Das Ende des Imperiums. Auch das Ende der römischen Kultur?

Die römische Zivilisation verschwand dann praktisch mit dem (west-)römischen Imperium, (beliebig austauschbare) formale Einzelteile wurden aber in die folgende germanisch-katholische Kultur übernommen und dann dieser Kultur gemäß weiter verändert.

Unzweifelhaft fußt das heutige Europa auf den Fundamenten des Imperium Romanum. Die mittelalterlichen Reiche der Merowinger, Karolinger sowie das hochmittelalterliche Heilige Römische Reich - Sacrum Romanum Imperium - wären ohne das Römische Reich überhaupt nicht denkbar.
 
Die ganze Frage enthält eigentlich einen Knackpunkt wie definieren wir römische Kultur immerhin zwischen den bäuerlichen Kriegervolk des 2. punischen Krieges und dem Imperium von Ceasar bis zum christlichen Reich eines Theodosius I, verändert sich soviel das man nur recht wenig herausfiltern kann. Latein als Sprache und römische Gesetzgebung fallen mir da spontan nur ein und beides wirkt bis heute nach.
 
abgesehen davon gibt es immernoch die Stadt Rom die sich doch vom Rest Italiens etwas unterscheidet, vor 40 Jahren konnte man in den Bussen noch die Buchstaben SPQR lesen und mit Latein kenntnissen war man bei Römern in der _Unterhaltung nicht ganz aufgeschmissen ...
In Etrurien wächst immer noch leckerer Wein und die Küche der Römer .....
Da weiß man, von wem die Gallier kochen gelernt haben ...., ie römische Küche war zumindest vor 40 Jahren noch um einiges besser
 
abgesehen davon gibt es immernoch die Stadt Rom die sich doch vom Rest Italiens etwas unterscheidet, vor 40 Jahren konnte man in den Bussen noch die Buchstaben SPQR lesen
Auch auf jedem Gullydeckel steht in Rom SPQR. Das dürfte aber noch auf Mussolini zurückgehen, der das Römische Reich wieder erwecken wollte.
 
Das Ende des römischenen Imperiums können wir sowohl im Westen wie Osten datieren. (Imperium heisst übrigens nicht ein Reich, sondern in erster Linie eine Herrschaft.)


Das Ende der römischen Kultur festzulegen ist, wie wir ja sehen sehr schwierig. Grundsätzlich scheint überhaupt nicht klar zu sein, was Kultur eigentlich ist.

Ist Kultur die Sprache?
die Herrschaftsform und Gesellschaftsform (Sklaverei/Leibeigenschaft)?
der Glaube?
die Loyalität zur Obrigkeit?
die Einheitlichkeit der Kunst?
die Abstammung?
die Breite und Qualität der Bildung?
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Das Latinikum muss man (leider) immer noch machen, auch wenn man nach der Prüfung das meisten mit dem Bier und Wodka der Feier zur positiven Prüfung vergisst.
 
Grundsätzlich scheint überhaupt nicht klar zu sein, was Kultur eigentlich ist.

Es gibt weitgehnede Einigkeit darüber, was unter "Kultur" zu verstehen ist. Im weitesten Sinne zählen dazu alle vom Menschen geschaffenen materiellen und geistigen Dinge, wozu unter anderem die Bereiche bildende Kunst, Technik, Religion, Wissenschaft, Wirtschaft, Literatur, Architektur, Rechtsetzung, Musik u.a. zählen.

Die europäischen Staaten wurden nachhaltig von der antiken römischen Kultur geprägt. So z.B. durch die Romanisierung, die in Frankreich, Spanien, Portugal und Rumänien zur Übernahme der lateinischen Sprache führte, woraus sich später die romanischen Sprachen entwickelten. Im Bereich der Wissenschaft, Politik, Diplomatie, Kirche und Literatur blieb Latein das ganze Mittelalter über gebräuchlich, teilweise sogar bis heute.

Das römische Recht wurde seit dem hohen Mittelalter erneut entdeckt. Italienische Juristen der Universität Bologna griffen es als erste auf und es verbreitete sich anschließend rasch über alle bedeutenden Universitäten Europas. Römisches Recht wurde überall rezipiert und fand seinen Niederschlag in entsprechenden Rechtstexten, die den Bedürfnissen der Zeit angepasst waren.

