Ethnogenese und frühe Geschichte der Goten

Zur Zeit der römischen Republik hiess diese Praktik "Ver sacrum =Heiliger Frühling". Aber es gab sie wohl im ganzen Indo-europäischen Bereich.
Ich bin mir nicht so sicher, daß man alles pauschalisieren kann.


Diesem Einwand möchte ich mich anschließen. Wer glaubt, das Etikett "Heiliger Frühling" jeder Auswanderungswelle indoeuropäischer Bevölkerungsteile aufkleben zu können, sollte dies konsequenterweise auch bei den Auswanderungswellen des 19. Jahrhunderts in die USA tun.
 
An Hyokkose

Hyokkose

Es dürfte doch wohl ein Unterschied sein, zwischen einer "Auswanderungswelle" die aus einer Vielzahl von individuellen Entscheidungen beruht, auch wenn sie den gleichen wirtschaftlichen Hintergrund haben, und der bewussten und geplanten Entsendung eines Volksteiles. Denk an die Sage von dem Ursprung der Langobarden, oder, wenn Dir die Sage nicht passt, an die Koloniengründungen der Griechen.

Gruss
Boiorix
 
An Horst

Horst

Was den Ursprung der Wandersage angeht, so glaubte ich, klar genug gesagt zu haben, dass ich sie für einen durchaus zusammenhängenden Bericht aus der Hand des Krimgoten Ablabius halte. Er stützt sich auf alte Gesänge seines Volkes, die vermutlich den Staatsgrûnder Filimer preisen. Das könnte Alles für einen "Goten" aus dem Norden passen, und niemand widerspräche mir. Unglücklicherweise ist die Überlieferung aber so genau, dass die Herkunft auds dem norden eindeutig durch eine aus dem Osten ersetzt werden muss. Und das passt sichtlich niemand.
Was den ersten Teil der Wandersage angeht, um den König Berig, so ist er zwar nicht ganz so klar wie die Filimer-Episode, aber genügend, um festzustellen, dass er nicht von Norden kam.
Was seinen Namen anbelangt, so wird er allgemein als Dimunitiv von "Bär" verstanden "Kleiner Bär".
Das ist nach meiner Kenntnis der einzige Fall, wo ein halbmythischer Held und Volksführer mit einem Kosenamen im Gedächtnis der Nachwelt bleibt.
Naja, die Goten hatten ihn halt ganz arg lieb.

Was die Bastarnen angeht, so habe ich mich schon einmal geäussert, aber ich führe nicht Buch über meine Beiträge.
Also, der Name Bastarnen bezeichnet Leute die auf, in, oder mit "Basternae" =Karren leben. Strabo zählt auch die iranischen Roxolanen zu ihnen. Über die ethnische Herkunft sagt das nichts. Dass ein Teil der Bastarnen aus Mitteleuropa kam, das mag sein, obwohl es meines Wissens dazu keine Berichte gibt, und die Zuschreibung archäologischer Evidenz ist, mann kann's nicht oft genug sagen, kein Beweis.
Im Übrigen liegt das Land der Bastarnen so ungefähr in der Mitte zwischen Atlantik und Ural, den Grenzen Europas ---also in Mitteleuropa.

Du schreibst:"Der Stamm der Goten entstammt nach der überlieferten Stammessage von der Insel Skandza. Die Amaler führten offenbar ihre Abstammung auf Odin zurück."
Das ist eben die Wandersage, deren Inhalt missverstanden wird. Sie ist nicht germanisch sondern Sarmatisch/alanisch.
Die Abstammung der Amaler von Odin ist kaum nachzuweisen. Im übrigen ist die Gestalt Odins mehrdeutig. In der Ynglingasaga kommt Odin exakt aus dem Bereich östlich des Asowschen Meeres , also daher wo ich Filimers Herkunft ansetze.
Wenn die Manifestation als wandernder einäugiger Galdr-Sänger (=Schamane) mit Schlapphut ein Bild ist, das zum Sturmgott "Wotan, Wuotas, Muotas" passt, so ist das Bild als Lanzenreiter im Goldhelm dagegen an die Seite der sarmatischen Kataphrakten zu stellen, eben in diese Gegend.
Also gleichgültig ob die Amaler nun Odins-Sprösslinge sind oder nicht, sie hatten keinen Ahnen, göttlich oder menschlich in Schweden (Sveariki)

Deine Antwort auf meine Königsliste ist richtig, geht aber am Problem vorbei:
Jordanes sagt, Filimer sei ausgewandert als "fast schon der fünfte König" herrschte. Das hat nichts mit Genealogie oder Mannbarkeitsalter zu tun, sondern mit der Abfolge von Herrscherjahren. Und da spielen meine zitierten Durchschnittswerte eben eine Rolle.

Stell Dir vor, was Du über die Gepiden schreibst, das wusste ich bereits, es steht nämlich in der "Getica". Nur ist die Geschichte nicht so ganz einfach, denn angeblich sind sie gotische Nachzügler aus dem Weichseldelta, wo sie keinen Platz haben, wegen "Dichter Wälder und rauher BErge". Und mit den Goten geraten sie angeblich zu der von Dir zitierten Zeit aneinander, weil sie einen Krieg mit ihnen anfangen, vom Weichseldelta zur Dnjeprmündung, ca 1200 Km Luftlinie --und niemand wundern die rauhen Berge am Weichseldelta und dieser Kriegszug. Ausser mich.

Wenn ich was vergessen habe, bitte ich um Entschuldigung. Hoffentlich nicht.
Tschüss
Boiorix
 
so ist das Bild als Lanzenreiter im Goldhelm dagegen an die Seite der sarmatischen Kataphrakten zu stellen, eben in diese Gegend.

Das ist einfach nur falsch.

