Führen eines Rittertitels

Enstand der Ritterstand nicht ursprünglich aus den Ministerialen, die eigentlich unfreie Beamte waren? Adlig waren sie ursprünglich nicht. Das bildete sich erst im Laufe der Zeit heraus.

Beides stimmt. Die Ministerialen waren ursprünglich unfreie Beamte, die aber zu diesem Zeitpunkt noch keine Ritter waren. Erst als die Ministerialen in den Adelsstand aufgestiegen sind - man sprich auch vom "Ministerialadel" oder "Dienstadel" - erhielten Einzlene von ihnen den Ritterschlag oder wurden in der Zeremonie der Schwertleite zu Rittern gemacht. Nicht-Adlige konnten nicht Ritter werden und schon gar nicht unfreie Beamte - den Unfreien war das Trafen von Waffen verboten. Zwar waren auch Nicht-Adlige Freie, die sogenannten "Gemeinfreien", waffenfähig, aber Ritter konnten diese nicht werden. Auch die Zuslassung zur Teilnahme an Turnieren war vom adligen Stand abhängig (Manchmal mussten bereits Eltern und Grosselten adlig gewesen sein = Adelsnachweis). Der Rittertitel war ein Symbol adliger Zugehörigkeit welches den Hochadel mit dem Klein-, Vasallen- und Ministerialadel verband.

Wikipedia meint zwar:
"Das Rittertum entwickelte sich erst im Verlauf des Hochmittelalters vom ,Beruf' hin zum Geburtsstand. Ursprünglich meint „Ritter“ nur den berittenen Krieger, nicht automatisch den Adeligen"
Dem möchte ich aber widerprechen und Teresa und Brissotin recht geben: Zwar war nicht jeder Aldige ein Ritter, aber jeder Ritter war ein Adliger.

Für das Mittelalter und die frühe Neuzeit ist mir jedenfalls kein einziger Fall bekannt, in welchem ein Nicht-Adliger zum Ritter gemacht worden wäre. Wenn ein Bürgerlicher (etwa ein reicher Kaufmann oder der Ratgeber eines Herrschers) zum Ritter geschlagen wurde, war damit immer eine Erhebung in den Adelsstand verbunden (z.B. Adelspatente).

"Herr von ...", "Freiherr von ...", "Baron" etc. sind erbliche Adelstitel, waren ursprünglich mit Landbesitz verbunden und haben nichts mit dem Rittertitel zu tun. Der Rittertitel war im Gegensatz zu Adelstiteln nicht erblich, sondern musste "verdient" werden (zum Mindesten im Mittelalter).

Es ist meines Wissens richtig, dass, wie gesagt wurde, der "Ritter" als Titular oder als Anrede zum Mindesten im deutschsprachigen Raum nicht existiert. Im Italienischen existiert die Anrede mit "Cavaliere" aber schon. Z.B. ist Berlusconi "Cavaliere", auch wenn das jetzt den Idealen der höfischen Kultur eklatant widersprechen dürfte -:)
 
"Herr von ...", "Freiherr von ...", "Baron" etc. sind erbliche Adelstitel, waren ursprünglich mit Landbesitz verbunden und haben nichts mit dem Rittertitel zu tun. Der Rittertitel war im Gegensatz zu Adelstiteln nicht erblich, sondern musste "verdient" werden (zum Mindesten im Mittelalter).

Es ist meines Wissens richtig, dass, wie gesagt wurde, der "Ritter" als Titular oder als Anrede zum Mindesten im deutschsprachigen Raum nicht existiert. Im Italienischen existiert die Anrede mit "Cavaliere" aber schon. Z.B. ist Berlusconi "Cavaliere", auch wenn das jetzt den Idealen der höfischen Kultur eklatant widersprechen dürfte -:)

Was du schreibst, ist im wesentlichen korrekt. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert war es (vor allem in Preußen, aber nicht nur dort) üblich, dass höhere Beamte, Diplomaten und Offiziere die den Rang eines Generalleutnants erreichten, in den erblichen Adel aufgenommen wurden.

Bei einigen Kriegsauszeichnungen wie dem Militär Max Joseph Orden u. a. war mit der Verleihung eine Nobilitierung in den Adelsstand verbunden, die aber nicht verrerbbar war. Ein mit solchen Orden ausgezeichneter Offizier trug dann den Namen Ritter von Röth, Ritter von Greim, in Österreich auch "Edeler von", konnte den Adelstitel aber nicht an Nachkommen verrerben. Ähnlich ist es heute noch in GB, wo Persönlichkeiten, die sich in Kultur, Sport, Musik etc ausgezeichnet haben und als Knight of the British Empire in den nicht erblichen Adelsstand erhoben werden wie z. B. Sir Paul MCcartney, Sir Jackie Stewart.
 
