timotheus
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Hallo Cherusker,
ich fürchte, Du verwechselst jetzt einige Dinge aus den bisherigen Beiträgen... :grübel:
Erstens hatte ich in einem anderen Beitrag hier bereits erklärt, daß ich dies darauf bezog, daß im Arabischen Kalifat kein Nichtmuslim zur Annahme dieses Glaubens gezwungen wurde. Daß über die Sondersteuer für Nichtmuslime ein gewisser ökonomischer Druck ausgeübt wurde, ist eine ganz andere Sache, die natürlich den Übertritt zum Islam begünstigte, klar. Schließlich lebten und leben bspw. Christen jahrhundertelang im islamischen Machtbereich - wie gut oder wie schlecht, dazu hatte ich allerdings kein Wort gesagt...
Zweitens gibt es einen feinen Unterschied zwischen "nicht vordergründig" und "ohne" (und "ohne" hatte ich ja wohl gar nicht behauptet); auf jeden Fall aber unterscheiden sich Christianisierung und Islamisierung bezüglich Intensität und Umfang schon. Darum ging es bei jener Aussage...
Drittens vermengst Du territoriale Ausbreitung - also die Ausdehnung des islamischen Machtbereiches - mit der Verbreitung des Islam selbst. Das paßt schon dahingehend nicht, weil gerade der Islam prozentual gesehen dort oftmals stärker ist, wo er sich nicht über Eroberungszüge, sondern über Handel u.ä. verbreitet hat (z.B. heutige Saharastaaten).
Viertens: die Anfälligkeit zur Zeit der Kreuzzüge ergab sich aus den politischen Verhältnissen (z.B. lag Palästina in einem sog. Machtvakuum zwischen Seldschuken und ägyptischen Fatimiden), was aber nur sehr bedingt mit dem Islam zu tun hatte.
Danke im Übrigen, daß Du meine Kenntnisse bezüglich Islam anzweifelst - nur soviel dazu: ich habe tatsächlich Bücher zur Entwicklung dieser Religion gelesen. Und um jegliche Einseitigkeit der Betrachtung einzuschränken, sogar aus zwei Sichtweisen: zum einen Martin Robbe (DDR Orientalist) und zum anderen Gerhard Konzelmann (den man hierzulande eigentlich kennen sollte).
Wichtige Anmerkung: wer meint, mir eine Idealisierung o.ä. hinsichtlich dieser Religion unterstellen zu müssen, sei auf meine Aussagen in den Ritterordenthemen verwiesen!
In diesem Sinne
Timo
ich fürchte, Du verwechselst jetzt einige Dinge aus den bisherigen Beiträgen... :grübel:
Cherusker schrieb:Die Muslime hatten keinen "vordergründigen Missionierungsdrang"?
Glaubst Du das wirklich?
Dann les einmal nach, wie der Islam entstand....
Der Araber Mohammed fühlt sich als Prophet Allahs (eines Gottes) und predigt den Islam (=Ergebung in Gottes Willen) der in der heiligen Schrift des Koran ("Verkündigung" 114Suren) niedergeschrieben wird.
632 stirbt Mohmammed (vorher hat er die arabischen Stämme unterworfen und bekehrt, sowie Mekka 630 n.Chr. zum religösen Mittelpunkt des Islams gemacht). Seine Nachfolger werden Kalifen genannt. Der Kalif Omar schafft die Grundlage des arabischen "Weltreichs". Bis 650 n.Chr. wurde Nordafrika, Ägypten, Syrien, Palästina und Persien erobert. Es gibt Zusammenstöße mit Byzanz. 674-678 versucht man vergeblich Konstantinopel zu erobern.
Im Jahre 711 wird das Westgotenreich in Spanien duch die Araber in der Schlacht am Fluß Guadalete (Jerez de la Frontera) zerschlagen und Spanien wird bis zu den Pyrenäen erobert. Erst 732 besiegt Karl Martell die Araber in Tours und Poitiers und stoppt somit das arabische Vordringen in Westeuropa. Wäre diese Schlacht für die Christen negativ verlaufen, so wäre auch Frankreich arabisch geworden!!!
Da kann man von den Kreuzzügen auch als Gegenreaktion des Christentums ausgehen. 1071 wird nach der Schlacht bei Mantzikert Kleinasien türkisch und als 1077 der Seldschukenführer Melikschah Jerusalem erobert, da erfolgt jetzt die Reaktion der Christen (meist Franzosen und Normannen) durch Papst Urban II. . Erst zu diesem Zeitpunkt waren die Christen stark genug um dem Islam entgegenzutreten. Die Normannen hatten schon bewiesen, daß man sich durchsetzen kann.
Also ohne Missionsdrang waren die Muslime nicht!!! Sie waren nur zu dem Zeitpunkt der Kreuzzüge anfällig (wie vorher die Christen in Spanien).
Erstens hatte ich in einem anderen Beitrag hier bereits erklärt, daß ich dies darauf bezog, daß im Arabischen Kalifat kein Nichtmuslim zur Annahme dieses Glaubens gezwungen wurde. Daß über die Sondersteuer für Nichtmuslime ein gewisser ökonomischer Druck ausgeübt wurde, ist eine ganz andere Sache, die natürlich den Übertritt zum Islam begünstigte, klar. Schließlich lebten und leben bspw. Christen jahrhundertelang im islamischen Machtbereich - wie gut oder wie schlecht, dazu hatte ich allerdings kein Wort gesagt...
Zweitens gibt es einen feinen Unterschied zwischen "nicht vordergründig" und "ohne" (und "ohne" hatte ich ja wohl gar nicht behauptet); auf jeden Fall aber unterscheiden sich Christianisierung und Islamisierung bezüglich Intensität und Umfang schon. Darum ging es bei jener Aussage...
Drittens vermengst Du territoriale Ausbreitung - also die Ausdehnung des islamischen Machtbereiches - mit der Verbreitung des Islam selbst. Das paßt schon dahingehend nicht, weil gerade der Islam prozentual gesehen dort oftmals stärker ist, wo er sich nicht über Eroberungszüge, sondern über Handel u.ä. verbreitet hat (z.B. heutige Saharastaaten).
Viertens: die Anfälligkeit zur Zeit der Kreuzzüge ergab sich aus den politischen Verhältnissen (z.B. lag Palästina in einem sog. Machtvakuum zwischen Seldschuken und ägyptischen Fatimiden), was aber nur sehr bedingt mit dem Islam zu tun hatte.
Danke im Übrigen, daß Du meine Kenntnisse bezüglich Islam anzweifelst - nur soviel dazu: ich habe tatsächlich Bücher zur Entwicklung dieser Religion gelesen. Und um jegliche Einseitigkeit der Betrachtung einzuschränken, sogar aus zwei Sichtweisen: zum einen Martin Robbe (DDR Orientalist) und zum anderen Gerhard Konzelmann (den man hierzulande eigentlich kennen sollte).
Wichtige Anmerkung: wer meint, mir eine Idealisierung o.ä. hinsichtlich dieser Religion unterstellen zu müssen, sei auf meine Aussagen in den Ritterordenthemen verwiesen!
In diesem Sinne
Timo