Einen Kettenpanzer laesst sich relativ gut mit den Needle-Bodkins durchschiessen, einzelne Ringsegmente werden gesprengt und der Pfeil kann eindringen. Selbes gilt fuer Plattenruestungen, obwohl die Unterschiede der Ruestungen auch unterschiedlich guten/schlechten Schutz vor Pfeilen boten. 2 mm Bleche haben wir vor 2 Jahren zum Test beschossen und sogar mein "nur" 60 Pfund Bogen hat es mehrmals geschafft die Platte zu durchdringen. Wie andere bereits erwaehnten, haengt dies natuerlich von vielen Faktoren wie Winkel und Wucht ab, aber es funktioniert. Und selbst wenn 95 % der Pfeiltreffer nicht toedlich waren, ein Ritter, dem 3, 4 oder noch mehr Pfeile die Ruestung 1 bis 2 Zentimeter tief durschlagen haben, ist wohl kein ernstzunehmender Gegner mehr. Seine "Bewegungsfreiheit" ist stark eingeschraenkt und der Blutverlust duerfte auch nicht unwesentlich sein.Fuer einen Ritter ergab es wohl trotzdem Sinn eine hochwertige Ruestung zu besitzen, schliesslich waren nur die wenigsten Gegner Bogenschuetzen und gegen den Rest war die Ruestung ein hervoragender Schutz.
Einige Anmerkungen dazu...
Richtig ist, daß eine Pfeilspitze der Art
Needlebodkin speziell zum Durchschlagen von Kettenpanzerungen gemacht war.
ABER: Er dringt eher in die offenen Stellen des Geflechtes ein, denn ein Kettengeflecht aus geschlossenen Ringen (vernietet oder verschweißt) kann kaum gesprengt werden. Um die Ringsegmente wie von Dir erwähnt zu sprengen, muß das Geflecht aus offenen Ringen, d.h., einfach zusammengebogenen Ringen, bestehen.
Historische Kettenpanzer waren aber vernietet und/oder feuerverschweißt...
Vor diesem Hintergrund erklärt sich auch die Konstruktion dieser Pfeilspitze!
Ich glaube Dir ungeprüft, daß Du mit einem 60er Bogen ein 2mm Blech durchschlagen konntest - und bei vielen Schaukampfrüstungen hättest Du wahrscheinlich genau so Erfolg.
ABER: Um die Wirkung auf einen Plattenpanzer zu rekonstruieren, muß dieser ein Original sein oder eben möglichst originalgetreu rekonstruiert sein. Derartige Panzerungen waren aus getriebenem Blech - Stichwort: Härtung durch Materialverdichtung - und außerdem gewölbt, was die Trefferwirkung für Pfeilbeschuß u. dgl. zusätzlich erschwerte.
Folgende Faktoren haben ebenfalls Einfluß auf die Trefferwirkung des Pfeilbeschusses:
- Materialqualität der Pfeilspitze
- Polsterung (Gambeson) unter der Rüstung
- Das Ziel ist in der Realität nicht unbeweglich und bietet dem Schützen somit nicht die Möglichkeit eines präzise gezielten Schusses wie unter "Laborbedingungen".
Anm. zu 2.: Ein derartiger Gambeson besteht aus
- 2 Lagen Leinen (eher weich)
- 4 Lagen Filz (insgesamt ca. 1,2 cm dick)
- 2 Lagen Leinen (Zeltstoff, sehr hart)
- 2 Lagen Leinen (eher weich)
Der Gambeson selbst ist zudem relativ fest durchgesteppt.
Sprich: Der Schütze braucht bei solcher Polsterung unter der Rüstung etwas Glück - nämlich daß der Pfeil auf eine Naht o.ä. trifft.
Unter Berücksichtigung dessen entsteht die Hauptwirkung v.a. durch die kinetische Energie des Pfeiles selbst - sprich: den Beschuß merkt man, und man kann davon trotz allen Schutzes umgerissen oder nach hinten gerissen werden...
Um ein historisches Beispiel zu bringen: es gibt - zwar nicht bzgl. der englischen Langbögen, sondern aus dem Heiligen Land - Berichte der Sarazenen, die entsetzt feststellen mußten, daß die christlichen Ritter noch immer weiterritten und -kämpften, obwohl sie von mehreren Pfeilen getroffen waren und diese in ihnen (genauer ihren Rüstungen) steckten!