Der Speer hatte meines bescheidenen Amateurwissens den Nachteil, dass man mit ihm allein selten zum Abschluß
kam. Auf einen geworfenen Speer folgte so gut wie immer die Notwendigkeit des infights. Das galt auch für die Jagd. Man kann heute noch in den Dokus über Naturvölker beobachten, dass die Jagd mit dem Speer idR mit einer langen Nachsuche einhergeht.
Wie das auch bei den römischen Pila noch der Fall war. Von dem jeweils zwei benutzt wurden. Das leichte Pilum
hatte den Zweck, den Schild des Gegners zu beschweren, damit dieser nach außen klappte. Mit dem schweren
Pilum, der am Schaft ein Gewicht von 4kg und mehr hatte wurde dann aus kurzer Distanz in den Solarplexus
abgeschlossen, aber oft genug musste man noch mit dem Gladius fortsetzen. Gewiss eindrucksvoll, aber eigentlich
sehr aufwändig.
Die letzte Evolutionsstufe des Pilum war meines Wissens die Plumbata, ein überschwerer verkürzter "Dartpfeil" mit
Flügeln, der durchaus bis ins Spätmittelalter verwendet wurde, vor allem gegen Pferde.
Hellebarden wurden je nach Bauweise auch geschleudert, auf sehr kurze Distanz mit verheerender Wirkung. So
sie dafür konstruiert waren. Ich hab ein etwas freakiges yt Video gesehen, da hat so ein "Reenacter" mit einer auf kurze Distanz geschleuderter Hellebarde ein Schwein halbiert.
Und später im Bajonettangriff wurde sehr wohl auch geworfen. Dass eine schlanke Brown Bess dafür möglicherweise
besser geeignet war, als ein Karabiner 98k übersteigt aber mein Amateurwissen.
Der klassische Speer hatte den entscheidenen Nachteil, dass er zurückgeworfen werden konnte. Die römischen Pila
ausgenommen, deren Spitzen sich verformten, damit dies nicht geschah. Aber da ging nach meinem Kenntnisstand auch in der Spätantike das Wissen wieder verloren. Wie man einen durchschlagskräftigen Wurfspieß herstellt, der sich trotzdem an den Sollbruchstellen verbog.
OT funfact: in der Spätantike ging auch das Wissen um die Vorteile eines linken und rechten Schuhs verloren. Für die Römer noch selbstverständlich, vollführte Louis XIV seine Staatstänze in zwei exakt gleichen Schuhen ..man kann wohl von einem Jahrtausend der Fußschmerzen sprechen, bevor dieses Wissen neu entdeckt wurde.
Eine Hypothese wäre noch, dass die Ausbildung eines treffsicheren Speerwerfers gewiss nicht kürzer war, als die eines Bogenschützen. Damit dürfte die Entscheidung leicht gefallen sein.
Langer Umschweife, kurzer Sinn: man muss sich ja nur den Körpereinsatz bei den olympischen Spielen anschauen. So ein Speerwurf ist offensichtlich erschöpfend.
Ja, geil wärs natürlich könnte man seinem urzeitlichen Widersacher mit einem olympischen high tech Speer "aufwarten"
(und so lange von ihm gefoltert wird, bis man die Nano Fiberglasschichten für seine Leute nachbauen kann)