Bei den Rittern ist vieles ein Spiel mit Definitionen. Der Ritterstand entwickelte sich aus den zur Kriegsfolge zu Pferd verpflichteten. Egal wie man es dreht und wendet, gab es somit -je nach Definition - auch nichtadelige Ritter. Der zeitgenössische Ritterbegriff entwickelte sich auch teilweise parallel zum Ministerialenstand, der ja geradezu danach eingeteilt wurde, ob ein Ministeriale ritterlich war oder nicht. Aus den nicht ritterlichen Ministerialen gingen oft die Patrizier der Städte hervor, deren Stand nur zum Teil als adelig galt.

Seit es Quellen gibt, aus denen genügend Einzelpersonen bezeugt sind, dass man eine Aussage treffen kann, sind Ritter aber Adelige.

Nicht jeder Angehörige des Ritterstandes war aber ein Ritter. Zum Ritterstand gehörte seit dem Hohen Mittelalter, in Deutschland spätestens seit Barbarossa, wer entsprechende Abkunft aufweisen konnte. Nur diese konnten Ritter werden. Zum Ritter sein gehörte aber ein gewisser Lebensstil. Diesen konnte sich aber nicht jeder leisten. Daher gaben viele, die anlässlich einer Feier wie dem Mainzer Hoffest, oder eines Sieges zum Ritter geschlagen wurden, ihre Ritterschaft wieder auf und dienten weiter als Knechte. Manche wurden dadurch sogar wiederholt zum Ritter geschlagen.

Während in der Frühzeit jeder Ritter einen anderen 'zum Ritter schlagen' konnte, wurde dies später eingeschränkt. Schließlich musste man dafür zahlen oder bestimmte, sehr seltene Dienste oder Taten, z.B. eine Pilgerfahrt nach Jerusalem ableisten. Dies konnte sich wiederum nicht jeder leisten. Es gab daher Ritter, die schon deshalb gerühmt wurden, weil sie es geschafft hatten, zum Ritter geschlagen zu werden.

Ein großartiges Zeitportrait mit vielen Erklärungen zu hochmittelalterlichen Rittern findet sich z.B. in Georges Duby, 27. Juli 1214 Der Sonntag von Bouvines, Berlin 1988.

Was 'neue Erkenntnisse' angeht, geht übrigens, wenn man genau liest auch bei anderen Erscheinungen viel auf die jeweilige Definition zurück.

Eine Anmerkungen noch zu Unfreien. Sie waren durchaus nicht immer und überall vom Waffendienst ausgeschlossen. Bei den Sachsen z.B. gab es dazu differenzierte Regelungen. Insbesondere gestand man ihnen zu, das Land in dem sie lebten zu verteidigen. Na ja, man muss wohl eher sagen, dass man es von ihnen verlangte. Einige Beispiele findet man schon in Delbrücks Geschichte der Kriegskunst, mehr, wenn man Regional- und Ortsgeschichte betrachtet.

Man kann wohl etwas vereinfacht sagen, dass Ritter generell Waffen tragen durften, während es für andere darauf ankam, in welcher Rolle sie auftraten.
 
Auch wenn seit dem ausgehenden Hochmittelalter die Ritterschaft sich zunehmend versuchte, sich sozial abzuschließen und für die Teilnahme an Turnieren von den Teilnehmern eine Ahnenprobe von in der Regel vier deligen Vorfahren gefordert wurde, sollte man sich die Abschließung der Ritterschaft auch nicht zu statisch im Sinne einer sozialen Kastenbildung vorstellen. Längst nicht alle Ministeriale schafften es dauerhaft sich über das Rittertum Zugang zum niederen Adel zu verschaffen. Zahlreiche Angehörige des Ritteradels stiegen wieder ab, weil sie den gewachsenen finanziellen Anforderungen des ritterlichen Lebensstils auf Dauer nicht gewachsen waren, andererseits schafften es wohlhabende Bürger und Bauern zu Rittern aufzusteigen. Der hohe Anstieg der Kosten für einen standesgemäßen Lebensstil trugen dazu bei, dass das soziale Prestige der Ritter im Lauf des 12. und 13. Jahrhunderts stetig stieg, und die Attraktivität des Ritterstandes übte gerade auf die Führungsschichten der aufstrebenden Städte eine große Faszination aus. Diese Faszination blieb auch im 14. Jahrhundert erhalten, als Anzeichen einer Krise des Rittertums kaum noch zu übersehen waren. (Werner Rösener, Ritterliche Wirtschaftsverhältnisse und Turnier im sozialen Wandel in Josef Fleckenstein (Hrsg) das ritterliche Turnier S.336 ff.)
 
