Die Kaiserlich Taxis' sche Post

Andronikos

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Die Familiengeschichte derer von Thurn und Taxis lässt sich bis in das frühe 12. Jahrhundert zurückverfolgen, damals noch unter dem Namen Torriani bzw. della Torre (dt.: Turm bzw. Thurn). Im darauf folgenden Jahrhundert verliert dieses lombardische Geschlecht den Kampf um die Herrschaft in Mailand mit den Visconti und muss sich in eine Burg auf dem Berg Tasso (italienisch für Dachs; in ihrem Wappen zu sehen) bei Bergamo zurückziehen. Seit etwa 1450 betreiben die Tassis (dt.: Taxis), wie sie sich nun nennen, den wichtigen Kurierdienst für die wirtschaftlich blühenden italienischen Staaten, so Venedig und Mailand aber auch den Kirchenstaat. Ende des 15. Jahrhunderts steht der habsburgische Thronfolger, der spätere Kaiser Maximilian I. vor dem Problem eine ständige Verbindung zwischen seinen beiden Residenzen Brüssel und Innsbruck einzurichten. Deshalb beauftragt er den in Norditalien damit schon erfahrenen Franz von Taxis 1490 mit der Errichtung dieser Verbindung. Es werden auf dieser Strecke in regelmäßigen Abständen Stationen (Posten) eingerichtet, an denen die Pferde gewechselt werden können. Auf diese Weise steigerte sich die durchschnittliche Entfernung, die ein reitender Bote pro Tag zurücklegen kann von 25 auf über 150 km. Die Strecke Brüssel – Innsbruck konnte so in nur 5½ Tagen bewältigt werden. Der Ursprung des deutschen Wortes Post ist deshalb auf eben diese Pferdewechselstationen zurückzuführen. Er geht auf die lateinische Bezeichnung posita = Standort (für den Pferdewechsel) zurück.

1491 wird Franz von Taxis für seinen Erfolg von Maximilian mit dem Titel „obrister Postmeister“ geehrt. Diese erste Postverbindung wurde bald nach Italien und Wien verlängert und 1516, hauptsächlich um die Kosten zu senken, auch für die öffentliche Benutzung freigegeben. In der Folgezeit wird das Postnetz auch in Spanien, Frankreich, den Niederlanden, dem Deutschen Reich und Italien ausgebaut. Aus den bloßen Pferdewechselstationen werden nach und nach richtige Servicestationen, an denen jeder der es sich leisten kann seine Korrespondenz aufgeben kann. Sein Eintreffen an der nächsten Station kündigte der Postreiter immer mit einem Horn, dem heute so genannten Posthorn, an. Aufgrund des Besucherverkehrs im Gebäude der Poststation entstand in vielen Fällen auch gleichzeitig ein Gasthof. Das kann man auch heute noch an den vielen Gasthöfen „Zur Post“ sehen. Im Jahre 1595 beansprucht Kaiser Rudolf II. das Postregal, also das Recht die Post einzurichten und zu unterhalten, für sich und vergibt es für das gesamte Deutsche Reich als Lehen an Leonhard I. von Taxis. Dieses kaiserliche Recht wurde zwar von einigen deutschen Staaten, besonders Kurbrandenburg/ Preussen und Kursachsen nie anerkannt, doch in großen Teilen Deutschlands lief der Ausbau der Kaiserlich Taxis´schen Postorganisation und damit auch der gesellschaftliche Aufstieg der Familie Taxis problemlos. Bis 1806 bleibt ihr Einfluss auf die Entwicklung des Postwesens im habsburgischen Europa bestimmend.

1608 wird Leonhard von Kaiser Rudolf II. zu einem Reichsfreiherren ernannt und 1615 bekommt die Familie das Postwesen als Erblehen im Mannesstamme. Lamoral von Taxis und seine Nachfolger tragen von nun an den Titel Reichserbgeneralpostmeister. 1624 wird er dann in den Grafenstand erhoben und ab 1650 darf sich die Familie mit kaiserlicher Genehmigung Thurn und Taxis nennen. Zu dieser Zeit wird in ihrer Post eine Neuerung eingeführt – die Postkutsche. Wegen der schlechten Straßen ist das Reisen damit noch sehr unbequem, das bessert sich erst als die eigentliche Kutsche, ein gefederter Wagen mit gepolsterten Sitzen, am Ende des 17. Jahrhunderts eingeführt wird. Im Jahre 1695 ernennt Kaiser Leopold I. Eugen Alexander von Thurn und Taxis zum Reichsfürsten. 1748 erreicht die Entwicklung der Taxis`schen Post ihren Höhepunkt, sie hat Stationen in ganz Süd- und Westdeutschland außerdem in Teilen Mitteldeutschlands, in den Bistümern Westfalens und in den Reichs- und Hansestädten. Außerdem wird in diesem Jahr Fürst Alexander Ferdinand Prinzipalkommissar, d.h. kaiserlicher Repräsentant am immerwährenden Reichstag zu Regensburg, ein sehr prestigeträchtiges Amt, welches die Familie bis zum Ende des alten Deutschen Reiches behalten sollte. Dieses Amt machte den Umzug der Familie von Frankfurt nach Regensburg notwendig. Mit dem Ende des Deutschen Reiches 1806 erlöschen jedoch sämtliche Verträge mit dem Reich und die Postorganisation steht vor dem Aus, da die nun selbstständigen deutschen Teilstaaten eigene Landesposten aufbauen, bzw. weiter ausbauen. Die Rettung kommt jedoch weil viele der neuen Klein- und Kleinststaaten den finanziellen Aufwand dafür sparen wollen und ihre Postversorgung wiederum als Lehen an die Taxis`sche Post geben. So versorgt ihre Post in der Folge insgesamt 19 Provinzen mit den hessischen und thüringischen Staaten, Hohenzollern, Lippe, Frankfurt, und den Hansestädten Hamburg, Bremen und Lübeck. Durch den Beitritt zum Deutsch-Österreichischen-Postvertrag 1850 verpflichtet man sich zur Ausgabe von Briefmarken, die erstmals 1852 erscheinen. Da in ihrem Postgebiet zwei verschiedene Währungen gelten, wurden Ausgaben in Silbergroschen im Norden und in Kreuzern im Süden notwendig. Das Ende der privaten Posthoheit der Thurn und Taxis kam erst mit der Niederlage Österreichs im Krieg mit Preussen im Jahre 1866. Unter der Drohung einer Enteignung stimmten sie einer Abfindung in Höhe von 3 Millionen Thalern zu. Damit ging ihre Postorganisation zum 1.Juli 1867 in das Eigentum Preussens und ab 1871 der Reichspost über.
 
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