Ein wichtiger Punkt: In den 60er Jahren fanden die meisten Prozesse gegen NS-Straftäter statt, vorher miusste die bundesdeutsche Justiz in diesen Fällen meist zum Jagen getragen werden.
Richtig! Es war im wesentlichen die kritische Öffentlichkeit einer erwachsen werdenden bundesrepublikanischen Zivilgesellschaft, die zum "Jagen trug" wie bei Reichel u.a. dargestellt (P.Reichel, H. Schmid, P. Steinbach Hrsg.: Der Nationalsozialismus - Die zweite Geschichte. Überwindung - Deutung - Erinnerung)
Und diese kritische Öffentlichkeit war ein vielschichtiges soziales und politisches Phänomen - wie beispielswiese "Mehr Demokratie wagen" (W. Brandt) - , das sich u.a. aus dem studentischen Protest der Apo speiste und sich unter dem generalisierenden Oberbegriff der "68" subsumieren läßt.
In diesem Sinne waren die "68" er ein wichtiger kollektiver politischer Akteur!
Wobei mit den "68" eher eine Generation bezeichnet wird, die sich als "Generationslagerung" (K. Mannheim) von der "Skeptischen Generation" (H. Schelsky) abgrenzt. Und diese Generation war mehr als nur der studentische Protest. Zusätzlich wirkten sich die "68"er umittelbar "stilbildend" auf die politische Kultur in der Bundesrepunlik aus, wie beispielsweise die damalige Studie von G. Lederer "Jugend und Autorität" deutlich belegt.
Darüber hinaus speiste sich aus der Generation der "68" personell und organisatorisch u.a. auch die Anti-AKW-Bewegung, die Bürgerinitiativ-Bewegung, wie insgesamt die "Neue Soziale Bewegung" (NSB) und zudem die Neugründung der Alternativen Liste / die Grünen.
In dieser politisch so relevanten Phase entwickelte sich die Demokratie in der Bundesrepublik im Sinne einer aktiven Partizipation und der zunehmend aktiven Teilhabe an den demokratischen Institutionen und die Indikatoren für den Grad der Demokratisierung erreichten in den achtziger Jahren relative Höchstwerte, wie die damals wichtige komparative Studie von Barnes und Kaase (Political Action) feststellte.
Auch basierend auf dem parallel stattfindenden "Wertewandel", den R. Inglehart (The silent Revolution) für die westlichen Industriestaaten erkannt hatte.
Diese soziale oder politische Bewegung der "68" er hatte sicherlich ihre Widersprüche und sicherlich war manches - aus heutiger Sicht -überzeichnend, aber es war vermutlich eine notwendige "Modernisierung", die autoritäre Restbestände hinterfragte, um eine demokratische Tradition - mit - zu begründen wie auch bei @"Ingeborg" bereits ausgeführt!
Der dann in bestimmten Bereichen sehr deutlich und sehr erfolgreich widersprochen wurde, wie beispielsweise Dubiel zeigt (Was ist Neokonservatismus?)
Was blieb unterm Strich? Die Erkenntis in Teilen der Gesellschaft, dass sich eine Demokratie bei ihren politische Entscheidungen dem informierten und aufgeklärten Bürger stellen sollte, um eine deutlich Unterstützung für das politische System zu erreichen. Und dieses basiert auf einer kompetente, rationalen - im besten Fall - Beurteilung (Wahl etc.) und auf der Möglichkeit, sich im Rahmen pluraler Medien zu informieren (vgl. J. Habermas: Strukturwandel der Öffentlichkeit).