Faszination von Verschwörungstheorien

tela

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Anlässlich des Jahrestages der Mondlandung kommt man auch kaum um Meldungen herum, die beschreiben, mit welchen Argumenten Leute die Mondlandung ablehnen.

Ich überlege mir nun, woher es kommt, dass es Leute gibt, die so fasziniert von Verschwörungstheorien sind. Egal, ob jetzt Mondlandung, 11. September oder Erfundenes Mittelalter.

Worin liegt die Faszination von Verschwörungstheorien?

Und warum sind viele Anhänger von solchen Theorien ziemlich resistent gegenüber jedem rationalen Gegenargument?

Eine Theorien von mir zum Einstieg.

Verschwörungstheoretiker glauben etwas entdeckt zu haben, was die meisten Menschen nicht sehen, nicht sehen wollen, nicht sehen können. Damit kann das Gefühl einhergehen zu einer besonders privilegierten Gruppe zu gehören. Also: Die Faszination von Verschwörungstheorien basiert u.a. auf dem Wunsch anderen Menschen überlegen zu sein.

Trifft dies einen Kern der Sache, dann würde dies auch die Ablehnung jedes Gegenarguments ein wenig erklären. Denn will ich mich überlegen fühlen, dann lass ich mir dieses Gefühl doch nicht durch einfache Argumente nehmen...

Nur mal als Gedankenmodell.
 
Für manche fügt es sich vielleicht auch gut in ihr Weltbild, wenn es eine unterdrückte Minderheit im Besitz irgendwelcher Wahrheiten gibt, die von einer Etablierten Gruppe nicht anerkannt wird.
Auch im Kreationisten lässt sich so ein kleiner Robin Hood sehen.
 
Grüzi

Diese Verschwörungstheorien "funktionieren" doch wie Religionen. Ein Leithammel hat das "Wissen" und seine Jüngern eifern ihm nach. Und sie fühlen sich dabei als Auserwählte. Sie heben sich ab von all den Unwissenden, die dem Verderben ausgesetzt sind...


Gruss Pelzer


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Diese Verschwörungstheorien "funktionieren" doch wie Religionen.

Der Vergleich ist nicht schlecht.
Ich hab mal versucht, 9/11-Verschwørungsanhænger von der Unsinnigkeit derselben zu ueberzeugen:
Hoffnungslos. Gebrachte Argumente sind entweder "gefælscht", werden wieder verdreht oder ignoriert. Die Verschwørungsargumente widersprechen sich teils, aber es geht nur darum, Zweifel und Irritation zu sehen, um zum Schluss sagen zu kønnen, siehste, da muss was dran sein.

Es bleibt also nur eins: Solchen Diskussionen aus dem Weg gehen. Wie schon der alte Fritz sagte: "Jeder soll nach seiner Fasson selig werden."

Gruss, muheijo
 
Ich glaube Ihr überseht da etwas. Verschwörungen hat es immer schon gegeben und wird es vermutlich auch immer wieder geben.

Ob verfolgte Christen in der Antike, Ketzer im Mittelalter, Kryptojuden, Moslems und Protestanten in der frühen Neuzeit, aufwieglerische Katholiken in England, Hugonotten in Frankreich, Freimaurer Rosenkreutzler und Karbonarier, Anarchisten und Bolschewiken, Faschisten und geflohene Nazis, militärische Geheimbunde in der Türkei und in Griechenland, in Japan und Südamerika, Mafiose Strukturen in Italien, China, Japan und Russland: Verborgenen Gesellschaften und Verschwörungen mal mit Erfolg mal ohne, mal friedlich mal gewalttätig, liegen irgendwo in der Natur des Menschen.

