Expertenmeinung - Aber von wem ?

Unternehmen Seelöwe hätte nur durch tatkräftige Mithilfe der Briten gelingen können. Eine Luftüberlegenheit konnte nie durchgesetzt werden, geschweige denn eine totale. Aber auch ohne Behinderungen durch die Luft war die Marine zu schwach, sinnvolle Manöver gegen die Royal Navy zu schützen.

Das Übersetzen von drei Armeen gemäß Planung hätte also schon unter äußerst günstigen Umständen hohe Verluste des Heeres vor der Landung verursacht. Spätestens die Sicherung des Nachschubs an dann ja bekannten Landeplätzen wäre wohl kaum als sicher zu bezeichnen.
Die Mittel zur Umrüstung von Booten verschiedener Klassen zu Landungsbooten waren eine große Anstrengung, viel mehr mehr war nicht zu leisten.
Eine Verschiebung von Barbarossa nach 1942 hätte kaum ausgereicht, da ja die Briten auch weitere Abwehrmaßnahmen ergriffen hätten.

Fazit: Luftwaffe zu schwach um über den britischen Inseln die Luftherrschaft zu erreichen, Marine zu schwach um eine Landung zu beschützen, Material für die Landung selbst gerade ausreichend. Da nutzt auch ein starkes Heer nicht, denn es kommt gar nicht ausreichend zum Einsatz.

Sandkastenspiele dieser Art sind entweder nicht sinnvoll (in Bezug auf die Annahmen) oder dienen nur dazu die viel zu kurze Decke zu vermessen.
 
Also könnte man sagen, dass es schlauer gewesen wäre den Krieg im Westen (vorerst) zu beenden, als den nächsten Feldzug zu starten. Die Vorbereitungen für Barbarossa liefen ja zu dem Zeitpunkt schon, dementsprechend wurden Truppen im Osten zusammen gezogen. Hätte Hitler den Einmarsch in der Sowjetunion auf Juni 1942 gelegt, so hätten im Westen mehr Flugzeuge zur Verfügung gestanden oder ? Mir ist natürlich klar, dass das nicht ganz in die Ideologie Hitlers gepasst hätte.

Die Vorbereitungen für den Russlandfeldzug hatten keinerlei Auswirkungen auf die materielle Lage der Luftschlacht im August/Oktober 1940 im Westen.

Bei Luftwaffe und Kriegsmarine sowieso nicht, beim Heer wurde der wesentliche Aufmarsch im Osten ohnehin erst ab Frühjahr 1941 vorgenommen, nach Abschluss des "Otto-Programms", und zwar mit Überraschungsabsichten erst wenige Wochen vor dem Angriff.

Bei der Luftwaffe waren die wesentlichen Veränderungen im Westen erst durch den Balkanfeldzug 1941 bedingt, also ab März 1941.

Mit dem Fehlschlag des Luftkrieges 1940 hatte das alles nichts zu tun.

Es ist außerdem sinnvoll, sich mal die oben verlinkten Produktionszahlen bei den beiden Luftwaffen im Vergleich anzuschauen (GB/D). Dann wird deutlich, dass D da 1940/41 ins Hintertreffen geriet und die britischen Produktionssteigerungen bei vergleichbaren Qualitäten die deutschen überflügelten.
 
Guck mal beim D-Day denn Aufwand an, den die die Alliierten getrieben haben und dann Vergleich dann den, mit den Vorbereitungen zu Operation Seelöwe. Oder auch bei den vorherigen Landungsoperationen der Alliierten in Südeuropa.

Apvar
 
Liebe Forumsleser,

im Prinzip ist bezüglich der wünschenswerteren Ausrichtung der Arbeit bereits alles gesagt. Ich schließe mich meinen Vorrednern an und komme zu dem Schluss: Eine Themenstellung der 11. Klasse, die kontrafaktische Fragestellungen als Basis hat und auf 12 Seiten abgehandelt werden soll, ist denkbar ungeeignet. Dies dann noch mit militärisch-operativen Fragen zu verknüpfen, macht es auch für einen motivierten Schüler m. A. nach fast unmöglich - egal welche Bewertung durch den Lehrer dann abgegeben wird. Diese Arbeit dann noch an einer Schule in Deutschland, wo bei allen militärischen Themen gleich ein Raunen durch den Raum geht, vorzustellen...mutig. In England oder den USA würden wir diese Diskussion sicherlich nicht führen - "Fife and Drum"-Geschichtsschreibung ist ja dort sehr beliebt und verkauft sich auch...

Dennoch...Mir ist schon klar, dass man im Unterricht den Schüler motivieren möchte, etc. Aber selbst für studierte Historiker ist die kontrafaktische Geschichte nunmal "dünnes Eis". Jede Schülerarbeit, die mit einer solchen Themenstellung aufwartet, muss zwangsläufig dilettieren. Denn nur derjenige kann allenfalls ernsthafte kontrafaktische Geschichte betreiben, der den Sinn der Arbeit angemessen begründet, mit ausgefeiltem methodischem Rüstzeug aufwartet und absoluter Kenner der Materie ist. Alles andere ist für die Katz'.

Nun ist ein Schüler der 11. Klasse auch potentieller Geschichtsstudent. Umso mehr könnte man eine solche Schülerarbeit nutzen, um an klassische/klassischere Fragestellungen der Geschichtswissenschaft heranzuführen. El Quijote und thanepower haben bereits eine Umorientierung vorgeschlagen und auch ich schließe mich an. Egal wie weit die Arbeit bereits fortgeschritten ist.
MaxPaine, da Du ja bereits sehr gut eingelesen bist, sollte es - auch bezüglich des schmalen Umfanges der Arbeit - möglich sein, das Thema etwas umzuorientieren und dennoch Dein Wissen nützlich einzubringen. Das sind von uns natürlich nur Empfehlung um den "Wert" und das "Niveau" Deiner Arbeit noch zu heben.

Grüße
Fritz
 
Zurück
Oben