Das ist schön.
Ich will aber noch was grundsätzliches zum Thema Verteidigungssystem anbringen.
Du postulierst ja ein weitreichendes rechtsrheinisches Verteidigungssystem, wohl mit vielen Lagern, Wällen, Gräben und was noch alles dazugehören mag.
Schau dir mal den Limes und seine verschiedenen Bauphasen an. Zu Beginn ist der Limes alles, aber kein tolles Verteidigungssystem. Und er war auch in keiner Phase eines, der dazu fähig war feindliche Armeen abzuhalten, wie es dein postuliertes System am Niederrhein gewesen sein soll.
Soweit ich das sehe (ich lasse mich aber gerne korrigieren) haben die Römer an keiner Grenze und zu keiner Zeit ein Verteidigungssystem errichtet, was die von dir geforderte Aufgabe hätte bewältigen können.
Es scheint durchaus so zu sein, dass deine Forderung nach einem rechtsrheinischen Verteidigungssystem vor allem eines ist: anachronistisch!
Ich konnte mich diesem Thema bisher nur theoretisch nähern, weil es noch keine gesicherten Untersuchungsergebnisse über die Klever Landwehr und der Gemarkung Römerrast gibt, deswegen musste ich als Grundlage meiner Forschung nachprüfen ob eine derartige Vorfeldsicherung Sinn machen würde und welchen Sinn sie gehabt hätte.
Dieses Verteidigungssystem welches ich
postuliere bestand nach meiner Ansicht aus zwei- maximal drei nicht allzu großen Lagern nördlich der Lippe, wobei eines dieser Lager an der Lippe in Höhe Schermbeck aufzufinden wäre, das andere an dem Standort welcher Ortelius als Aliso gedeutet hat (Römerrast) und vielleicht noch eines direkt am Rhein, in der Nähe des Eltener Berges (Da bin ich mir noch unsicher).
Weiterhin wäre dieses Grenzsystem schon errichtet worden als der eigentliche Limesausbau noch in weiter Ferne lag. Bei dieser vorgeschobenen Grenze hätte es sich um ein partielles Vereidigungsbauwerk an einem unsicheren Teil des Grenzabschnittes gehandelt ,welches erst in späteren Jahren als der Rhein als entgültige Grenze angenommen wurde, in den gesamten Limesausbau integriert wurde. Ob diese Wallanlage schon am Anfang derartig ausgebaut war, wie sie sich heute noch darstellt, ist für mich fraglich, denn Tacitus schreibt ja, dass die Grenzwälle unter Germanicus neu ausgebaut wurden, bzw. bestehende alte Grenzanlagen erneuert wurden. Sicher stellt es sich für mich in den Anfangsjahren als Provisorium mit einer Überwachungsfunktion des rechtsrheinischen Vorlandes dar, welches sicher nicht einen großen Vorstoß der Germanen abhalten konnte. Provisorium deshalb weil der Blick der Römer sich noch auf die Elbe richtete.
Hätten allerdings Germanenhorden die Absicht gehabt den Rhein zu überqueren, dann wäre dieses Vorhaben schon entdeckt worden, bevor diese Germanen den Rhein erreicht hätten, und eine frühzeitige Warnung hätte die Lager auf der linken Rheinseite erreichen können. In diesem Falle hätte der Gefahr direkt am Rhein vorbereitet entgegengewirkt werden können. Die Massierung der großen Legionslager und Alenkastelle am Niederrhein spiegeln die Gefahr wieder, derer sich die Römer an dieser Stelle der Grenze ausgesetzt fühlten. Selbst die direkt am Rhein liegenden Kastelle hätten unter diesen Vorraussetzungen noch eine gewisse Pufferzone vorgehalten, wie sie für die großen Kastelle am obergermanischen Limes üblich waren.
Dass die Klever Landwehr in der heutigen Form (hier ein Link zu der Karte von Major Le Coq,
http://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/kar-zoom/kar372.html die Landwehr ist deutlich und in ihrer ganzen Länge zu erkennen) untypisch für ein römisches Grenzbauwerk war, ist nur bedingt richtig. Teile des Hadrianwalles wurden mit einen ähnlichen Wallsystem gesichert. Die Bauart der einzelnen Grenzabschnitte zum Römischen Reich wurden immer nach dem Bedarf orientiert errichtet. In seinem Endausbau zeigte sich die Klever Landwehr auch nicht von einheitlicher Bauart sondern es gab an bestimmten Stellen mehrere, in wenigen Kilometern Abstand parallel verlaufende Wallanlagen und auf anderen Teilabschnitten eine einzige Wallgrenze.
Gruß maelo