

Wechselt man von der Gruppen- oder Sippenbetrachtung zur Frage der Hierarchien, werden Clans vorwiegend iVm dem Tribe-Hierarchiekonzept (s.o.) gesehen:

"The concept of clan has featured in general theories of social organization. For example, the 19th-century theory of totemism outlined an ideal type of “primitive” society in which each exogamous clan was linked to a totemic species. In his outline of the evolution of the division of labor, Émile Durkheim contrasted “segmental structure” associated with a minimal division of labor and “mechanical solidarity,” with a more generalized structure of permeable groups associated with a greater division of labor and “organic solidarity.” The concept of clan became linked with the concepts of corporation and corporate group"

Diese Hierarchiemodelle, nicht die Gruppenbetrachtung "Clan", werden kritisiert. Daraus lässt sich der Schluss ziehen:
"The concept of clan is perhaps best thought of as a model that approximates the constitution of social identities and their entailments to varying degrees."

Aus den Hierarchie-Typisierungen und Kulturstufenmodellen ist man dann "raus". Was der Verwendung des Begriffs zur Beschreibung gruppenweiser Lebensform keinen Abbruch gibt, siehe oben.
 
Durch die letzten Beiträge von http://www.geschichtsforum.de/f30/d...chichtschreibung-48993/index2.html#post720578 wurde ich an eine Frage erinnert, die sich mir gerade bei aktuellen, politischen Fragen in Nahost manchmal stellt.

Wie funktionierte eine Clan- Sippenstruktur?

Ganz unbedarft verstehe ich darunter ein familiär begründetes Beziehungsgeflecht mit lang zurückreichender Kenntnis der Verwandtschaftsverhältnisse unter weitreichender Einbeziehung von Nebenlinien. Im nahen Osten, aber auch anderswo beziehen sich diese Geflechte manchmal auf ein Dorf, aus dem Teile des Clans stammten. Manchmal gibt es in dem Dorf noch weitläufig Verwandte, manchmal nicht.

Vor allem die politische und gesellschaftliche Einordnung ist für mich interessant.
Clan ist nicht identisch mit Stamm, oder?
Gab es bes. dort Clanstrukturen, wo es verschiedene Clans/Sippen nebeneinander gab?
Sind und waren diese Strukturen stabiler als staatliche Ordnungen?
Was bewirken diese neben der Förderung der weitläufigen Verwandtschaft?
Sind/waren sie ein soziales Sicherngssystem?

Mal ganz ohne englischsprachige Zitate: Clan/Sippe ist nicht identisch mit Stamm.

Der Clan/die Sippe ist eine soziale Gruppe, die auf Abstammung/Blutsverwandtschaft beruht - letztlich aber nicht wegen der Blutsverwandtschaft, sondern wegen des Beziehungsgeflechts, das sich aus dem (möglicherweise "erzwungenen") Zusammenleben von Menschen gemeinsamer Abstammung unter einem Dach notwendigerweise ergibt. Der Stamm ist dagegen eine soziale Gruppe, die nichts mit Abstammung zu tun hat, sondern mit der Verfolgung gemeinsamer Interessen.

Die Sippe konstituiert sich zunächst dadurch, dass ein Mann und eine Frau sich zusammentun und gemeinsam Kinder haben (nennen wir es mal "Kernfamilie"). Die Verbindung zwischen den Kindern und ihren Eltern beruht auf Blutsverwandtschaft. Sobald die Kinder erwachsen sind, wird die Keimzelle der Sippe (Mutter-Vater-Kind) durch Verschwägerung "erweitert". Wie das vor sich geht, hängt von konkreten Sozialstrukturen ab. Zieht der Ehemann ins Haus der Schwiegermutter? Zieht die Ehefrau ins Haus des Schwiegervaters? Gründen die Eheleute einen neuen Haushalt, der von den Ursprungsfamilien getrennt ist? Für alle drei Varianten gibt es Beispiele (darüber hinaus noch für Zwischenstufen, die sich zum Beispiel in der Existenz von Frauen- und Männer-Häuser in Dorfgemeinschaften zeigen).