Eindeutige Verwandtschaft mit der römischen Architektur zeigt die Baukunst der Romanik, worauf schon ihr Name hindeutet. Der Kunstprofessor Andreas Hartmann-Virnich sieht einen „anhaltenden Einfluss der spätantiken und frühmittelalterlichen Bautypen und Architekturformen" (vgl. dazu auch Wikipedia). Erneut aufgegriffen wurde die römische Architektur in den Bauten der Renaissance, die bewusst ein Wiederbeleben und Weiterentwickeln bestimmter Elemente der römischen Antike anstrebte.

Ein bedeutender Rückgriff auf das Imperium Romanum erfolgte durch die karolingischen Kaiser und die Kaiser des mittelalterlichen Heiligen Römischen Reichs, die sich in der Tradition der Kaiser des antiken Römerreichs sahen. Viele ließen sich demzufolge in Rom vom Papst krönen. Das Zeremoniell der Krönung verband die Tradition des antiken römischen Kaisertums mit der Königserhebung germanisch-fränkischer Völker.

Am Rande sei bemerkt, dass über die Römer griechische Philosophie vermittelt wurde; dass der unter Caesar entwickelte Julianische Kalender bis heute gilt; dass das Geldwesen des Abendlandes zu großen Teilen auf die Römer zurückgeht (auch wenn sie es nicht erfunden haben); dass viele Brücken über Rhein, Donau, Loire, Tajo, Tiber oder Ebro auf die Römer zurückgehen, was auch auf die römische Trassenführung zutrifft, der viele Straßen Europas bis heute folgen - berühmt ist z.B. die Brücke von Alcantara, die den Tajo überspannt http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d5/Bridge_Alcantara.JPG; dass der Kern zahlreicher europäischer Städte auf römische Gründungen zurückgeht usw. usw.
 
Es gibt weitgehnede Einigkeit darüber, was unter "Kultur" zu verstehen ist. Im weitesten Sinne zählen dazu alle vom Menschen geschaffenen materiellen und geistigen Dinge, wozu unter anderem die Bereiche bildende Kunst, Technik, Religion, Wissenschaft, Wirtschaft, Literatur, Architektur, Rechtsetzung, Musik u.a. zählen.

Ohne das bestreiten zu wollen, aber kann hier jemand wirklich Kultur, wie es sich gehört, mit Oberbegriff und Differentia specifica definieren?
 
Am Rande sei bemerkt, dass über die Römer griechische Philosophie vermittelt wurde; dass der unter Caesar entwickelte Julianische Kalender bis heute gilt; usw.

Nicht zu vergessen, dass einige Monatsnamen noch heute die falsche Zahl tragen. Oktober verweist vom Namen her auf den achten Monat, November auf den Neunten und Dezember den Zehnten weil das römische Jahr im März begann.

Nur um der Ordnung willen: Wenn man nicht näher spezifiziert, wo genau, gilt ansonsten heute allgemein der Gregorianische Kalender. Der julianische Kalender ist eine unter Caesar vorgenommene Modifikation eines ägyptischen Systems, und die heute in Deutschland verwendeten lateinischen Monate tragen "nur" die alten Namen, aber nicht die falsche Zahl. :lupe:
 
Was mit "römischer Kultur" gemeint ist - Aufhänger dieses Threads -, scheint den meisten klar zu sein.
eben!

z.B. fränkisch johlende Kriegsleute, verwurzelt im Gefolgschaftswsen, verstrickt in mörderische Blutfehden, großsspurig Galloromanen auspressend, dabei lieber in Katen auf dem Land als in städtischen Steinhäusern hausend - auch ohne "römische Kultur" erschöpfend zu definieren, lässt sich feststellen, dass diese Kriegsleute wenig mit der römischen Kultur zu tun hatten :):)

wie hieß es so schön? "unter gotischem Heil Kellner, schaff und zu fressen und zu saufen lassen sich würdige Versie nicht rezitieren" :):)
 
z.B. fränkisch johlende Kriegsleute, verwurzelt im Gefolgschaftswsen, verstrickt in mörderische Blutfehden, großsspurig Galloromanen auspressend, dabei lieber in Katen auf dem Land als in städtischen Steinhäusern hausend - auch ohne "römische Kultur" erschöpfend zu definieren, lässt sich feststellen, dass diese Kriegsleute wenig mit der römischen Kultur zu tun hatten :):)

Oder: Die gallo-römische Senatsaristokratie, unverändert auf ihren großen Gütern im Süden Frankreichs sitzend und nahezu monopolartig die Administration und Kirche bestimmend.
 
