Deutsche Einigung

Hallo Leute
Ich hab vor kurzem mal was im Fernsehen gesehn (weis leider nicht mehr wo und wann) und konnte es eigentlich nicht so recht glauben, deshalb wollte ich fragen, ob ihr dazu vielleicht was wisst
Dort hieß es, dass die Regierungen der BRD und der DDR schon vor 1990 (70er und 80er) geheime Gespräche über eine deutsche Wiedervereinigung führten, ohne die Siegermächte des 2WK darum zu fragen. Sie wollten - so hab ich es verstanden - praktisch einfach die Wiedervereinigung verkünden und die USA, Frankreich, GB und SU häten davon nichts gewusst und ganz schön blöd dargestanden. Wegen diverser Probleme (ich denke man befürchtete einen Militärschlag der SU) wurde jedoch nicht wirklich was daraus und man wartete bis hin zum 3. Oktober 1990.

Habt ihr auch schon mal irgendwie davon gehört?
Oder habt ihr eine Internetseite oder einen Link???

Gruß
Deutschritter
 
Ich bezweifle, dass es so einen Plan gegeben hat, da die Alliierten noch immer über ein Mittspracherecht besasen, wenn es um ganz Deutschland ging.
Erst mit den 2+4 Verträgen wurde dem vereinigtem Deuschland die volle Souveranität gewährt. Außerdem wäre eine Wiedervereinigung ohne Konsultation der SU ein Affront gegen diese gewesen und ein Konflikt wollten alle vermeiden.
 
Welches Interesse sollte denn bitte in den siebziger oder achtziger Jahren die Regierung der DDR an der Wiedervereinigung gehabt haben???

Das ist wohl ziemlicher Blödsinn...
 
dass es blödsinn ist, habe ich ja auch erst gedacht und bezweifle ich auch nicht. Tatsache ist aber, dass ich eine doku darüber gesehen habe und dass es da so geschildert wurde!
 
das körnchen wahrheit in diesen aussagen könnten die bundesrepublikanischen großkredite an die DDR sein (1983?, auf jeden fall vermittelt durch bayerischen ministerpräsidenten f.j. strauß) ... was im effekt zu einer deutsch-deutschen annhäherung, zugeständnissen der DDR führte und langfristig auch die ereignisse von 1989/90 vorbereitet hat

Ach ja, und außerdem gab es bei der raketenstationierung anfang der 80er auch gemeinsame interessen beider deutscher staaten

eine wiedervereinigung wäre in den 80ern zwangsläufig nach westlichen bedingungen erfolgt, und die konnte man nur durchsetzen, wenn die sowjetunion zur vertretung ihrer interessen nicht mehr effektiv fähig gewesen wäre ... also kurz gesagt der zustand, den sie 1989 erreicht hatte.
 
Zuletzt bearbeitet:
29. Jun 1983: Die Bundesregierung beschließt eine Bundesbürgschaft für einen Kredit in Höhe von einer Milliarde DM, den die DDR bei westdeutschen Banken aufnehmen will. Der Kredit ist in den zurückliegenden Wochen von Alexander Schalck-Golodkowski als Beauftragtem der DDR und Franz Josef Strauß eingefädelt worden. Ein förmliches Junktim zwischen der Kreditgewährung und menschlichen Erleichterungen wird nicht hergestellt, allerdings entsprechende mündliche Absprachen getroffen. Die DDR gesteht Erleichterungen im Reise- und Besucherverkehr sowie eine "großzügigere" Genehmigungspraxis bei Ausreiseanträgen ihrer Bürger zu; die Zahl der legalen, genehmigten Übersiedlungen steigt von 7.729 1983 auf 34.982 im Jahr 1984 an. Daneben verdoppelt die DDR 1984 und 1985 den Export von politischen Häftlingen in die Bundesrepublik (1983: 1.105; 1984: 2.236; 1985: 2.676).

http://www.chronik-der-mauer.de/index.php/chronik/1983/
 
heinz schrieb:
War da tatsächlich die Bundesregierung daran beteiligt oder war das ein Alleingang von FJS?:confused:

So einfach wie in der ehem. DDR konnte auch ein hochrangiger Bundespolitiker über die Staats-Penunzen nicht verfügen:

