Ich habe heute einmal die Broschüre vom LWL zum Lager Kneblinghausen gelesen. Da gibt es durchaus noch einige interessante Dinge - ob die allerdings viel Licht ins Dunkel bringen sei dahingestellt:
Zunächst einmal ein interessantes Zitat:
"An einer römischen Entstehung der Anlagen I und II ist jedoch nicht mehr zu zweifeln."
Schwierig ist und bleibt die Situation vor Ort für die Archäologen, da der Großteil der Lagerfläche dicht bewaldet ist und somit großflächige Grabungen scheitern. Die bislang vorliegenden Grabungsergebnisse stammen aus kleinen Suchschnitten, bzw. Flächen. Dies führt nunmal zu mehr Fragen als Antworten. Hinzu kommt jetzt noch, daß der Orkan "Kyrill" 2007 große Schäden am Baumbestand in Kneblinghausen hinterlassen hat. Starker Windbruch und ausgerissene Wurzelballen haben wohl zu irreparablen Zerstörungen geführt.
Rätselhaft ist die Sache mit der "vermuteten" Holz/Erde Mauer. In früheren Grabungen haben die Ausgräber Pfostenspuren auf der Innenseite des Grabens entdeckt und somit als Spuren einer solchen Mauer interpretiert. Auffällig ist, das diese mit ca. 2 -2.50 m schmaler als gewohnt ist. Es wird leider nicht erwähnt, aus welcher Grabung diese Erkenntnisse stammen und wie weit diese entsprechend dokumentiert sind. Ob eine solche Holz/Erde Mauer existiert hat ist also ungeklärt. Clavicula Tore aus Holz sind für das Westtor und das Südtor eindeutig nachgewiesen.
Nachgewiesen sind auch die schon angesprochenen einheimischen Siedlungsspuren. Diese werden vom Spitzgraben überlagert. Die Siedlung ist also älter als das Lager. In diesem Zusammenhang ist eine Erdschicht im nördlichen Mauerverlauf interessant. Diese enthält zahlreiche einheimische Scherben und hebt sich farblich deutlich ab. Die Schicht ist ca. 2,50 m breit - genau wie die vermutete Holz/Erde Mauer. Möglich, daß die Römer die "Überbleibsel" der germanischen Siedlung als zusätzliches Füllmaterial für die Mauer genutzt haben.
Rätselhaft auch das Fehlen römischer Fundstücke. Gefunden wurde lediglich ein eisener Dechsel mit Hammer. Vergleichbare Exemplare wurden in Oberaden, Haltern, Anreppen und auch Kalkriese gefunden. Außerdem wurde eine bronzene Gewandspanne (spätaugusteisch/frühtiberisch) entdeckt. Diese könnte aber auch in einem germanischen Kontext stehen.
Eine eiserne Tüllenspitze sowie Schuhnägel gelten als verschollen.
Zum Zweck der Anlage gibt es folgende Vermutungen:
- Bleiabbau bei Brilon:
Allerdings gibt es in den Lippelagern kaum Bleifunde. In Haltern dagegen Bleifunde importiert aus Spanien. Das spricht nicht unbedingt für diese These.
- spätere Datierung:
Eine mögliche Datierung ins spätere 1. Jahrhundert ( Feldzüge des Gaius Rutilius Gallicus oder auch Vestricius Spurinna)
- die strategische Lage:
Kneblinghausen liegt an einer engen Passstelle einer auch für die Römer wichtigen Wegtrasse aus dem Frankfurter Raum kommend, der später den Hellweg kreuzt. Zum einen konnte man diese Verbindung überwachen und zum anderen saß man insbesondere den Brukterern im Nacken.
Quelle:
Bernhard Rudnick: Römerlager in Westfalen: Kneblinghausen, Stadt Rüthen, Kreis Soest
Altertumskommission für Westfalen, Münster/Westfalen 2008