Nun ja im 14.Jahrhundert war das Rittertum m-E. bereits nicht mehr als eine Fiktion,
Bereits zuvor war es zu executionen von Reichsstädten und Landesfürsten gegen sogenannte "Raubritter " gekommen und es zeichnete sich die Entwicklung vom Ritter zum adeligen Söldnerführer in reichsstädtischen oder landesfrstlichen Auftrag ab.
Spätestens jedoch mit Morgarten,Brignais ,Crecy und Azincourt ,dem Aufstieg der Condottieri wie roger de Flor oder Werner von Urslingen in Italien ,den Söldnern im Hundertjährigen Krieg .den Grandes Compagnies in Frankreichwar das Rittertum nur noch ein Schauspiel für Hoffeste aber kein echter militärischer Machtfaktor mehr.
Hinzu kamen ökonomische Probleme der Ritterschaft
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Nun ja im 14.Jahrhundert war das Rittertum m-E. bereits nicht mehr als eine Fiktion,
Bereits zuvor war es zu executionen von Reichsstädten und Landesfürsten gegen sogenannte "Raubritter " gekommen und es zeichnete sich die Entwicklung vom Ritter zum adeligen Söldnerführer in reichsstädtischen oder landesfrstlichen Auftrag ab.
Spätestens jedoch mit Morgarten,Brignais ,Crecy und Azincourt ,dem Aufstieg der Condottieri wie roger de Flor oder Werner von Urslingen in Italien ,den Söldnern im Hundertjährigen Krieg .den Grandes Compagnies in Frankreichwar das Rittertum nur noch ein Schauspiel für Hoffeste aber kein echter militärischer Machtfaktor mehr.
Hinzu kamen ökonomische Probleme der Ritterschaft
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Da bin ich mir bezüglich der Malteser Ordensritter nicht ganz sicher. Diese spielten als militärische Führungskräfte und auch als aktive Kämpfer noch bis ins 16. Jahrh. eine wesentliche Rolle. Und diese Ordensritter mußten von 'altem' Adel sein.

So meint Lipper Schütze
 
Nun ja im 14.Jahrhundert war das Rittertum m-E. bereits nicht mehr als eine Fiktion,
Bereits zuvor war es zu executionen von Reichsstädten und Landesfürsten gegen sogenannte "Raubritter " gekommen und es zeichnete sich die Entwicklung vom Ritter zum adeligen Söldnerführer in reichsstädtischen oder landesfrstlichen Auftrag ab.
Spätestens jedoch mit Morgarten,Brignais ,Crecy und Azincourt ,dem Aufstieg der Condottieri wie roger de Flor oder Werner von Urslingen in Italien ,den Söldnern im Hundertjährigen Krieg .den Grandes Compagnies in Frankreichwar das Rittertum nur noch ein Schauspiel für Hoffeste aber kein echter militärischer Machtfaktor mehr.
Hinzu kamen ökonomische Probleme der Ritterschaft
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Sicher, in militärischer Hinsicht entwickelten sich Söldnerheere, die adeligen Berufskriegern den Rang abliefen, und politisch und in wirtschaftlicher Hinsicht taten das die Landesfürsten und aufstrebenden Städte, während gleichzeitig die Kosten für einen standesgemäßen Lebensstil stiegen. Das Ideal des "Miles Christianus" oder auch die Vorstellungen von "edlen Rittern" mögen Fiktion gewesen sein, literarische Überhöhungen eines Ideals, das nie existierte. Noch aber gab es Ritter, und die Faszination des Rittertums hatte auch im 14. und 15. Jahrhundert nichts von seiner Attraktivität verloren. Viele Vertreter städtischen Patriarchiats legten großen Wert darauf, zu Turnieren zugelassen zu werden.

