Ich glaube, daß Deine Argumentation hinkt.
Ein Vergleich der Römer und dem 1. Weltkrieg halte ich für sehr weit hergeholt.
Es ist aber kein
Vergleich. Sondern ein Gegenargument zu der Behauptung man könne Soldaten nicht in Zelten überwintern lassen. Die Behauptung, daß die Römer in Zelten überwinterten wird in der Arbeit von Morel mit dem Grabungsbefund begründet.
Und warum sollten die Römer, welche hochentwickelt waren, irgendwelche Dinge (Lebensweise) von den Germanen (Barbaren) übernehmen?
Weil sie das andauernd getan haben und gerade deshalb als hochentwickelt galten:
- Schwerter von den spanischen Barbaren
- Helm(Montefortino) von den keltischen Barbaren
- Liburnen von den illyrischen Barbaren
Es gibt eine Reihe von Textstellen bei den antiken Schriftstellern, die es wahrscheinlich erscheinen lassen, dass die Überwinterung der Rekruten in Zelten gewollt sein könnte. So schreibt Vegetius am Ende des 4. Jahrhunderts über die Tauglichkeit der Rekruten:
Hierin konnte doch wohl niemals ein Zweifel bestehen, daß die Landbevölkerung für die Waffen geeigneter, die unter freien Himmel und in Arbeit aufwächst, Sonnehitze erträgt, keinen Schatten braucht, weder Luxusbäder kennt noch Vergnügungen gekostet hat, von schlichtem Geiste ist und mit wenigem zufrieden ihre Glieder zum Ertragen aller Strapazen gestählt hat, die es vom bäuerlichen Leben her gewohnt ist, Eisengeräte zu tragen, Gräben zu ziehen, Lasten zu schleppen.[4]
Und auch über Caesar selbst berichtet Plutarch:
Die Krankheit soll ihn das erste Mal in Corduba befallen haben. Aber er nahm diese körperliche Schwäche nicht zum Vorwand für eine verweichlichte Lebensart, sondern gebrauchte den Kriegsdienst als Therapie für seine Krankheit. Durch weite Märsche, einfache Kost, durch das beständige Leben unter freiem Himmel und das Ertragen von Strapazen kämpfte er gegen die Krankheit an und härtete seinen Körper gegen die Anfälle ab. [6]
Wir wissen zudem, dass Augustus seine Soldaten in strenger Disziplin hielt [Sueton Augustus 24]. Der Verdruss über diese Verhältnisse hat sich offenbar in der Meuterei der Legionen nach dem Tod des Princeps eine Bahn gebrochen. Bei den durch die Legionäre vorgebrachten Beschwerden tritt auch die Unterbringung auf, wie Tacitus zu berichten weiß:
Ob denn die prätorischen Kohorten, die zwei Denare erhielten, die nach sechzehn Jahren ihrem Herde zurückgegeben würden, mehr Gefahr auf sich nähmen? Zwar sollten die Wachen der Stadt nicht von ihm verunglimpft werden, doch sie [die Legionäre] müßten unter wilden Völkern aus ihren Zelten dem Feind ins Antlitz schauen. [7]
Über die abhärtende Lebensweise der römischen Legionäre lässt sich auch der christliche Schriftsteller Tertullian aus:
Ich gebe zu, Gesegnete, daß hienieden der Kerker auch für Christen eine Plage sei. Wir sind zum Kriegsdienste des lebendigen Gottes berufen schon dann, wenn wir die Worte des Fahneneides nachsprechen. Kein Soldat geht mit Annehmlichkeiten versehen in den Krieg oder eilt direkt aus einem Schlafgemach in die Schlacht, sondern aus aufgeschlagenen engen Zelten, wo Strapazen, Ungemach und Unannehmlichkeit jeder Art vorkommen. Sogar während der Friedenszeit schon müssen sie durch Anstrengungen und Abhärtung den