Einheitsübersetzung - Sinn und Unsinn


Gut gemacht, diese Umsetzung. Und danke für die Erinnerung.
Ich werd' zwischen den Jahren mal wieder mein Exemplar von "vielleicht ist irgendwo Tag" einsammeln gehen. Ist quasi zu einer Dauerleihgabe an irgendjemanden geworden. Sonst würd' ich jetzt noch was daraus hier reinschreiben. Aber ich geh nachher mal die Psalmen suchen, die müssten sich zur Zeit gerade wieder in meinem Besitz befinden.

:winke:

Für die Einheitsübersetzung hatte er übrigens nur beissenden Spott übrig (der sowieso sein Kennzeichen war).
 
Ein Psalm, 3 Übersetzungen

Psalm 91 Einheitsübersetzung
1 Wer im Schutz des Höchsten wohnt /
und ruht im Schatten des Allmächtigen,
2 der sagt zum Herrn: «Du bist für mich Zuflucht und Burg, /
mein Gott, dem ich vertraue.»
3 Er rettet dich aus der Schlinge des Jägers /
und aus allem Verderben.
4 Er beschirmt dich mit seinen Flügeln, /
unter seinen Schwingen findest du Zuflucht, /
Schild und Schutz ist dir seine Treue.
5 Du brauchst dich vor dem Schrecken der Nacht nicht zu fürchten, /
noch vor dem Pfeil, der am Tag dahinfliegt,
6 nicht vor der Pest, die im Finstern schleicht, /
vor der Seuche, die wütet am Mittag.
7 Fallen auch tausend zu deiner Seite, /
dir zur Rechten zehnmal tausend, / so wird es doch dich nicht treffen.
8 Ja, du wirst es sehen mit eigenen Augen, /
wirst zuschauen, wie den Frevlern vergolten wird.


Martin Buber

1 Du, der im Versteck des Höchsten sitzt,
im Schatten des Gewaltigen darf nachten,
2 sprich zu IHM: "meine Bergung, meine Bastei,
mein Gott, an dem ich mich sichte!"
3 Er ist's ja, der dich rettet
vor dem Sprenkel des Voglers,
vor der Pest des Verhängnisses.
4 Er schirmt dich mit seiner Schwinge,
du birgst dich ihm unter den Flügeln,
Schilddach, Ringmauer ist seine Treue.
5 Nicht mußt du vor dem Nachtgraus dich fürchten,
vor dem Pfeil, der am Tage fliegt,
6 vor der Pest, die umgeht im Dunkel,
vorm Fieber, das im Sonnenglast gewaltigt.
7 Mag ein Tausend zu seiten dir fallen,
zur Rechten dir eine Myriade, dich tritt es nicht an.
8 Mit deinen Augen nur blickst du,
siehst wie den Frevlern gezahlt wird.


und nun noch Fridolin Stier

1 Wer im Versteck des Höchsten sitzt,
im Schatten des Allwalts nächtigt,
2 der spricht zu Jahwe: Meine Bergung und Burg,
mein Gott, in dem ich sicher bin.
3 Ja, er entreißt dich er Falle des Fängers,
der alles verzehrenden Pest.
4 Mit seiner Schwinge deckt er dich zu,
unter seinen Flügeln bist du geborgen.
Schild und Wall ist seine Treue.
5 Du fürchtest dich nicht
vor dem Schrecken der Nacht
vor dem Pfeil, der fliegt des Tags,
6 vor der Pest, die im Dunkel umgeht,
vor dem Fieber, das wütet am hellichten Tag.
7 Fallen tausend dir zur Seite
zehntausend dir zur Rechten,
an dich geht's nicht heran.
9 Denn du Jahwe, bist meine Bergung,
du Höchster, gibst mir Heimat bei dir.
 
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Die Übersetzung eines Psalms (...) kommt wie ein Gast aus fremdem Land, aus ferner Zeit. Er spricht zwar eine andere, mir nicht geläufige Sprache und erscheint in alter Tracht.
Ich begegne Ungewohntem, ich fühle die Distanz. Aber wenn er den Mund öffnet und ich mich seinem Wort öffne, aufhorchend, hinhörend, spricht ein Mensch zu mir, den ich verstehe.