Das ritterliche Turnier, das sich von einer Art militärischen Trainings als Vorbereitung für den Kriegsfall zu einem agonalen feudalen Kampfsport und höfischen Fest entwickelt hatte, und entfaltete seine größte Blüte (oder seine größte Dekadenz im 14. und 15. Jahrhundert, als die Zeit der adeligen Berufskrieger sich unübersehbar dem Ende zuneigte. Aber auch Ende des 15. Jahrhunderts war die Ritterschaft noch politisch, sozial und kulturell eine Größe, eine Größe, die auf ihre Privilegien pochte und versuchte, sich sozial abzugrenzen. Die landsmannschaftlichen Turniergesellschaften des 15. Jahrhunderts waren in gewisser Weise eine Antwort auf den Druck der Landesfürsten und der Städte. Die Turniergesellschaften versuchten einerseits sich sozial abzuschließen, andererseits aber die Kosten und den Aufwand zu reduzieren, um auch weniger bemittelten Angehörigen des Ritterstands die Teilnahme an Turnieren zu ermöglichen. Die Turniergesellschaften der Vier Lande gingen allerdings nach einer kurzen Blüte ein, und im 16. Jhd wurde auch das ritterliche Turnier allmählich zu einem Anachronismus. In Frankreich kam 1559 Henry II. bei einem Turnier ums Leben.
 
In vielen kleineren Territorien musste sich der Landesherr auch oft auf den niederen Adel stützen, was ihm dort eine entsprechende Bedeutung sicherte.
 
Da bin ich mir bezüglich der Malteser Ordensritter nicht ganz sicher. Diese spielten als militärische Führungskräfte und auch als aktive Kämpfer noch bis ins 16. Jahrh. eine wesentliche Rolle. Und diese Ordensritter mußten von 'altem' Adel sein.
Ordensritter sind wohl ein Sonderfall, da sie bei der Bestreitung von Ausrüstung und Unterhalt nicht auf ihre ererbten Güter angewiesen waren.
 
Bei den Rittern ist vieles ein Spiel mit Definitionen. Der Ritterstand entwickelte sich aus den zur Kriegsfolge zu Pferd verpflichteten. Egal wie man es dreht und wendet, gab es somit -je nach Definition - auch nichtadelige Ritter. Der zeitgenössische Ritterbegriff entwickelte sich auch teilweise parallel zum Ministerialenstand, der ja geradezu danach eingeteilt wurde, ob ein Ministeriale ritterlich war oder nicht. Aus den nicht ritterlichen Ministerialen gingen oft die Patrizier der Städte hervor, deren Stand nur zum Teil als adelig galt.

Seit es Quellen gibt, aus denen genügend Einzelpersonen bezeugt sind, dass man eine Aussage treffen kann, sind Ritter aber Adelige.

Nicht jeder Angehörige des Ritterstandes war aber ein Ritter. Zum Ritterstand gehörte seit dem Hohen Mittelalter, in Deutschland spätestens seit Barbarossa, wer entsprechende Abkunft aufweisen konnte. Nur diese konnten Ritter werden. Zum Ritter sein gehörte aber ein gewisser Lebensstil. Diesen konnte sich aber nicht jeder leisten. Daher gaben viele, die anlässlich einer Feier wie dem Mainzer Hoffest, oder eines Sieges zum Ritter geschlagen wurden, ihre Ritterschaft wieder auf und dienten weiter als Knechte. Manche wurden dadurch sogar wiederholt zum Ritter geschlagen.

Während in der Frühzeit jeder Ritter einen anderen 'zum Ritter schlagen' konnte, wurde dies später eingeschränkt. Schließlich musste man dafür zahlen oder bestimmte, sehr seltene Dienste oder Taten, z.B. eine Pilgerfahrt nach Jerusalem ableisten. Dies konnte sich wiederum nicht jeder leisten. Es gab daher Ritter, die schon deshalb gerühmt wurden, weil sie es geschafft hatten, zum Ritter geschlagen zu werden.

Ein großartiges Zeitportrait mit vielen Erklärungen zu hochmittelalterlichen Rittern findet sich z.B. in Georges Duby, 27. Juli 1214 Der Sonntag von Bouvines, Berlin 1988.
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Danke für den Literaturtipp!

Die Bedeutung einer ausreichenden materiellen Basis als Grundvoraussetzung für einen ritterlichen Lebensstil betont Walther von der Vogelweide in seinem ersten Reichsspruch, wo er die drei Grundlagen des ritterlichen Lebensstil nennt: 1. "daz guot" 2. "die wertlich êre, also das gesellschaftliche Ansehen und 3. die gotes hulde, den Segen Gottes. Wie wichtig wirtschaftliche Absicherung war, hat Walther von der Vogelweide, der nach überaus schwierigen Zeiten von Kaiser Friedrich II. ein Lehen erhielt, lebhaft ausgedrückt (Ich hân mîn lêhen).

