Geteiltes Deutschland - als Einheit dargestellt?

Festus621

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Bei den zur Zeit ausgetragenen Olympischen Winterspielen in Turin ist mir bereits mehrere Male aufgefallen, dass die Berichterstatter die vergangenen Erfolge west- und ostdeutscher Athleten in einen Topf werfen und als gemeinsame Triumphe darstellen.

So auch gestern Abend, als der Fernsehreporter meinte, 1976 bei den Spielen in Innsbruck hätten die deutschen Sportler im Rennrodeln sowohl bei den Herren als auch bei den Damen einen Dreifach-Triumph gefeiert und im Doppelsitzer einen Zweifachsieg errungen.

Innsbruck 1976

Ich finde solche Aussagen historisch absolut unkorrekt.
Der Reporter sagte zwar deutsche Sportler und nicht Deutschland, aber wir können doch nicht von gemeinsamen Erfolgen sprechen, wenn Sportler aus der DDR und der BRD gemeint sind. Damals vor 30 Jahren hat man mit Sicherheit anders empfunden und sich bestimmt nicht über die Siege des „Klassenfeindes“ gefreut.

Wie seht Ihr das?
Gibt es noch mehr Beispiele, auch außerhalb des Sports, wo getrennte Geschichte mittlerweile zusammengefasst wird und als Eins dargestellt wird?
 
Der Bildzeitung war es heute zumindestens Wert, zu schreiben, das ein Biathlonsportler mit einem alten DDR Gewehr eine Goldmedailie geholt hat.
 
Bis 1964 hatten wir ja sowieso eine gesamtdeutsche Mannschaft. Hymne war Beethovens 9., weißes Trikot mit rotem Brustring und als Emblem die Olympischen Ringe.

Also ich habe mich über die Siege der DDR-Sportler immer sehr gefreut, im Gegenteil, als so ca. 66 klar wurde, dass die Gesamtdeutsche Olympiamannschaft passé war, haben wir gesagt: "dann machen die anderen ja alle bald nicht mehr mit, wenn die Deutschen jetzt alles gewinnen, den einen oder anderen Olympiasieg müssen wir den Amis + Russen schon noch lassen" Irgendwie wars ja dann auch so.

Also für mich war z. b. Roland Mattes doch kein Klassenfeind, das war ein großer Sportler!

Grüße Repo
 
Als es abzusehen war, das Deutschland wieder vereint wird, habe ich gesagt, mann, das wird ja die grösste Sportnation aller Zeiten.
Nun sterben die alten DDR Sportler langsam aus und das Sportförderungsystem der DDR war ja ach so Menschenverachtend.
 
florian17160 schrieb:
Als es abzusehen war, das Deutschland wieder vereint wird, habe ich gesagt, mann, das wird ja die grösste Sportnation aller Zeiten.
Nun sterben die alten DDR Sportler langsam aus und das Sportförderungsystem der DDR war ja ach so Menschenverachtend.

Hallo Klassenfeind:D

habt ihr Euch nicht auch über Rosi Mittermaier gefreut? Oder wenn die "BRD" (für uns war das Deutschland, was denn sonst)Fussball-Weltmeister wurde?

Dass die Deutschen, wenn man sie nur ließe, sich sofort wiedervereinigen würden war für uns (ich +mein Umfeld) immer klar.

es grüßt ein absterbender Kapitalistenknecht
Repo
 
florian17160 schrieb:
Als es abzusehen war, das Deutschland wieder vereint wird, habe ich gesagt, mann, das wird ja die grösste Sportnation aller Zeiten.
Nun sterben die alten DDR Sportler langsam aus und das Sportförderungsystem der DDR war ja ach so Menschenverachtend.


Ich finde es schlimm, wenn unter staatlicher Kontrolle Dopingmittel verabreicht werden und der Sport instrumentalisiert wird, wobei das Erringen von Medaillen als einziges Ziel gilt.
 
Lukrezia Borgia schrieb:
Ich finde es schlimm, wenn unter staatlicher Kontrolle Dopingmittel verabreicht werden und der Sport instrumentalisiert wird, wobei das Erringen von Medaillen als einziges Ziel gilt.

