Die Ketten des Claes Heinenzoon (Herold von Jülich-Geldern)

muck

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Aus dem Armorial Gelre (f.122r).
Was hat es mit den Ketten auf sich, die er hält? In manchen mittelalterlichen Manuskripten sieht man ja Personen (häufig Ehefrauen und Dienstmannen) gespannte Ketten halten, die ihre Zugehörigkeit zu ihrem Herrn verdeutlichen sollen. Diese Ketten scheinen mir aber zerbrochen zu sein. Leider findet sich auf den vorherigen Seiten kein erhellender Text.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das Ding da mittig vom Gürtel herab hängend, ist das ne Art Vorläufer eines Airbag bei der Safety-Demo, speziell zum Schutz besonders empfindlicher Stelle.

Aber Spaß beiseite - was ist das? Muss beim Gehen geschweige denn Rennen doch recht unpraktisch sein, erst recht wenn man ne Strumpfhose trägt.
 
Auf der Webseite der Maelwael Van Lymborch Studies Foundation gibt es eine interessante These dazu:
Eine Erklärung könnte sein, dass er ursprünglich der Herold von Geldern war und Herzogin Mechteld von Geldern diente. Nachdem diese 1377 den Kampf um den Herzogstitel gegen Wilhelm I. verloren hatte, trat Heynenzoon in den Dienst des neuen Herzogs. Mit anderen Worten, die Kette seiner Beschäftigung beim ehemaligen Führer des Herzogtums wurde unterbrochen und dann wiederhergestellt, er blieb der Herold von Gelre.

Mir scheint das plausibel.
Er kam ja vermutlich mit seinem ersten Dienstherrn Johann von Châtillon-Blois nach Geldern, der die dortige Mechthild heiratete und bekam dann im Erbfolgekrieg einen neuen Chef aus dem Haus Jülich.
Vielleicht wusste er bei der Entstehung der Zeichnung nicht, zu welcher Partei im Erbfolgekrieg um Geldern er gerade verbunden war.
Möglich wäre auch, dass er in Geldern keine Zukunft mehr sah, denn bei beiden Parteien gab es keine Nachkommen.

So fühlte er sich vielleicht um die Jahrhundertwende 1399/1400 "unchained", als er an den Hof des Herzogs von Straubing-Holland wechselte und sich neu Herold Beyeren nannte, wobei das weniger in Frage kommt, da er auf der Zeichnung ja noch das Wappen von Geldern als Umhang trägt.
 
Im Anhang zu seiner PhD Thesis gibt der Autor Colenbrander 2006 einen Überblick über alle bisher aufgestellten Thesen, was die Ketten anbelangt.

Neben den bereits erwähnten Möglichkeiten, sind manche der Ansicht, es könnte sich um die Ketten handeln, die ein Herold bei Turnieren um den Turnierplatz spannte oder andere Bräuche in Zusammenhang mit Turnieren.
Der Autor selbst vertritt die Meinung, dass es sich nicht um eine zerrissene Kette handelt. Vielmehr sollen sich an den beiden Enden der Ketten ursprünglich zwei Wappen oder Wappentiere befunden haben und es sich darum um eine zwei Wappen vereinende Darstellung gehandelt haben müsse. Er schlägt vor, dass es sich bei den möglicherweise fehlenden Wappen und/oder Wappentieren um die des Rainald (Jülich-Geldern) – Wikipedia und seines Cousins Adolf (Jülich-Berg) – Wikipedia handelte, die beide als Ehrengäste bei einem Empfang 1413 am Hof in Geldern erschienen.

(niederländisch, Seite 377 ff)

Bei so vielen Thesen, meine eigene noch dazu: Das ist die Kette von Damiette! Die Legende, dass ein holländisches Schiff aus Harleem die Kette von Damiette sprengte, entstand just in dieser Zeit und entwickelte sich bald zu einem Mythos.
Ich weiß zwar nichts über den Verbleib dieser Kette, aber vielleicht beanspruchte damals der Herold, wenn auch nur zur Erheiterung, im Besitz der Kette zu sein.
 
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