Wie groß aber musste "daz guot" sein, um standesgemäß leben zu können? Um die Mitte des 12. Jahrhunderts war nach der Reichenauer Constitutio ein Grundbesitz von 5 Hufen als untere Grenze erforderlich, um 1 Ministerialen samt Knappen ausstatten zu können. 1146 erhielt Heinrich der Löwe die Herschaft Badenweiler als Heiratsgut von seiner gattin Clementina von Zähringen. Zu dieser Herschaft gehörten ungefähr 500 Hufen Land und 100 Dienstmannen. Verglichen mit späteren Zeiten war das bemerkenswert wenig und erklärt die erstaunlich hohe Zahl ritterlicher Ministerialer zu Beginn des 12. JHds. Im Zeitraum von der frühen Stauferzeit bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts hat sich die Aussrüstung der Ritter stark gewandelt. Der Körperschutz des Ritters wurde verstärkt und auch die Pferde wurden mit Panzerungen ausgerüstet.

Die wachsende Schwere der Rüstung machte Knappen erforderlich. Ein Ritter, der sich für den Kriegseinsatz rüstete, wurde von mindestens einem Knappen begleitet, der wie sein Herr auf einem Marschpferd saß und dessen Streitross (dextrarius) zu seiner ´Rechten führte. Meistens kamen aber noch weitere Begleiter hinzu, so dass eine ritterliche Kampfformation aus 3-4 Mann und mehreren Pferden bestand.

Die steigenden Kosten machten auch vor Streitrössern nicht Halt. Vom Anfang des 12. bis zum Ende des 13. Jhds stieg der Wert eines Schlachtrosses auf das 3-4 fache. Um 1290 kostete ein solches Pferd am Bodensee 20 Mark Silber, besonders ausgezeichnete Pferde wurden noch teuerer gehandelt wie in Basel, wo ein Dextrarius für 100 Mark Silber den Besitzer wechselte. Ein ausgebildetes Ritterpferd war so kostbar, dass man sich gegenseitig Pferde auslieh bei Turnieren. Als der flämische Ritter Geraad de Moor mit sieben Pferden 1297 für seinen Lehensherrn in den Krieg zog, wurden diese auf einen Gesamtwert von 960 Pariser Pfund, was zur damaligen Zeit dem Wert von 80 gewöhnlichen Pferden entsprach, wenn man den Preis eines Pferdes auf 12 Pfund schätzt.
Diese Kosten erforderten natürlich eine größere materielle Basis. Wenn ein Ritter 1150 noch mit 3-5 Hufen als Minimaleinkommen für einen standesgemäßen Lebensstil auskam, so war dazu 100 Jahre später das 4-5- Fache erforderlich. Eine Urkunde des Vizemeisters des Deutschen Ordens von 1260 an die Stadt Lübeck teilt mit, wieviel Land Ritter und Knappen in Livland bekommen sollen: ein Ritter 60 und ein Knappe 40 sächsische Hufen.

Vorsichtige Schätzungen von Sablonier (Adel im Wandel um 1300) ergibt für die wohlhabensten ritterlichen Feudalherren ein Einkommen von über 100 Mark Silber, für die Mehrheit der Vertreter des niederen Adels aber nur ein durchschnittliches Einkommen von 20 Mark Silder im Jahr.

(Werner Rösener Ritterliche Wirtschaftsverhältnisse und Turnier im sozialen Wandel in J. fleckenstein (Hrsg) Das ritterliche Turnier im Mittelalter S.319-320, 320-323)
 
Bei den Rittern ist vieles ein Spiel mit Definitionen. Der Ritterstand entwickelte sich aus den zur Kriegsfolge zu Pferd verpflichteten. Egal wie man es dreht und wendet, gab es somit -je nach Definition - auch nichtadelige Ritter. Der zeitgenössische Ritterbegriff entwickelte sich auch teilweise parallel zum Ministerialenstand, der ja geradezu danach eingeteilt wurde, ob ein Ministeriale ritterlich war oder nicht. Aus den nicht ritterlichen Ministerialen gingen oft die Patrizier der Städte hervor, deren Stand nur zum Teil als adelig galt.

Seit es Quellen gibt, aus denen genügend Einzelpersonen bezeugt sind, dass man eine Aussage treffen kann, sind Ritter aber Adelige.