(Fridolin Stier)
 
Vielen Dank Helma für Deine "Gegenüberstellung". Auch für den link zu dem Pflanzenbuch, da werde ich Dir vertrauen und es steht auf meiner Liste für nächstes Jahr.
Auch für den Hinweis zu Fridolin Stier von Euch Beiden kann ich mich nur bedanken.

Ein pro zur Einheitsübersetzung von mir (wer hätte es gedacht?), dazu zwei Beispiele:
1 Kön 19, 11-13: Der Herr antwortete: Komm heraus, und stell Dich auf den Berg vor den Herrn! Da zog der Herr vorüber: Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriß und die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus. Doch der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben, doch der Herr war nicht im Erdbeben. Doch der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln. Als Elija es hörte, hüllte er sein Gesicht in den Mantel, trat hinaus und stellte sich an den Eingang der Höhle. 19,13b Da vernahm er eine Stimme, die ihm zurief: Was willst du hier, Elija?
In meiner Zürcher Bibel liest sich das so:
1 Kön 19, 11-13: Er aber sprach: Geh hinaus und tritt auf den Berg vor den Herrn! Siehe, da ging der Herr vorüber: ein grosser, gewaltiger Sturm, der Berge zerriss und Felsen zerbrach, kam vor dem Herrn her; aber der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben; aber der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Erdbeben ein Feuer; aber der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer das Flüstern eines leisen Wehens. Als Elia dieses hörte, verhüllte er sein Angesicht mit dem Mantel, ging hinaus und trat an den Eingang der Höhle. Siehe, da sprach eine Stimme zu ihm: Was tust du hier, Elia?
Das andere Beispiel bezieht sich auf das Buch Kohelet meiner Einheitsübersetzung:
Koh 1,2: Windhauch, Windhauch, sagte Kohelet, Windhauch, Windhauch, das ist alles Windhauch.
Und in der Zürcher lese ich das so:
Pred 1,2: Wie ist alles so nichtig! Spricht der Prediger. Wie ist alles so nichtig! Es ist alles umsonst!
<?xml:namespace prefix = o ns = "urn:schemas-microsoft-com:eek:ffice:eek:ffice" /><o:p></o:p>
Das sind jetzt für mich zwei Beispiele einer Einheitsübersetzung die mir besser gefallen. Einfach "nur" vielleicht weil der Klang schöner ist, runder, einfacher – für mich.
Bei Elija (oder Elia) sind die Unterschiede jetzt nicht wirklich groß, aber die EiÜ macht daraus für mich eine Art "Gänsehautliteratur", auch wenn es da nur um ein paar Worte geht die sich unterscheiden.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Einheitsübersetzung:
Koh 1,2: Windhauch, Windhauch, sagte Kohelet, Windhauch, Windhauch, das ist alles Windhauch.
Und in der Zürcher lese ich das so:
Pred 1,2: Wie ist alles so nichtig! Spricht der Prediger. Wie ist alles so nichtig! Es ist alles umsonst!
<?xml:namespace prefix = o ns = "urn:schemas-microsoft-com:eek:ffice:eek:ffice" /><o:p></o:p>

Und dazu aus den Reden "Versammler", übersetzt durch Martin Buber:

Dunst der Dünste, spricht der Versammler, Dunst der Dünste, alles ist Dunst.

Ich glaube, es wird jetzt klar, wo das "Problem" liegt: Zum Ausdruck zu bringen, was vom Verfasser gemeint ist - und doch dem Text treu zu bleiben ...

Schaun wer mal bei König, und weil's gerade hierher passt, auch noch das Bild von Elia dazu, der sich in einer Höhle verkrochen hat:

http://www.karmel.be/photogallery/KM_figuren/ELIA7.jpg

Es sprach:
Heraus,
steh hin auf den Berg vor MEIN Antlitz!
Da
vorüberfahrend ER:
ein Sturmbraus, groß und heftig,
Berge spellend, Felsen malmend,
her vor SEINEM Antlitz:
ER im Sturme nicht -
und nach dem Sturm ein Beben:
ER im Beben nicht -
und nach dem Beben ein Feuer:
ER im Feuer nicht -,
aber nach dem Feuer
eine Stimme verschwebenden Schweigens.
Es geschah, als Elijahu hörte:
er verhüllte sein Antlitz mit seinem Mantel,
er trat hinaus, stand am Einlaß der Höhle,
Da, eine Stimme an ihn,
es sprach:
Was willst du hier, Elijahu?

