@Ravenik Die Ägypter und Hethiter waren auf derselben Seite des Orontes
Sicher?
Es gibt ein paar hethitische Quellen, die ich mal versuchen werde als Übersetzung zu finden oder als Umschrift, so dass ich diese versuchen werde zu übersetzen, die die Schlacht von Kadesch betreffen. Dann erkennt man bestimmt besser, dass die Hethiter alle Ziele erreicht haben und die angebliche Schwäche der Genehmigung eines Rückzuges von Ramses, gar keine Schwäche war, sondern ein strategisch kluger Schachzug war.
Wie sollen diese Quellen belegen können, was der
Plan war? Dazu müsste es schon ein vor der Schlacht erstelltes hethitisches Dokument geben, in dem steht, wir wollen den Ägyptern durch einen Überraschungsangriff Verluste zufügen, aber das feindliche Heer nicht wirklich schlagen, vor allem aber wollen wir dafür sorgen, dass Ramses sich mit dem Großteil seines Heeres ungefährdet zurückziehen kann, denn das ist politisch viel besser für uns als eine klare ägyptische Niederlage. Dass es so ein Dokument gibt, bezweifle ich mal. Aber selbst wenn es ein Dokument aus der Zeit nach der Schlacht geben sollte, in der eine solche Strategie skizziert wird, würde das noch nicht beweisen, dass es wirklich vorab so geplant war. Feldherren nehmen für sich hinterher gerne in Anspruch, den ganzen Schlacht- und sogar Kriegsverlauf genau so vorhergeplant zu haben, wie es wirklich kam. In der Realität aber galt meist, was, glaube ich, Moltke schrieb: Kein Plan überlebt die erste Feindberührung.
Kurzum: Dass sich das verhaltene Ergebnis der Schlacht für die Hethiter letztlich günstig ausgewirkt haben mag, beweist nicht, dass das von Anfang an so geplant war.
Was seht ihr alle so positiv daran, dass ägyptische Reich stark zu schwächen und so ein Machtvakuum in der heutigen Region Syrien, Libanon, Israel, Jordanien zu erzeugen? Der tatsächliche Ausgang der Schlacht war für die Hethiter viel besser, als ein großer weiterführender Machtkampf dort.
Mag sein, aber auch das ist eine ex-post-Betrachtung. ("Mag sein" schrieb ich, weil wir ja das Alternativszenario nicht kennen, also gar nicht wirklich wissen und beurteilen können, was passiert wäre, wenn die Ägypter klar geschlagen und ihnen womöglich sogar der Pharao abhanden gekommen wäre.) Tatsächlich war es so, dass Ägypten und die Hethiter zu einer stabilen friedlichen Koexistenz fanden. Nur: War das auch ex-ante klar? Dass zwei Großmächte mit überlappenden Interessensphären dauerhaft friedlich koexistieren, ist keineswegs selbstverständlich und auch nicht gerade der Normalfall, siehe Rom und Karthago, Seleukiden und Ptolemaier, etc. Die Hethiter konnten unmöglich vorab wissen, ob es zu einem Ausgleich mit Ägypten kommen würde, oder ob Ramses bei nächster Gelegenheit mit einem erneuerten Heer wieder einen Großangriff starten würde, bei dem es für ihn womöglich wesentlich besser laufen würde. Oder noch schlimmer: Wer garantierte eigentlich, dass er sich beim nächsten Versuch nicht mit anderen Feinden der Hethiter zusammentun würde? Bei einer so unklaren Lage ist es ex-ante betrachtet wohl allemal besser, eine Bedrohung möglichst abzuschwächen als sie bewusst bestehen zu lassen und das Beste zu hoffen.