Nicht jeder Angehörige des Ritterstandes war aber ein Ritter. Zum Ritterstand gehörte seit dem Hohen Mittelalter, in Deutschland spätestens seit Barbarossa, wer entsprechende Abkunft aufweisen konnte. Nur diese konnten Ritter werden. Zum Ritter sein gehörte aber ein gewisser Lebensstil. Diesen konnte sich aber nicht jeder leisten. Daher gaben viele, die anlässlich einer Feier wie dem Mainzer Hoffest, oder eines Sieges zum Ritter geschlagen wurden, ihre Ritterschaft wieder auf und dienten weiter als Knechte. Manche wurden dadurch sogar wiederholt zum Ritter geschlagen.

Während in der Frühzeit jeder Ritter einen anderen 'zum Ritter schlagen' konnte, wurde dies später eingeschränkt. Schließlich musste man dafür zahlen oder bestimmte, sehr seltene Dienste oder Taten, z.B. eine Pilgerfahrt nach Jerusalem ableisten. Dies konnte sich wiederum nicht jeder leisten. Es gab daher Ritter, die schon deshalb gerühmt wurden, weil sie es geschafft hatten, zum Ritter geschlagen zu werden.

Ein großartiges Zeitportrait mit vielen Erklärungen zu hochmittelalterlichen Rittern findet sich z.B. in Georges Duby, 27. Juli 1214 Der Sonntag von Bouvines, Berlin 1988.

Was 'neue Erkenntnisse' angeht, geht übrigens, wenn man genau liest auch bei anderen Erscheinungen viel auf die jeweilige Definition zurück.

Eine Anmerkungen noch zu Unfreien. Sie waren durchaus nicht immer und überall vom Waffendienst ausgeschlossen. Bei den Sachsen z.B. gab es dazu differenzierte Regelungen. Insbesondere gestand man ihnen zu, das Land in dem sie lebten zu verteidigen. Na ja, man muss wohl eher sagen, dass man es von ihnen verlangte. Einige Beispiele findet man schon in Delbrücks Geschichte der Kriegskunst, mehr, wenn man Regional- und Ortsgeschichte betrachtet.

Man kann wohl etwas vereinfacht sagen, dass Ritter generell Waffen tragen durften, während es für andere darauf ankam, in welcher Rolle sie auftraten.

Ich bleibe dabei, dass ausnahmslos jeder Ritter Angehöriger des Adelsstandes war. Militärisch gesehen ist es schon so, dass sich die Ritter aus den fränkischen (erstmals bei Karl Martell in Erscheinung tretend) und ottonischen Panzerreitern entwickelt hatten. Ich behaupte sogar, dass darin mit ein Grund zum Aufkommen des Lehnssystems liegt – für Rüstung, Pferd und aufwendigere Waffen benötigte der Panzerreiter mehr Mittel als der zu Fuss kämpfende fränksiche Freie. Das nötige Training liess dem Panzerreiter zudem keine freie Kapazitäten, um sich selbst um die Bewirtschaftung seines Landes zu kümmern. Das übernahmen unfreie Knechte und Mägde.
Aber diese Panzerreiter waren eben nur die Vorläufer der mittelalterlichen Ritter. Als die Panzerreiter zur Gefolgschaft verpflichtete Ritter geworden waren, gehörten sie bereits zum Vasallenadel.
Ein ritterlicher Ministerialer – etwa ein Vogt – gehörte dem Ministerialadel an, ein nichtadliger Ministerialer – etwa ein Meier oder Schulze – war eben nur ein Ministeriale, der, wenn er zum Ritter gemacht wurde, gleichzeitig in den Adelsstand aufstieg.
Der soziale Typ des Vasallenritters lässt sich in zwei Gruppen unterscheiden: Zum einen gab es die oberste Schicht der Militär- und Grundaristokratie, die durch den Geburtsadel gebildet wurde, zum anderen gab es Emporkömmlinge, die sich im Kampf auszeichneten und so in den Ritterstand eindringen konnten. Zu diesem Emporkömmlingen zählten oft die Ministerialen.

Es stimmt, dass nicht jeder Angehöriger des „Ritterstandes“ ein Ritter war – und auch sonstige Adlige waren nicht zwangsläufig Ritter – aber jeder Ritter war Adliger. Es stimmt aber nicht, dass man von entspr. Herkunft sein musste. Der Söldnerführer John Hawkwood beispielsweise wurde im Hundertjährigen Krieg von Eduard III (oder dem Schwarzen Prinzen ?) zum Ritter geschlagen (und damit auch in den Adelsstand erhoben), bevor er als Condottiere nach Italien ging. Man konnte auch in den Ritterstand erhoben und damit zum Adligen gemacht werden, Damit war einem auch als Bürgerlicher das Rittertum offen. Der Landsknechtführer Georg Frundsberg wurde 1504 von Maximilian I in den Ritterstand erhoben.