Das Element der Verschwägerung bindet zunächst zwei "Sippen" aneinander. Mit jeder weiteren Generation verliert diese Bindung aber an Bedeutung. Von da an gewinnt die Stetigkeit sozialer Interaktion ein Übergewicht gegenüber der Abstammung. Verkürzt: Wenn ich mit der Familie meines Schwagers jeden Tag Kontakt habe, dann wird die Familie meines Schwagers für mich viel wichtiger als der direkte Nachkomme meines Urgroßvaters, mit dem ich persönlich noch nie gesprochen habe.

"Lang zurückreichende Kenntnis der Verwandtschaftsverhältnisse" ist also nur von Bedeutung, wenn die uralten Verwandtschaftsverhältnisse in der Gegenwart noch praktische Bedeutung haben. Wenn gemeinsame Interessen verfolgt werden. Und wenn es um die Frage geht, wer wen heiraten darf.

Der Begriff "Stamm" bezeichnet etwas völlig anderes. Der betrifft nur die gemeinsamen Interessen - unabhängig von Abstammung, letztlich sogar unabhängig von Ethnie. Beispiel: Wenn zwei "Sippen" gemeinsam einen Grund bewirtschaften, dann wird es beiden Sippen völlig egal sein, ob die eine "keltisch" und die andere "germanisch" ist. Hauptsache, beide können leben.

MfG
 
Um ehrlich zu sein, verstehe ich nicht, wieso du beim Stamm die AbSTAMMungsgemeinschaft negieren willst - es ist dabei fast egal, ob das tatsächlich nur ein konstituierender Mythos ist, wie etwa bei den völkerwanderungszeitlichen Germanen, wichtig ist, dass es diesen konstituierenden Mythos, den "Traditionskern", der einen Stammvater nennt, gibt. Sei es Mannus oder Abraham, Erster Mann oder Erste Frau, eigentlich egal.
 
Durch die letzten Beiträge von http://www.geschichtsforum.de/f30/d...chichtschreibung-48993/index2.html#post720578 wurde ich an eine Frage erinnert, die sich mir gerade bei aktuellen, politischen Fragen in Nahost manchmal stellt.

Wie funktionierte eine Clan- Sippenstruktur?

Ganz unbedarft verstehe ich darunter ein familiär begründetes Beziehungsgeflecht mit lang zurückreichender Kenntnis der Verwandtschaftsverhältnisse unter weitreichender Einbeziehung von Nebenlinien. Im nahen Osten, aber auch anderswo beziehen sich diese Geflechte manchmal auf ein Dorf, aus dem Teile des Clans stammten. Manchmal gibt es in dem Dorf noch weitläufig Verwandte, manchmal nicht.

Vor allem die politische und gesellschaftliche Einordnung ist für mich interessant.
Clan ist nicht identisch mit Stamm, oder?
Gab es bes. dort Clanstrukturen, wo es verschiedene Clans/Sippen nebeneinander gab?
Sind und waren diese Strukturen stabiler als staatliche Ordnungen?
Was bewirken diese neben der Förderung der weitläufigen Verwandtschaft?
Sind/waren sie ein soziales Sicherngssystem?

Wo du den Nahen Osten erwähnst - schau mal hier rein:
Lebanon - Zuama Clientelism
Hier wurde ein ursprünglich feudales System (Land gegen Loyalität) auf 'moderne' Verhältnisse übertragen und zum politischen System.

Der Aspekt der sozialen Sicherung spielt eine große Rolle, aber ebenso die Sicherung des politischen Einflusses des Clans. Der sogen Za'im ist verpflichtet, 'seinen' Leuten ein finanzielles Auskommen zu ermöglichen und Arbeitsplätze zu beschaffen; im Gegenzug erhält er deren Loyalität, zb indem er oder der von ihm dazu Beauftragte bei Wahlen die Stimmen seiner Klientel erhält.

Mir ging es ausnahmsweise mal nicht um die Frühzeit, sondern ich würde das Thema gern von der tagespolitischen Jetztzeit zurück in die jüngere Geschichte führen.