Nicht nur die Sarmaten haben beritten mit einer Stangenwaffe gekämpft und Rüstungen und Helme getragen. Das trifft auf ziemlich viele Völker zu (z.B.: den Germanen selbst?).

Außerdem ist Gungnir ein Speer/Frame, der wenn er geworfen wird immer zu seinem Besitze zurückkehrt, und kein Kontos.

Außerdem sollte dir doch die Unglaubwürdigkeit der Ynglingasaga bekannt sein. Dagegen kann man die Kritk an der Getica gegen null setzen.
 
Zuletzt bearbeitet:
An Witege

An Witege
Du schreibst in Deinem Beitrag 119:
"Insgesamt frage ich mich, was du überhaupt von uns möchtest? Möchtest nicht du uns hier deine Theorie vorstellen? Oder worum geht es hier? Werden wir etwa dafür bezahlt dir zu antworten?"
und
"Wenn du keine Lust hast uns über die Grundvorraussetzung zu informieren, warum wir deine These überhaupt ernst nehmen sollten, warum schreibst du hier überhaupt?"

Hier nimmt Dein polemischer Ton einen Grad an, der mir verbietet , darauf zu antworten.

Ich habe mich bei Dir und bei Hyokkose bedankt, als Ihr mir Fehler nachgewiesen habt.
Bei unserer Diskussion über die Slaven bei Ermanarich hast Du nach meinem letzten einschlägigen Zitat einfach geschwiegen und später von etwas Anderem geschrieben.
Du warst auch so sehr sicher, dass "mediaetate" nicht "Mitte", sondern spätlateinisch "Hälfte" hiesse, und "mediaetate transposita" ein Ablativus absolutus sei, "die Hälfte übergesetzt".
Nun habe ich inzwischen die Frage gestellt, wie das denn dann mit dem dann auftauchenden "amne transposita" sei; das ist bestimmt kein A.a., und ich sehe auch nicht, wie Filimer und die Seinen etwa "Fluten übergesetzt" haben (in Eimern?), anstatt sich selber "über die Fluten übergesetzt".
Du hast dazu nicht Stellung genommen, und bist dazu natürlich ebensowenig verpflichtet wie im vorher erwähnten Fall.
Aber, gleich was dabei herauskommt, es wäre elegant gewesen.
Aber nun stelle ich einen ganz wesentlichen Teil meiner Theorie vor, und Alles was Du tust, ist Fragen zu stellen, die eben mit diesem Teil nichts zu tun haben. Und weil ich keine Lust hatte in diesem Moment zu off-topic-Fragen zu antworten, bekomme ich jetzt Grobheiten an den Kopf geworfen.
Heisst man das, da wo Du herkommst "Diskussion"?

Lass Dir's gutgehen
Boiorix
 
Statt mir also nun eine weitere, mehr oder weniger hypothetische „Deutung“ für den Sagen-Wortlaut und seine mangelnde Übereinstimmung mit der Geographie auszudenken, habe ich die Fragestellung umgekehrt: Versuchsweise angenommen, die Darstellung der „Filimer-Sage“ ist exakt, welche Landschaft und Umstände entsprechen ihr dann?


Nun ist es endlich gelegt, das Ei, um das seit über zwei Wochen und 115 Beiträgen gegackert wurde.

Ich muß allerdings gestehen, daß ich jetzt doch ziemlich enttäuscht bin. Dein Szenario und Jordanes' Darstellung der "Filimer-Sage" passen keineswegs "exakt" zusammen, im Gegenteil:

Du beschreibst einen Zug über eine zugefrorene Meerenge. Würde Jordanes das "exakt" wiedergeben, dann würde er eben von einem zugefrorenen Meer sprechen und vom Eis, das eingebrochen ist. Die Idee mit dem Eis hat etwas für sich (wenngleich zugefrorene Gewässer in den Weiten Rußlands sicher reichlich zu finden sind, nicht nur am Asowschen Meer), aber nichts davon steht "exakt" im Text, auch nicht andeutungsweise.

Du sprichst von einem Schlammvulkan, deren es auch mehrere gegeben haben mag. Was Jordanes beschreibt, ist aber wiederum etwas gänzlich anderes, nämlich ein Land, welches von einem Schlund/Abgrund/Pfuhl rings eingeschlossen sei. Von einer exakten Entsprechung kann überhaupt nicht die Rede sein.


Jordanes berichtet:[/SIZE][/FONT]
[FONT=Times New Roman, serif]Martens-Übersetzung:: "Als nun die Zahl des Volkes immer mehr zunahm und ungefähr der fünfte König nach Berig herrschte, nämlich Filimer, der Sohn des Gadarich, fasste dieser den Entschluss, dass das Heer der Goten mit Weib und Kind auswandern solle." Sehr schön! Nur was der Text wirklich sagt, ist dies: "...et iam pene quinto rege regnante post Berig Filimer, Filio Gadarigis, consilio sedit, ut exinde cum familiis Gothorum promoveret exercitus." Aber "et iam pene" heist "und schon fast", aber nicht „ungefähr“, und "consilio sedit" bedeutet "er sass zu Rate", was man nicht alleine tut. Die schwerwiegendste Freiheit des Übersetzers aber ist, dass er zwischen Berig und Filimer das wort "nämlich" eingeflickt hat. Wäre das der Sinn, so müsste da stehen "id est" oder "scilicet" oder "videlicet". Filimer ist also nicht der fünfte König nach Berig, sondern der Anführer des auswandernden Teiles. Vermutlich war Gadarich, sein Vater, der Herrscher des zurückbleibenden Teiles. Man kann aber auch annehmen, dass die Machtübergabe an einen neuen König bevorstand, und Filimer ein unterlegener Kandidat war, wie sich aus dem "und schon fast" schliessen liesse, der mit seinem Anhang auszog. [/FONT]


Filimer sei also nicht der fünfte König nach Berig? Damit widersprichst Du jetzt direkt den Angaben des Jordanes, der an anderer Stelle sagt:

"Filimer rex Gothorum et Gadarici magni filius qui post egressu Scandzae insulae iam quinto loco tenens principatum Getarum"
http://www.thelatinlibrary.com/iordanes1.html (inzwischen habe ich herausgefunden, daß es den gesamten Text der Getica online gibt)

Zu Deutsch (meine Übersetzung, daher ohne Gewähr, aber viel kann wohl nicht falsch sein):
"Filimer, der König der Goten und Sohn des großen Gadaric[us], der nach der Auswanderung von der Insel Scandza schon an fünfter Stelle die Herrschaft innehatte"

Nicht derjenige Übersetzer, der das "nämlich" einfügte, liegt hier falsch, sondern Du.