Das "verschwebende Schweigen" erreicht mich, irgendwie ...
 
Zuletzt bearbeitet:
Das verschwebende Schweigen liest sich sehr schön. Und ganz anders als der "Rest" der bei mir sehr bildhaft und knapp ankommt.

Zum Dunst der Dünste...hmm...naja, für meinen Geschmack als reiner Leser der gerne liest nicht gelungen und sehr sehr fremd :rotwerd: .
 
Das verschwebende Schweigen liest sich sehr schön. Und ganz anders als der "Rest" der bei mir sehr bildhaft und knapp ankommt.

Zum Dunst der Dünste...hmm...naja, für meinen Geschmack als reiner Leser der gerne liest nicht gelungen und sehr sehr fremd :rotwerd: .

Ich geh' jetzt einfach mal davon aus, dass das in der hebräischen Bibel auch so "knapp" dasteht - Martin Buber ist bekannt dafür, sich sehr stark an den hebräischen Text gehalten, grammatikalisch sprödes nicht geglättet und im Zweifelsfall sogar manches lieber gar nicht übersetzt zu haben.

Ob die Übersetzung mit "Dunst" an dieser Stelle mehr oder weniger oder gar nicht "gelungen" ist, kann und mag ich nicht entscheiden. Das Wort "hevel" kommt in der Bibel nun einmal sehr oft vor und hat zahlreiche Bedeutungen (u.a. liegt es dem Namen "Abel" zugrunde), so wie z.B. "Atem", "Hauch" ... und eben auch "Dunst".
 
Das mit dem nicht gelungen sollte kein Vorwurf an Irgendjemanden sein.
Eher als ein Problem meinerseits, mich mit einigen - für mich neuen - Lesevarianten auseinanderzusetzen.
Möchte da nicht falsch verstanden werden.
 
Das mit dem nicht gelungen sollte kein Vorwurf an Irgendjemanden sein.
Eher als ein Problem meinerseits, mich mit einigen - für mich neuen - Lesevarianten auseinanderzusetzen.
Möchte da nicht falsch verstanden werden.

Oh, ich wollte auch nicht den Eindruck erwecken, dass ich Deine Bemerkung als "Vorwurf" aufgefasst hätte. Ich kenn das "Problem" ja selber.

:winke:
 
Na dann soll es in Ordnung sein. Ist ja doch manchmal schwierig via Internet sich so auszudrücken wie man es meint...
Ich bin in keinster Weise religiös erzogen worden, meine Mutter ist Atheistin, mein Vater zwar gläubiger Katholik, hat uns Kinder aber nie wirklich einen Weg vorgegeben.
Mein Interesse am Christentum und woher es wie entstanden ist hat ganz persönliche Gründe aufgrund einiger Erlebnisse. Und ich denke schon daß es mich sehr geprägt hat was ich damals gelesen und aufgenommen habe.
(Mit 13 Jahren wollte ich - unbedingt - ins Kloster, mit 15 Jahren war der Wunsch wieder vorüber, aber das Interesse an einigen Dingen blieb doch bestehen).
So, das war jetzt das OT-Wort zum baldigen Hl. Abend.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
So, das war jetzt das OT-Wort zum baldigen Hl. Abend.

Hm, aber ganz aufschlussreich. :winke:

Mein Zugang zur Bibel und mein Faible für die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Übersetzungen (Buber wehrte sich im übrigen gegen den Begriff "übersetzen", er hat die Bibel "verdeutscht") hat andere Wurzeln. Zum Verständnis von Buber und seiner Verdeutschung mag dieser Aufsatz beitragen.
 
Etwas OT noch zu dem Thema Pflanzen, ich bitte um Entschuldigung:
Helma, ich verstand das so daß Du das Buch kennst.
Daher noch eine Frage zu dem Zohary-Pflanzenbuch:
Werden in diesem Buch auch die - damaligen - Handelswege beschrieben sofern bekannt? Das Thema beschäftigt mich schon länger weil ich zwar Narde (als reines Öl) hier habe, aber das ist aus Bhutan. Ein anderes war damals nicht zu beschaffen.
Es wird zwar im AT und im NT von der Narde berichtet, aber soweit ich mich da richtig erinnere nicht im Zusammenhang mit dem Herkunftsort. Und es wäre doch schon interessant zu wissen woher sie damals ihre Öle, Kräuter usw. hatten.
Hilft das Buch in diesem Fall weiter als Zusammenfassung?