Nicht nur der Ritter (Adlige) durfte Waffen tragen. Jeder Freier - auch "Gemeinfreier" d.h. freier Nicht-Adliger - war dazu berechtigt. Das war nach dem mittel. Das Rechts- und Lehnsystem folgerichtig: Der Unfreie musste Abgaben leisten, durfte keine Waffen tragen und hatte dafür Anspruch auf Schutz von seinem Grundherr. Konnte der Grundherr seiner Schutzpflicht nicht nachkommen, war der Unfreie zum Mindesten theoretisch nicht mehr an seinen Herrn gebunden. Der Freie hatte keinen Grundherr resp. Schutzherr und musste so für seinen Schutz selbst aufkommen – schon aus diesem Grund besass er das Waffentragrecht.

Natürlich konnte resp. musste auch ein Unfreier Waffen verwenden, wenn er seinem Grundherr / Schutzherr Kriegsdienste leisten musste. Ansonsten waren den Unfreien in Regel nur Morgensterne und Bauernwehren (Messer) gestattet, um Schadwild von ihren Feldern und Höfen fern zu halten.
Selbstverständlich gibt es viele Beispiele von Unfreien, die dies ignorierten. Die Condottieri Muzio Attendolo Sforza und Francesco Russo Carmagnolo beispielweise waren Bauernsöhne und wurden meines Wissens auch nie zum Ritter geschlagen und auch nie geadelt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch wenn seit dem ausgehenden Hochmittelalter die Ritterschaft sich zunehmend versuchte, sich sozial abzuschließen und für die Teilnahme an Turnieren von den Teilnehmern eine Ahnenprobe von in der Regel vier deligen Vorfahren gefordert wurde, sollte man sich die Abschließung der Ritterschaft auch nicht zu statisch im Sinne einer sozialen Kastenbildung vorstellen. Längst nicht alle Ministeriale schafften es dauerhaft sich über das Rittertum Zugang zum niederen Adel zu verschaffen. Zahlreiche Angehörige des Ritteradels stiegen wieder ab, weil sie den gewachsenen finanziellen Anforderungen des ritterlichen Lebensstils auf Dauer nicht gewachsen waren, andererseits schafften es wohlhabende Bürger und Bauern zu Rittern aufzusteigen. Der hohe Anstieg der Kosten für einen standesgemäßen Lebensstil trugen dazu bei, dass das soziale Prestige der Ritter im Lauf des 12. und 13. Jahrhunderts stetig stieg, und die Attraktivität des Ritterstandes übte gerade auf die Führungsschichten der aufstrebenden Städte eine große Faszination aus. Diese Faszination blieb auch im 14. Jahrhundert erhalten, als Anzeichen einer Krise des Rittertums kaum noch zu übersehen waren. (Werner Rösener, Ritterliche Wirtschaftsverhältnisse und Turnier im sozialen Wandel in Josef Fleckenstein (Hrsg) das ritterliche Turnier S.336 ff.)

Das betrifft nicht speziell Angehörige des Ministerialadels sondern ganz grundsätzlich den spätmittelalterlichen Kleinadel (Freiherren, Burgherren). Die Gründe für die Existenzkrise des spätmittelalterlichen Kleinadels lagen tatsächlich zu einem grossen Teil in den ständig steigenden Anforderungen eines standesgemässen Lebensstils. Nicht nur Ritter sondern ganz grundsätzlich gerieten viele kleinere adlige Grundherren infolge der Aufrechterhaltung eines immer aufwendigeren, standesgemässen Lebens und des Unterhalts von ritterlichen Statussymbolen in wirtschaftliche Bedrängnis. Die Abgaben, die sie von ihren Bauern bezogen, waren gegeben, blieben sich immer gleich und konnten nicht einfach der Teuerung angepasst werden. So waren sie gezwungen, ihr Eigen oder Lehen mit Hypotheken zu belasten, deren Rückzahlung ausserhalb ihrer Möglichkeiten lag oder als Pfandschaft aus der Hand zu geben. Andere kleinadlige Herren wurden Söldnerführer oder Hofritter an einem Fürstenhof oder suchten nach einem standesgerecht-stilvollen Untergang, indem sie sich, auf ihrem Standesprivileg der privaten Kriegführung pochend, in aussichtslose Fehden verstrickten. Dies brachte sie zwangsläufig in Konflikt mit hochadlige Fürsten und reichsunmittelbaren Städte, deren Kaufleute sie als Raubritter um Hab und Gut erleichterten. Dabei beriefen sie sich auf ihr Fehderecht, welches ihnen aber zunehmend durch Landfriedensordnungen streitig gemacht wurde. Franz von Sickingen und vor allem Götz von Berlichingen stehen für diese, um ihre Existenz kämpfenden Raubritter. Der letzte Raubritter des HRRD war Wilhelm von Grumbach (g. 1567).