Ich weiß nicht, ob es sich lohnt, sich über weitere Einzelheiten der Übersetzung in Erbsenzählereien zu verlieren, aber hast Du eigentlich einen Beleg dafür, daß "consilio sedit" "er saß zu Rate" bedeutet? Mit meinem Latein ist es leider nicht so schrecklich weit her und ich habe leider kein leistungsfähiges lateinisches Wörterbuch zur Verfügung und kann nur sagen, daß "consilium" auch "Entschluß" heißen kann und "sedere" im Zusammenhang mit einem Entschluß auch die Bedeutung "feststehen" hat.
 
Antwort zu Witeges Beitrag # 125

Witege
Du schreibst: Zitat "Nicht nur die Sarmaten haben beritten mit einer Stangenwaffe gekämpft und Rüstungen und Helme getragen. Das trifft auf ziemlich viele Völker zu (z.B.: den Germanen selbst?)."

Antwort:Vollkommen richtig, aber die ältesten Gräber, die man den Sarmaten zuschreiben kann, datieren aus dem 5. vorchristlichen Jahrhundert nd liegen in der Gegend von Orenburg, östlich des Wolgadeltas. Sie zeigen starke Einflüsse von Persien her, aber weder von Rom noch von den Skythen.

Zitat: "Außerdem ist Gungnir ein Speer/Frame, der wenn er geworfen wird immer zu seinem Besitze zurückkehrt, und kein Kontos."

Antwort:Und wenn das Zurückkommen der Waffe eine Erfindung wäre, um die Göttlichkeit des Trägers zu zeigen? Aber offengestanden, ich liebe es nicht, mit Vermutungen zu argumentieren. Es gibt da noch etwas:
Der Wurfspeer kommt immer mit dem Schild kombiniert vor, während der Contus zweihändig geführt wurde. Ich weiss von keiner Darstellung oder Erwähnung von "Odins Schild".

Zitat: "Außerdem sollte dir doch die Unglaubwürdigkeit der Ynglingasaga bekannt sein. Dagegen kann man die Kritk an der Getica gegen null setzen."

Antwort: Die Ynglingasaga ist nicht unglaubwürdig. Sie stellt lediglich eine andere Tradition dar. Prosa-Edda und Ynglingasaga stammen aus der selben Feder. Snorri hat seine Edda in Island geschrieben, vor 1218, und sie zeigt deutliche Spuren von dänischem Einfluss. Kein Wunder, denn Snorri wuchs am Hof Oddi auf, wo dieser stark war.
Die "Heimskringla" einschliesslich der Ynglingasaga entstand wâhrend oder nach Snorris Aufenthalt in Norwegen; die Ynglingar waren die mythischen Ahnen der schwedischen Könige und der Norwegerkönige, die vorgaben, von dieser ehrwürdigen Dynastie abzustammen.
Snorri war in der Klemme: Er hatte die alten Götter beschrieben, und nun kam ihm da eine ganz neue Geschichte unter, eine Familie, die behauptete von Göttern abzustammen, die von der Gegend des Asowschen Meeres gekommen sein sollten. Seinen alten Text kannten schon zu viele Leute, als dass er da noch etwas ändern konnte (der gerissene Politiker Snorri hätte das sicher getan), also passte er die neue Geschichte so gut es ging der früheren an. So genau wusste man das sowieso nicht mehr, man war ja Christ, aber der kluge Gelehrte Snorri würde das schon recht machen.
Das ist natürlich Ausmalung meinerseits, aber dass Snorri zwei Versionen schrieb, das muss man irgendwie erklären. Er kann nicht in seinem ersten Buch verlässlich sein, und im zweiten plötzlich nicht mehr.
Ob das schwedische Königsgeschlecht nun tatsächlich aus Russland kam, oder ob es sich einfach eine Vorgeschichte geschaffen hatte, indem man Sagen, die die Waräger gehört hatten für sich adaptierte, dazu masse ich mir keine Meinung an. Ich kann aber nicht umhin, festzustellen, dass die "Rus/Waräger" denen Ibn Fadlân um 930 an der unteren Wolga begegnete, sehr sesshaft wirken, und nicht wie Händler, die bald wieder aufbrechen.
Ich könnte mir eine Familie vorstellen, die einige Generationen sich dort adaptiert hatte und dann nach dem Schwedischen Uppland kam und sich dort zu Herren und Königen aufschwang. Ob man die nun als zeitweise ausgewanderte Schweden oder als Sarmaten mit einem Einschlag schwedischen Bluts bezeichnen will, das ist rätselraten und Geschmacksache. Jedenfalls erzählt eine syrische Quelle schon in der ersten Hälfte des 6. Jh "Hrus" am Asowschen Meer.
Auf jeden Fall verdient die Ynglingasaga nicht den Ruf, den Du ihr zuschreibst

Wiedersehen
Boiorix
 
Und weil ich keine Lust hatte in diesem Moment zu off-topic-Fragen zu antworten, bekomme ich jetzt Grobheiten an den Kopf geworfen. Heisst man das, da wo Du herkommst "Diskussion"?