naja, die Blutrache etc war den Römern in allen Zeiten nicht unbekannt ...
Welche Strafe stand denn im "alten Rom" auf Mord?
Was drohte denn dem römischen Adligen, der eine einfache Römerin erst vergewaltigte und dann , zur Vertuschung der Tat/weil die so´n Geschrei machte, diese tötete???
 
naja, die Blutrache etc war den Römern in allen Zeiten nicht unbekannt ...
Welche Strafe stand denn im "alten Rom" auf Mord?
Was drohte denn dem römischen Adligen, der eine einfache Römerin erst vergewaltigte und dann , zur Vertuschung der Tat/weil die so´n Geschrei machte, diese tötete???
und was willst du damit zum Ausdruck bringen?
...willst du eventuell sagen, dass die merowingischen Kriegsleute sich in ihrer Rechtsauffassung, ihrer Mentalität, ihrem Verhalten, ihren Bräuchen dem Tacitus oder Ausonius zum verwechseln ähnelten, weil es bei den Römern auch Blutrache und Sanktionen (bis zur Todesstrafe) für Vergewaltigung gab? ...das wäre doch recht... absonderlich :winke:
 
nein, aber das Ende des Imperiums auch das Ende der (römischen )Kultur, liest sich wie am Ende des römischen Imperiums kam die große Barbarei ....
Es wird immer auf die Lichtseite er römischen Kultur geblickt, die im Schatten sieht man nicht, bzw die Schatten sieht man nicht ...
Deswegen die Frage nach den Schattenseiten, die ja bei den Merowinger in diesem Fall noch nicht einmal Rache herausgefordert hat, Blutgeld und gut ...
War das bei den Römern anders? Gabs da schon "Officialdelikte" wie später in karolingischer Zeit? Diese wären denn ja auch in der römischen Kultur begründet
 
na also - und trotz aller Bestrebungen der merowingischen Herrscher, zumindest verwaltungstechnisch provinzialrömische Standards zu bewahren, breitete sich im Merowingerreich (wie auch in den anderen neuen Reichen) ein nicht unerheblicher Grad der Barbarisierung aus. Darüber gibt es regalweise Literatur. Selbst in der mediterranen Welt (abgesehen von oströmischen Gebieten, da kam das später) blieb die Kultur der Romanitas nicht unverändert - freilich als Leitbild blieb sie, in der chrsitlichen Variante, bestehen.
 
Es mag ja sein, das es regalweise Literatur über die "Barbarisierung" nach dem Verfall des röm. Imperiums gibt, ich störe mich daran, Veränderungen als "Barbarisierung" im heutigen Sinne ,-also "Verrohung"-, zu bezeichnen. Das ist so wertend.
Auch die römische Gesellschaft verrohte ja zwischendurch öfter mal ...
Und jemanden ans Kreuz zu nageln , was ja nun auch römische Kultur war, sowas erschien denn wohl manchem Barbaren als "unmenschlich".
Was ja auch noch in Resten auf römische Tradition sich erhalten hat, die Mafia, das Klientelsystem. Die Mafia selbst ist ja sehr viel jünger, aber der Grundstein liegt ja wohl auch im Imperium. So etwas hatten wir hier in nem anderen Thread.( Kennt man jemanden, der einen vor Gericht vertritt, gut, hat die Gegenpartei den besseren , Pech.)
Und das sich eine Gesellschaft mit und ohne Imperium entwickelt, ist jetzt eigentlich üblich, normal....
Und das die Merowinger versucht haben, sich verwaltungstechnisch ins gemachte Nest zu setzen, nun, eine effektivere Möglichkeit zur Ausbeutung war damals unbekannt. Und das die einfachen Franken jetzt keine Lust hatten, sich ausnehmen zu lassen, würde ich jetzt nicht als barbarisch bezeichnen, eher menschlich.
 
Das Klientelsystem ist beleibe keine römische Eigenheit. Das hatten sowohl die noch nicht romanisierten Kelten und die Germanen und bestimmt noch weitere Völker.

Ich verstehe ausserdem nicht, was mit Ausbeutung genau gemeint ist. Das römische Staatswesen, wie auch das Mittelalterliche ändert sich doch gewaltig mit der Zeit.

Im spätrömischen Reich ist mit Diokletian zudem durchaus eine Sozialgesetzgebung zu erkennen.
 
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