Damals versuchte man im Bistum Paderborn mehrfach Missbräuche beim Brauchtum abzuschaffen.
Wenn ich das nächste mal im Diözesanarchiv bin, schaue ich mir die Nummer mal an. Das kann aber etwas dauern. Unter Lateinischen Ziffern werden dort die Visitationsprotokolle verwahrt. Da kann man großes Glück oder großes Pech haben, was man erfährt. Ältere Archivalien, die schlecht anders zuzuordnen waren, findet man dort nach Orten zusammengefasst in den Acta specialia blau. Da wird sich erfahrungsgemäß auch ein Blick lohnen. Inwieweit ich dann Zeit habe, zu dem Thema ins Findbuch zu schauen, muss ich mal sehen, da sich die Berichte zum Brauchtum -ebenfalls erfahrungsgemäß- unter den verschiedensten Stichpunkten finden lassen, und sich das Ganze wegen der alten Einteilung nach Acta generalia und Acta specialia bei solchen Themen verdoppelt.
Wenn im Hochstift Paderborn etwas Karl dem Großen zugeschrieben wird, und die Quellen schweigen, lohnt sich zur Klärung der Entstehung der Zuschreibung oft ein Blick in die
Monumenta Paderbornensia. Über die Wikipedia-Seite ist auch eine Übersetzung zugänglich.
Zum Abschluss ein Ausschnitt aus dem Bericht eines Pfarrers (1781?) zur Walfahrt zum Libori-Fest. Man sieht, die kirchliche Feier war schon damals für die meisten wohl nur Vorwand, den Jahrmarkt zu besuchen:
"[...] Diese nun beschriebenen Processionen werden alle mit unferbäulicher andacht in ehrerbietigkeit gehalten, wenn ich die schlechte Ausbesserung der Wege, u die schlecht einfältige ausZiehrung der Stationen ausnehme, so aber mehrstens der groben einfalt und auch vieles der unvermogenheit hiesiger eingesessener zuzuschreiben ist
noch ist nach zuholen die Ggst. verordnete Process. auf S.Libori Tag nacher Paderborn. hierbey ist als ein mißbrauch billich anzufuhrn, daß, wie zahlreich von Pfarrkindern auch der Eintritt in Paderborn so blos von selben der Ausgang sey daß man mannigmahl mühe hat bilder und Fahnen fort zu bringen, nicht ohne gespott u. uffretlichen Gelächter der gantzen Stadt, sonders wenn die Kirchendiener |: so mit dem Pastor auch bilder-statuen tragen oft die gantze procession ausmachen :| wohl bezecht mehr schreyen als singen. [...]"
(Pfarrarchiv Thüle, Band A1, p 48.)
(Edit: Das ist nicht aus einer Reinschrift transkribiert. Der endgültige Text findet sich im Diözesanarchiv, die Fundstelle habe ich gerade nicht zur Hand. Das ursprüngliche Konzept ist zufällig im Pfarrarchiv erhalten und sehr nachlässig und undeutlich geschrieben. Aber ich will es irgendwann mal mit der Version im Diözesanarchiv vergleichen. Ich erläutere das, weil Auszüge des Textes aus dem Diözesanarchiv veröffentlicht sind.)