Interessant zu sehen, dass Du über solchen Dingen nicht einfach "drüber" stehst, sondern nach dem Prinzip "wie Du mir" zurückpolemisierst.

Diese Vorgehensweise durchzieht Deine sämtlichen Beiträge. Dabei verstehe ich nicht, wieso Du es nötig hast, solche Spielchen mit uns zu spielen. Warum so verbittert?

:grübel:
 
An Hyokkose

An Hyokkose

Der Text des Joedanes, den Du zitierst und übersetzt ist der § 121, und da hast Du Recht.
Nur scheint das eine schlampige Wiederholung (Jordanes in Eile?)
Der Text, von dem ich spreche, und der direkt mit der Wandersage zusammenhängt, das ist der §26, und da lautet das so: Die Volkszahl nahm gewaltig zu, "...et iam pene quinto rege regnante post Berig Filimer, filio Gadarigis, consilio sedit...etc"
"iam" = "schon", und für "fast" lässt mir mein Wörterbuch die Wahl "fere, prope, pene".
Also "... als schon fast der fünfte König herrschte..." und danach, zwischen Filimer und Filio Gadarigis, da hat der Übersetzer eben geschummelt. sonst müsste da stehen "id est" oder "scilicet".
Ich habe übrigens schon einmal darauf hingewiesen, entweder an Ostrogotha oder an Beorna.

Was Deine Einwände gegen den "Abgrund" und die "Eisbrücke" angeht, so hat Ablabius sichtlich nach den "Alten Liesern" gearbeitet, und ob nun diese oder er oder am Ende Cassiodor/Jordanes das auf dem Gewissen haben, das berührt mich nicht. Die Lieder hatten Grund zur Heroisierung, Ablabius wird kaum dahingereist sein und Augenscheingehalten (es gibt da übrigens noch mehr solche Vulkane) und die beiden Anderen schrieben halt ab wie sie es ; Sie waren ja weit entfernt.
Ich kann natürlich nicht dafür garantieren, aber meine Deutung ist auf jeden Fall wesentlich konkreter (darum kannst Du ja kritisieren) als die vagen "Volksüberlieferung" oder "figurative Bedeutung" die dauernd ins Feld geführt werden.
Gegen die kann man nichts sagen, weil sie selber so nichtssagend sind.
Was Deine Kritik an "consilio sedit" anbelangt, so magst Du Recht habenmit Deinem Sinn, denn man findet immer einen exotischen Gebrauch eines Wortes, wenn man lange genug sucht. Mein Wörterbuch gibt jedenfalls für den Gebrauch von "sedere" 48 Beispiele (wenn ich mich nicht verzählt habe, jedesmal mit Referenz des Autors (allerdings nicht der Stelle). "consilio sedere" ist nicht dabei. Es muss also wohl im Allgemeinen aus dem Alltagssinne der beiden Worte bestehen.
Es will mir auch nicht ganz einleuchten, warum in solchen Fällen immer die ausgefallendste Bedeutung gelten soll (nicht nur bei Dir und in diesem Fall).

Ich bin, nebenbei bemerkt, auch etwas enttäuscht von Witege, der mir die Hölle heiss machte mit seinem Ablativus absolutus von "Mediaetate transposita" , aber auf das folgende Beispiel (sieben Zeilen später) "amne transposita" hin schweigt. Auch da musste ein besonderer Sinn des Wortes herhalten, dessen Existenz ich ja nicht bestreite, aber dessen Gebrauch hier ich für unwahrscheinlich halte.
Du bist enttäuscht von meiner Texterklärung, aber sie ist weit konkreter als irgeneine bisher unternommene. Und einfacher;
Was ich von Dir bisher gelesen habe, Hyukkose, das zeigt mir, dass ich Dir nicht erklären muss, was "Occams Rasiermesser" ist. Aber "Mitlesern", die das nicht kennen, rate ich den Begriff bei Wikipedia einzugeben.
Occam schert die Bärte für mich, auch wenns die Geschorenen nicht merken.

Gute Nacht
Boiorix
 
hallo Boiorix ! wirst dich sicher freuen zu sehen, dass ich auch wieder da bin.
einmal was zum "consilio sedit" : würde es sich wirklich um eine Ratssitzung handeln, sollte das doch eher "in consilio sedit" oder aber Plural und die Namen der anderen stehen? Kann natürlich auch bei der Tradition verloren gegangen sein, aber das Argument"Traditionsfehler" kann halt für ziemlich viel herhalten.

das zweite wär nen "Vorschlag" für dein "amne transposita": einfach wieder nen ablativus absolutus, in zeitlicher Übersetzung. Also der Teilsatz wie folgt:
Aber der Teil der Goten, von den man sagt er habe mit Filimer,nachdem sie den Fluß überquert hatten, das Land Oium durchwandert , bemächtigte sich des erwünschten Bodens.
 
Hallo Sheik

Du meinst also, die Deutung Witeges sei korrekt "Mediaetate transposita = Die Hälfte (des Volkes) übergesetzt", und das genau gleichende "amne transposita" bedeutet demnach "das Wasser übergesetzt" ?
Witege hat mit seiner Formulierung die "Hälfte" über die Brücke gebracht. O k.
Und jetzt sag mir über was hat Filimer , mit der exakt gleichen Formulierung, das Wasser gebracht? Und wie? Eimerweise? Rohrleitung?

Ich habe gerade Hyokkose im "Überschwemmungs-Thread" geschrieben, dass man immer eine ausgefallene Übersetzungsmöglichkeit findet, wenn man lange genug sucht. Das spätlateinische "Mediaetas = Die Hälfte" an Stelle des normalen "dimidium" ist so ein Fall.
"Mediaetas = die Mitte" macht keine Probleme. Dann ist Filimer in einem Satz "über die Mitte der Brücke" gezogen, im zweiten Satz "über die Fluten" gezogen.
Aber nein, es muss der rare Sinn her, übrigens bei allen Übersetzern. Und der gesunde Menschenverstand ersäuft in pseudogrammatikalischen Finessen.