Krieg ertragen lernen, indem sie mit Sack und Pack Märsche machen, im Blachfeld manövrieren, einen Graben auswerfen, sich zu einer Testudo zusammenscharen und sich wieder aufrollen. Alles ist mit Schweiß verbunden, damit nicht Körper oder Geist aus der Fassung kommen bei den Übergängen vom Schatten in die Sonnenglut, aus der Sonnenglut in die Kälte, von der Tunika zum Anlegen des Panzers, von lautloser Stille zum Feldgeschrei, von der Ruhe in das Getümmel. Was daran nun auch Hartes ist, das haltet, hochgepriesene Märtyrer, für eine Übung in den Tugenden des Geistes und Körpers [8]
[ 4 ]Vegetius,
Epitoma Rei Militaris,
Buch I,3,1 - Übersetzung Friedhelm L. Müller
[ 6 ] Plutarch,
Caesar, 17
[ 7 ] Tacitus
, Annalen 1,17 - Übersetzung Wilhelm Bötticher
[ 8 ] Tertullian,
An die Märtyrer Kap. 3 - Übersetzung Karl Adam Heinrich Kellner
Die Lager an der Lippe liefern da schon ein eindeutiges Beispiel, nämlich das die Römer auf ihren gewohnten Luxus nicht verzichtet haben. Das gilt sicherlich auch für die Legionäre.
Nur das Deine Beobachtung nicht umfassend ist, auf einzelne Lager beschränkt bleibt und somit nicht eindeutig ist. Wasserleitungen und Thermen gibt es in Haltern und Anreppen aber eben nicht in Oberaden und Nijmegen. Und gerade weil zwischen diesen Lagergruppen auch noch weitere Unstimmigkeiten bestehen (Orthogonalität, Fläche, Lage, Position der Zentralbauten, Länge und Anzahl der Kasernen/Zeltreihen etc) sollte nach alternativen Erklärungen gesucht werden.
Das gilt sicherlich auch für die Legionäre.
Das ist so sicher nicht. Schon in der Republik wurde der für die Kriegsverpflichtung maßgebliche Vermögenswert immer weiter gesengt und somit auch in den ärmeren Schichten rekrutiert. Diese Leute kannten wahrscheinlich keine Thermen. Dazu gab es innerhalb der Legion ganz klare Klassenunterschiede. Vegetius schreibt z.B., daß die Söhne der vornehmeren Bürger in der ersten Kohorte Dienst taten.
Wieso überhaupt Legionäre und nicht Veteranen ? Tacitus schreibt doch, daß sie getrennt von den Legionen als selbständige Truppengattung in Germanien operierten (in Flevum,oder unter dem Vexil in Raetien)
Kühlborn hält die festen Mannschaftsbaracken in Oberaden für nachgewiesen.
Vergl hierzu:
Johann- Sebastian Kühlborn:
Römerlager in Westfalen, Band 3:
Oberaden, Stadt Bergkamen, Kreis Unna
Altertumskommission für Westfalen 2008
Wie ich oben schon erwähnte, die Forschung ist sich da nicht einig. Und die Tatsache, daß er seine Meinung geändert hat, zeigt wie schwierig das Thema ist. Kannst Du auch sagen wie Kühlborn seinen Meinungsumschwung begründet?
Die Kasernenfraktion nimmt für Ihre Position z.B. in Kauf, daß ein und dasselbe Kasernengebäude aus völlig unterschiedlichen Grabungsbefunden rekonstruiert wird. Einmal aus Pfostenlöchern und ein anderes Mal aus Fundamentgräbchen. Das ist schon sehr ungewöhnlich.
Schau Dir mal die Arbeit von Morel, bzw. die Pfostenlöcher an. Es sind meist zwei oder drei parallele Reihen von Pfosten. Die Abstände zwischen den Pfosten der einzelnen Reihen variieren aber manchmal so stark, daß im gleichen Maße parallele Zwischenwände nicht mehr konstruierbar sind.
Daraus folgere ich aber, daß es auch keine Zwischenwände gegeben hat.
Gruss
jchatt