Gut gebrüllt Löwe.
Mal davon abgesehen, das Doping überall vorkam, man es aber nicht dokmatisieren sollte.
Ich kann mich erinnern, das regelmässig Leute in unsere und in allen Schulen kamen und einfach nur geguckt haben.
Wenn da" und in meiner Klasse war einer" ( brauchbar war) dann wurde er und die Eltern gefragt, ob er nicht besser in eine Sportschule geht.
Da war der selbe Unterichtsstoff, aber der Rest der Zeit wurde mit Sport verbracht.
Manchmal habe ich den Eindruck, ihr denkt, wir haben wie Sklaven gelebt.
 
florian17160 schrieb:
Mal davon abgesehen, das Doping überall vorkam, man es aber nicht dokmatisieren sollte.

Mir ging es darum, dass es von staatlicher Seite geduldet, ja gewollt wurde. Was für ein Wort soll "dokmatisieren" sein?

Ich kann mich erinnern, das regelmässig Leute in unsere und in allen Schulen kamen und einfach nur geguckt haben.
Wenn da" und in meiner Klasse war einer" ( brauchbar war) dann wurde er und die Eltern gefragt, ob er nicht besser in eine Sportschule geht.

Dagegen ist nichts einzuwenden. Ist dir aber auch aufgefallen, dass vor allem die Sportarten gefördert wurden, die zu olympischen Mendaillen führen konnten?

Manchmal habe ich den Eindruck, ihr denkt, wir haben wie Sklaven gelebt.

Das denkt hier keiner und es steht mir nicht zu, das System der DDR zu verteufeln. Aber so nebenbei: Warum versuchte man alles, die Sportler der DDR auf internationalen Wettkämpfen von anderen Nationen zu isolieren? Steckte da nicht der Wille dahinter, die Individuen daran zu hindern, über den Tellerrand zu schaun?
 
Lukrezia Borgia schrieb:
Das denkt hier keiner und es steht mir nicht zu, das System der DDR zu verteufeln. Aber so nebenbei: Warum versuchte man alles, die Sportler der DDR auf internationalen Wettkämpfen von anderen Nationen zu isolieren? Steckte da nicht der Wille dahinter, die Individuen daran zu hindern, über den Tellerrand zu schaun?

Nee Luki,

die hatten schlicht Angst es könnte einer stiften gehen.

Ist ja auch ein paar mal passiert.
Pöhland fällt mir ein, Mai, waren aber noch etliche mehr. Hansi Schmidt, der Handballer, aber der kam aus Rumänien.
Gab immer diplomatische Verwicklungen, weil die im Westen als Deutsche sofort startberechtigt waren.

Grüße Repo
 
Lukrezia Borgia schrieb:
Aber so nebenbei: Warum versuchte man alles, die Sportler der DDR auf internationalen Wettkämpfen von anderen Nationen zu isolieren? Steckte da nicht der Wille dahinter, die Individuen daran zu hindern, über den Tellerrand zu schaun?

Das ist doch wohl klar.
Glaubst du, Gabi Seifert hat damals aus Überzeugung gesagt " ich danke Walter Ulbricht, das er es ermöglicht hat, mir diese Ausbildung zukommen zu lassen"
Nein, ich rede hier von Leistungswillen. Nicht von Ideologie oder von Geld.
 
florian17160 schrieb:
Das ist doch wohl klar.
Glaubst du, Gabi Seifert hat damals aus Überzeugung gesagt " ich danke Walter Ulbricht, das er es ermöglicht hat, mir diese Ausbildung zukommen zu lassen"
Nein, ich rede hier von Leistungswillen. Nicht von Ideologie oder von Geld.


Und deine Stellungnahme zu den anderen Punkten?

Sicherlich ist es für den Leistungssportler ein Triumpfgefühl, wenn man auf eine erfolgreiche Karriere zurückblickt. Fakt ist jedoch, dass nicht die Freude am Sport im Vordergrund stand, sondern der "Leistungswille", wie du so schön sagst. Jedoch nicht nur der des Sportlers, sondern auch der des Staates, um bei internationalen Wettbewerben durch das Erringen von möglichst vielen Medaillen zu definieren.

Dass das Streben von Nationen nach Erfolg nichts schlimmes ist, ist klar. Das sieht man auch heute noch bei, gerade jetzt wieder bei den Olympischen Spielen. Wie sehr man sich jedoch darin verbeisst, ist von Land zu Land verschieden und die DDR hat meines Erachtens da über das Ziel hinaus geschossen. Nicht zuletzt dadurch, dass sie mit der Gesundheit der Sportler gespielt hat - mein Doping-Argument, auf das du ja nicht mehr eingehen wollest!
 