Wenn man vor 10-15 Jahren über den Plan Kondor sprach, oder über den Rattenweg und die Rolle der Kirche dabei, wurde man für einen Quatschkopf gehalten und als spinnerter Verschwörungstheoretiker abgestempelt. Heute sind das erwiesene Tatsachen über die sogar Gerichtsverfahren gelaufen sind. Wie viele historische Prozesse und ereignisse, mussten im Nachhinein umgedeutet werden und stellten sich als ganz anders heraus als zuerst dargestellt? Wie oft haben Lügen und Täuschungen als Grund für Kriege und politische Ereignisse gedient?

Dass der Mensch versucht, unter der Oberfläche der Gesellschaft verborgene Strukturen und Prozesse zu sehen, und dabei auch einige zu entdecken glaubt, die es gar nicht gibt, ist irgendwo verständlich.

Das Krankhafte dabei ist es jedoch, überall Verschwörungen sehen zu wollen und dazu auch jede nur so unlogische Schlussfolgerung zu akzeptieren. Tatsache ist, dass die Wahrheit in der regel irgendwann an die Oberfläche gerät, und dann auch meistens ziemlich banal ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich glaube, dass Leute gibt, die sich gerne als Insider in der Gesellschaft präsentieren. Man kann dies als Wichtigtuerei, Schaumschlägerei bezeichnen. Zudem ist Mystifizierung ein gutes Mittel, um eine triviale Geschichte in eine geheimnisvolle, phantastische Verschwörung umzuformen.
Mit anderen Worten gesagt: phantastische Geschichten weiterzuerzählen ist interessanter als stinknormale. Leute, die so was tun, sind meist Wichtigtuer, die um Aufmerksamkeit buhlen.

Es ist aber so, dass man nicht zum vornherein alles gleich als erfundene Verschwörung abstempeln kann: heute glauben die meisten Amerikaner, dass John F. Kennedy einer Verschwörung zum Opfer gefallen ist. Meines Erachtens zu recht.
 
Es ist aber so, dass man nicht zum vornherein alles gleich als erfundene Verschwörung abstempeln kann: heute glauben die meisten Amerikaner, dass John F. Kennedy einer Verschwörung zum Opfer gefallen ist. Meines Erachtens zu recht.

Also hört eine Verschwörungstheorie auf eine zu sein, wenn man selber daran glaubt? ;)
 
Wie oft haben Lügen und Täuschungen als Grund für Kriege und politische Ereignisse gedient?

Ich erinnere da an den angeblichen Ueberfall Saddam Hussein's Truppen auf eine Säuglingsstation in Kuweit oder an das angebliche Massaker Ceaucescu's Truppen in Timisoara. Oder das Paradebeispiel: der angebliche Angriff polnischer Soldaten auf den Sender Gleiwitz.
 
Ich erinnere da an den angeblichen Ueberfall Saddam Hussein's Truppen auf eine Säuglingsstation in Kuweit oder an das angebliche Massaker Ceaucescu's Truppen in Timisoara. Oder das Paradebeispiel: der angebliche Angriff polnischer Soldaten auf den Sender Gleiwitz.

Der Torpedobootangriff im Golf von Tonkin, die Sprengung der Mandschurischen Eisenbahn, die Versenkung des Kreuzers Maine.
 
Also hört eine Verschwörungstheorie auf eine zu sein, wenn man selber daran glaubt? ;)

Jetzt hast Du mich auf dem falschen Fuss verwischt!;)

Eine Verschwörungstheorie kann sowohl richtig oder falsch sein. Ausschlaggebend sind die Tatsachen. Falls die Tatsachen die Theorie bestätigen, dann ist es nicht mehr eine Theorie, sondern eben eine richtige Verschwörung.
 
Während des Vietnamkrieges haben die USA lange geleugnet in Laos zu Kämpfen. Über den Beginn des Koreakrieges gibt es zwei völlig unterschiedliche Versionen die bis heute herumgeistern. Die Frühsowjetische Geschichte zu rekonstruiren gleicht einem Puzzle, bei der Menge an Korrekturen, nachträglichen Änderungen und (wörtlichen) Retuschen.=)
 
Jetzt muß ich mal ganz blöd fragen, wer legt fest was wahr ist und was nicht?