Als die DDR bereits am Boden schien, fädelte Franz Josef Strauss einen Milliardenkredit für die DDR ein. Zuvor allerdings verlangte er eine Grenzabfertigung ohne Schikanen. Als die Umsetzung des Gewünschten vom Bundesgrenzschutz und der Bayerischen Grenzpolizei bestätigt wurde, begann die ernste Phase der Verhandlungen. Honecker bot den Abbau der Selbstschussanlagen an der innerdeutschen Grenze, erleichterte Familienzusammenführungen, Verbesserungen im Reiseverkehr und weitere Gegenleistungen an. 1983 wurde man handelseinig. Auf DDR-Seite wurde der Milliardenkredit von Honecker und Mittag einfach verfügt. Es gab weder in Politbüro nach Ministerrat einen Beschluss. 1984 folgte ein zweiter Milliardenkredit, der erneut durch eine Bundesbürgschaft der Regierung Kohl abgesichert war. Das Geld wurde nicht etwa ausgegeben, sondern gehortet. Die DDR wollte nie mehr in den Ruf eines bankrotten Schuldners kommen.

http://www.cosmopolis.ch/cosmo47/erich_honecker_6.htm
 
Mercy schrieb:
...Als die DDR bereits am Boden schien, fädelte Franz Josef Strauss einen Milliardenkredit für die DDR ein. ...1984 folgte ein zweiter Milliardenkredit, der erneut durch eine Bundesbürgschaft der Regierung Kohl abgesichert war. Das Geld wurde nicht etwa ausgegeben, sondern gehortet. Die DDR wollte nie mehr in den Ruf eines bankrotten Schuldners kommen.

http://www.cosmopolis.ch/cosmo47/erich_honecker_6.htm

Eine m. E. interessante, andere Bewertung der wirtschaftlichen Lage der DDR im Jahr 1989 findet sich hier

http://www.jungewelt.de/2004/10-30/004.php

Dort gibt's übrigens eine ganze Serie zu verschiedenen Problemen der Wendezeit.
 
Mercy schrieb:
Eine Erklärung indes, weshalb die DDR sich einen Kredit mit politischen Zugeständnissen erkaufen musste, bietet der Beitrag nicht.

Das ist doch der Punkt.

Hier mit Statistiken hin und her zurechnen führt nicht weiter. Wer in den 80ern in die DDR kam, hat doch gesehen was los war. Die Städte waren am zerfallen in einem Ausmass das mittlerweile gar nicht mehr vorstellbar ist. Die Infrastruktur war hinüber von A bis Z.

Natürlich musste die DDR in einem wesentlich höheren Rahmen für den verlorenen Krieg bezahlen.
Das Land totgewirtschaftet hat aber das System. Die haben dem Volk auf dem Stand von 1932 die drängendsten Probleme gelöst: 100% sichere Arbeitsplätze, äußerst billige Grundnahrungsmittel und höchstens symbolische Mieten. Damit hat 1. das Geld für Investitionen gefehlt und 2. jede Notwendigkeit, es hat ja nichts gebracht, die Leute musste man ja eh weiterbeschäftigen. Und schließlich hat sogar das Geld für Reparaturen gefehlt.
Und das Volk der Werktätigen war auch unzufrieden, denn der Stand von 1932 war nicht der von 1985. Zur ganz großen Überraschung der Herren Honecker und Mielke (ich liebe euch doch alle)

Womit auch erklärt ist, warum eine Diktatur niemals auf Dauer funktionieren kann: weil die Herrschenden nicht mehr weiter- oder dazulernen.

Grüße Repo
 
Mercy schrieb:
So einfach wie in der ehem. DDR konnte auch ein hochrangiger Bundespolitiker über die Staats-Penunzen nicht verfügen:

1984 folgte ein zweiter Milliardenkredit, der erneut durch eine Bundesbürgschaft der Regierung Kohl abgesichert war. Das Geld wurde nicht etwa ausgegeben, sondern gehortet. Die DDR wollte nie mehr in den Ruf eines bankrotten Schuldners kommen.
[/I]
http://www.cosmopolis.ch/cosmo47/erich_honecker_6.htm

Lieber Mercy,

dann hat also die Kohl-Regierung sich indirekt für den Erhalt der DDR eingesetzt?:confused:
 
heinz schrieb:
Lieber Mercy,

dann hat also die Kohl-Regierung sich indirekt für den Erhalt der DDR eingesetzt?:confused:

Lieber Heinz,

Es musste m. E. darum gehen, einen Wandel in den dt.-dt. Beziehungen und damit potenziell auch innerhalb der DDR (s. Egon Bahr 1963 "Wandel durch Annäherung") auf friedlicher Basis - nicht wie Adenauer durch eine "Politik der Stärke" - zu bewirken, und dazu waren relativ stabile politische und wirtschaftliche Bedingungen in der DDR notwendig.
(Das ist Dialektik!)