Im MoMa wurde mal gesagt, dass die Australier einige Teile des SPortförderprograms der DDR übernommen haben, die BRD soetwas jedoch nciht tun könnte, da die kulturellen Unterschiede zur DDR zu groß seien.
Ich kann mich erinnern, das regelmässig Leute in unsere und in allen Schulen kamen und einfach nur geguckt haben.
Wenn da" und in meiner Klasse war einer" ( brauchbar war) dann wurde er und die Eltern gefragt, ob er nicht besser in eine Sportschule geht.
Bei Turnern wurden auch schon früh Handgelenke gerönt um nach einer Berechnung der vorraussichtlichen Körpergröße abzuschätzen, ob er eine möglichst ideale Turnerfigur beibehalten wird.
 
Und wie sieht es nun mit meiner Anfangsfrage aus?
Ist sie so ungewöhnlich gewesen, dass niemand von Euch darauf eingegangen ist und mittlerweile etwas ganz anderes diskutiert wird?:confused: :confused:
 
Lukrezia Borgia schrieb:
Und deine Stellungnahme zu den anderen Punkten?

Sicherlich ist es für den Leistungssportler ein Triumpfgefühl, wenn man auf eine erfolgreiche Karriere zurückblickt. Fakt ist jedoch, dass nicht die Freude am Sport im Vordergrund stand, sondern der "Leistungswille", wie du so schön sagst. Jedoch nicht nur der des Sportlers, sondern auch der des Staates, um bei internationalen Wettbewerben durch das Erringen von möglichst vielen Medaillen zu definieren.

Na gut.
Du sagst( sondern auch der des Staates)
Ist es denn heute anders? Der Staat (die Presse) rühmt sich. Wir werden Weltmeister, Wir sind pabst. Ich kann es nicht mehr hören. Das da Ausnamemenschen hinter stecken sieht keiner.

Über Doping will ich nicht weiter reden. Das ist heute noch viel schlimmer als damals.
 
Festus621 schrieb:
Und wie sieht es nun mit meiner Anfangsfrage aus?
Das ist so lange her, dass ich mich mitunter an deutsche Sportler erinnere, nicht aber hinter welcher Fahne sie herliefen.
Bei den Politikern sieht das schon etwas anders aus. :winke:
 
Mercy schrieb:
Das ist so lange her, dass ich mich mitunter an deutsche Sportler erinnere, nicht aber hinter welcher Fahne sie herliefen.
Bei den Politikern sieht das schon etwas anders aus. :winke:

Sehr geehrter Ritter Mercy, so lange ist das doch noch nicht her. Meine Frage habe ich heute um 17:34 Uhr gestellt und sie lautete wie folgt:

Festus621 schrieb:
Wie seht Ihr das?
Gibt es noch mehr Beispiele, auch außerhalb des Sports, wo getrennte Geschichte mittlerweile zusammengefasst wird und als Eins dargestellt wird?
:winke:

 
Ritter Mercy schrieb:
Das ist so lange her, dass ich mich mitunter an deutsche Sportler erinnere, nicht aber hinter welcher Fahne sie herliefen.

Festus621 schrieb:
Sehr geehrter Ritter Mercy, so lange ist das doch noch nicht her. Meine Frage habe ich heute um 17:34 Uhr gestellt und sie lautete wie folgt:


So schön hat hier im Forum lange keiner aneinander vorbeigeredet... :yes:
 
Kirlon schrieb:
So schön hat hier im Forum lange keiner aneinander vorbeigeredet... :yes:

Und zwar von meiner Seite aus mit voller Absicht.
Ich habe einen Thread mit einer klar gestellten Frage eröffnet und hier wird von einer ganz anderen Sache geredet, von Doping usw. Einschließlich zweier Moderatoren, die sonst immer ganz schnell zur Stelle sind und eingreifen, wenn jemand mal ein wenig abschweift und Off-Topic postet.
 
Festus621 schrieb:
Und zwar von meiner Seite aus mit voller Absicht.
Ich habe einen Thread mit einer klar gestellten Frage eröffnet und hier wird von einer ganz anderen Sache geredet, von Doping usw. Einschließlich zweier Moderatoren, die sonst immer ganz schnell zur Stelle sind und eingreifen, wenn jemand mal ein wenig abschweift und Off-Topic postet.


Off-Topic finde ich es nicht, wenn auf die unterschiedlichen Wettkampfverhältnisse zur Zeit der deutschen Teilung eingeangen wird. Schließlich hast du ja die Zusammenrechnung der Erfolge von BRD und DDR als Anlass genommen, diesen Pfad zu eröffnen.

Sollten dich die Beiträge sehr stören, kann ich sie gerne in einen gesonderten Pfad verschieben.
 
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