Gute Nacht , Sheik
Boiorix
 
An Hyokkose

Der Text des Joedanes, den Du zitierst und übersetzt ist der § 121, und da hast Du Recht.
Nur scheint das eine schlampige Wiederholung (Jordanes in Eile?)


Ich weiß nicht, wo Jordanes "geschlampt" hat, aber mit Schlamperei kann man alles erklären. Möglicherweise war ihm bei der ersten Stelle die genaue Herrscherabfolge nicht mehr parat, hat aus dem Gedächtnis seine "Fünf" geschrieben und vorsichtshalber sein "pene", das er auch bei anderen Zahlenangaben gern benutzt, davorgesetzt. Als er die zweite Stelle schrieb, war er sich dann wieder sicher, weil er sich wieder erinnerte oder seine Notiz wieder gefunden hatte...



Also "... als schon fast der fünfte König herrschte..." und danach, zwischen Filimer und Filio Gadarigis, da hat der Übersetzer eben geschummelt. sonst müsste da stehen "id est" oder "scilicet".


Da es von der anderen Stelle her sicher ist, daß mit dem fünften König Filimer gemeint ist, ist das "nämlich" nicht "geschummelt", es ist (zumindest nach meinem Sprachgefühl) einfach besseres Deutsch. Es klingt besser als die buchstäbliche Übersetzung "als schon fast/ungefähr der fünfte König herrschte, Filimer, der Sohn des Gadarig", hat aber exakt denselben Sinn.

Das Wort "als" könnte man so gesehen auch als "geschummelt" kritisieren, denn ein diesem deutschen Wort entsprechendes lateinisches Wort ("cum") steht da nirgends, und es wäre zweifellos möglich, eine deutsche Übersetzung ohne "als" hinzubekommen - nur wäre sie sprachlich eben ziemlich holprig.

Eine gute Übersetzung besteht darin, daß der Sinn korrekt wiedergegeben wird, und nicht darin, daß sich jedes Wort des übersetzten Textes 1:1 im Ausgangstext wiederfinden läßt.

Damit will ich nicht die zitierten Übersetzungen in den Himmel loben, aber die schwerwiegenden Vorwürfe, die Du immer wieder erhebst, sind doch ziemlich substanzarm.



Was Deine Kritik an "consilio sedit" anbelangt, so magst Du Recht habenmit Deinem Sinn, denn man findet immer einen exotischen Gebrauch eines Wortes, wenn man lange genug sucht.


Ich weiß nicht, welche Übersetzung von "consilio sedere" hier exotischer ist, meine Überlegung ging aber jedenfalls wie die Sheiks von dem nicht wegzudiskutierenden Singular aus - wie Du selbst bemerkt hast: Allein sitzt keiner zu Rate.


Du bist enttäuscht von meiner Texterklärung, aber sie ist weit konkreter als irgeneine bisher unternommene. Und einfacher;


Enttäuscht bin ich nicht vom Vergleich zwischen Deiner Erklärung und dem, was mir sonst so bekannt ist - das ist ja nicht so viel, ich bin beileibe kein Gotenspezialist.
Enttäuscht bin ich eher vom Auseinanderklaffen zwischen den von Dir formulierten hohen Ansprüchen und dem eher dürftigen Resultat.


Wenn ich z. B. folgendes lese:
Ich kann nur sagen, ich nehme die ganze Sage so ernst wie wahrscheinlich keiner hier im Forum, denn ich weigere mich erstens einfach in verba magistri zu schwôren, und ebenso sie mit einem Wust von "was das bedeuten könnte" zu umhüllen.

... und dann folgende Ausführungen zu Gesicht bekomme, die nicht den mindesten Anhaltspunkt im Text des Jordanes haben ...
Filimer ist also nicht der fünfte König nach Berig, sondern der Anführer des auswandernden Teiles. Vermutlich war Gadarich, sein Vater, der Herrscher des zurückbleibenden Teiles. Man kann aber auch annehmen, dass die Machtübergabe an einen neuen König bevorstand, und Filimer ein unterlegener Kandidat war, wie sich aus dem "und schon fast" schliessen liesse, der mit seinem Anhang auszog.


... dann erübrigt sich eigentlich jeder weitere Kommentar.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Witege
Du schreibst: Zitat "Nicht nur die Sarmaten haben beritten mit einer Stangenwaffe gekämpft und Rüstungen und Helme getragen. Das trifft auf ziemlich viele Völker zu (z.B.: den Germanen selbst?)."
Antwort:Vollkommen richtig, aber die ältesten Gräber, die man den Sarmaten zuschreiben kann, datieren aus dem 5. vorchristlichen Jahrhundert nd liegen in der Gegend von Orenburg, östlich des Wolgadeltas. Sie zeigen starke Einflüsse von Persien her, aber weder von Rom noch von den Skythen.
Und was soll das jetzt bedeuten? Die Römer hatten damals noch keinen Einfluß auf die Sarmaten? Wäre auch sehr merkwürdig, oder nicht?
[FONT=&quot]Zumindest dürfte es wohl klar sein, dass jeder Schreiber der bekannten Quellen der germanischen Mythologie, und jeder Germanne den sie getroffen haben, wußte, dass es auch bei ihnen derartige Reiter gab.

[/FONT]
Der Wurfspeer kommt immer mit dem Schild kombiniert vor, während der Contus zweihändig geführt wurde. Ich weiss von keiner Darstellung oder Erwähnung von "Odins Schild".
Wie wäre es mit denen unten? Ich habe noch keine Darstellung von Odin mit einem Kontos gesehen, du?
Einer der Namen von Odin war Biflindi, was anscheinend etwas mit Schild zu tun hat, da ich als mögliche Übersetzungen der mit dem bemalten Schild oder Schildschüttler gefunden habe.

