Ich habe meine Erinnerung wieder etwas aufgefrischt:
1. Im 3. Jhr. v. Chr. tauchen vermehrt Abbildungen von Kavalleristen mit großem Rundschild (aspis) auf. Wann und wieso die Entwicklung gestartet hat, ist umstritten. Manche meinen, das verstärkte Auftreten tarentinischer Söldner, die schon immer einen Schild benutzten, ab 320 v. Chr. sei entscheidend gewesen. Ich folge hier Duncan Head, der die (Wieder-)Einführung des großen Reiterschildes mit Pyrrhos Erfahrungen in Italien verbindet und von einer Verbreitung ab den 270er Jahren ausgeht. Polybios (IV, 25) teilt mit, daß die griechische Kavallerie Schilde führt und sich die Römer daran ein Beispiel genommen haben. Pausanias schreibt, daß Pyrrhos Reiterschild in Argos als Trophäe blieb.
Da das hier off topic ist, belasse ich es mal dabei, siehe aber auch unten zur angeblichen Unmöglichkeit der Benutzung.
2. Markus Junkelmann (Die Reiter Roms, Teil II, S. 21) weist darauf hin, daß frühe Vasen aus der Archaik zwar oft Krieger mit aspis zeigen, denen ein Ungepanzerter das Pferd hinterherführt, oft aber auch Kampfszenen mit Reitern mit aspis und Stoßlanze gezeigt werden, wobei dann der ungepanzerte Jüngling mit Wurfspeeren, auch auf einem Pferd, in den Kampf eingreift. Man kann also auch von aufgesessenem Kampf mit Schild ausgehen. Da mich die Archaik kaum interessiert, habe ich allerdings leider keine Vasenbilder als Beispiele abgespeichert, vielleicht hat jemand anderer welche.
Junkelmann sagt weiter, daß die aspis auf dem Pferd nicht sonderlich schwer zu führen ist und weist zu Recht darauf hin, das runde und ovale römische Kavallerieschilde des 2. bis 5. Jhr. n. Chr. ungefähr gleiche Ausmaße und Gewichte wie aspides hatten (z.B. Durchmesser/Breiten von 92 bis 97 cm). Er hält die aspis ursprünglich evtl. sogar für einen Reiterschild (Die Reiter Roms, Teil III, S. 175).
3. Ich habe mal einen Versuch mit meiner aspis gemacht (allerdings nicht auf einem echten Pferd). Sie ist recht groß (96 cm Durchmesser, man findet Exemplare von 80 bis 100 cm Durchmesser) und entspricht für eine Replika sehr genau der orginalen suppentellerartigen Schildform (was leider selten ist). Allerdings ist sie viel zu schwer, 9,5 kg. Orginale werden auf 6 bis 8 kg geschätzt (z.B. Peter Conolly). Trotz des unrealistisch hohen Gewichts ist der Schild recht angenehm auch bei breitbeinigem Sitzen oder auf dem Fahrrad zu tragen. Er liegt mit dem oberen Innenrand auf der Schulter auf, unten am Oberschenkel an und schützt leicht schräg gestellt die gesamte linke Seite.
Viel unangenehmer als das Monster zu Fuß zu benutzen, kann der Einsatz auf dem Pferd nicht gewesen sein, solange man die Zügelführung beherrschte. Da ich außerdem immer generell der Ansicht bin, daß unsere Vorfahren keine Trottel waren, gehe ich davon aus, daß die bildlichen Quellen, die den Einsatz des Schildes zu Pferde zeigen, zutreffen.