"Die Rente ist sicher" - und andere historische Wahlslogans

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Mit dem Spruch "Die Rente ist sicher" verbindet wohl jeder Norbert Blüm. Der einzige Minister, der allen Kabinetten Kohls angehört hat. Und vermutlich der nachhaltigste Wahlslogan in der deutschen Geschichte.

Dass die Renten sicher seien, sagte Blüm erstmals im BT-Wahlkampf 1986/87. Der Spruch zog und wurde von ihm fast schon gebetsmühlenartig wiederholt.

Vorausschauenden Politikern (sowas soll es geben und gegeben haben) war Mitte der 80er klar, dass der demografische Wandel zu Problemen bei der umlagefinanzierten Rente führen würde.

Die letzten geburtenstarken Jahrgänge starteten zwar erst ins Berufsleben, aber seit Ende der 60er hatte die Bundesrepublik ein Geburtendefizit und es sah nicht so aus, dass sich der Trend umkehren würde.

Auch in den Medien köchelte das Thema immer wieder hoch und mit der plakatierten Aussage "Denn eines ist sicher: Die Rente" wurde es zum bestimmenden Thema im Wahlkampf.

Experten, Journalisten und politische Gegner zerpflückten den Spruch und sorgten so dafür, dass er fast schon sprichwörtlich wurde.

Eigentlich zielte der Spruch aber gar nicht auf die zukünftigen Rentner der Boomer-Generation, sondern auf die damalige 50+ Generation. Sie sollten sich keine Gedanken machen über ihre Renten und ihr Kreuz beiCDU/CSU machen. Die Rente war eben schon damals nur sicher für die aktuellen Rentner

Blüm machte dies Jahre später sehr viel deutlicher als 86/87, in dem er die Pflegeversicherung und eine erste Absenkung des Rentenniveaus von 70 auf 63% veranlasste. Ein Träumchen für die Jüngeren heute.

Weil der Spruch so missverständlich, aber eben auch eingängig war, lullte er in gewisser Weise meine Generation ein. Es gab einfach keine merkliche Bewegung wie heutzutage, etwas fürs Alter tun zu müssen, sieht man von den immer schon aktiven Lebensversicherungen ab.

Nach Blüm wurde der Spruch zumeist abgewandelt verwendet, "Die Rente ist NICHT sicher". Spätestens seit Rürup- und Riester-Rente eingeführt wurden und für die private Altersvorsorge getrommelt wird.

Ich persönlich fand (und finde) mich nicht betroffen, 1989 wurde ich Beamter, meine/unsere spätere Pension würde mehr als ausreichend sein, damals noch max. 75% vom letzten Gehalt (inzwischen bin ich pensioniert, 12 Jahre vorzeitig bei knapp 60%). Mitte der 90er schlossen meine Frau und ich Kapital-Lebensversicherungen ab, 1998 kauften wir ein Reihenhäuschen. Vermutlich gehöre ich damit der "letzten Generation" an.

Meinen inzwischen erwachsenen Kindern gehe ich aber auf die Nerven, weil ich das Thema Absicherung im Alter immer wieder mal anspreche.

Welche Wahslogans sind bei Euch hängengeblieben (auch welche aus Geschichtsbüchern)? Habt Ihr Euch betroffen gefühlt, war das einer der Gründe, so zu wählen, wie Ihr gewählt habt?

Disclaimer, das Thema schreit geradezu nach politischer Diskussion, für die das Forum der falsche Ort ist. Ich bitte Euch deshalb auf politische Bewertungen zu verzichten und sich auf Wahlkampfslogans von vor 2007 (Wahl Merkels) zu beschränken.
 
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