Hier noch was aus Odins Runenlied:
Ein elftes kann ich, wenn ich zum Angriff soll
Die treuen Freunde führen.
In den Schild fing Ichs, so ziehn sie siegreich
Heil in den Kampf, heil aus dem Kampf,
Bleiben heil wohin sie ziehn.


Du meinst also, die Deutung Witeges sei korrekt "Mediaetate transposita = Die Hälfte (des Volkes) übergesetzt", und das genau gleichende "amne transposita" bedeutet demnach "das Wasser übergesetzt" ?
Witege hat mit seiner Formulierung die "Hälfte" über die Brücke gebracht.

Und du wunderst dich, dass ich nicht mehr auf deine lateinischen Spielereien eingehe?

Das steht im Pons:

amnis, is:
Strom, (poet. auch) Flußgott; Strömung; kleiner Fluss, Bach, Gießbach, Wildbach; (poet.) Wasser(masse)

Also so wahrscheinlich wie du hier machst ist Wasser jetzt auch nicht...


Aber nein, es muss der rare Sinn her, übrigens bei allen Übersetzern. Und der gesunde Menschenverstand ersäuft in pseudogrammatikalischen Finessen.
Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen...
Wer braucht schon Grammatikregeln?
 

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Boiorix schrieb:
Unglücklicherweise ist die Überlieferung aber so genau, daß die Herkunft aus dem Norden eindeutig durch eine aus dem Osten ersetzt werden muß. Und das paßt sichtlich niemand.
Du gehst mit der Sage zu frei um, als daß man dir folgen könnte.

Boiorix schrieb:
Was seinen Namen anbelangt, so wird er allgemein als Dimunitiv von "Bär" verstanden "Kleiner Bär". Das ist nach meiner Kenntnis der einzige Fall, wo ein halbmythischer Held und Volksführer mit einem Kosenamen im Gedächtnis der Nachwelt bleibt.
Der Name lautet wohl Berich; Bero = Bär und rihhi = Herrscher.

Boiorix schrieb:
Also, der Name Bastarnen bezeichnet Leute die auf, in, oder mit "Basternae" =Karren leben. Strabo zählt auch die iranischen Roxolanen zu ihnen. Über die ethnische Herkunft sagt das nichts. Daß ein Teil der Bastarnen aus Mitteleuropa kam, das mag sein, obwohl es meines Wissens dazu keine Berichte gibt, und die Zuschreibung archäologischer Evidenz ist, man kann's nicht oft genug sagen, kein Beweis.
Tacitus erwähnt die Peukiner, die manche auch Bastarner nennen, die in Sprache und Lebensweise, Siedlungsart und Hausbau den Germanen gleichen. Ob er sie den Germanen zurechnen soll oder den Sarmaten, weiß er nicht recht zu berichten, denn durch Mischehen mit den Sarmaten (dazu zählen die Roxolanen) haben sie manches von deren „Häßlichkeit“ angenommen.
Boiorix schrieb:
Nach allen Angaben waren sie [die Bastarnen] unverhâltnismäßig zahlreicher als die anspruchvollsten Zahlen einer gotischen Einwanderung je hâtten sein können; und sie dürften die größte Gruppe bei der "gotischen Ethnogenese am Schwarzen Meer" (Wolfram) gewesen sein.
Die Goten können demzufolge keine Germanen gewesen sein. Du sagst aber selbst:
Boiorix schrieb:
Ich behaupte nicht, ganz bestimmt nicht, daß die Goten keine Germanen waren ...


Boiorix schrieb:
Was den ersten Teil der Wandersage angeht, um den König Berig, so ist er zwar nicht ganz so klar wie die Filimer-Episode, aber genügend, um festzustellen, daß er nicht von Norden kam.
Boiorix schrieb:
Wenn's Dich glücklich macht, laß Berig aus Skandinavien kommen, ich bin nicht der Meinung.
Wo kam er deiner Meinung nach her?

Boiorix schrieb:
In der Ynglingasaga kommt Odin exakt aus dem Bereich östlich des Asowschen Meeres, also daher wo ich Filimers Herkunft ansetze.
Auf welche Stelle genau berufst du dich?

Boiorix schrieb:
Deine Antwort auf meine Königsliste ist richtig, geht aber am Problem vorbei: Jordanes sagt, Filimer sei ausgewandert als "fast schon der fünfte König" herrschte. Das hat nichts mit Genealogie oder Mannbarkeitsalter zu tun, sondern mit der Abfolge von Herrscherjahren. Und da spielen meine zitierten Durchschnittswerte eben eine Rolle.
Die Herrscherjahre lassen sich dann aber überhaupt nicht einschränken, denn der fast schon fünfte König kann tatsächlich nach einem oder nach einhundert Jahren seine Herrschaft angetreten haben. Ein Durchschnittswert hilft da nicht weiter. Jordanes denkt gewiß nicht an einen Zeitraum in dem jene Goten, die mit Berig gekommen waren, weitergezogen sein könnten.

Boiorix schrieb:
Stell Dir vor, was Du über die Gepiden schreibst, das wußte ich bereits, es steht nämlich in der "Getica". Nur ist die Geschichte nicht so ganz einfach, denn angeblich sind sie gotische Nachzügler aus dem Weichseldelta, wo sie keinen Platz haben, wegen "Dichter Wälder und rauher Berge". Und mit den Goten geraten sie angeblich zu der von Dir zitierten Zeit aneinander, weil sie einen Krieg mit ihnen anfangen, vom Weichseldelta zur Dnjeprmündung, ca 1200 Km Luftlinie --und niemand wundern die rauhen Berge am Weichseldelta und dieser Kriegszug. Ausser mich.
Die Gepiden kamen als gotische Nachzügler aus dem Weichseldelta in jene Gegend, wo dichte Wälder und rauhe Berge ihnen nicht genügend Raum ließen. Schon Tacitus berichtete von den Wäldern und Bergen, die sich zwischen Peukinern und Fennen hinziehen und die die Venether auf ihren Raubzügen durchstreifen.
 
