Guten Morgen. Mich überzeugt die Erklärung der Konkurrenz anderer Mühlenproduktionen noch nicht. Auch gegen Osten konkurrierte der Mayener Phono-Tephrit mit Vogelsberger Olynth und anderen lokaleren Steinbruchprodukten.
Eigene Korrektur: da ist bei mir etwas durcheinander geraten.

In Thüringen und Bayern wurden Bruchstücke von olynthischen Mühlen gefunden (hat nix mit dem Nasenspray zu tun) - ein früher Typus von Getreidemühlen, der - auf eine frühe Verbindung nach Griechenland? schließen lässt - passt ein wenig zum Strang keltische Söldner in Alexanders Heer? - St. Wefers, Neue Mühlen aus dem Osten: „Olynthische Mühlen“ auch in Thüringen und Bayern.

Konkurrierendes Mühlenmaterial aus dem Vogelsberg ist jedoch Olivinbasalt (und Tholeiit), außerdem Rhyolit von Groß-Umstadt (Südhessen).

Zu konkurrierenden gallischen Produkten (und deren Verwendung durch römisches Militär schon im Gallischen Krieg) Funde aus Hermeskeil

Karte aus: Fritz Mangartz, Römischer Basaltlava-Abbau zwischen Eifel und Rhein, Monographien des RGZM Nr.75
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Hat sich Basalt besonders für die Verarbeitung zu Mühlsteinen geeignet?
Und wurden ausgerechnet schwere Mühlsteine häufig über weite Entfernungen gehandelt?
 
Hat sich Basalt besonders für die Verarbeitung zu Mühlsteinen geeignet?
Und wurden ausgerechnet schwere Mühlsteine häufig über weite Entfernungen gehandelt?
Zur ersten Frage: das ist richtg.
Geringer Abrieb, natürliche Porösität sprechen für Basaltlava. Unter Porosität ist die Raumausfüllung eines Gesteins zu verstehen, wie viele Hohlräume im Vergleich zur Masse vorhanden sind. Durch sie wird eine gewisse Rauigkeit auf der Mahlfläche durch immer wieder neu angeschnittene Hohlräume mit scharfen Kanten gewährleistet. Sie sind erforderlich, damit das Mahlgut an den Kanten hängen bleibt und aufgerissen wird. Eben so wie die Porosität können auch bestimmte möglichst kleine Kristalle für eine fortdauernde Rauigkeit sorgen. Sie können z.B innerhalb herausgewitterter Hohlräume gewachsen sein und fördern durch ihre scharfkantigen Kristallstrukturen das Aufreißen des Mahlguts. Durch die Homogenität des Gesteins wird auch das Mahlgut homogener, eine ausreichende Härte des Steins sorgt für wenig Abrieb, die Steine müssen weniger gewartet (nachgeschärft) werden.
Als Ötzis Gebiss untersucht wurde, wurde festgestellt, dass der mineralische Abrieb beim Zerreiben/Mahlen des Getreides im Getreideschrot gelandet ist, und die Zähne geschädigt/abgeschliffen hatte. Basaltlavasteine wurden für die Herstellung von Mühlen vorgezogen, gefolgt von quarzitreichen Sandsteinen, Plutonite: Rhyolith, Granit, Gneis, am Schluss Kalkstein.

Zur zweiten Frage: Nur die qualitativ hochwertigen. Für die Mühlsteinbrüche des Römischen Reichs deuten sich mit Handelsdistanzen von maximal 820 km (für graue poröse Laven), 1350km (für Ignimbrite aus Mulargia, Sardinien) und 1500km (für Leucitite aus Orvieto/I) weite Exportreichweiten an. Orvieto, zusammen mit dem Umschlagplatz / Hafen Pagliano, versorgte schon in etruskischer Zeit (Orvieto ist wahrscheinlich römisch Volsinii (etruskisch Velsuna oder Velszna) nicht nur Mittelitalien, schon im 4.Jahhundert v.Chr. erreichte der Export den westlichen Mittelmeerraum. Schwerpunkt war jedoch das ganze italienische Festland. Quelle: RÖMISCHE MÜHLSTEINBRÜCHE MIT ÜBERREGIONALER BEDEUTUNG AN VULKANITEN

Im Mayener Revier erzeugte Mühlsteine vom Typ Brillerej waren nicht nur wegen des porösen Materials leichter als gleichgroße Mühlsteine aus Sandstein, die Unterlieger wurden auf der Bodenseite ausgehöhlt, was das Stapeln erleichterte und das Gewicht noch weiter senkte.
In der Spätlatènezeit wurden jedoch nicht alle Orte von Exporten erreicht. Zum Beispiel wurden die Mühlen für die Altenburg bei Niedenstein (Nordhessen) im Borkener Steinbruch hergestellt, auch das Oppidum Steinsburg in Thüringen versorgte sich weitgehend selbst aus lokaler Produktion (Sandstein). Erstaunlich ist, dass in Bad Nauheim sehr viel weniger Exportmühlen wie in den nahen Zentralorten gefunden wurden, obwohl die beiden Oppida Heidetränke und Dünsberg nicht sehr weit entfernt sind. In der Industriesiedlung Bad Nauheim wurden wahrscheinlich lokal Mühlen aus Olivinbasalt produziert.

Beim Steinburg-Oppidum ist interessant, dass ein Teil der Mühlen aus Rhyolith vom Thüringer Wald sind, und von den Abmessungen und Material Manchinger Mühlen entsprechen - möglicherweise aus der selben Werkstatt, regional eingegrenzt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Steinbrüchen bei Crawinkel/Borzel. (Quelle S. Wefers, Mühlen im Kontext der Siedlungen). Die lokalen Produktionen wurden nur zwischen 25 und 80 km verhandelt. Möglicherweise waren sie den von Spezialisten hergestellten Mühlen für den Export in der Anfertigung unterlegen.

Unten latènezeitliche Mühlenfunde aus der offenen Produktionssiedlung Bad Nauheim
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