Der Faden thematisiert, ob beispielsweise
Genscher beispielsweise in Tutzing primär die Nichterweiterung der NATO 'zugesichert' habe, jenes angeblich gebrochene Versprechen.
A: Dazu siehe diverse Beiträge oben, welche u.a. die Tutzinger Rede ausführlicher und kontextbezogener und damit deutlich abweichend vom neuen Narrativ u.a. bei
Sarotte, aber im Anschluss an die früheren, ursprünglichen Inhalte vorstellen.
B: Bereits am 28.1.90 hatte die BamS ein Genscher-Interview teils verkürzt abgedruckt, in welchem
Genscher bereits vor einer Ausweitung der militärischen NATO-Strukturen auf das DDR-Gebiert warnte. Das war schon (vermeintlich) Tutzing.
C:
Elbe, Redenschreiber Genschers und Mitautor von Genscher Tutzinger Rede, hatte wesentliche Punkte, u.a. Nichterweiterung der NATO-Strukturen auf DDR-Gebiet, entsprechend wenige Tage vor Genschers Tutzinger Rede zusammengefasst.
Sarotte versucht mit Neubert eine superkurzfristige Entscheidung aufgrund einer - angeblichen - Überinterpretation durch Neubert zu konstruieren, um wieder mal zu belegen, dass Genscher in Tutzing die Nichterweiterung der NATO versprochen habe?
Sarotte stellt dies in
No on inch, S. 48, so dar:
On the day Neubert advised him about Gorbachevs "vote" for unity, the foreign minister apparently decided i was time to go public with how he would make good on that promise. In a January 31,1990 speech in Tutzing he advised Germany's allies to adopt an accommodating attitude to Moscow in the interest of making unification happen. He wanted NATO to "state unequivocally that whatever happens in the Warsaw Pact, there will be no expansionof NATO territory eastward, hat it so say, closer to the borders of the Soviet Union.
Der Text der Autorin vermeidet auch hier, den Tag der Abfassung von Neuberts Vorlage für Genschers Büro anzugeben, den 31.1.
Folgt man Sarotte, so hat Genscher aufgrund Neuberts Notizen zum vermeintlichen Versprechen von Gorbatschow hinsichtlich der Vereinigung beschlossen, in Tutzing mit einer Rede aufzutreten, die darlegen sollte, wie das Versprechen der Einheit eingelöst werden könnte. Durch das Versprechen der Nichterweiterung der NATO.
Genschers Rede fand am 31.1. in Tutzing statt - kein Problem für einen Außenminister, morgens das Memo Neuberts vorgelegt zu bekommen, es geschwind zu lesen, spontan sich nach Tutzing einzuladen, alle anderen Termine abzusagen, mit Elbe eine Rede aus dem Ärmel zu schütteln, so auf dem stundenlangen Weg nach Tutzing.
Neubert hat die von seinen Mitarbeitern
Stüdemann und
Brett mit Datum vom 31. Januar 1990 verfasste
Vorlage zur Unterrichtung für Außenminister
Genscher unterschrieben und mit dem regulären Dienstweg über den Leiter der Unterabteilung,
Höynck, dem Leiter der Politischen Abt.,
Kastrup, und Staatssekretär
Sudhoff ans Büro von Genscher geschickt. Die Vorlage zur Unterrichtung dürfte 5-6 Word-Seiten lang sein, um mal die Größenordnung anzudeuten.
Der reguläre Dienstweg umfasste mehrere Stationen (auch der Selektion durch die höherrangigen Beamten), bevor sie Genscher vorgelegt wurden.
Eine ebenfalls mit Datum 31. Januar 1990 verfasste
Vorlage zur Unterrichtung des Bundesaußenministers hatte der Leiter des Referates 210,
Lambach, unterschrieben, gleichfalls zu den Äußerungen Gorbatschows zur Deutschen Einheit vor dem Fototermin mit Modrow am 30.1.90 - mit identischem Dienstweg über Höynk zu Kastrup, von Kastrup zu Sudhoff, von Sudhoff an Genscher.
Frühestens am 1.2.90 hat die Vorlage Lambachs Genscher bzw. sein Büro erreicht haben, wie die Anmerkungen mit den notierten Empfangsdaten zum abgedruckten Text Lambachs in Akten zur Auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland 1990, 1. Teilband, S. 88, zeigen.
Und Sarotte hat die Stationen des Dienstweges, die bei der Neubert-Vorlage genannt werden, 'vergessen'....daher die 'Lücken' bei ihr? Und die Lambach-Vorlage? Hm.
Bei der Neubert-Vorlage gibt es anscheinend keine Eingangsstempel oder -Bestätigungen mit Datum....sieht so aus, als wäre das nicht über den nächsten Vorgesetzten, Höynk, hinaus gekommen....denn Neuberts Kollege Lambach, dessen Vorgesetzter ebenfalls Höynk war, hat sich dafür auf der Neubert-Vorlage mit einem Kommentar für Lamberts eigenen Mitarbeiter Brandenburg verewigt.....
Ansonsten sind die von mir rezipierten
Vorlagen zur Unterrichtung des Bundesaußenministers stets (frühestens) erst am Tag nach dem Verfassungsdatum im Büro Genscher angekommen.....