Zuletzt bearbeitet:
das zweite wär nen "Vorschlag" für dein "amne transposita": einfach wieder nen ablativus absolutus, in zeitlicher Übersetzung.
Haec ergo pars Gothorum, quae apud Filemer dicitur in terras Oium emenso amne transposita,

Amnis ist aber männlich und kann somit nicht zu transposita gehören. Allerdings passt es zu emenso (PPP, Sg. Dat. oder Abl.), zu dem sonst überhaupt nichts passt. Der Abl. Abs. heißt dann: "emenso amne".

Da beim NcI, der bei dicitur stehen muß, noch ein Infinitiv fehlt, wird Transposita prädikativ gebraucht und wie ein Infinitiv übersetzt.

Apud ist noch komisch: bei, neben, zur Zeit, nach jmds. Urteil, in Gegenwart von; (durch oder mit?)

Also:
Dieser Teil der Goten also, von dem gesagt wird, dass er, nachdem der Strom/Bach durchwandert worden war, durch? Filimer in die Länder "Oium" hinübergebracht worden war,...
 
An Horst

Horst
Du beschuldigst mich, mit der Sage zu frei umzugehen. Ich halte mich an den genauen Wortlaut und suche Umstände, wo die Beschreibung passt. Alle bisherigen "Analysen" gehen ohne Beweise davon aus, dass da von den Pripjet-Sümpfen die Rede ist, und führen dann wolkige Erklärungs-Reden, warum der Text nicht dazu passt.

Zum Namen "Berig": Du hast da eine glaubwürdige Deutung, aber die "offizielle" ist "Bairika = kleiner Bär".

Was die Bastarnen-Peukiner angeht, so sind, laut Tacitus die "Mischheiraten" bei den "Proceres" (Vornehmen) üblich. Die Sarmaten sind, laut Ammian, "Grosse Dunkelblonde mit Feueraugen". Die "Hässlichkeit" bezieht sich auf deren künstliche Schädel-Deformation,die auch bei Goten und Burgundern vorkommt. Im Languedoc, ehemals westgotisch, wurde sie noch bis etwa 1900 praktiziert, weil sie angblich klug machen sollte. Im Übrigen ist "Bastarnen" laut Strabo eine Sammelbezeichnung, was ich hier jetzt zum dritten oder vierten Male feststellen muss..Er zählt auch die iranophonen Roxolanen dazu.

Zitat Horst:
Die Goten können demzufolge keine Germanen gewesen sein. Du sagst aber selbst:
Zitat: Boiorix:
Ich behaupte nicht, ganz bestimmt nicht, daß die Goten keine Germanen waren ...
Antwort:
"Germanen" ist ein linguistischer Begriff. Roxolanen, die nur noch, oder überwiegend, eine germanische Sprache sprechen, sind Germanen, ungeachtet ihrer Herkunft. Unser deutsches Geschichtsverständnis hat sich seit der Romantik, und vielleicht schon früher, an eine genealogische Definition der Volkszugehörigkeit geklammert, erklärbar durch die deutsche Geschichte, aber wissenschaftlich ebenso unhaltbar wie die Definition eines vorgeschichtlichen Volkes durch archäologische Evidenz. Ethnogenese ist kein punktueller Prozess.

Die Goten sind Germanen, weil sie eine germanische Sprache sprachen, die nicht ein kleines Häuflein Gotonen oder Gutonen vom Fluss Guttalos aus dem Norden mitbrachte. Selbst wenn ihre Wanderung beweisbar wäre, stellten sie nur eine Minderheit dar. Das Proto-Germanische hat sich irgendwann vom Proto-Slavischen getrennt, nach und nach, irgendwo zwischen Rhein und Dnjepr.
hinzu kommen, bei den Ostgermanen, Einflüsse von Seiten des Thrakisch-Dakisch-Getischen. Das Iranische der Sarmaten hat ausser in einigen Namen kaum Spuren hinterlassen.
(So, und jetzt könnt Ihr mich steinigen)

Horst, du willst wissen, woher "Berig" kam. Das ist die Fortsetzung meiner Darstellung der "Filimer -Geschichte".Gedulde Dich bitte.

Zu Odins Herkunft laut Ynglingasaga: (Kommentare in Klammern)
Y.S.Kap.I. "Südlich der Berge...fliesst ein Fluss durch "Svithiod" (also bitte, nicht Svearike oder Sviaveldi = Schweden), der richtig Tanais (=Don) heisst, früher Tanakvisl oder Vanakvisl, und der ins Schwarze Meer fliesst.Das Land...am Vanakvisl wurde Vanaland oder Vanaheim genannt."
Kap.II. "Das Land östlich des Tanakvisl in Asien wurde Asaland genannt, oder Asaheim, und die Hauptstadt hiess Asgard. In dieser Stadt war ein Herrscher namens Odin..."
Kap.III "Odin hatte zwei Brüder, einer hiess Ve, der andere Vilje, und sie herrschten im Königreich wenn er abwesend war..."
Kap. IV: " Odin zog mit einer grossen Armee gegen das Volk von Vanaland, aber die waren gut vorbereitet und verteidigten ihr Land, sodass der Sieg wechselte, und sie verwüsteten sich gegenseitig die Länder.
Zuletzt wurden sie dessen müde, und beide Seiten kamen zu einem Treffen um Frieden zu schliessen, einen Vertrag zu machen und Geiseln auszutauschen..."
Reicht das?