Deshalb ist der Hinweis von Ingeborg hilfreich, denn ähnliche Verhältnisse wie im Libanon sollte es in ganz Nahost im 20. Jhd. gegeben haben. Und nicht nur da. Mit der römischen Klientelgesellschaft kann man diese Strukturen nicht vergleichen, denn sie beziehen sich einerseits auf Verwandtschaft und andererseits auf religiöse Gruppen, jedenfalls in Nahost, da es dort eine Vielzahl davon gibt. Wahrscheinlich hatten die Clans durch Heiratsvorschriften die Tendenz, die Strukturen zu erhalten.
Außerdem ließ man sich evtl. in eigenen Straßen/Vierteln nieder, wenn man in die Großstadt zog, wie El Q. berichtete.

Mir ging es darum, ob die modernen Clans etwa eine gesellschaftliche Antwort auf Militärdiktaturen, von außen installierte Regierungen oder sonstige failed state-Präsidentschaften sind oder waren.
 
Mir ging es darum, ob die modernen Clans etwa eine gesellschaftliche Antwort auf Militärdiktaturen, von außen installierte Regierungen oder sonstige failed state-Präsidentschaften sind oder waren.
Eine traditionellen Clanstruktur, die in Konkurrenz mit einer evtl. später errichtenten zentralen Staatsgewalt steht, wäre natürlich ein interessantes Thema. So etwas könnte einerseits für Länder gelten, z. B. in Afrika, denen von den Kolonialherren ohne Rücksicht auf die existierenden gesellschaftlichen Gebilde eine staatliche Ordnung "übergestülpt" wurde, andererseits - hauptsächlich kriminelle - Clan-Organisationen in Italien, die ebenfalls Anteile einer lokalen politischen Ordnungsmacht aufweisen.
 
Mir ging es ausnahmsweise mal nicht um die Frühzeit, sondern ich würde das Thema gern von der tagespolitischen Jetztzeit zurück in die jüngere Geschichte führen...

Mir ging es darum, ob die modernen Clans etwa eine gesellschaftliche Antwort auf Militärdiktaturen, von außen installierte Regierungen oder sonstige failed state-Präsidentschaften sind oder waren.

Wie unterscheiden sich dann "moderne" Clans/Stämme etc. von denen zur Zeit der Nationenbildung bzw. parallel zur Osmanischen Zeit oder etwa im Iran?

Das Thema hat mit der Ergänzung von Rena, und dem neuzeitlichen Bezug, eine enorme Spannbreite. 1987 gab es eine recht interessante Konferenz über die Gesamtthematik Stämme, Clans und Nationenbildung im Nahen und Mittleren Osten, bei der diese Fragen aus vielen Perspektiven, darunter auch mit einigen Fallbeispielen wie Iran, Libyen etc. diskutiert wurden. Das erscheint mir alles sehr unübersichtlich zu sein, jedenfalls regional höchst unterschiedlich, und auch in gewissen Zusammenhang mit Peripherie und kontrollierten Kerngebieten des Osmanischen Reiches und dessen Staatlichkeit zu stehen.
Tribes and State Formation in the Middle East - Google Books
 
Das montenegrinische Stammessystem teilt sich in folgenderweise auf.

Entstanden ist es wahrscheinlich als die Osmanen in den Balkan kamen.
Patriarchalisch vererbt wird die Stammeszugehörigkeit.

Die meisten Stämme teilen sich

In einen Kern Alt-Vasojevic, Alt-Kuci e.t.c welche angeblich von einer ursprünglichen Person abstammen. Der größte Stamm die Vasojevic die von Vasoje einem Enkel/Urenkel (nicht ganz sicher) von Nemanja Stefan Nemanja - Wikipedia, the free encyclopedia.

Neue Stamesanteile die von Leuten abstammen die irgendwann aufgenommen wurden häufig in der Zeit der Osmanischen Eroberungen. Teilweise haben die Leute eigene Legenden über ihre Herkunft und bilden Subclans wie bei den Kuci die Drekalovici und Zatrijebac Ku?i - Wikipedia, the free encyclopedia.

