Ob sich die Stimmung dann zu einem revolutionären Aufstand steigert hängt zum einen davon ab, welche Schichten überhaupt betroffen sind.
Trifft die unzufriedenheit nur die unteren wirtschaftlich bedrückten Schichten, ohne entsprechende intellektuelle Anantgarde, die das politische System en gros im Blick hat und über weitergehende als regionale Kenntnisse verfügt, wird daraus in der Regel eine Hungerrevolte oder etwas in der Art, was darauf abzielt spontan doe dringensten bedürfnisse zu befriedigen oder die schlimmstenn Lasten los zu werden, aber dabei wird das System nicht in Frage gestellt.
Andersherum entwickelt Unzufriedenheit in der geistigen Avantgarde, die sich sozial in den mittleren Rängen befindet, die sich ausgebremst und zurückgesetzt wähnt, die aber keine Massenbasis hat, keine dementsprechenden revolutuonären Energien. usw.
(Ich wollte nur das Zitat begrenzen.)
Du hast hier vor allem folgendes getan: meine Trivialtheorie der Revolution um weitere, speziellere Gesetze angereichert. Plus einige Punkte angefügt, die einer allgemeinen Erklärung nicht zugänglich sind. Das widerlegt natürlich nicht die Möglichkeit, allgemeine Erklärungsmuster zu entwickeln und ist auch der Unterschied von wissenschaftlicher Erklärung zu solchen Pseudo-Wissenschaften wie dem HistoMat: hier geht es um "eherne Gesetze", die die Geschichte angeblich beherrschen, dort um Modelle, die einen Ausschnitt eines geschichtlichen Ereignisses (Revolution, Völkerwanderung, Entstehung eines Krieges, einer Seuche etc.) mit einem allgemeinen Modell zu erklären versuchen.
Bei der Völkerwanderung etwa sind es push- und pull-Modelle, und ganz gleich, ob man die nun als Syllogismus hinschreibt oder nur eher kursorisch davon spricht: man verwendet solche allgemeinen Erklärungen. Bei Ausbreitung von Seuchen die logistische Kurve, auf die auch die heutigen Corona-Modelle basieren und oftmals ganz gute Vorhersagen ergeben. Auch das sind, i.w.S., geschichtliche Ereignisse, zumal die logistische Funktion ganz allgemein für die Übertragung von Information gilt und damit auch z.B. die Enstehung von Gerüchten modelliert.
Es ist aber klar: je konkreter man wird, desto weniger werden solche Erklärungsmuster beisteuern können.
Ich möchte mal kurz auf die andere Seite der Wissenschaft schauen: zum Newtonschen Gravitationsgesetz. Es gibt wohl kaum ein Gesetz, das so gut belegt ist wie das (lassen wir den Einstein mal außen vor; lassen wir auch weg, dass es in den ersten 10^-14 Sekunden nach dem Big Bang nicht gegolten hat). So grundlegend dieses Gesetz auch ist: versucht man, die Bahnen von 3 oder mehr Körper, die sich gegenseitig anziehen, zu berechnen, gerät man schon im Fall 3 an die Grenzen der Mathematik, und darüber hinaus erst recht. (
Three-body problem - Wikipedia ). M.a.W: versucht man, dieses allg. Gesetz auf konkrete Körper zu übertragen, wird es so komplex, dass es praktisch gar nicht lösbar ist. Und das schon bei 3 Körpern! Folgt daraus, dass man sich in der Physik vom Gravitationsgesetz verabschieden muss und besser die einzelnen Körper anschaut und qualitativ, vlt. sogar phänomenologisch, analysiert?
Und, gibt es da inzwischen einen empirisch aufgestellten Wert; der auch allgemein anerkannt, empirisch überprüfbar und skalierbar ist? Nein, meine ich.
In der Psychologie kann man aber schon Zufriedenheitsmaße und bspw. Arbeitsmotivation in Beziehung setzen (Herzberg's 2-Faktoren oder auch Heckhausens U-Kurve), natürlich auf kleinerer Flamme als Revolutionsmodelle. Außerdem, ich wiederhole das: das war nur ein Beispiel, üblicherweise verlaufen solche Erklärungsmodelle ordinal, d.h. nach > und <: steigt x, dann steigt y oder steigt x, dann fällt y. usw. Pychologische / soziologische Gesetze haben nicht die Messqualität wie physikalische.
Es ist also hinlänglich gezeigt, dass bei der Erklärung geschichtlicher Vorgänge auch allgemeine Gesetze herangezogen werden können, die sich mehr oder weniger gut bestätigen. Das heißt aber natürlich nicht, dass alles, was sich geschichtlich ereignet, dadurch erklärt werden kann, denn nicht nur übersteigt das Zusammenspiel der einzelnen Faktoren schnell jedes Maß, sondern auch partikuläre Ereignisse, Personen etc., wie z.B. das Mauseloch, das für den Tod von Dschingis Khan verantwortlich gemacht wird.
Ja.
Kausalitäten:
Diese gibt es nur in idealisierten Modellen welcher Art auch immer. Das gilt auch für die Physik.
Kommt man aber mit der Idealisierung dem beobachtbaren Verlauf nahe, so kann man hoffen eine neues Werkzeug im Bastelkasten der Erkenntnis zu haben.
So ungefähr sehe ich das auch. Idealisierte Modelle bietet etwa die Wirtschaftsheorie. Beschäftigt man sich nun mit der Wirtschaftsgeschichte, können solche Modelle, sofern sie empirisch überprüft sind, wertvolle Hinweise für gewisse Ereignisse geben, etwa bei Parallelwährungen, bei Inflation, bei Arbeitslosigkeit (Stichwort: Weltwirtschaftskrise, die eine riesige Menge geschichtlicher Ereignisse nach sich gezogen hat.) Mehr wohl nicht, aber das ist auch nicht wenig.