Frage zum römischen Bankwesen

Marcia

Aktives Mitglied
Ich gehe derzeit der Frage nach, welche Möglichkeiten der Geldanlage es im Römischen Reich gab.
Vorab: Das Anlegen von Geld in Landbesitz und Immobilien möchte ich hier ausklammern.
Ich fand auch schon einiges über Banken und Bankiers in „Die Wirtschaft des römischen Reiches“ von Hans-Joachim Drexhage, einem einführenden Buch, aber es bleiben noch immer Fragen offen.
Aus dem Buch habe ich erfahren, dass das Depositgeschäft (die Einlage von Geldern zur Sicherheit und zur Auszahlung an Dritte) seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. belegt ist. Diese Deposita konnten geschlossen sein (im versiegelten Sack) oder offen, im zweiten Fall konnten sie vom Bankier genutzt werden. Ich fand aber nichts zu Bedingungen dieser Deposita und frage mich nun, ob im „offenen“ Fall dem Anleger bzw. Einlagerer Zinsen gezahlt wurden (was eigentlich logisch wäre), ob es vielleicht Quellen über die Höhe des Zinssatzes gibt, und ob im „geschlossenen Fall“ der Kunde oder Einlagerer dem Bankier eine Gebühr zahlte (denn ansonsten hätte dieser vom Geschäft keinen Nutzen – jedenfalls sehe ich keinen:confused: ).
Weiß zufällig jemand etwas Näheres oder kann mir vertiefende Literatur empfehlen?
 
Ich weiß nur, dass es diese Deposita gab und das sich manche meist leicht verwirrte Kaiser (a la Caligula, Nero etc.) sich gerne davon bedienten, nachdem sie die Besitzer ausschalten (Verbannung oder Hinrichtung) ließen.

s.d.caes.
 
Ich wusste zwar, dass diese Herren gierig waren, aber in diesem konkreten Fall wars mir noch unbekannt. Danke dir.
 
Einer der führenden Forscher zum römischen Bankwesen war Jean Andreau. Etliche seiner Einzelartikel sind in diesem Sammelband erschienen: Patrimoines échanges et prêts s'argent l'économie romaine, 1997 bei L'Erma di Bretschneider. Vielleicht wirst du darin fündig. Die meisten Beiträge sind allerdings auf Französisch.
Erhaltene Bank-Dokumente im Original (Wechsel, Schuldverschreibungen, Zahlungsanweisungen, Depositgeschäft, Zinsgutschriften etc.) findest du praktisch nur aus dem ptolemäisch-römischen Ägypten auf Papyrus. Du kannst dir ja mal einige neuere Papyruseditionen durchschauen (gibt es in den größeren Universitäts-Bibliotheken, evtl. nicht bei den Historikern, sondern bei den Altphilologen). Such im Sach-Index nach trapezites und nach trapeza (in griechischen Buchstaben natürlich) oder eben nach "Bank". Neuere Papyruseditionen sind immer übersetzt, du solltest also keine Probleme haben, die Papyri lesen zu können. Zu jedem Papyrus gibt es in der Regel einen wissenschaftlichen Kommentar. Wenn du also mehrere Papyri aus dem Bank-Kontext aufspürst, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass du auch etwas zu Depoitgeschäften findest. Außerhalb Ägyptens sind Bankgeschäfte praktisch nur durch Inschriften oder durch antike Autoren belegt und beschrieben, solche Details wie in den Papyri lassen sich da nicht aufspüren.
Spontan fällt mir zu Bankgeschäften in Ägypten nur folgendes Buch ein: Preisigke, F., Girowesen im griechischen Ägypten, Strassburg 1910 [ND 1971].

Preisigke, Girowesen
 
Dankeschön, das sind super Tipps!:friends:
Bin im Katalog unserer Bücherei schon fündig geworden (und mit Wörterbüchern kriege ich das hin).
 
Tiberius Caesar schrieb:
Ich weiß nur, dass es diese Deposita gab und das sich manche meist leicht verwirrte Kaiser (a la Caligula, Nero etc.) sich gerne davon bedienten, nachdem sie die Besitzer ausschalten (Verbannung oder Hinrichtung) ließen.

s.d.caes.

Nicht nur so mancher Kaiser, Sulla war der erste der auf si eine tolle Idee kam. In seinenProskriptionslisten standen die Namen politischer Gegner die er als Vogelfrei erklärt hatte. Diese konnte jeder römische Bürger töten ohne dafür bestraft zu werden. Allerdings ging das Eigentum hier, so meine ich mich zu erinnern, an die Mörder der Geächteten. So verdiente sich so mancher eine goldene Nase.
 
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