Geschichte des Fussballs

Festus621 schrieb:
Es dauerte noch ca. 25 Jahre, bis der Fußball dieser modernen Prägung seinen Siegeszug um die Welt startete. In Deutschland wurde er in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts populär, galt aber lange als Arbeitersport. Der Deutsche Fußball Bund wurde im Jahre 1900 gegründet.


Sorry, wenn ich den alten Thread noch einmal anrühren muss, aber der mittlere Satz ist hier einfach mal komplett falsch.

In Deutschland galt der Fußball bis zum 1. Weltkrieg als bürgerlicher Sport. So war der Sport auch noch nicht wirklich populär, sondern wurde erst in der Weimarer Republik zum Volks- und Massensport. Neben der Verbreitung im 1. Weltkrieg lag das vor allem auch daran, dass die Arbeiter nun durch die gesetzliche Einschränkung der Arbeitszeit mehr Zeit hatten als noch im Kaiserreich.

Der DFB ist übrigens der bürgerliche Verband, in dessen Vereinen allerdings auch Arbeiter spielten. Zusätzlich gab es aber auch einen politisch motivierten "Arbeiter Turn- und Sportbund", in dem der Fußball die zweitstärkste Sparte war, nach dem Turnen natürlich. So gab es auch eine Arbeiternationalmannschaft und eine Deutsche Arbeitermeisterschaft. Des Weiteren gab es ähnliche Organisationen der Werksvereine, aber auch der Kirchen.
 
Pini schrieb:
Sorry, wenn ich den alten Thread noch einmal anrühren muss, aber der mittlere Satz ist hier einfach mal komplett falsch.

Hallo Pini,
komplett falsch ist der mittlere Satz nicht. Es lässt sich wohl darüber diskutieren.
Fußball ist in Deutschland zunächst dort verbreitet worden, wo Kontakte zu Engländer bestanden oder wo englische Bürger in deutschen Städten wohnten. Und Kontakte zu englischen Städten hatten hauptsächlich Akademien und Universitäten. Insofern hast du Recht. Fußball war anfangs in Deutschland kein Arbeitersport. Aber er entwickelte sich ziemlich schnell dazu.
Vereine wie Schalke 04 wurden ja bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts und noch weit vor dem 1. Weltkrieg von Arbeitern gegründet.
 
Ja, aber die Blauen wurden ja zum Beispiel deswegen zunächst nicht in den DFB aufgenommen, wie auch viele andere Vereine. Es gab einige Fusionen mit Bürgervereinen, damit die Vereine überhaupt am Ligabetrieb teilnehmen konnten. Daher kann man schon sagen, dass es zu der Zeit noch ein sehr bürgerlicher Sport war und nicht als Arbeitersport galt. Auf das gleiche Ergebnis kommt man, wenn man sich dié Zusammensetzung der Nationalelf, aber auch der dominierenden Vereine vor dem Ersten Weltkrieg anschaut.
 
Pini schrieb:
Daher kann man schon sagen, dass es zu der Zeit noch ein sehr bürgerlicher Sport war und nicht als Arbeitersport galt.

Ende des 19. Jahrhunderts begann eine Gegenbewegung zu den Bürgervereinen, deren Art von Sporttreiben vielen zu nationalistisch war. 1893 wurde in Gera der Arbeiter-Turner-Bund (ATB) gegründet. Dies war nach Aufhbeung der Sozialistengesetze (1890) möglich und war als Gegenbewegung zum Deutschen Turnerbund (DT) gedacht.

Die bürgerlichen Verbände schotteten sich damals regelrecht von der Arbeiterklasse ab. Keiner durfte beitreten, der "mit seiner Hände Arbeit" Geld verdiente. So musste es zwangsläufig zu dieser Gegenbewegung kommen.

In allen Sportarten wurden fortan eigene Wettbewerbe, Turniere und Meisterschaften ausgetragen, so auch im Fußball.
In den 1920er Jahren wurden sogar Arbeiter-Olympiaden veranstaltet.
Eigentlich ging die Bewegung in Deutschland bis 1933. Die Nazis verboten den Arbeitersport, weil sie darin kommunistische Keimzellen sahen.

Fußball war in beiden Verbänden populär und wurde von Jahr zu Jahr beliebter. Der Deutsche-Fußball-Bund wurde im Jahre 1900 allerdings unter dem Dach des Bürgertums gegründet und die ersten offiziellen Deutschen Meisterschaften auch von dieser Bevölkerungsschicht ausgespielt.
 
Eben, in den 20er Jahren gab es die großen Arbeiterveranstaltungen, nicht vor dem Ersten Weltkrieg. Der ATB wurde wegen des gestiegenen Fußballanteils ja auch erst nach dem Ersten Weltkrieg in ATSB umbenannt.
 
Pini schrieb:
Eben, in den 20er Jahren gab es die großen Arbeiterveranstaltungen, nicht vor dem Ersten Weltkrieg. Der ATB wurde wegen des gestiegenen Fußballanteils ja auch erst nach dem Ersten Weltkrieg in ATSB umbenannt.

Hallo Pini,

genau richtig, was du schreibst.
Ich schrieb in einem früheren Posting:

In Deutschland wurde er (der Fußball) in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts populär, galt aber lange als Arbeitersport.

Der zweite Teil des Satzes war nicht richtig.
Gut, dass du es noch einmal angesprochen hast. So konnten wir die Unterschiede zwischen dem Sport des Bürgertums und den Beginn des Arbeitersports darlegen. Das fehlte in diesem Thread vorher völlig. Danke.

Gruß Festus
 
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