Einführung des Berufsheeres von Marius 104 v. Chr.

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Gast

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kleine Frage zu der Einführung des Berufsheeres von Marius 104 v. Chr.

Marius führte 104. v. Chr. eine Heeresform durch und gründete ein Berufsheer. Welche Probleme der römischen Gesellschaft soltle mit dieser Veränderung des römischen Heeres begegnet werden? Welche negativen Auswirkungen hatte dieso organisatorische Veränderung der Heeresstruktur in späterer Zeit? (Frage pro oder contra Bürgerheer oder Söldnerheer) <-- wäre nett wenn mir jemand helfen könnte. Vielen Dank!
 
Heeresreform Marius

Gast schrieb:
Welche Probleme der römischen Gesellschaft soltle mit dieser Veränderung des römischen Heeres begegnet werden?
Es sollte eigentlich nur ein Problem gelöst werden: Die fehlende ausreichende Rekrutierungsbasis. Schon in früheren Zeiten wurden mehrfach die Zensus-Klassen gesenkt, um neue Bürger in das Heer aufzunehmen. Je weiter Roms expandierte, desto mehr wurde deutlich, dass die traditionelle Heeresverfassung Roms den militärischen Aufgaben eines Weltreiches nicht gewachsen war. Zudem war die militärische Lage zu dieser Zeit aufgrund des Jugurthischen- sowie des Kimber und Teutonen Krieges deutlich angespannt. Die Möglichkeiten, die sich auf lange Sicht boten, waren entweder der Rückgriff auf ein Söldnerheer, wie es z. B. die Hellenen oder Karthager eingesetzt hatte, oder die Bildung eines im Kern nationalen und langfristig dienenden Heeres, das sich dann allerdings nicht mehr nur aus dem Besitzbürgertum ergänzen konnte.

Gast schrieb:
Welche negativen Auswirkungen hatte dieso organisatorische Veränderung der Heeresstruktur in späterer Zeit? (Frage pro oder contra Bürgerheer oder Söldnerheer) <-- wäre nett wenn mir jemand helfen könnte. Vielen Dank!
Das große Probleme dieser Heeresreform war die hieraus erwuchsene soziale Bindung zwischen Soldaten und Heerführern. Sie überlagerte nämlich das bisherige System der Bindung zwischen den Aristokratenfamilien und deren Klientel, und mit der Zeit wurde die Heeresklientel mehr und mehr zur Grundlage der Macht, mit der gesellschaftliche Aufsteiger wie z. B. Marius oder Cäsar die alten Adelsklientelen übertrumpfen konnte.
Den Begriff Söldnerheer halte ich übrigens im Zusammenhang mit dem Heer des Marius für unangebracht.
 
Gaius Marius hat noch nicht das eigentliche Berufsheer eingeführt, das fand erst viel später zur Zeit des Augustus statt. Doch er hat einige Reformen durchgeführt:

So waren die Bürger, die Kriegsdienst absolvieren mußten, nach Klassen eingeteilt, die sich nach dem Vermögen richteten. Nach diesem Vermögen richtete sich auch die Bewaffnung, da jeder dafür selber aufkommen mußte. Der große Teil der Bürger, die proletarii oder capite censi, die über kein ausreichendes Vermögen verfügten, waren vom Kriegsdienst befreit.

Marius benötigte nun aber viele Rekruten und hat deshalb auch die capite censi eingezogen. Dabei hat er die Bewaffnung, die ja vorher unterschiedlich war, vereinheitlicht. Außerdem hat er auch die Unterteilung der einzelnen Truppenteile von dem Manipel auf die Cohorte umgestellt.

Vorher gab es ein Manipel von 120 Mann velites (Leichtbewaffnete), die in vorderster Reihe kämpften, ein Manipel von 120 hastati (Speerwerfer), die die erste richtige Reihe darstellten, dahinter ein Manipel von 120 principes (Hauptkämpfer) und in dritter Reihe die Veteranen der triarii (meistens 60 Mann). Eine Centurie umfaßte damals also 60 Mann und diese genannten Manipel zusamen ergaben eine Cohorte von insgesamt 420 Mann.

Da dieses System auch noch auf die alte unterschiedliche Bewaffnung fußte, je besser bewaffnet, desto weiter hinten in der Reihe standen die Soldaten, stellte Marius dieses System bei nun einheitlicher bewaffnung auf Centurien von je 80 Mann um und je sechs Centurien ergaben eine Cohorte von demnach 480 Mann. In einer Legion gab es 10 Cohorten. Ab Caesars Zeit bestand die erste Cohorte aus nur fünf Centurien, die aber doppelt so groß waren.

Alle Zahlen beziehen sich natürlich auf die Sollstärke, die eigentliche Truppenstärke kann darunter aber auch darüber gelegen haben.
 
Hossa, da ist mir ja ein Thema durch die Aufmerksamkeit geschlüpft.

Also erstmal, der Gedanke, Marius sei der alleinige Schöpfer neuen Denkens ist falsch.
Schon vor Marius war der Mindestzensus für den Eintritt ins Heer gesenkt worden. Die Tendenz war also klar erkennbar, und Marius setzte letztlich nur um, was offensichtlich angestrebt wurde (und nur so läßt sich auch das Ausbleiben eines Senatprotestes oder Verfahrens begründen).
Besonders hervorheben möchte ich nochmal den von Germanicus erwähnten Fakt: es gab mehrfache Zensussenkungen für den Heeresdienst im Vorfeld. Marius tat also nichts völlig Neues oder Unerwartetes, und der Senat hielt erstaunlich still.

Wichtig dabei auch folgende Relativierung, nach dem Bundesgenossenkrieg 91-88 v. Chr. wurde der Rekrutenpool um eine große Reihe neuer Bürgerschaften erweitert.

Wichtig an den Refomen des Marius sind die von Aelia erwähnte einheitliche Bewaffnung und die angehobene Dienstzeit.
Statt dass also die Soldaten zu Feldzügen eingezogen wurden, die eigentlich nur eine "Saison" dauern sollten, oftmals aber über einige Jahre gingen, in denen der heimische Hof brach lag oder die Familie das Einkommen vermisste, kamen nun Freiwillige auf lange (vermutlich 16 Jahre) Dienstzeit zum Heer und sicherten sich dort ihr Leben, während in Rom die Besitzenden ohne große reichtümer ebenfalls überleben konnten.
Auch die moralische Komponente muß beachtet werden. Handelte es sich vorher um ein Milizheer, dessen Umgang mit Waffen und Willen diese zu nutzen großen Einschränkungen unterlag, identifizierten sich die Männer nun mit ihrer Aufgabe und ihren Einheiten, denen sie ja schließlich lange Zeit verbunden waren.

Zum Begriff des Söldnerheeres konnte man ebenfalls noch etwas sagen, aber dies sprengt den Rahmen dieses Themas.
 
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