Viele Grüße
Klaus
 
heinz schrieb:
Lieber Mercy,

dann hat also die Kohl-Regierung sich indirekt für den Erhalt der DDR eingesetzt?:confused:

Wundert mich dass Du Dich daran nicht erinnerst Heinz.

Tatsache F.-J. Strauss hats eingefädelt und H. Kohl die Bundesbürgschaft dahinter gesetzt.

Wie Klaus P. schon geschrieben hat, ein anschauliches Beispiel für den Unterschied zwischen Real-Politik und Parteitags-Reden.
Aber auch in der BRD-Bevölkerung herrschte die Meinung vor, dass dieses Geld besser angelegt war, wie manche andere Milliarde. (SS20, Pershing2)

Grüße Repo
 
Klaus P. schrieb:
Es musste m. E. darum gehen, einen Wandel in den dt.-dt. Beziehungen und damit potenziell auch innerhalb der DDR (s. Egon Bahr 1963 "Wandel durch Annäherung") auf friedlicher Basis - nicht wie Adenauer durch eine "Politik der Stärke" - zu bewirken

Wäre diese Politik auch schon zu Adenauers Zeiten (1953, 1956) realistisch gewesen?
 
Lieber Klaus und lieber Repo,

damit wurde anscheinend die Ostpolitik der sozial-liberalen Regierung fugenlos fortgesetzt.:)
Lieber Mercy,
das wäre auch schon zu Adenauers Zeiten möglich gewesen. Geld stinkt nicht und es ist traurig, dass es erst zum Mauerbau kommen mußte, um eine neue Politik gegenüber dem Osten aufzunehmen.:grübel:
 
Mercy schrieb:
Wäre diese Politik auch schon zu Adenauers Zeiten (1953, 1956) realistisch gewesen?

Die UdSSR hatte zwischen 1952 und 1961 eine Reihe von Versuchen gestartet, einen Friedensvertrag für ein geeintes, parlamentarisch-demokratisches, allerdings politisch neutrales Deutschland vorzulegen.
Aufgrund der politischen Vorbehalte gegenüber der UdSSR und des vorherrschenden westdeutschen Strebens nach Westintegration sind meines Wissens ernsthafte Sondierungen bezüglich der sowjetischen Pläne nicht einmal in Erwägung gezogen worden, und zwar weder von den Westalliierten noch den verantwortlichen westdeutschen Politikern.
Ich glaube, es spricht Einiges dafür, dass die Sowjets zeitweise durchaus interessiert waren.
Das Beispiel hinkt zwar, aber in Österreich hat es ja funktioniert.
 
Klaus P. schrieb:
Ich glaube, es spricht Einiges dafür, dass die Sowjets zeitweise durchaus interessiert waren.
Das Beispiel hinkt zwar, aber in Österreich hat es ja funktioniert.

Das mit dem Hinken hast du schon richtig erkannt. Adenauer war zwar ein Fuchs, aber für eine solche Politik gab es zu dieser Zeit in der BRD keine Mehrheit. Die SPD hat auch bis 1969 für das neue Paradigma gebraucht.
 
Mercy schrieb:
Eine Erklärung indes, weshalb die DDR sich einen Kredit mit politischen Zugeständnissen erkaufen musste, bietet der Beitrag nicht.

Weil die westdeutschen Kredite einmalig günstig waren ...die DDR hätte sich nirgendwo sonst Geld zu einem derart niedrigen Zinssatz leihen können (hatte auch keinen freien Zugang zu internationalen Kapitalmärkten) ... dafür waren halt politische gegenleistungen im paket (ob das aus Ostberliner Sicht jetzt gute Politik war, sei dahingestellt)

PS: Adenauer hat doch auch Wiederbewaffnung und Westanbindung gegen gewissen Widerstände durchsetzen können ...

PPS: War die Ostpolitik 1969 ff. ein Ende der Konfrontation, oder nicht vielmehr nur wechsel der Methode im Kampf gegen den Osten? (brandt und bahr waren nicht zufällig in westberlin musterbeispiele eines "kalten kriegers")
 
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