Geteilt werden die Stämme noch nach Religionszugehörigkeit muslim, orthodox, katholisch. Das Vasojevic Gesetz diskrimminiert z.B eindeutig Muslime unter anderem wird das Beten verboten auf Land von einem Christen. Projekat Rastko Cetinje - Vasojevicki Zakon u 12 tocaka.

Die Kuci sind sehr interessant weil Bi lingual serbokroatisch und albanisch.

Seit dem 17. Jahrhundert hat der Bischof von Cetinje eine Art Herrschaft über die Stämme zuerst von Altmontenegro (seit dem 17. Jahrhundert), dann der Brda (Gebierge) (seit Ende 18. Jahrhundert), dann der Zeta (Podgorica) und Alt-Herzowina heute Westmontenegro (eit 1875).

Die Stämme wurden im 19. Jahrhundert zurückgedrängt, aber es gibt Unterschiede. Je kürzer die Stämme im montenegrinnischen Staat sind desto eher sehen sie die Montenegriner nicht als eigenes Volk an oder fühlen sich als anderes Volk als die Serben sind. Besonders stark bei den Vasojevici und Drobnjaks.

Sehr viele Vasojevic sollen in Serbien gute Jobs bekommen haben, weil Milosevic ein Vasojevic ist. Das kenne ich aber von hören sagen das könnte ich jetzt nicht belegen wenn jemand will, aber alles sonst was ich geschrieben habe schon.
 
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Um ehrlich zu sein, verstehe ich nicht, wieso du beim Stamm die AbSTAMMungsgemeinschaft negieren willst - es ist dabei fast egal, ob das tatsächlich nur ein konstituierender Mythos ist, wie etwa bei den völkerwanderungszeitlichen Germanen, wichtig ist, dass es diesen konstituierenden Mythos, den "Traditionskern", der einen Stammvater nennt, gibt. Sei es Mannus oder Abraham, Erster Mann oder Erste Frau, eigentlich egal.
Mit der Vorstellung einer Abstammungsgemeinschaft habe ich so meine Probleme, weil der Stammvater oder die Stammmutter eben oft ein Mythos ist und weil man kaum davon ausgehen kann, dass alle Mitglieder eines Stamms miteinander verwandt sind. Negieren wollte ich das aber gar nicht. Es ging mir nur um die Frage, worauf die sozialen Beziehungen in solchen Gemeinschaften sich gründen. Innerhalb der engeren Familie ist das eben die direkte Abstammung (also Blutsverwandtschaft; die "Eheleute" natürlich ausgenommen); Basis für den Kontakt zwischen Familien ist hingegen die Verfolgung gemeinsamer Interessen - weitgehend unabhängig von Verwandtschaftsverhältnissen.

MfG
 
Deshalb ist der Hinweis von Ingeborg hilfreich, denn ähnliche Verhältnisse wie im Libanon sollte es in ganz Nahost im 20. Jhd. gegeben haben.

In Anlehnung an den Hinweis von Ingeborg wurden von Bourdieu während seiner Zeit in Algerien die "Ryfkabylen" unter dem Gesichtspunkt der Veränderung der ländlichen Produktionsformen und der familiären Kohäsion beschrieben (vgl. Einführung zu Bourdieu)

Pierre Bourdieu: Eine Einführung - Werner Fuchs-Heinritz, Alexandra König - Google Books

Diese Arbeit hat er in einer generellen Beschreibung der algerischen Gesellschaft um 1950 ausformuliert, in: Sociologie d`Algerie, Paris , 1958.

Und hat seine ethnologischen Beobachtungen zu den Ryfkabylen im Rahmen des "Entwurf einer Theorie der Praxis" systematisiert.

Wahrscheinlich hatten die Clans durch Heiratsvorschriften die Tendenz, die Strukturen zu erhalten.

In "Verwandtschaft als Vorstellung und Wille" (ebd. S. 66ff) arbeitet er die komplizierten verwandtschaftlichen Beziehungen heraus, die durch die Heiratsvorschriften garantiert werden. Und durch die Kolonialisation durch die Franzosen und dem Zuzug junger Ryfkabylen in die Städte einem dramatischen Verfallsprozess unterliegt. Als Konsequenz einer "Modernisierungsstrategie" durch Industriealisierung. Und diese "Landflucht zu einer Auflösung der traditionellen Strukturen der Familien, "Clans" und auch der Stämme führte. Natürlich auch, weil damit die traditionellen hierarchischen Beziehungen von "Arbeitgeber" und "Arbeitnehmer" im Zuge der landwirtschaftlichen Produktion und im Rahmen der Familien funktionslos wurden.

