Es war bei Seeleuten ähnlich wie bei Soldaten, die ja nachdrücklich auf die Ehrbarkeit ihres Standes pochten, so dass es eines eigenen Zeremoniells bedurfte, wenn ein Angehöriger eines "unehrlichen Berufes", ein Abdecker, Henkergeselle aber auch ein "begnadigter Krimineller" in die Armee aufgenommen wurde. Im allgemeinen Bewußtsein waren Soldaten ehr arme Schlucker, als martialische Krieger.
Doch immerhin, wer sich anwerben ließ, hatte damit wieder einen Herrn und damit einen gewissen Rechtsschutz. Eine Altersversorgung existierte allerdings nicht oder allenfalls rudimentär. Freie Unterkunft, Verpflegung, Sold und eine gewisse Rechtssicherung war alles, was Seeleute oder Soldaten zu erwarten hatten. Kein Wunder, dass viele Seeleute durchaus nicht abgeneigt waren, zu den Piraten überzugehen und deren Statuten zu unterzeichnen.
Bei Seeleuten ist zu bedenken, dass es sich dabei, je nach Qualifikation, um durchaus gesuchte Spezialisten handelte. Schiffzimmerleute, Segelmacher, erfahrene Vollmatrosen oder Kanoniere waren durchaus gefragte Leute, und ein Maat der in den Diensten einer wohlhabenden Reederei oder gar für die East India Company fuhr, konnte durchaus damit rechnen, sein Auskommen zu finden.
Beim Walfang war eine Eigentümlichkeit, dass die Crew nicht eine feste Heuer bekam, sondern Anteile am Gewinn erhielt, daher auch die Gegnerschaft des Steuermanns Starbuck, der sich gegen Käpt´n Ahab stellt, als der einen phantastischen Fang abbrechen läßt, um Jagd auf Moby Dick zu machen.
Melville hat sicher zur Romantisierung beigetragen, seine Berichte waren aber auch recht ungeschminkt und er erwähnte auch übliche Mißbräuche, indem Neulinge so übel schikaniert wurden, dass sie vor Ablauf der Fahrt in einem Hafen desertierten, um dann die Heuer einstreichen zu können.
Im 18. Jahrhundert und zur Zeit der napoleonischen Kriege mußten Seeleute im Kriegsfall damit rechnen, gepresst zu werden, und die Methoden der pressgangs dürften in Punkto Zwangswerbung kaum den Praktiken preußischer werber nachgestanden haben, die dafür berüchtigt waren, nicht vor Gewaltanwendung und Kidnapping zurückzuschrecken.
Wo das nicht möglich war, griffen die Werber zu List und Tücke, und der Alkohol war in dieser Beziehung sehr hilfreich. So konnte es verheerend sein, sich von den Werbern einladen zu lassen, weil die dann vielleicht behaupten konnten, es als Vorschuß auf das Handgeld ausgegeben zu haben. Ein unvorsichtiger Handwerksbursche hatte mit hessischen Werbern getrunken und fraternisiert.
"Mein Freund, mein Kamerad, mein Bruder, was du bist, will ich auch sein!" Als er betrunken war hatten die Werber ihn ein Werbeformular ausfüllen lassen, und es half ihm alles nichts, "juchheissa nach Amerika!"