Die jenigen, die an die Wahrheit glauben, sehen in dem, was die Wahrheit in Frage stellt, das was die Lüge stützt als Gegner ihres Glaubens. Doch die "Lügner" glauben, daß ihre Lüge die Wahrheit ist und somit ist die Gegentheorie die Unwahrheit, oder ist daß dann doch die Lüge der Wahrheit, die die Lüge in der Wahrheit falsch werden läßt.:grübel:

Es soll doch jeder Glauben, was er möchte und wenn es Menschen gibt, die daran Glauben, daß z.B. die Mondlandung in den Disney Studios Produziert wurde, dann sollen Sie doch. Manche Theorien sind so sehr Unterhaltenswert.
Natürlich werden auch Theorien verbreitet, die ideologischen Schaden anrichten. Gern genutzt in Diktaturen. Ob dann hier wieder alle Theorien auch wirklich geglaubt werden sei dahingestellt, die Macht im Staate gibt die Wahrheit vor, egal ob es nun die Lüge ist oder die Wahrheit...
 
Jetzt muß ich mal ganz blöd fragen, wer legt fest was wahr ist und was nicht?

Die jenigen, die an die Wahrheit glauben, sehen in dem, was die Wahrheit in Frage stellt, das was die Lüge stützt als Gegner ihres Glaubens. Doch die "Lügner" glauben, daß ihre Lüge die Wahrheit ist und somit ist die Gegentheorie die Unwahrheit, oder ist daß dann doch die Lüge der Wahrheit, die die Lüge in der Wahrheit falsch werden läßt.:grübel:

Es soll doch jeder Glauben, was er möchte und wenn es Menschen gibt, die daran Glauben, daß z.B. die Mondlandung in den Disney Studios Produziert wurde, dann sollen Sie doch. Manche Theorien sind so sehr Unterhaltenswert.
Natürlich werden auch Theorien verbreitet, die ideologischen Schaden anrichten. Gern genutzt in Diktaturen. Ob dann hier wieder alle Theorien auch wirklich geglaubt werden sei dahingestellt, die Macht im Staate gibt die Wahrheit vor, egal ob es nun die Lüge ist oder die Wahrheit...

Na ja. Was die praktische Seite betrifft, würde ich doch sagen, dass mit "Wahrheit" eine Übereinstimmung mit den tatsächlichen Ereignissen gemeint ist. Die Interpretationen können dann natürlich noch abweichen. Ob die Mondlandung nur auf dem Mond, oder im Studio gefilmt wurde, ist schon ein Unterschied.

In Demokratien werden übrigens auch eine Menge "Theorien" verbreitet, über deren Schädlichkeit bzw. Nutzen man oft erst im Nachhinein genügend weiss. (Stichwort, "Deregulierung der Märkte")
 
Jetzt muß ich mal ganz blöd fragen, wer legt fest was wahr ist und was nicht?

Die jenigen, die an die Wahrheit glauben, sehen in dem, was die Wahrheit in Frage stellt, das was die Lüge stützt als Gegner ihres Glaubens. Doch die "Lügner" glauben, daß ihre Lüge die Wahrheit ist und somit ist die Gegentheorie die Unwahrheit, oder ist daß dann doch die Lüge der Wahrheit, die die Lüge in der Wahrheit falsch werden läßt.:grübel:

Es soll doch jeder Glauben, was er möchte und wenn es Menschen gibt, die daran Glauben, daß z.B. die Mondlandung in den Disney Studios Produziert wurde, dann sollen Sie doch. Manche Theorien sind so sehr Unterhaltenswert.
Natürlich werden auch Theorien verbreitet, die ideologischen Schaden anrichten. Gern genutzt in Diktaturen. Ob dann hier wieder alle Theorien auch wirklich geglaubt werden sei dahingestellt, die Macht im Staate gibt die Wahrheit vor, egal ob es nun die Lüge ist oder die Wahrheit...


Ich denke, das faszinierende oder verführerische von Verschwörungstheorien liegt daran, dass es ihren Anhängern ein Gefühl gibt, Bescheid zu wissen, während alle anderen keine Ahnung haben. Komplizierte wirtschaftliche und soziale Zusammenhänge werden für den Anhänger solcher Theorien erklärbar und in sich schlüssig. Es mögen manche Theorien so absurd und an den Haaren herbeigezogen erscheinen, dass sie oder ihre Verfechter schon einen gewissen Unterhaltungswert besitzen. Auf dieser Basis zu diskutieren, ist aber meistens eher anstrengend und frustrierend, als unterhaltsam. Es sollte aber auch nicht übersehen werden, dass Verschwörungstheorien sehr viele Opfer gefordert haben. Juden, aber auch Freimaurer wurden jahrhundertelang als Verschwörer verdächtigt. Ein verheerendes Zeugnis von Verschwörungstheorien sind die "Protokolle der Weisen von Zion", die von russischen Emigranten nach dem 1. Weltkrieg verbreitet wurden und von der zaristischen Geheimpolizei Ochrana gefälscht wurden.
 
Im März diesen Jahres hätte man noch unbesorgt die "Theorie einer Stasi-Verstrickung im Mordfall Ohnesorg" aufstellen können.

Und jetzt?


Meine Mutter erzählte mir einst, wie die ersten Nachrichten von Hitlers Heirat mit Lachsalven quittiert wurden.
Eva = die erste Frau in der Menschheitsgeschichte
Braun = die Farbe der Nazis
für ganz blöd durfte man ein Volk, das 12 Jahre lang gelernt hatte aus Goebbels Propaganda das richtige herauszulesen, auch nicht halten.



Ist doch auch ein Grund, dass diese "Verschwörungs-Theorien" faszinieren.
Dass sich manchmal gerade das Unwahrscheinlichste als richtig erweist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hoi zämä

Aber es läuft doch alles auf "glauben" oder "wissen" hinaus. Und dieser Unterschied wird gelegentlich nicht beachtet...


Gruss Pelzer


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Grüzi

Diese Verschwörungstheorien "funktionieren" doch wie Religionen. Ein Leithammel hat das "Wissen" und seine Jüngern eifern ihm nach. Und sie fühlen sich dabei als Auserwählte. Sie heben sich ab von all den Unwissenden, die dem Verderben ausgesetzt sind...


Gruss Pelzer


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Eine Verschwörungstheorie überschreitet die Grenze des Lächerlichen zum Gefährlichen dann, wenn

a) die Inhalte gefährlich sind (was bei Religionen eigentlich nicht der Fall sein sollte, bei Fanatismus aber eintreten kann)

und

b) sie als Machtinstrument eingesetzt wird.

Solange der "Anführer" nebst seinen Jüngern friedlich und nicht- missionarisch vor sich hinspinnt, gilt für mich die Regel:
Leben und leben lassen. :fs:

(Wobei zu beachten wäre, ob die Jüngerschaft durch missionarischen Eifer zustande gekommen ist. Ferner sind Religionen in ihrer Funktionsweise mE nicht automatisch mit Verschwörungstheorien gleichzusetzen)
 
Zuletzt bearbeitet:
Lasst mal die Religion hier außen vor.
In der Historie gibt es genug Verschwörungstheorien.
 
...Es sollte aber auch nicht übersehen werden, dass Verschwörungstheorien sehr viele Opfer gefordert haben. Juden, aber auch Freimaurer wurden jahrhundertelang als Verschwörer verdächtigt. ...

Freimaurer WAREN jahrhunderte lang verschwörer. Die Französische Revolution, die Unabhängigkeit der USA und der südamerikanischen Republiken, die Liberalen Umsturzversuche in Spanien und die Bewegungen in Italien gegen die Österreichische und Bourbonische Herrschaft wurden von Freimaurern und von Freimaurer-ähnlichen Organisationen wie die Carbonari betrieben.
 
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