Zu den Regierungszeiten.
Natürlich kann man durchschnittliche Regierungszeiten addieren, mit einem gerwissen Spielraum natürlich, aber nicht so gross wie du annimmst. Von 23 Langobardenkönigen regierten nurAgilulf und Luitprand lânger als 18 Jahre (26 bzw32)

Zu den Gepiden: Der Jordanes-Text (§96-100) sagt ausdrücklich, dass König Fastida, dessen Volk im Weichseldelta gesessen habe, sein Gebiet durch Kämpfe erweiterte, die Burgunder "fast bis zur Vernichtung" schlug, und danach von König Ostrogotha Land verlangte, weil die Gepiden "ringsum eingeschlossen von rauhen Bergen und von dichten Wäldern beengt" seien.
(Im Weichseldelta!!! Ringsum Rauhe Berge!!!)
Er greift die Gothen auch tatsächlich an (1200 Km Luftlinie Distanz!!) und wird geschlagen.
Entweder ist die Geschichte Quatsch, oder die Gepiden sassen wo anders.)
Dein Hinweis auf Tacitus ist berechtigt, aber die Peukiner sassen an der Donaumündung und die Fennen sind wohl die Wolgafinnen. Da bleibt viel Platz fûr die "eingeengten' Gepiden, ohne die Gothen anzugreifen. Allerdings, "Rauhe Berge" sehe ich in diesem Bereich nicht.

So, das Wärs
Viel Vergnügen, Horst
Boiorix
 
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An Witege

Witege
Dankeschön für die Übersetzung; Ich sehe mit Vergnügen, dass auch der Fachmann die Gothen direkt nach Oium kommen lässt.
Ansonst scheint mir, Deiner Analyse nach, die Selbstbezeichnung "Agramatus" für Jordanes doch angemessen.
Was Deine zwei Reiterbilder angeht, so vermisse ich da den achtbeinigen Sleipnir. Aber vielleicht hat Odin ja ein anderes Ross ausgeliehen.
Gruss
Boiorix
 
Dankeschön für die Übersetzung; Ich sehe mit Vergnügen, dass auch der Fachmann die Gothen direkt nach Oium kommen lässt.
ad Scythiae terras, quae lingua eorum Oium vocabantur
Was Wolfram zum Oium geschrieben hat, ist hier egal.
Jordanes meint damit einfach nur die Länder der Skythen.
Wo in meiner Übersetzung direkt steht, verstehe ich zwar nicht, aber selbst falls würde es passen...



Ansonst scheint mir, Deiner Analyse nach, die Selbstbezeichnung "Agramatus" für Jordanes doch angemessen.
Mir scheint es mittlerweile eher genau andersherum. Wer solche Satzgebilde grammatikalisch korrekt verfassen konnte, war wirklich gut ausgebildet.


Zum agramatus (ante conversionem) hatte ich ja schon was geschrieben:
Diese Aussage steht allerdings im Perfekt.
Genauso kann ich von mir sagen, dass ich, bevor ich Latein gelernt habe, den Ablativus Absolutus nicht gekannt habe...
Der Perfekt war im Lateinischen die Erzählzeit vergangener Ereignisse...


Was Deine zwei Reiterbilder angeht, so vermisse ich da den achtbeinigen Sleipnir. Aber vielleicht hat Odin ja ein anderes Ross ausgeliehen.
Das ist das einzige was dir dazu einfällt? Zeig mir doch mal eines von Odin mit Kontos. Auf die Anzahl der Beine von Sleipnir achte ich dann auch nicht...
Aber da diese Bildnisse vor der Edda entstanden sind, könnte es auch einen anderen Grund dafür geben...


Außerdem wäre es nett, wenn du auch auf das Skandza-Problem eingehen könntest.
 
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An Witege

Witege

Ich verstehe:
Der fehlende Contus ist wichtiger als die fehlenden Beine Sleipnirs. Dass ich da nicht drauf gekommen bin!

Und was Deine Feststellung angeht (#72), dass des Jordanes Aussage über seine Unkenntnis der Grammatik im Perfekt stehe, so habe ich das inzwischen auch begriffen:
Jordanes konnte zwar in seiner Jugend, als er "Notarius" war, keine Grammatik, aber inzwischen, bis zu seinen Altersschriften, da hat er das nachgeholt.Claro!

Gruss
Boiorix
 
An Hyokkose

Hyokkose
Gestatte, dass ich, mit einiger Verspätung, nochmals auf Deinen Beitrag #127 zurück komme. Du schreibst da:
" ... hast Du eigentlich einen Beleg dafür, daß "consilio sedit" "er saß zu Rate" bedeutet? ... ich habe leider kein leistungsfähiges lateinisches Wörterbuch zur Verfügung und kann nur sagen, daß "consilium" auch "Entschluß" heißen kann und "sedere" im Zusammenhang mit einem Entschluß auch die Bedeutung "feststehen" hat."
Mir fällt da auf, dass, wie bei "Mediaetas" jeweils ein seltener Gebrauch verwendet sein soll. Dreimal.
Spätlateinischer Gebrauch in allen Ehren, aber statistisch gesehen ist das unwahrscheinlich.

Du schriebst auch:
"Die Idee mit dem Eis hat etwas für sich (wenngleich zugefrorene Gewässer in den Weiten Rußlands sicher reichlich zu finden sind, nicht nur am Asowschen Meer), aber nichts davon steht "exakt" im Text, auch nicht andeutungsweise."

Wie soll ich den Satz in Klammern verstehen?
Heisst das, die Vorstellung einer "Eisbrücke" "hat etwas für sich" wenn es um Flüsse in Russland geht (Bug, Dnjepr, Pripjet etc), aber ist zweifelhaft oder falsch, wenn es sich um die Strasse von Kertch handelt?

Schönen Sonntag
Boiorix











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