Danke auch für Deinen link (auch wenn ich damit etwas verspätet dran bin.)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Der berühmte Balken...

Dazu wollte ich vorhin noch woanders etwas schreiben, doch geht das jetzt nicht mehr, daher lege ich das hier ab:

In meiner Zürcher Bibel liest sich folgendes "Zitat" so:
Mt 7, 3:
Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, des Balkens jedoch in deinem Auge wirst du nicht gewahr?

In meiner Einheitsübersetzung:
Mt 7,3:
Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?

Das erste liest sich für mich feiner, oder anders ausgedrückt, die Melodie liest sich gut. Der Klang ist schöner.
In der EiÜ ist es so, daß man wohl heute, wenn man Jemandem so etwas sagen möchte, das auch so ausdrücken würde.
 
Etwas OT noch zu dem Thema Pflanzen, ich bitte um Entschuldigung:
Helma, ich verstand das so daß Du das Buch kennst.
Daher noch eine Frage zu dem Zohary-Pflanzenbuch:
Werden in diesem Buch auch die - damaligen - Handelswege beschrieben sofern bekannt? Das Thema beschäftigt mich schon länger weil ich zwar Narde (als reines Öl) hier habe, aber das ist aus Bhutan. Ein anderes war damals nicht zu beschaffen.
Es wird zwar im AT und im NT von der Narde berichtet, aber soweit ich mich da richtig erinnere nicht im Zusammenhang mit dem Herkunftsort. Und es wäre doch schon interessant zu wissen woher sie damals ihre Öle, Kräuter usw. hatten.
Hilft das Buch in diesem Fall weiter als Zusammenfassung?

Danke auch für Deinen link (auch wenn ich damit etwas verspätet dran bin.)

Hm... Zohary schreibt primär über Pflanzen, die im "Land der Bibel" (sag ich jetzt mal so) wachsen, nicht in derselben Ausführlichkeit über Öle, die von sonst woher importiert werden. Das Nardenöl, aus den Wurzeln einer Baldrianpflanze (die Narde zählt zu dieser Familie) wurde importiert, aus Indien soweit ich mich erinnere. Er schreibt hat über die Rolle, die einzelne Pflanzen bzw. ihre Derivate im Handel der damaligen "Welt" gespielt haben, aber man merkt schon, dass er leidenschaftlicher Botaniker ist und seinen Schwerpunkt auf die Botanik im "Land der Bibel" setzt. Ob sich Deine Fragen damit beantworten lassen, weiss ich nicht - so wie es mir jetzt vorkommt, wahrscheinlich nicht in der Ausführlichkeit, die Du Dir wünschst. Aber ich denke immer noch, dass man sich das Buch zum günstigen Sonderpreis zulegen kann, zumal mindestens ein halbes Dutzend Autoren von Büchern über Kräuterkunde und ähnliches so ca. zur Hälfte von Zohary abgeschrieben sein dürften (steht dann halt bei den Quellenangaben).
 
Zuletzt bearbeitet:
Hm... Zohary schreibt primär über Pflanzen, die im "Land der Bibel" (sag ich jetzt mal so) wachsen, nicht über Öle, die von sonst woher importiert werden. Aber über die Rolle, die einzelne Pflanzen im Handel der damaligen "Welt" gespielt haben, schreibt er schon recht viel. Ob damit allerdings Deine Fragen beantwortet sind, weiss ich nicht - so wie es mir jetzt vorkommt, wahrscheinlich nicht.

Na, das ist doch was, wenn etwas über die Rolle der Pflanzen geschrieben wird, paßt das.
Doch hatte ich aber eh beschlossen, mir das Buch demnächst zu kaufen.
Vielen Dank! Zu den Ölen, nun ja, das ist eine leichte Macke von mir und war nur ein Beispiel, das sollte nicht irreführend wirken.
 
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