Ähnliches gilt für das "Ehrgefühl", das er ähnlich untersucht und das auch durch die "Landflucht" in die Städte, mit ihrem Versprechen auf "Reichtum", diesem Prozess der Erosion unterworfen ist.

Diese systematische Zerstörung traditioneller sozialer Strukturen, sowohl familialer und auch stammesbezogen, dürfte auch ein Faktor sein, der die Militanz von politischen oder religiösen Bewegungen in den ehemaligen Kolonien erklärt.

Es gibt keine ausreichenden traditionelle Wertemuster, die bei jüngeren Angehörigen eines Stammes eine gewisse Immunisierung gegenüber radikalen Versprechen ermöglicht.
 
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Mir ging es ausnahmsweise mal nicht um die Frühzeit, sondern ich würde das Thema gern von der tagespolitischen Jetztzeit zurück in die jüngere Geschichte führen.
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Mir ging es darum, ob die modernen Clans etwa eine gesellschaftliche Antwort auf Militärdiktaturen, von außen installierte Regierungen oder sonstige failed state-Präsidentschaften sind oder waren.
Die inneren Strukturen der Clans/Sippen sind in der Frühzeit nicht grundlegend anders gewesen als heute. Wie diese Clans dann miteinander "interagieren", hängt indes sehr stark von der jeweiligen Gesellschaft ab. Das wird man wohl nur anhand konkreter Fälle diskutieren können.

Wenn man die Clan-Frage im Zusammenhang mit den so genannten failed states betrachtet, stellt sich oft genug die Frage, ob man es überhaupt mit Clans zu tun hat. Oft handelt es sich um Milizen, Warlords, religiöse Gruppen, "Gewaltunternehmer". Leute, die sich zusammentun, um unabhängig von Abstammung oder Stammeszugehörigkeit Macht zu erlangen. Oft sind diese Gruppen auch nicht die Antwort auf failed-State-Präsidentschaften, sondern die Ursache für das Scheitern der Staaten. Beispiel: Somaila. Ganz anders waren die Strukturen in den 1990er Jahren in Afghanistan. Das Ergebnis sah aber ähnlich aus.

Wenn es Dir um solche Phänomene geht: Die Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung am politikwissenschaftliches Institut der Uni Hamburg hat dazu viel veröffentlicht. Gründer der dortigen "Forschungsstelle Kriege, Rüstung und Entwicklung" ist Klaus Jürgen Gantzel.

MfG
 
Zoki hatte in Beitrag 31 bereits über den Balkan berichtet.
Der Balkan und insbesondere Albanien scheint mir inzwischen ein viel naheliegenderes Beispiel für Clanstrukturen als Nahost zu sein.
Gemeinsam haben beide eine lockere Oberherrschaft der Osmanen bzw z.T. der KuK-Monarchie und anderer Fremdherrschaften.
Gerade das vergessene und in jüngster Vergangenheit bes. abgeschottete Albanien hat sich eine Clanstruktur bewahrt, die ein eigenes mündlich überliefertes Rechtssystem beinhaltet, was allerdings teilweise degeneriert ist. Kanun (Albanien) ? Wikipedia

Nach meinem Eindruck haben die verschiedenen Religionen und Herrschaften an der Clanstruktur nicht viel geändert, selbst die Ausschaltung von beiden durch die kommunistische Diktatur, nicht. Das mag auch mit der geographischen Lage und Ressourcenarmut zusammenhängen. Albanien ? Wikipedia

Kann man vielleicht sagen, dass Clanstrukturen immer dann als Gesellschafts- und Rechtsordnung fortbestehen oder wieder erstarken, wenn weder Religionen noch Staatsgebilde für Ordnung sorgen (können)?
 
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