Ich kenne eine Einrichtung, die jeden Tag ein bis zwei Schulklassen zu Besuch hat, regelmäßige Vorträge, deren Mitarbeiter (feste wie freie) andauernd Bücher auf den Markt schmeißen und die trotzdem gerade kurz vor der Schließung steht, weil sie sich nicht selbst tragen kann und bezuschusst werden muss.
In der Marktwirtschaft konkurrieren alle Teilnehmer im die Aufmerksamkeit der Marktteilnehmer. Die zentrale und wichtigste Voraussetzung, um überhaupt als Marktteilnehmer / Historiker als Wirtschaftssubjekt im Rahmen des Angebots in Erscheinung zu treten.
Unter dieser Prämisse ist die Selbstvermarktung die zentrale, zweite Kernkompetenz, um als Historiker wahrgenommen zu werden und wirtschaftlich erfolgreich zu sein.
Das setzt jedoch in der Regel eine Reihe von Rahmenbedingungen voraus:
1. Es ist eine These zu formulieren, die "extrem" originell ist und nicht selten auch extrem polarisiert, vgl. A.J.P. Taylor und seine Aussagen zu WW2. Auch die Gefahr enthält, dass an unsinnige Thesen verbissen festgehalten werden und aufgrund der medialen Verwertung, "schräge" Thesen offen sind auch für eine, "schräge" politische Instrumentalisierung.
2. Dieses ermöglicht eine eindeutige Positionierung und der Historiker wird zur Marke, weil er sich mit bestimmte inhaltlichen Positionen identifiziert, vgl. z.B. S. Neitzel und die Aufbereitung der Wehrmachts-Protokolle.
3. Das gewählte Thema sollte politisch und emotional aufgeladen sein und stark polarisieren. Dann ist die Wahrscheinlich der positiven und der negativen Wahrnehmung am stärksten und beide Formen der Öffentlichkeit interagieren und verstärken sich gegenseitig.
4. Es sollten die entsprechenden Kontakte in die Medien vorhanden sein, die über das Thema / den Historiker berichten wollen.
5. Idealerweise ergeben sich, wie beim Historikerstreit, Diskussionen, die zusätzliche Historiker einbinden und so die "Öffentlichkeitswirksamkeit" des "Events" zusätzlich verstärken. Und auch zusätzlich länger in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit halten.
6. Sofern diese Bedingungen anzutreffen sind kann man von einer Situation ausgehen, bei der die betroffenen Historiker, ad personam, von der Diskussion profitieren.
Ansonsten trifft es sicherlich zu, was YoungArkas bereits geschrieben hat, dass eher Verleger oder Rechteverwerter an "Geschichte" verdienen. Auch akademischer "Content", wie es technisch auch heißt, hat im Zeitalter des Internets deutlich an Prestige, Bedeutung und Glaubwürdigkeit verloren und ist zur beliebigen, kostengünstigen !! Ware geworden.
OT. Am deutlichsten sieht man das Problem bei der Preisbildung. Es produzieren akademische Historiker Beiträge über ein Thema und eigentlich wäre es wünschenswert, dass es viele kaufen und lesen. Was passiert ist nicht selten eine "self-fullfilling prophecy". Der Verlag setzt den Preis extrem hoch an, mit dem Hinweis, dass die Nachfrage zu klein sei, und man kostendeckend über den Preis agieren muss. Und was passiert, es ergibt sich eine Preis- Absatz-Funktion und - voila - völlig überaschend ist die Nachfrage dann auch gering. Wer hätte das gedacht???:devil::motz:
Und solltest Du mal Zeit haben, dann besuche die nächste Frankfurter Buchmesse und sieh Dir, Venezia Borgia, mal die Fachverlage für historische Themen an und deren Form der Aufbereitung ihrer, auch seriösen, historischen Publikationen an, sowohl beim deutschen wie auch bei internationalen Verlagen. Ich würde es als "lustlos" oder "desinteressiert" bezeichnen.:haue: