Geschichte Bulgariens

Hier ein kurzer Überblick über die von Arne erbetenen Hintergründe des Sturzes von Fürst Alexander von Bulgarien

Eine bulgarische Große Nationalversammlung wählte am 29.4.1879 einstimmig den erst 22-jährigen Prinzen Alexander von Battenberg zum Fürsten (Regierungszeit 1879–86), der als Neffe der russischen Zarin Maria von Hessen dem russischen Hof nahestand. Abgesehen von einigen militärischen Auszeichnungen hatte er jedoch keine Qualifikation für seine schwierige Aufgabe und beherrschte zudem die Landessprache nicht.

Nach 2 Jahren zunächst konservativer, dann liberaler Regierungen ließ Alexander unter Berufung des russischen Kriegsministers General Ernroth (ein Finne) zum Kommissarischen Ministerpräsidenten (1881) und bei Rücktrittsdrohungen am 26.6.1881 eine außerordentliche Große Nationalversammlung wählen. Deren überwältigende konservative Mehrheit gab ihm am 23.7.1881 unter Aufhebung der Verfassung für 7 Jahre außerordentliche Regierungsvollmachten.

Die autoritäre, stark auf russische Offiziere und Berater gestützte Regierung währte aber nur 2 Jahre, in denen Alexander in immer schärferen Gegensatz zur russischen Bevormundung geriet. Am 18.9.1883 stellte Fürst Alexander nach Entlassung der russischen Minister Kaulbars und Sobolew die Verfassung wieder her. Als er ein liberales bulgarisches Ministerium berief, handelte er sich mit dieser klaren Hinwendung zum bulgarischen Selbstbewusstsein die unversöhnliche Feindschaft des offiziellen Russland ein.

Den völligen Bruch mit Russland brachte die Vereinigung Bulgariens mit Ostrumelien im September 1885, das dem Berliner Vertrag entsprechend im Jahr 1879 ein autonomes Statut erhalten hatte. Ein von Bulgarien unterstützter Aufstand führte zum Zusammenschluss mit Bulgarien, was Alexander wenig später durch ein Manifest bestätigte. Der russische Zar reagierte auf diesen revolutionären Akt mit der sofortigen Abberufung aller russischen Offiziere.

König Milan von Serbien suchte die scheinbar günstige Situation auszunützen, und erklärte Bulgarien am 14.11.1885 "in Verteidigung des Gleichgewichts auf dem Balkan" den Krieg. Die junge bulgarische Armee schlug die auf Sofia vorrückenden Serben entscheidend, was Bulgariens Gesamtsituation und die seines Fürsten erheblich verbesserte und die Meinung von der Tüchtigleit und Disziplin der bulgarischen Armee begründete. Territoriale Folgen hatte dieser Sieg über Serbien freilich nicht.

Obwohl Ostrumeliens Angliederung bald de facto von den europäischen Mächten toleriert wurde, blieb die Feindschaft Russlands geenüber dem Fürsten Alexander bestehen, sodass selbst bulgarische Patrioten ihn zunehmend als Belastung empfanden. Der Putsch einiger Politiker und junger Offiziere zwang Alexander in der Nacht vom 20.8. 1886 zur Abdankung und zum alsbaldigen Verlassen des Landes.
 
Vielen Dank, Dieter. Ich wollte die Infos um den Rückversicherungsvertrag und dessen Aufkündigung besser beurteilen zu können. Nach diesem serbisch-bulgarischen Krieg konnten also weder Rußland noch Österreich-Ungarn voll zufrieden sein. Bulgarien hatte seine Selbstständigkeit ja weitestgehend verteidigt.
Rußland pochte im Rückversicherungsvertrag auf seine Rechte bzgl. Bulgariens und bekam sie vom DR zugesichert (ohne das ÖU das wußte). ÖU hatte zwar nichts gewonnen, konnte aber zumindest beruhigt sehen, daß auch Rußland ohne Einfluß auf Bulgarien geblieben war. Wenn die Wiener allerdings von dem Geheimabkommen zwischen DR und R gewußt hätten, wäre man sicher erheblich weniger beruhigt zur "Melange" gegangen ;)

Das Risiko der Enthüllung war - nachvollziehbar - für den Kanzler Caprivi ein Grund der Nichtverlängerung des Vertrages.
 
Arne schrieb:
Danke. ich schätze du hast Recht! :winke:
Hmm, blöd, ist ja dann vor dem Rückversicherungsvertrag gewesen...:grübel:

Wieso vor dem Rückversicherungsvertrag?:confused: Der wurde doch ständig erneuert nur nicht nach Bismarcks Sturz.
 
heinz schrieb:
Wieso vor dem Rückversicherungsvertrag?:confused: Der wurde doch ständig erneuert nur nicht nach Bismarcks Sturz.

Nein :nono: heinz, da bist du falsch informiert. Der wurde nach dem Zerbrechen des Drei-Kaiser-Bündnisses infolge der oben beschriebenen Bulgarien-Krise, 1897 auf drei Jahre abgeschlossen und dann 1890 nicht mehr verlängert - als Bismarck abgesetzt worden war. Er wurde also nie verlängert.
--> http://de.wikipedia.org/wiki/Rückversicherungsvertrag
 
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