Reiche Bürger und Bauern, welche zu Rittern aufsteigen konnten waren dadurch gleichzeitig Adlige geworden. Die Führungsschicht der Städte, die Patrizier, gehörten oft auch dem Kleinadel an. Adelstitel liessen sich durch Adelspatente auch erwerben resp. kaufen. In der Schweiz, wo es kaum hochadlige und lediglich kleinadlige Geschlechter gab, entstand zeitweise nachgerade ein Run auf Titel und Wappen durch mittel. Patrizier. Obwohl der Kleinadel im 15. und 16. Jahrhundert politisch entmachtet und wirtschaftlich ruiniert wurde, blieben seine Lebensformen noch lange als Leitbilder der Oberschicht erhalten. Patrizier heirateten in Ritterfamilien ein oder kauften Adelspatente. Reiche Kaufleute erwarben Burgen, auch solche, welche schon längst aufgegeben und zu Ruinen geworden waren. Mit der Ruine verbunden waren aber immer noch die an die Burg gebundenen alten Rechte – Gerichtsbarkeit, Abgaben etc. – sodass der Käufer die herrschaftlichen Rechte ausüben konnte und auf diese Weise ebenfalls in den Adelsstand aufstieg.
 
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Nun ja im 14.Jahrhundert war das Rittertum m-E. bereits nicht mehr als eine Fiktion,
Bereits zuvor war es zu executionen von Reichsstädten und Landesfürsten gegen sogenannte "Raubritter " gekommen und es zeichnete sich die Entwicklung vom Ritter zum adeligen Söldnerführer in reichsstädtischen oder landesfrstlichen Auftrag ab.
Spätestens jedoch mit Morgarten,Brignais ,Crecy und Azincourt ,dem Aufstieg der Condottieri wie roger de Flor oder Werner von Urslingen in Italien ,den Söldnern im Hundertjährigen Krieg .den Grandes Compagnies in Frankreichwar das Rittertum nur noch ein Schauspiel für Hoffeste aber kein echter militärischer Machtfaktor mehr.
Hinzu kamen ökonomische Probleme der Ritterschaft
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Das ist u.a. die Sichtweise von Huizinga, der ich aber widersprechen möchte. Die Ideologie des Rittertums war sogar noch am Hof von Elisabeth I präsent und Franz I legte gesteigerten Wert darauf, von Bayard, dem „Ritter ohne Furcht und Tadel“, persönlich zum Ritter geschlagen zu werden. Bayard war aber nicht nur das Klischee-Bild eines mittelalterl. Ritters sondern gleichzeitig Heerführer der modern operierenden französischen Armee des 16. Jahrhunderts. Militärisch waren die Ritter also schon noch von Belang. Die schwere französische Reiterei der ersten Hälfte des 16. Jahrhundert bestand aus Einheiten, welche jeweils von einem adligen Ritter mit einem Knappen, zwei Armbrust- oder Handrohrschützen und einem oder zwei Pagen oder Kriegsknechten (die genaue Zusammensetzung weiss ich nicht) gebildet wurden. Auch die Panzerreiter von Maximilian I, welche man auf den zeitg. Holzschnitten häufig zusammen mit den Landsknechthaufen sieht (z.B. Theuderdank), bestand mehrheitlich aus kleinadligen Rittern. Ein Landsknecht konnte sich weder Pferd noch die aufwendig geschmiedeten Plattenpanzer leisten.

Nach meiner Einschätzung waren weder die englischen Bogenschützen, noch die deutschen Landsknechte oder eidgenössischen Reisläufer und auch nicht die türkischen Sipahis und Janitscharen sondern die stetig verbesserten Handrohre, Hakenbüchsen und Arkebusen und vor allem die immer effizienter werdende Artillerie für den Untergang des Rittertums verantwortlich. (das war übrigens auch der Untergang der eidgenössischen Söldner).
 
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