Fragen zum Wechsel- und Bankengeschäft im Frühkapitalismus

L

Lotti123

Gast
Hallo!

Ich habe zwei Fragen:
1)
Ein Kaufmann deponiert sein überschüssiges Geld als Einlage bei einem Geldwechsler und bekommt dafür eine Quittung, mit der er später wieder über sein Bargeld verfügen kann. "An diesen Geschäften verdiente der Geldwechsler." (Zitat aus dem Geschichtsbuch)

Wie verdient der Geldwechsler daran? Verlangt er Zinsen? Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen...

2) "Die Banken kauften Wechsel billiger auf als zum genannten Betrag, trieben aber beim Schuldner die volle Summe ein." (Zitat)

Wie kommen die Banken billiger an diese Wechsel? Wer verkauft ihnen diese und aus welchem Grund? Wer einen solchen Wechsel in der Hand hat, hat ja nichts davon, wenn er ihn billig an eine Bank verkauft...

Kann jemand etwa dazu sagen?
Danke, Lotti
 
1)
Ein Kaufmann deponiert sein überschüssiges Geld als Einlage bei einem Geldwechsler und bekommt dafür eine Quittung, mit der er später wieder über sein Bargeld verfügen kann. "An diesen Geschäften verdiente der Geldwechsler." (Zitat aus dem Geschichtsbuch)

Wie verdient der Geldwechsler daran? Verlangt er Zinsen? Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen...
Nein, vielmehr wurden (und werden) für Geldeinlagen Zinsen bezahlt. Verleiht der Geldwechsler die so erhaltenen liquiden Mittel an andere weiter muss er nur höhere Zinsen verlangen, als er sie dem Einlegenden bezahlt. Schon verdient er damit Geld.

2) "Die Banken kauften Wechsel billiger auf als zum genannten Betrag, trieben aber beim Schuldner die volle Summe ein." (Zitat)

Wie kommen die Banken billiger an diese Wechsel? Wer verkauft ihnen diese und aus welchem Grund? Wer einen solchen Wechsel in der Hand hat, hat ja nichts davon, wenn er ihn billig an eine Bank verkauft...

Kann jemand etwa dazu sagen?
Danke, Lotti
Wechsel funktionieren heute noch genauso wie damals:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wechsel_(Urkunde)
 
Nein, vielmehr wurden (und werden) für Geldeinlagen Zinsen bezahlt. Verleiht der Geldwechsler die so erhaltenen liquiden Mittel an andere weiter muss er nur höhere Zinsen verlangen, als er sie dem Einlegenden bezahlt. Schon verdient er damit Geld.

Danke, das leuchtet mir ein.

Wechsel funktionieren heute noch genauso wie damals:
Wechsel (Urkunde) ? Wikipedia

Der Artikel ist gut, wenn auch etwas kompliziert. Mir ist leider nicht klar geworden, was der Besitzer eines Wechsels davon hat, wenn er ihn billiger an eine Bank weitergibt. Dann macht er doch Verlust, oder?
 
Der Artikel ist gut, wenn auch etwas kompliziert. Mir ist leider nicht klar geworden, was der Besitzer eines Wechsels davon hat, wenn er ihn billiger an eine Bank weitergibt. Dann macht er doch Verlust, oder?
Ganz einfach, ich leihe dir 1000,- € und lasse dich dafür einen Wechsel unterschreiben. Der Wechsel ist in drei Monaten in voller Höhe fällig, d.h. in drei Monaten musst du mir die 1000,- € zurückbezahlen. Morgen flattert mir aber eine höhere Rechnung ins Haus, die ich nicht begleichen kann. Mein Geld von dir kann ich noch nicht wieder holen, also gehe ich zur Bank und verkaufe ihr den Wechsel für 950,- €, so bin ich sofort wieder flüssig, spare mir zudem die Verzugszinsen und die Bank verdient in drei Monaten 50,- €.
 
Man könnte es noch modifizieren: :cool:
Ganz einfach, ich leihe dir 1000,- € und lasse dich dafür einen Wechsel unterschreiben.

Ich leihe Dir 1000 und lasse Dich einen Wechsel von 1050 unterschreiben, fällig in 3 Monaten, Zins damit 20%.

Morgen flattert mir aber eine höhere Rechnung ins Haus, die ich nicht begleichen kann. Mein Geld von dir kann ich noch nicht wieder holen, also gehe ich zur Bank

... Die Bank hat nun durch die Weitergabe zwei Schuldner auf dem Wechsel stehen, also beste Bonität :devil: und kommt außerdem mit 10% Zinsertrag aus. Sie kauft den Wechsel für 1025 am Ausgabetag an. Alle sind zufrieden.:still:
 
Ganz einfach, ich leihe dir 1000,- € und lasse dich dafür einen Wechsel unterschreiben. Der Wechsel ist in drei Monaten in voller Höhe fällig, d.h. in drei Monaten musst du mir die 1000,- € zurückbezahlen. Morgen flattert mir aber eine höhere Rechnung ins Haus, die ich nicht begleichen kann. Mein Geld von dir kann ich noch nicht wieder holen, also gehe ich zur Bank und verkaufe ihr den Wechsel für 950,- €, so bin ich sofort wieder flüssig, spare mir zudem die Verzugszinsen und die Bank verdient in drei Monaten 50,- €.

Danke für die gute Erklärung! Hätte ich eigentlich auch selber drauf kommen können, dass die Banken finanzielle Nöte anderer ausnützen ;-)
 
Man könnte es noch modifizieren: :cool:


Ich leihe Dir 1000 und lasse Dich einen Wechsel von 1050 unterschreiben, fällig in 3 Monaten, Zins damit 20%.
Nana, als braves Christenleut des vermutlich Hoch- oder Spätmittelalters hätten wir das ja nie nicht getan. Schon eher leihe ich dir 1000, lasse dich auch einen Wechsel für 1000 unterschreiben, kassiere aber sofort und gleich 50 Wechselgebühr. :devil:
 
Danke für die gute Erklärung! Hätte ich eigentlich auch selber drauf kommen können, dass die Banken finanzielle Nöte anderer ausnützen ;-)
Öhm, nö du, so war das nicht gemeint. Ein Wechsel wurde üblicherweise nur verkauft, wenn es sich für den Aussteller finanziell lohnt. Klar kaufen Banken aber auch andere Dritte den Wechsel nur, wenn auch sie daran verdienen, der Regelfall ist aber nicht der, dass der Aussteller besonders altruistisch handelt, indem er gratis Zahlungsaufschub gewährt.
 
...kassiere aber sofort und gleich 50 Wechselgebühr. :devil:

Wie Du das bezeichnen möchtest, ist below the line und ökonomisch egal, aber bitte ... nennen wir es korrekterweise Gebühr oder Aufwandsersatz für Unannehmlichkeiten wie abgelatschte Schuhsohlen. :D
 
o.t.

Damit wäre die Diskussion eröffnet. Ist der Diskont gemäß dem IV. Laterankonzil ein Zins oder nur eine Handlungsprovision? ;)


M. :winke:
 
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